Faksimile 0615 | Seite 1437
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vorder vorderig vorderisch vordersam
Vórder, a., –st.:
1) (s. Ggstz. hinter II): vorn befindlich im Vergleich zu etwas hinten Befindlichem, im Positiv (a; b) und eine Komparativform fehlt im Superl. (c—f):
a) als Ew. im Posit.: Die v–n Füße, Räder, Zimmer etc.; Mit den 2 „fordern“ Fingern. Sturz 2, 176 etc.; Mit den „fördern“ 2 Füßen. 2. Macc. 3, 25 etc. (vgl.: Die Vörderfüße. Hagedorn 2, 30). Zsstzg. z. B. übertr.: Dem rang-v–n Milizen- obersten. Sealsfield Leg. 2, 174, dem im Rang vorangehnden, höher stehnden.
b) selten als sächl. Hw.: Sprang . . ins Vordre des Schiffs. Baggesen 1, 73, vgl.: Das „forder teil“. Ap. 27, 41 und Vorn 2.
c) Wo es mit Bezug auf etwas in der Mitte Befindliches sich um das am meisten nach vorn Befindliche handelt, steht der Superlat.: Die v–ste, aller-v–ste Spitze; Das v–ste Ende; Die v–sten Zimmer, Reihen, Truppen etc.; Den „f ördersten“ Elephanten. 2. Macc. 13, 15; Hebr. 9, 6 etc.
d) (s. c und Erst 1h) substantivisch, von Pers. (vgl. 2): Daß ihre Kinder bei allen Bubereien .. die V–sten seien. Kurz Weihn. 216; Stilling ging bei seinem Leichenkondukt [als] der V–ste. Stilling 3, 110 etc.; Der rasche, kühne Petrus überall der „vörderste“. Hebel 4, 346 etc.; Wo die Hintersten allezeit höher stehen als die „voder- sten“. L. 6, 489 etc.
e) zuw. als sachl. Hw., s. hinter II 1; 2, auch die Belege, ferner z. B.: Persönlich beim „vorderisten“ sein. Stumpf 744b = beim v–sten Theil des Heers etc., s. f.
f) adverbiell, z.B. örtl.: Offenbar hatte der Junker eine heftige Antwort zuvorderst. Gotthelf Sch. 401, gleichsam: schon auf der Zungenspitze; bes. aber: Das Oberste zu unterst, das Hinterste zuv örderst kehren, und substant.: Ein Hinterstzuvörderst (s. hinter II 1); nam. aber übertr., in Bezug auf die Reihenfolge = vor Allem, vor allen Dingen, z. B. (s. förder, Anm.): Gewöhnlich fing man damit an ..,| sich vörderst in Besitz zu setzen. W. 10, 281; Die Stelle, wo das Bild gemalt ist, wird allervörderst in Betrachtung gezogen. G. 31, 54; Allvorderst. W. Merck 1, 420; am häufigsten mit zu, z. B.: Zuvörderst lös’ ich in des Fürsten Namen | das schwache Band etc. G. 13, 192; Simrock N. 1387; u. o., vgl.: Gesund muß Der zuförderst“ sein, | der. W. HB. 1, 65; Im Übrigen bleibt der Ritterschaft zuvorderst frei etc. Erbvgl. 261; Muß ich dich zuvoderst fragen. Brockes 9, 572; Solche Beständigkeit .. wird uns .. in den Tragödien „zu fö- derst“ eingepflanzt. Opitz 2, 99 etc.
2) zeitlich:
a) als Ew. veralt., mundartl., z. B.: Nun hat die vordre [frühere] Welt gedacht. .. Wenn nun die jetzige vermerkt. Brockes 9, 441; Wenn nicht der Hausfreund in v–en Zeiten immer Wort gehalten hätte. Hebel 8, 227; Nicht so sehr als den v–n [vorigen] Morgen. Schweinichen 2, 334 etc. (vgl.: Die Walstatt der vorderigen Schlacht. Stumpf 603a; Die vordrigen meine Geschriften. Zwingli 2, 3, meine frühern Schriften).
b) substantivisch (vgl. vorig 2b): Was waren unsre Vordern? was sind wir?| und o wie weiter wird die Nachwelt sehn? H. 15, 357 (mit Anm.: ein altes Wort für Vorfahren); Selbstverleugnung unsrer V–n. Monatbl. 1, 332b; Ihrer V–en Tapferkeit. Stumpf IV; Graf Friedrich .. hat nicht allein seiner „Forderen“ Land und Leut ererbt etc. 420b; Ich muß es früh beginnen, wie die V–n | es früh begannen. Uhland 226 etc., häufiger Zsstzg.:
a) Wollen wir die Altvorderen für unsere Zeit neu begreifen. Auerbach SchV. 6; Unsre Alt- V–n nicht aus den Augen verlieren. G. 3, 234; Nach Sitten, Gebräuchen und Gefinnungen unserer Alt-V–n. 20, 25; Die Verdienste dieser nie genug zu schätzenden Alt-V–n. 27, 234; Deines Stamms Alt-V–e beuteten wahrlich | nicht umsonst Goldgruben aus. Platen 2, 246 (vgl. mit Artikel: Die Alt-V–n deines Stammes); Daß nicht ihr stets Alt-V–e rühmend erhöhn mögt | als gläubig und fromm und die jüngere Zeit darstellen als weltlich und gottlos. 4, 247; Scherr Bl. 1, IX; Sch. 519b; W. 9, 13 etc.; seltner in der Ez., sachlich: Sie sind laudatores temporis acti, sie schwärmen für die Biderbigkeit des Altvordern. Vischer Ästh. 1, 472 etc., Fortbild.: Eine Spur von altvorderischer Urkraft. Jahn M. 298, wie sie den Alt-V–n eignete. 8) Das von unsern Vorvordern Geleistete. G. 21, 213; Vor-V–n und Eltern . . Dank abtragen. 242; 24, 174; 35, 96; Zelt. 6, 299; Gutzkow Z. 9, 364; Alles [lauter] Vorvordere, Angehörige und Verwandte des Hauses. 1, 159 etc.
~ig, a.:
s. vorder 2a.
~isch, a.:
s. vorder 2bλ.
~sam, adv.:
s. fördersam 2: Erstlich und v–st [zuvörderst]. Hebel 3, 479; Der Verf. zeigt v–st, was etc. JvMüller 10, 233; 14, 418 etc.; „Fordersamst“. W. Merck 2, 193; „Vördersamst“. G. 12, 225; „Fördersamst“. L. 2, 302 (Nath. 4, 2).