Faksimile 0613 | Seite 1435
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Völle vollen völlen vollend Völlerei Vollheit völlig Völlekeit völlelich
Völle, f.; (–n):
s. Fülle, Anm,, auch Belege, dazu: Christo, der in der V. der Zeit [als die Zeit erfüllt war] Mensch ist worden. Mathesius Lthr. 63b; Der sink in der Qualen V., | in den grundlosen Pfuhl der Hölle. Rückert N. 59; Von V. wegen der Adern. Ryff Th. 30; Schau die V. [des Monds, den Vollmond]. V. Arat. 143 etc., s. auch voll 1k; Seligkeit und Himmels-V. Rückert 2, 320; Verstockt in Sünden-V. [-Trunkenheit etc.] Reithard 371 etc.
Vóllen, intr. (haben):
(schwzr.) voll werden, s. Stalder; Radlof Tr. 77: Das Faß vollet; Jemand vollet, wird trunken. Zsstzg.: Er- (mit sein): Des Lällenkönigs Bild, | das .. dämisch seine Augen rollt, | als wär’ auch es im Wein ervollt. Reithard 329; Das Volk giebt Deß nicht Acht, | es ist ervollet und verstockt 177 etc.
Völlen, tr.:
(schles.) füllen (s. d.): Der zittert vor 180* dem Degen, | der ein gevölltes Haus .. hat. Gryphius Fr. 379 v. 255; Andre völlen, sich entleeren. Logau 1, 65, 61 etc.; und Er-v., z. B. (gereimt auf Willen) 2, 9, 30; 21, 74; 3, 16, 69; 188, 83; 241, 129 etc.
Vóllend, adv.:
(aus mhd. vollen, Acc. von volle, m., s. Benecke 3, 363, vgl. voll 1g, z. B. noch: Jch bin follen geduldig. Keisersberg Pilg. 64b, vgl.: Von der Hitz des Feuers wird es fols zeitig. Par. d. Seel. 11a etc., vgl. Jemand, Anm. und folgend) völlig; ganz und gar bis zu Ende, so daß es voll ist, Nichts daran fehlt, z.B.: 1. Kön. 1, 14; Tit, 1, 5; Off. 6, 11; Da rissen sie vollend Alles zu sich. Hammer RH. 310; Die Propheten vollend zu verdeutschen. Luther 5, 43b; 534b; Schaidenreißer 56b; Dieselbe Reise vollend vollendet. Schweinichen 1, 80 etc. Heute gw.: Vollends, z. B.: Ich macht’ ihn schnell noch v–s stumm. Cham. 3, 264; Der Ritt hierher hat mich v–s müde gemacht. Grimm M. 254; Heinse A. 1, 157; 2, 65; Hölderlin H. 1, 116; Das geht den Staat v–s [ganz und gar; erst recht] Nichts an. L. 11, 179; Geht mir mit der Demokratie und v–s [gar; nun erst] mit der Republik bei solchem Gesindel! Ruge Rev. 1, 66; V–s [nun gar noch] Thränen? Sch. 255a; Das liegt nun v–s außer aller Zeit. Uhland 201; W. 11, 249 etc.
Völlerēī, f.; 0:
(s. voll 2) der übermäßige schwelgerische Genuß von Trank und Speise, nam. von Erstrem (s. Füllerei): Die schwere V. [personif.], befleckt mit ausgekotzten Speisen. Brockes 9, 480; Ziemt sich’s für gesetzte Leute, | wüster V. zu fröhnen? Cham. 3, 91; Forster A. 1, 174; Sich der V. in Gesellschaften überlassen. Garve Vers. 3, 281; G. 4, 223; 17, 240; In Trunkenheit und V. Spindler V. 3, 201; W. 9, 99 etc.
Vóllheit, f.; 0:
das Vollsein (s. Fülle): Seine Seele ist voll von diesem Ton .., sie glühet; sie muß kalt werden, wenn er dieser V. sich begiebt. Gleim (B. 460a); [Das Kinn] Dessen Schönheit besteht in der gerundeten V. seiner gewölbten Formen. Winckelmann M. 1, 197a etc., auch (s. voll 2): Er hat es in der V. [Trunkenheit] gethan. Adelung und = Völlerei. Opitz.
Völlig, a.:
1) voll, so daß Nichts daran fehlt; in vollem Maß; ganz und gar etc.: Eine so v–e Selbstbeherrschung. Engel 4, 57; Sie wusst’ es artig zu machen, | daß ich halb ihr Gesicht, völlig den Nacken gewann [zu sehn bekam]. G. 1, 235; Lasst uns den Freund gleich völlig auf die Höhe führen. 15, 24; Eine v–e halbe Stunde. 20, 152; In so v–er Wüste. 22, 364; Völlig abgeschlossen, 33, 302; So haben sie völlig Recht. 39, 84; Mit v–em Recht. 331; Wenn dir der Dinge Reich sich v–er entdeckt. Haller 199; Ich habe v–e Gewalt, sie drucken zu lassen. L. 6, 1; Wie völlig ich Sie auf den Fuß eines alten Freundes genommen. 12, 372; Nehmt | die Sache völlig, wie sie liegt. Nath. 3, 7; Völlig elend. Platen 4, 317; 248; Meine Rechnung war völlig, die Zeit der Reue war dahin. Sch. 710; Pinus .. hat auch Harz wie die Tannen und Lärchen, und das v–er. Stumpf 607a; Ein v–es Jahr. V. Od. 11, 356; 23, 249; Ich war (mit einem Worte mich völlig zu umschreiben) | das v–e Gegentheil. W. 15, 261 etc. 2) (s. 1) veraltend = vollkommen (s. d.): 1. Thess. 3, 12; 4, 1; 10; 1. Joh. 1, 4; 4, 12; 17; 18; Off. 3, 2; 18, 14; Doch ist keins der Werke vollkommen ausgedacht, völlig zusammengedacht. G. 31, 52; So ließ dein Fall auch ein Fleck zurück, | den v–en, bestbegabten Mann zu zeichnen | mit ein’gem Argwohn. Schlegel Sh. 7, 47. 3) in Bezug auf Körperfülle (s. korpulent; vollkommen 2d): Den nächsten Monat ist er feist und völlig, als hätte er die Tafel eines Financiers nicht verlassen. G. 29, 208; Völlig und fett vom Leibe. Olearius Ros. 40a; Welchen Athene .. höher erschuf und v–er anzuschauen. V. Od. 8, 20; 18, 195; 23, 157; 24, 369 etc. S. auch füllig und z. B.: Gute, hand-v–e Fackeln [die Hand ausfüllend, von gehöriger Dicke]. Franck Weltb. 51b.
~keit, f.; 0:
(veralt.) Vollheit (s. d.), z. B.: So es nun von wegen der Volligkeit .. vonnöthen sein würde, eine Ader zu schlagen. Ryff Th. 36 etc. und bes. = Völlerei. Sp. 163b etc.; Darum ich nicht viel schlafen mochte ungeachtet der V. [des Rausches]. Schweinichen 1, 129 etc.
~lich, a.:
veralt. statt völlig. Schottel 1007 ⁵⁰; Bereit | in v–em Maße. Simrock N. 306; Gudr. 206; Stumpf 212a; 344b etc.