Faksimile 0582 | Seite 1404
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tusch Tusche Getuschel tuscheln tuschen tüschen tuschieren
Túsch: I. interj., womit man Einem zuwinkt, er möge sich stille verhalten, niederd. tusse (Brem. W. 5, 134) s. tuschen 1; sch! 1 etc., z. B.:
„Was duckst du denn?“ T.! sie bemerkt uns. V. 2, 50; Sh. 3, 343 etc. II. m., –es; –e:
1) Begrüßung mit (Pauken und) Trompeten etc.: T. und Ständchen. Beck Arm. 275; Freiligrath 2, 69; T.! Hurrah! Tatterata! T.! Gutzkow R. 3, 315; Bliesen die Musikanten .. T. Kinkel E. 249 (Dusch. Lichtenberg 5, 358; Miller Siegw. 340 etc.); Trompeten- T. Freiligrath SW. 6, 297; Heine 15, 112 etc., vgl. Tos, Getöse etc., s. nam. Schm. 1, 460.
2) bursch.: eine Beleidigung, worauf ein Duell gehört: „Ochse“ ist .. manchem Universitätskomment zufolge kein T. und zieht nicht. Holtei Mensch. 2, 24; Immermann Card. 4; Vollmann 448, s. tuschieren 2.
3) st. Tusche (s. d. 1; 2).
~e, f.; –n:
1) wie frz. touche, die Darstellungsweise auf einem Gemälde, z. B.: Landschaftliche Zeichnungen, die sich durch reinliche Umrisse, massenhafte T., angenehmes Kolorit dem Auge freundlich empfahlen. G. 22, 395 etc., vgl. bildl.: Zu des Spätjahrs mildem Tusch. Kosegarten Rh. 3, 374.
2) feingeriebne und dann mit Gummi- oder Leimwasser zu Täfelchen geformte Lack- oder Erdfarben behufs der Malerei (s. Tuschkasten), bes.: schwarze T. aus China (frz. encre de Chine): Einen Vers mit der Rabenfeder und T. auf holländisch Papier schreiben. G. 21, 103 etc., auch: Tusch m.: Schm.; Konvers.–Ler. (5) 10, 177; Der schwarze chinesische „Dusch“. Sulzer 1, 754.
Getúschel, n., –s; 0:
fortwährendes Tuscheln: Bei alle dem diplomatischen Gethue und G. Scherr Bl. 3, 310 etc.
Túsch~eln, intr. (haben), tr.:
geheim flüstern: Tuschelt dir ins Ohr. Gutzkow Z. 3, 249; Dies T. und Flüstern. R. 3, 67; Kn. 151; Liesli 78; [Sie] zischelten, tuschelten unter einander und flüsterten sich in die Ohren. Holtei Mensch. 2, 47; So oft ihm eine Äußerung ins Ohr getuschelt wurde. Spielhagen Pr. 4, 54; 5, 122; Spindler V. 1, 111; 3, 228; 276 etc.; [So] tuschelte ihm das unsaubre Gewissen zu. 108 etc.; mundartl.: tutscheln. vHorn rhD. 96; 199 etc., vgl. tuschen 1; züscheln etc.
~en, intr. (haben) und tr.:
1) T.: zum Schweigen ermahnen, eig. durch ein leises „Tusch!“ [s. d. I], dann auch durch andere Worte und Gebärden. V. 2, 222; Schnell tuschte mit winkendem Haupte die Mutter: | Still! dás Väterchen hält noch Mittagsschlummer. 157; Br. 2, 333 etc.
2) tr. (vgl. 1), wie russ. rymrs, tuschit: löschen, dämpfen, beschwichtigend unterdrücken (s. Schm. 1, 460): Nach getuschten bürgerlichen Kriegen. Garzoni 742b; [Dies Volk] nährt drum insgeheim den fast getuschten Brand. G. 7, 129; Die Gegenwart des Amtmanns und seine Anstalten tuschten einen Aufruhr. 14, 154; Eine Scene, welche, zwar wieder getuscht und ausgeglichen, doch etc. 21, 174; Kleine und größere . . Widerwärtigkeiten waren kaum .. getuscht und geschlichtet. 27, 26; Wie man den aufrührischen Pöbel stillen und t. soll. Schuppius 536 etc., auch mit Uml.: Die Frauen suchten vergebens das Feuer zu schen. G. 20, 51; Da mein Blut get i scht. Kosegarten Rh. 3, 58 etc.
3) mit Tusche malen, eig.: Drei Tinten stehen, wenn er tuscht, immer bereit. G. 23, 255; 24, 105; Das Bild zu t. und auszumalen. H. Ph. 13, 16; „Duschen“. Sulzer 1, 754 etc.; übrtr. z. B. auf Farben der Natur: Wer tuschte so mit Kunst und Fleiß | der Holden Wange roth und weiß? B. 37b; Wenn Herzblut seine Wange tuscht. Schubart 2, 311; V. Sh. 3, 97; Ihr [der Glieder] unbefleckter Schnee, getuscht mit Rosenblut. W. 12, 163 (s. Luc. 3, 289); Stirne und Wangen olivenfarbig und mit Braunroth getuscht. W. 1, 66 etc.; auch: Glaubt er im Morgenduft | ein leicht getuschtes Land zu sehen. 12, 276 etc., ferner von Schildrung in Worten: Laß sie vom Pfad des Glücks dir eine Skizze t. Gotter Sch. 103 etc. Dazu: Du bunter Täuscher, du falscher Tuscher. Rückert Mak. 2, 173. Zsstzg. ohne Bem. zu 3, vgl. die von malen, z. B.: An-: Federumriß mit Sepia angetuscht. G. 31, 236 etc. Aūs-: Diese braun ausgetuschte Zeichnung. 240; 355; 24, 83; Das kühn Hingestrichne, wild Ausgetuschte [in den Skizzen]. 30, 338 etc. Be-: Die Dämmerung betuscht die Waldgestade | mit zartem Grau. Salis 35 etc. Hín-: Daß er | den Schatten nicht prüfe und zur Sonne droben blicke, | die ihn auf grünen Teppich hingetuscht. Schefer Laienb. 307 etc. Über-. Unter- I07 [2]: Adelung, gw.: ver-t. Ver- [1; 2]: Etwas tuschend verdecken, verheimlichen etc.: Arndt Ber. 85; Man mußte bald da, bald dort Schulden für ihn bezahlen und allerlei böse Streiche ver-t. Auerbach D. 4, 22; 112; 130 etc.; Engel 12, 278; Zu vermitteln, zu ver-t. G. 21, 86; 22, 68; Nimmt man aber aus der Gruppe so vieler .. grell gemalter Figuren die Hauptfigur, deren .. Kolorit alles Andre gleichsam überschreit, bedächtig heraus . ., vertuscht ihre moralische Abscheulichkeit. 32, 189; Daß man Das, was allenfalls noch zu direkt gegen die Decenz geht, mildre und vertusche. Sch. 6, 297; Die Beleidigung . . mit Liebkosungen ver-t. Grabbe Herm. 113; Wer weiß, wie viel Buhlerbriefe du unter ihnen vertuscht hast! Günther 1002; Aufgerüttelt von seinem Herrn, der in fremder Ermüdung nur seine eigene ver-t. wollte. Gutzkow R. 1, 119; Alles Unangenehme v–d, verwischend, beschwichtigend. 397; 388; Hebel 3, 147; Heine 5, 227; Rom. 308; H. 11, 193; Der Skandal war vertuscht worden. Höfer V. 121; L. 8, 367; Daß man den getauften Laien die einige Gestalt vertuschet und verdäumelt hatte. Mathesius Lthr. 18a; Olearius Reis. 121a; Er schlichtete und vertuschte nach Möglichkeit. Prutz Mus. 2, 96; Die Kunst des V–s, Bemäntelns. Scherr Bl. 1, XXII; Nicht mit flüsternd v–der, sondern mit lauter Stimme. 41; Sch. 1, 58; Sch. 643b; Spielhagen Pr. 4, 17; Man vertuscht oder modelt die Geschichte. V. Ant. 1, 387; Ihr habt mich aufgenährt wie einen Bauren und mir entrückt und vertuscht alle Tugenden eines Edelmanns. Sh. 3, 10; Das Unglück ließ sich ver-t. Xenien 307 etc.; Vertuschung. Gutzkow R. 1, 354; König DFam. 1, 118 etc.; vralt.: Das Otterngift und bitter Gall | mit Honig ist vermischet | und vert üschet. [verdeckt]. Waldis Ps. 140, 2; 4 etc., vgl.: Darin ihr Nam wurd ganz „verdischet“. HSachs G. 2, 30, s. auch: [Da die Römer] ihr eigen Lob bis an den Himmel erhebt, der Deutschen Ruhm aber „vertüst“ haben. Stumpf 58a, vgl.: Weil [,wären sie steinern gewesen,] die Fundament nicht möchten mit dem Pflug also gar „„vnder getüst“ sein als sie aber sind. 691b etc. (s. Benecke 3, 155 ff.).
Tüschen: 1) tr.:
s. tuschen 2 und Zsstzg. 2) n., –s; uv. (niedrd.) eig. = zwischen (Brem. W. 5, 145), daher: (vgl. Twiete) schmaler Gang zw. 2 angrenzenden Häusern: Aus Latrinen, Kloaken, T., Abzugskanälen. Mecklbg.-Strel. Offic. Anzeiger (63) S. 91 §. 2.
*Tuschīēren (frz.), tr.:
1) rühren. Jffland 9, 1, 150 etc.
2) beleidigen (s. Tusch II2). B. 32b etc.