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Tuck Tuck) Sich
II. Túck(Tǘck), m., –(e)s; Tücke:
1) vralt. ohne tadelnden Nbnsinn (s. 2); ein Streich, den man aus- übt; das Thun: Ein T. wagen. Ayrer Fastn. 75c; Bei einem vollen Mann darf sich Niemand keiner Reinigkeit versehen noch keines redlichen T–s. Franck LastG. 1; Der Menschen Fleiß und werklich Tück | auch nachzuthun in diesem Stück. Nigrinus Pap. Jnquis. 3a.
2) (s. 1) ein hinterhaltig gegen Jemand, um ihm zu schaden, geführter Streich und: die solchem zu Grunde liegende Gesinnung; versteckt boshaftes Wesen etc.:
a) Ez. ohne Uml.: Ap. 8, 22; [Daß ich ihm] nicht einen T. anthun kann, den er sein Lebenlang spürt. Auerbach B. 101; Dem Racker thu ich doch noch einmal einen T. Kurz Sonn. 138; Sehet zu, daß er euch nicht „ein Duck“ thue. N. Manuel (Wackern. 3, 272¹⁴); Hast uns den „Duck“ gethan, | daß etc. HSachs 3, 1, 8b; Wo ich ihm kann ein Duck beweisen. 9a; Ein boshaftiger T. Zimmermann Nat. 323 etc.; auch (selten): Er hat manchen T. und Buben erkennen müssen. Luther SW. 35, 138 (ein T. Übender).
b) Ez. mit Uml.: Sie wollen mir einen Tück beweisen. Ps. 155, 4; 2. Macc. 14, 22; Menschen und Völker nach ihrem Tick und Tück umzugestalten. Jahn M. 114; Vor allem falschen Tück und List des Feindes behüten. Luther 5, 2b; Wo ein Bube sich solches Stücks und T–s würde unterwinden. 255a; 332b; Daß der Teufel ihm nicht zeig einen Tück. SW. 60, 19 etc.; Laß dich auch den Tück von Rübezahl nicht anfechten. Musäus 2, 82 („,Schabernack“ ebd.); Ohne einen bösen Tück ihm zu beweisen. 4, 64; Teuerdank 71, 1, auch (s. d): Doch lässt er im Älter sein Art und Tück nicht gar fallen. Stumpf 609a; Ohne Tück und Falsch. Tschudi Th. 440 etc.
c) Mz.: Der Gottlosen Tücke sind keine Klugheit. Sir. 19, 19; Der Brüderschaft ergrimmte Zucht | häuft täglich die gewohnten Tücke. Hagedorn 2, 47; „Es ist kein Gott!“ sind alle seine Tücke. Mendelssohn Ps. 10, 4; Jhre verderblichen Tücke. V. Ant. 1, 298; Die bösen Tück, | davon die Feind rathschlagen. Waldis Ps. 140, 5 etc., s. d; e.
d) Aus der Mz. (c) hat sich die heute gw. Ez. Tücke herausgebildet. Wir geben zunächst einige Belege, die formell zu c oder d gehören können, doch der vereinzelnden Bed. nach (boshafte Streiche etc.) füglicher obgleich nicht überall entschieden zu c zu rechnen sind: Erdenken böse Tück. Ps. 10, 2; Er erfindet Tücke, zu verderben die Elenden. Jes. 32, 7; Jer. 5, 27 etc.; Ränke und Praktiken, heimliche Tücke und Stück. Luther 8, 249b etc., Welcherlei Tücke des Todes | fand . . der Meuchler, den stärkern Mann zu ermorden? V. Od. 3, 249 etc.; dann aber entschieden durch die Form oder doch dem Sinn nach füglicher zu d, ungemein häufig: Des Narren Tücke ist Sünde. Spr. 24, 9; So lässt er auch seine Tücke nicht. Sir. 12, 10; 22, 27; Aus Tücke. Arnim 342; Noch kennst du nicht die Tücke, die in den Thieren wohnt. Cham. 3, 315; Geschlagen hat auch dich des Schicksals Tücke. 4, 53; Engel 8, 266; Mit Tücke den guten Willen vergelten. G. 5, 37; Gleich sieht er Absicht, sieht Verrätherei | und Tücke, die sein Schicksal untergräbt. 13, 105; 189; 328; Es steckt eine kleine Tücke hinter deinen Reden. 15, 43; 19, 245; Ich trieb aus einer kleinen Tücke den Gehorsam so weit, daß etc. 20, 105; 22, 373; Unversöhnlichkeit mit Allem, was Ränke und Tücke heißt. 385; 29, 415; Dem meine heimliche Tücke Nichts anhaben konnte. 30, 344; Obgleich Hooke doch die Tücke ausübt und (s. d. †) etc. 39, 249; Sie freut sich der gelungnen Tücke. Hagedorn 2, 79; Klinger Giaf. 175; Kl. Od. 1, 252; Fehler schließen Vorsatz und Tücke aus. L. 8, 3; 12, 219; Der kleine [Handel mit Leinsaat] hat wiederum seine Tücke. Möser Ph. 1, 60; Katzen- artlge Tücke. Musäus Ph. 1, 121; Tücke und Nücke. Olearius Ros. 99a; Die Tücke des Geschicks. Ramler F. 3, 283; Sch. 29a; 379b; Ihm spinnt | das Schicksal keine Tücke mehr. 399a; Simrock N. 909; Dann wird .. der Tod euch keine Tücke spielen können. Spindler St. 1, 59; Er ist Verrath und Tücke ganz und gar. Tieck Viel Lärm 5, 1; Der Hund voll hämischer Tücke! V. Od. 17, 248 etc.
e) Zu d gehört die neue Mz.: die Tücken, z. B. (wobei der Dat. natürl. auch zu e gezogen werden kann): Die Tücken werden zu Schanden. Spr. 12, 8; Herz, das mit bösen Tücken umgehet. 6, 18; Ps. 10, 4; 26, 10 etc.; Mit allen seinen Tücken | hat das Glück uns ausgesöhnt. Blumauer 1, 250; Es fällen die Nücken und Tücken, | es fällt mich die schleichende Niedertracht. Freiligrath SW. 6, 278; 2, 235; Reinike konnte die alten Tücken nicht lassen. G. 5, 125; 15, 248; Hat gar keine Mucken und Nücken und Tücken. Holtei Lammf. 1, 109; Er übt Tücken. Musäus Ph. 4, 247; 3, 132; Du Held in feigen Tücken. Rückert Erb. 2, 93; Mak. 1, 203; Scherr Bl. 1, 84; Fuchs, | der .. nicht ablässt von den Tücken seiner Ahnen. Schlegel Sh. 6, 160; Taugt zu Verrath, zu Räuberei und Tücken. Kaufm. 5, 1 = Wohl taugt er zu Verrath, Heimtück’ und Raub. v. Sh. 2, 117 etc.
f) Zsstzgn. (zu d; e) z. B.: Die dich [Gott, Gottes Namen] zu Bubentücken nennen. Mendelssohn Ps. 139, 20; Mancher fiel durch Freundes- tücke. Sch. 53b; Plötzlich hervorbrechende Heimtücke. Paulus Lebensb. 24 (V.); V. Ländl. 1, 113 etc. (s. e, Schluß und heimtückisch); Wenn Höllentücke wüthet, gräueltrunken. WHumboldt Son. 122; Die feigsten Mönchs- tücken. Heine 5, 151; [Wir] sind sicher vor Verräther- tücken. B. 18a etc.
Anm. Im Vorstehnden haben sich wohl versch. Stämme gemischt, s. Benecke 3, 126 ff., wo die.Bedd. vom mhd. tuc so geordnet sind:
1) heftiger Stoß, Schlag, Streich [vgl. noch nhd. Ihr hābt mir schon einmal in Granada einen Ducks gegeben, daß ich kaum heil werden konnte. Klinger Gris. 116 und übertr.: Wer Teufel hat dir den gelehrten, steifen, dalkigen Duks gegeben? Seid. 31, vgl. Hieb 1g Schluß].
2) schnelle hestige Bewegung überhaupt.
3) [= 1 bei uns] das Gebaren überh.
4) [= 2 bei uns] listiges Benehmen; Kunstgriff; Arglist; Tücke. In den ersten Bedd. dürfte am füglichsten zu vgl. sein mhd. zuc (s. Benecke 3, 931a; b), Zuck, dazu zucken, s. Shm. 4, 224 (vgl. zicken 223), niedrd. tucken (Brem. W. 5, 127; Quickborn 325), auch als dumpferes Ticken (s. d.), bes.: Ein Rucken (s. d. 3d) oder Mucken (s. d. 1e) und Tucken im Zahn etc. (s. dockezen. Schm. 1, 357). In der letzten Bed. aber, d. h. in der heute gewöhnlichen, wobei entschieden der Begriff des Versteckten hervortritt (s. bes. auch tückisch) liegt offenbar Berührung zu Grunde mit ducken, s. d., vgl. Tuckmäuser undaußer dem dort bereits Angeführten, z.B.: Sie können viel Demuth, „bucken und tucken“ [Ducken] in ihrem Gottesdienst . . . Daß sie sich vor dir „bucken, tucken“, zum Kreuz kriechen. Luther 8, 357a etc.;
Sich tūken und bücken (3, 45b; 515b etc.); und drücken (4, 172a etc.); und bergen (8, 212a etc.); ferner:
Wohin willst du, Mucker? | und wohin zielst du, Ducker? Rückert Mak. 2, 33 [versteckter Laurer etc.]; ferner: Die ihrem Mann Alles zu verduckeln [verheimlichen, verstecken] suchte. .. Was das Casperli that, wurde .. verdeckt und bemäntelt. vHorn Gemsj. 23 etc. Insofern (s. Dieb, Anm.) hierzu auch tauchen (s. d.) gehört, ist als stammverwandt zu erwähnen: „Der Ducker, Art von Fischgarn, das man untertaucht und nach einiger Zeit wieder herauszieht“. Schm. 1, 357 (und 189), s. Tucker. Unmittelbar zu T., Tücke aber gehören tück-en, -isch etc.; Tücke-Bold (s. d.) und als Anlehnung das veralt.: Blastücker (s. platten, Anm.).