Faksimile 0572 | Seite 1394
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Trumm
II. Trúmm, n. (m.), –(e)s; Trümmer, (Trümme):
ein Stück von Etwas (s. nam. Schm. 1, 490), und zwar:
1) als Ueberrest von etwas Zerstörtem, Zerbrochnem, zumeist nur als Mz.: Trümmer (s. d.), was selbst wieder als neue Ez. gilt, doch auch z. B.: Ein T., Trümmchen Licht. Adelung = Stümpfchen; Diesen köstlichen Schutt und T. [Goldklumpen]. Kohl Pet. 1, 282; Zwischen den Gräsern waren alte Baumtrümmer verweset. . . Aus dem T. .. blühte die herrlichste Blume empor. Immermann M. 1, 412; 430; Sich auf einen Baum-T. setzen. 3, 121 etc.; Es stürzt’ in die Fluthen der Fels-T. V. Od. 4, 508 = Den Dreizack .. erfassend, schlug er an Gyrä’s Fels und zerspaltete solchen zu Trümmern. | Ein T. blieb dort haften, das andere fiel in das Meer um. Wiedasch etc.
2) (s. 1) Bergb.: Nicht selten findet eine Zerspaltung eines Gangs in mehrere Theile Statt. Dies nennt man eine Zertrümmerung des Ganges, die einzelnen Theile nennt man Gangtrümmer. Karmarsch 1, 164, vgl. Jablonsky 1239a; T.: Theil eines Ganges oder Flözes, welches sich von seiner Hauptlagerstätte abgetrennt und in das Hangende oder Liegende derselben verlaufen hat. Oft ist die Fortsetzung eines solchen Gangtheiles durch spätere Erdrevolutionen abgerissen und weit von dem ersteren entfernt (übersetzt, verworfen) und heißt in Beziehung auf den Hauptgang sein Gegen-T. Scheuchenstuel 245; Haupt-T. 126 etc.; Ein einziges sein Streichen veränderndes abscharendes T. vereinigt die neuere Gebirgsspalte der Andes von Quito . .. mit der ältern Gebirgsspalte der Küstenkette von Caracas. Humboldt KlSchr. 1, 14; Wenn man in jeder Schicht befürchten muß, das dürftige Erz-T. zu verlieren. Ders. Gasart. 14; Oft zerschlägt er [der Gang] sich vor dem Bergmann in 1000 Trümmern ... oft lockt ihn ein betrügliches T. aus der wahren Richtung. Novalis 1, 65 etc.
3) das Endstück, Ende eines Fadens etc., z. B.: Hierauf folgen vier Doppelmaschen, d. h. bei welchen man das T. zweimal um das Häkchen schlingt. Musterz. (55) 41; Daß er [der Tod] .. unser T. | nicht mehr mördrisch dürft abbrechen (s. Faden 4b). Weckherlin (WhMüller B. 4, 71); Alles sparen bis aufs letzte T. [Lebensende]. Krisersberg Narr. 90a etc. Ferner: In einem T. fort, eig.: ohne daß der Faden abbricht; dann: ununterbrochen, s. auch (vgl. 5) Stück 6c (gemißdeutet. Stalder 1, 313), z. B.: singen (Auerbach D. 2, 549), schlafen (Jos. 223) etc.; Im alten T. fortleben (Ed. 382) etc.; Das T. [den Faden, s. d. 4e] verlieren, vom T. —, (wieder) zum T. kommen. Schm.; Jch habe eine Zeitlang mit ihm gesungen, ging mir aber doch früher das T. aus wie ihm. Frommann 4, 82; Jch bin noch nicht auf dem rechten T. Kurz Sonn. 43; Jetzt aber ist an der Sach ein andres T. aufgegangen. 179; Die noch immer das T. suchte zu ihrem Vorbringen. OLudwig Th. 1, 259; Die findt kein End und kein T. 474; In der Meinung, derweil ein frisches T. in meinem Kopf zu finden. Möricke N. 484 etc.
4) (s. 3) Web.: = Kamm (s. d. 28e): Mit den nachbleibenden Enden des Aufzuges vom Gewebe, die der Römer licium nennt, der Deutsche T. V. Ländl. 2, 421; 425; Man schneidet das nicht mehr zu verarbeitende Ende der Kette (Drahm, Drohm, Trum genannt) hinter den Schäften grade quer durch, verbindet mit den Fäden des Drahms durch Andrehen .. die Fäden der neuen Kette. Karmarsch M. 2, 350 etc., s. Dröhmt 2 und: Der Triem, Triemling; das Weber-Trem. Schm. (auch lat. trama, s. Thram).
5) ein Theil eines größern Ganzen, insofern es für sich doch ein mehr oder minder selbständiges Stück (s. d.) bildet, z. B. (s. Schm.):
a) Ackerbeet als Theil eines „Beifangs“.
b) Theil v. einem Tuch oder Webstück, von best. Ellenzahl; so auch: Ein T. oder Stück (s. d. 10a) Spitzen. Adelung etc., vgl.: Ein T. von einem Mantel. SClara EfA. 1, 103; Nachdem schneidt er [der Schneider] vom gülden Stück | ein T. HSachs.
c) Theil eines Baumstamms: Fichtentrümmer, von welchen 26 auf ein Gestrick zu 5 Klaftern gerechnet werden. Schm.; Kegeltrümmer: Balken einer Holzwand, nicht von einem Ende derselben bis zum andern, sondern nur bis zu einem Fenster oder von einem Fenster zum andern gehnd. Ders.
d) Bei den Fischern am Würmsee besteht eine ganze Segen [s. Säge 3] aus drei Trümmern, jedes von 45 Klaftern Länge etc. Ders.
e) Krummgebogen als ein Zirkel-T. [Kreisbogen]. Ryff Th. 86 etc.
f) Da sie ihr T. Gottesdienst ausgestanden, gebeichtet, ge- opfert und für ein halbes Jahr im Voraus Absolution erworben. Rank Arm. 54, ihr Theil (soviel auf sie kommt) etc.
g) wie Stück, Ende etc. zur Bez. einer Entfernung: Ein T., ein gutes, (ganzes) T. näher. Schm.
h) (vgl. Klumpen etc.) ein großes Stück, eig. und übertr. (etwas in seiner Art Kolossales). Ders.; Bummeln: wenn man das Eisen [die Flosse, s. d. 2] zerschlägt. Wer könnte das T., so wie es ist, transportieren? Kürnberger N. 2, 177; Ein T. von einem Kerl, der Wind und Wetter aushält. Spindler V. 1, 268, ein sehr starker Mann.
Anm. Ahd., mhd. drum, Stück, Endstück, Ende, vgl. ahd. drumön, abschneiden, wohl vrwdt. mit lat. truncus, (s. frz. troncon, mhd. trunzün, trunze, Lanzensplitter). Wackern. Gl. 102; 534, vgl.: Abtromben, abtrommen: von einem Stamm ein Stück mit der Axt abhauen. FBWeber Term. 9b, s. auch Trumpf 1; Vereinzelt fem.: Ne große T., ein Pulverthurm, der platzt. Eichendorf Ph. 222. Dazu (s. 1): „Die Trümmer“ (s. d.) als Plural vom Singular: das T.; als weibl. Singular aber macht es den neuen Plural: die Trümmern. Rückert. Mak. 1, 194; 190. Nbnf.: Bis daß es gar zu Drümmeln geht. Rollenhagen Fr. 349 (niederd.: Drümmel, m., hartes Exkrement etc. Schütze Holst. 1, 262; Du schnappst ja den Drümmel hinweg mir. V. Ar. 3, 249), versch.: Ge- drümmel etc. (s. Tromm).