trotz
trotzen
Trotzer
trotzerhaft
trotzhaft
trotzieren
trotzig
Trotzischen
Trótz: II, a.:
(mhd. traz) von Trotz (s. I 1; 3) erfüllt, heute gw. trotzig (s. d.): Wie? wenn er .. steif und unverzagt auf t–em Schweigen stünde? Fr. 27; 377; Du sollst den t–en Sinn | dir bald gebrochen sehn. JbrS. 81; Soph. 4; Der sehr hochgesinnt und t. war. 32 etc.; Mit trutzem Stierblick. Ar. 3, 186 etc. — III. präp.: s. I 6. — IV. conj.: s. I 6c. — V. interj.: s. I4c. —
~en: 1) tr., im Allgm. veralt., mit ineinandergreifenden Nüancen: a) (eig.) höhnisch zum Kampf herausfordern: Jrus trotzet Ulyssem. reißer 76b; Trotze mich nicht viel! = Nicht so keck mich gefodert zum Faustkampf. Od. 18, 20 etc. —
b) (s. a) höhnen, verspotten (tratzen, s. Trotz, Anm.): 1. 1, 6; Ich trotze dich mit diesem Blute. 202; Ein Greis .. ward von ihm sehr höhnisch angefahren. .. „Du trotzest mich vergebens.“ 2, 112 etc.; daneben: trutzen. 288 etc., s. 2b. —
c) (s. a; b) = Trotz (s. d. 4a) bieten (s. 2b): 1. 10, 22; 50, 24; 3, 9; Wer also scheiden kann, | verhöhnt den blassen Tod und trotzt den Zwang der Zeiten. Fr. 397; Freundschaft pocht den Tod und trotzt die Ewigkeit. 704; 702; 377; 273; 655; Bald trotzt sein steifer Kopf die Pflicht gewohnter Grüße. 1, 61; 2, 179; 188; 75; 156; Der .. das [spätre Lesart: dem] Schicksal .. trotzt. 89; 5, 174); Die Eiche trotzt den Wind, der weiche Pappeln bricht. Soph. 90; 1, 360b; 415a; 8, 189b etc.; H. 55; 4, 245; 336; Trotzt’ ich nicht ungestraft die Stärke seiner Flotten? 1, 222; Was darf, getrotzt vom falschen Suffolk, Warwick nicht? | .. Und trotzt’ ihn Suffolk zwanzigtausendmal. Sh. 8, 102; Gehasst von Einem, den er liebt; getrotzt von seinem Bruder. Cäs. 4, 3; Is. 3 etc.; daneben: Die Liebe trutzet die Gefahren. 1, 556; Fr. 196; 1, 261; 274 etc. —
d) (s. a) Trotz (s. d. 4b) bieten; mit dem Obj. wetteifernd, es aufnehmen (s. 2a): Wenn sie ldie Rose] die schöne Lilj’ an Ruch und Farben reich | im ersten Frühling trotzt. Fr. 462 etc.; Dein’ Augen trutzen wohl den edelsten Rubin. 1, 285 etc. — 2) intr. (haben), z. B. (a—c) mit Dat. statt des frühern Obj.:
a) in Bed. 1d: Daß nun bald das deutsche Theater in Wien allen Theatern in der Welt t. würde. 12, 265; Die Flügel t. selbst dem Westwind balsamreich. 8, 296 Vormals weißer wie Schnee .. blinkte der Rab’ und trotzte den ganz ungemakelten Tauben. Ov. 1, 107 etc. —
b) in Bed. 1b: Ein ausgelassenes der Sitte ins Angesicht t–des Leben. 6, 463; Im Leben gilt der Stärke Recht, | dem Schwachen trotzt der Kühne. 98b etc.; Steh und trutze mir durch deine unerträgliche Gegenwart. 11, 195 etc., — nam. aber:
c) in Bed. 1c: Vetturine, t. mir nun. 1, 276; Viel fester als auf Marmorsäulen, | trotzt auf Homers geweihten Zeilen | Achilles der Vergessenheit. 119; 4; 414b; 2, 163; Den hammer-t–den Fels (s. n). EE. 183 etc.; auch: Nur Unglückskinder trutzen meiner Macht. 170b; 6, 155; Strapazentrutzend. Rom. 79; Sie trutzt ihren höhnenden Blicken. R. 7, 8; Die Weide hat . . | so manchem Sturm getrutzet. 2, 1561³²); Er trutzt dem ganzen Höllenheer. 11, 81 etc., s. d; e. —
d) (s. c) statt des Dat. mit gegen oder wider, z. B.: Mag eine Säge t. wider Den, so sie ziehet? 10, 15; Ich habe den Muth nicht mehr, gegen das allgemein Gültige zu t. R. 3, 110; Wenn der Besiegte gegen die Großmuth oder Staatsklugheit der Sieger t. will. 3, 423 etc., vgl. e. —
e) Mit Jemand t. (vgl. c; d; f), Trotz (s. d. 3 in engrem Sinn) an den Tag legen durch Schmollen (s. d.) über vermeinte Kränkung etc.: Kinder dürfen mit Eltern nicht t. etc.; Sie trutzt in dieser Sache mit uns. 15, 59; 29, 269; Sie trutzt mit mir und ich mit ihr | . . Das Schmollen und das Grollen. N. 432; Heim. 275 etc. —
f) Auf Etwas t., pochen (s. d. 2c), z. B.: Die sich verlassen auf ihr Gut und t. auf ihren großen Reichthum. 49, 7; 48, 2; 1, 5; 1. 3, 20; Daß er nicht keck und unbesonnen auf die Unfehlbarkeit seiner Ansichten trotze. 2, 116; 5, 246; 1, 14; 6, 352b; F. 3, 291 etc.; selten ohne tadelnden Nbnsinn: in Vertraun auf Etwas muthbeseelt sein etc.: In Widerwärtigkeit sei getrost und trotze auf dein Amt; denn wer an seinem Amt verzaget, wer will Dem helfen? 10, 31; Der Stier nutzt die Kraft seiner Hörner und trotzt auf sie. F. 21; Hoch-t–d auf Muth und Stärke der Hände. Jl. 8, 226 etc.; Mit Etwas t. und pochen (s. d. 2d) und dichter.: Der Harnisch, drob sie trutzen. Rom. 261 etc. — g) selten (vgl.
1) Um Etwas t., mit Trotz, als Ausdruck des Gefühls, daß es Einem gebühre, um Etwas anhalten, es fordern: Indeß der Hahn .. um Futter trotzt. 4, 149, s. er-t. — h) selten: Du trotzest von Muth. Od. 12, 279, dein Muth giebt dir Trotz (s. d. 1), unbändige Kühnheit etc. — Ferner (i—l) auch ohne abhäng. Vhe nach dem Obigen mit versch. ineinandergreifenden Nüancen, so: i) beharrlichen Widerstand leisten: Aber standhaft trotzte stets die Jungfrau. 4, 289 etc. — k) (s. e) schmollend sich zurückziehn etc. 35, 149 etc.; Trutzen. 2, 4 etc. —
1) (s. k) = pochen 2a, z. B. 1. 2, 3; 10, 18; 52, 3; 73, 6; 13, 4; 21, 8; 31, 38 etc.; Nur noch getrutzt! [als seist du im Recht] 7, 33; Der Flaps dort, | der trotzt wie toll etc. Kr. 60; Was wollen wir uns denn an der todten Götzen T. und Wüthen kehren? 5, 9a; 531b; Die schamlos t–den Freier. Od. 20, 39; 1, 255 etc. — m) (s. 1) zuw. auch mit abhäng. Satz = t–d sagen, prahlen: Es hemme sie, trotzt man, | Nichts etc. Il. 9, 234 etc. — Ferner zuw. (n; o) in Belebung des Nichtbelebten: n) (s. c) hart und ungeschmeidig sein etc.: Alles Gestein .. | legte die Härt’ . . ab und die t–de Starrheit | schmeidigte . . sich. Ov. 1, 34 (s. trotzig, Schluß). — o) fest, kraftvoll etc. dastehn, ragen etc., z. B.: Die liebliche Mischung sanfter Hügel . ., trutzender Ruinen. 5, 192; Zum Himmel trotzt mein Lebensbaum. 2, 58; Ein Held breit-t–des Busens. Th. 24, 78; Zum mindsten waren sie .. | sich einen Überfluß von Lieblichkeit bewusst: | hier trotzten mir zwei kupferfarbne Wangen, hier ein gespaltnes Kinn, dort eine breite Brust. 12, 228 etc. (vgl. strotzen). — 3) (veralt.) Getrotzt, a.: mit Trotz versehn, trotzig (= t–d): Wenn ein getrotzter Feind, dem Nichts entkommen kann, | mit Schwert und Flammen pocht. Fr. 409; Mit getrotztem Muth die Götter .. pochen. Pap. 2, 654 etc. — Zsstzg. z. B.: Áb-: Einem Etwas a., es durch Trotzen von ihm erhalten, abzwingen: Freiwillig zu geben, was man sich nicht a. zu lassen, sich stark genug gezeigt. 2, 62; Weil er [Dante] dem kahlen Boden seines theologischen Paradieses poetische Blumen a. wollte. GschdP. 1, 108; Trotzig ist dieses Land, der Nordsee trotzt’ es den Boden, | Dem im Eskurial trotzte die Freiheit es ab. 1, 261; Die Liebe trotzt Barbaren | Thränen für den Kuß der Hirtin ab. Lieb. 127; Man trutzt ihr kein Geschenk ab, das sie nicht freiwillig giebt. 40, 388; Ich hab’s mit Kraft dem Schicksal abgetrotzt. 122b; 136b; Als er sich den Entschluß abgetrotzt. Ferd. 3, 26; 530a; Sh. 6, 75; 23, 214; Luc. 1, 85 etc. — Án-: Gegen Einen oder Etwas a. — Āūf-: Der hohe Titane, der .. olympauftrotzte und trotzte. Lied. 357, vgl.: [Er] trotzte zur Allmacht selbst empor. 2, 82. — Āūs-, intr.: aufhören zu trotzen, ausschmollen; auch refl.: N. 2, 221. — I. Dúrch-, tr.: trotzend durchsetzen: Ich habe einen eisernen Kopf und so habe ich mir trotz vielen Murrens diese Gunst durchgetrotzt. Br. 28 etc., vgl.: Sie wollen’s .. hinaus-t. 5, 276a. — II. Durch-, tr.: (vgl. I) Nach der durchlachten Komödie und durchtrotzten Tragödie. Ber. 103, trotzig durchspielen etc. — Empōr-: s. auf-t. — Entgêgen-: Unerschrocken trotz’ ich einem Bund entgegen, | den etc. Sch. 1, 386); 2, 539a) etc. — Er-, tr.: durch Trotzen erlangen, erzwingen: Etwas erlisten oder e. 2, 394; Meinung kann weder ertrotzt noch erbeten werden. 7, 183; [Wenn er nicht] durch seinen schneidenden Ton von einigen gutmüthigen Lesern ertrotzt zu haben schien, ihn in die erste Klasse der Schriftsteller Deutschlands zu setzen. 6, 220; Wehe Dem, der ungeduldig sie [die Früchte vor der Reife] | e–d, saure Speise sich zum Tod genießt. 13, 46; 145; 184; 33, 41; 1, 588; 7, 8; Jener im strafenden E., Dieser im leidenden Trotzen. 36, 122; Was er mir im Guten weigert, Das ertrotz’ ich mit Gewalt. 4, 154; 106b; 241a; 706b; 946a; Wie der Hahn .. Futter ertrotzt. 1, 76, s. [2g]. — Herāūs-, tr.: durch Trotzen herausbringen, z. B.: Sie thun das Möglichste, mich heraus-zu-t. aus meinen Sinnen. Sh. 2, 380; Etwas von Einem h., es ihm ab-t. etc. — Hināūs-: s. durch-t. I. — Über-:
1) tr.:
Trótz~er, m., –s; uv.: a) im Trotz überbieten: Er will in seiner kleinen Menschenwelt | des Sturms und Regens Wettkampf ü. 8, 303, ihm nicht weichen; Das kühnste Herz, ich übertrotz’ es weit. Sh. 2, 29 etc. —
b) durch Trotzen überwinden: Ich bin übertrotzt und überschmeichelt worden. RFr. 55; Wenn ich sie nicht fürchte, so übertrotze ich ihre Macht. NKr. 3, 169 etc. —
c) Durch erkünstelte Bravaden seine innere Zerfallenheit zu ü. Z. 2, 212, durch Trotz über-, verdecken. — 2) selten intr. (oder ohne Obj.): sich übertrotzig gebaren: Barsch sehn wir aus und eisenfresserisch, | wie mancher gar mannhafte Feigling pflegt, | der übertrotzt durch Muthgebärdungen. Sh. 3, 35. — Ver-, tr.: Eine Zeit ver-t., in Trotz verbringen oder vorübergehn lassen, z. B.: Die sichre Kühnheit . . vertrotzt die theure Stunde, | da Rettung möglich war. Gd. 209, lässt sie in trotzigem Selbstvertraun unbenutzt. —
Jemand, der — und insofern er — trotzt (s. 5, 347): T., steh! 4, 107; Der große T., der seinen Kopf aus Hochmuth gen Himmel erhub. B. 31a; 2, 274; Od. 18, 381 etc., weibl.: T–in. Ov. 1, 101; Furchtbare Spötterin des Spottes, | des Trotzes T–in. 2, 86 etc.; auch: Ihr sollt der Leute Schützer und nicht Trützer sein. 61 (vgl. Schutz und Trutz) und als Name einer Säugethiergatt.: Trutzer, Mormops Leach. 966. —
~erhaft, a.: in der Weise eines Trotzers, vgl.: Trötzerlich. Sag. 1, 293 und das Folg. —
~haft, a.: trotzig: T–e und rachsüchtige Gedanken. Fam. 1, 310 etc.; T–igkeit. Sh. 3, 160. —
~īēren, intr. (haben): trotzig thun, sich gebaren. Seid. 112. —
~ig, a.: voll Trotzes (s. d. 1; 3), nach den ineinandergreifenden Nüancen (s. trotzII):
~ischen, pl.: a) Es ist das Herz ein t. und verzagt Ding. 17, 9; T–e, wetterharte Naturen. T. 108; Ich will . . auf deine Hilfe t. thun [trotzen; getrost bauen]. 1, 65; Sie schlägt sie [die Revolution — ihre Harfe] t., euch zum Trotz! SW. 6, 272; 274; 282; Das t. muthige Mädchen. 15, 245; Hat ein gar eigensinniges t–es Gesichtchen. 23, 98; 16, 106 etc.; Der Allen t. ist, ist ihm demüthig. Z. 3, 97; Patzig und t. V. 222; Einen t–en [starken] Bund geschlossen. 3; T., den Platz nicht zu verlassen, eben weil das Gesindel höhnisch auf ihn einblickte. E. 1, 117; Die t–en Böcke. A. 3, 401; Solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, t. [getrost, muthig]. SW. 63, 130; Stolz und t. gegen Alles, doch von Schönheit unterjocht. 2, 75; Ist es Ihr bischen Gesicht, worauf Sie so t. thut? 203b; Diese Stadt, auf ihre Befestigung t. 841b; Der Aufstand .. war ausgelassen, aber nicht kühn; t., ohne Nachdruck. 806b; 614a; Zag und — t. 517; T. und — geschmeidig. Leg. 1, 194; Der t–e Hahn. 1, 2 etc.; dichterisch auch (s. trotzen 2n) von Leblosem = starr etc.: Der t–en Ähren Ertrag. 3, 23 etc. —
b) Eine Hartnäckigkeit, eine T–keit, Festigkeit und Entschlossenheit des Willens. 1, 213); Mannhaftigkeit, entfernt von T–keit und Zagnis. W. 2, 117 etc., s. d. —
c) T–lich reden. 94, 4; T–lich jagend. SW. 3, 290; Sie fordern t–lich, ihr ssllt etc. 3, 233 etc., auch (s. d): Ritt er trutziglich von dannen. 519a etc. —
d) Er handelt trötzig mit seinen Feinden. 10, 5; 37, 35; 54, 5; Es [das Roß] ist nur desto trötziger und müthiger. (Rdgl. zu 39, 20) etc.: Gar zu trutzig. SW. 1, 413; Und wären’s Knaben noch so trutzig. 1, 161; 6, 5; 24, 197; 1, 43; So borstig und trutzig. Weihn. 134; 333 etc.; auch (s. b): Die verschloßne Trutzigkeit. D. 4, 190 etc. —
e) Daß man trötzlich [kühn, muthig] dem Mörder .. unter Augen sage etc. 6, 4b; 8, 139b; Wie sie mir bei nächtlicher Weil trötzlich [pochend, lärmend] vor dem Hause schrien. 1, 160b etc.; Wie trutz- lich sitzt der Mann! 243 etc. —
f) Ein arzenei- t–es Podagramsgeschlecht [das den Arzneien trotzt, widersteht]. 3, 496³⁷); Die immer bezahlungs-t–er wurden [t–er Bezahlung verlangten]. Kl. 1, 146; Runensprüche, | so dunkel-t. und zaubergewaltig. Lied. 316; Ein erz-t–er Bursche. D. 6, 520; Ein handfester hoch trutziger Mann. 4, 825¹⁰) etc.; (veralt.: Urtrutzig mit Gen. = überdrüssig. Last. A. 3b gehört nicht hierher, sondern ist ahd. urdruz(z)ig, s. 5, 250; 1, 417; Br. 451). —
Mit T. und Wachholdern. 8, 223a, als Räuchermittel, wohl = Wacholder (so daß viell., Drossel — s. d. — wie Kramtsvogel — s. d. — nach den Beeren benannt wäre).
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