Faksimile 0511 | Seite 1333
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Tölp Tolpatsch tölpig Tölpel Tölpei tölphaft tölpn tölpisch
Tölp, m., –(e)s, –en; –e, –en:
Tölpel (s. d.): Der ärgste Geck und T. V. Sh. 2, 401; 394; Ich muß den „Dölpen“ examinieren. HSachs 3, 3, 79b; 2, 2, 28au. v.
Tólpatsch, m., –es; –e:
(s. Schm.) 1) Spottnamen der ungar. Fußsoldaten, auch: Der ist .. ein Hottentott, | ein Talpatsch, ein Pandur. Gleim 4, 243 etc. 2) eine in ihrem Auftreten plumpe und ungeschickte, bäurisch-ungeschlachte, dumme Pers., Tölpel: Der T. könnte sonst merken, wo der Wind herbläst. Auerbach Dicht. 1, 185; Dann soll mir noch Einer T. sagen, ich will ihn „tolpatschen“. D. 1, 21; Gutzkow R. 4, 268; Keller LvS. 249; Scherr Gr. 1, 168; 251 etc.; Den moskowitischen Riesen-T. Bl. 1, 22 etc.; Du „Dolpatsch“. Hebel 3, 133 etc. 3) Art großer Hunde: Unsere .. Phylaxe, unsere kräftigen doppelnasigen Sultane und T–e. Kohl Südr. 2, 138. 4) großer plumper Uberschuh. Adelung; Schm.
~ig, a.:
in der Weise eines Tolpatsches: Wäre des Igels Jagd [auf die Mäuse] nicht so geräuschvoll, t., so daß er damit die übrigen Hausbewohner im Schlaf weckt. Vogt (Gartenl. 9, 127b).
Tölpel, m., –s; uv.:
1) = Tolpatsch 2: Kein Badaud und T., sondern ein Mann von Welt und Lebensart. Fichte 8, 90; Der T. geht richtig ins Netz. Höfer V. 203; [Der engl. Clown] heißt [dort] nicht T., sondern Rüpel. L. 12, 418; Grobe T. Luther 8, 175b; 208b; 5, 269a; Gute, grobe T. SW. 46, 135; Dummer T. ich, daß ich etc. Sch. 130b; V. Ar. 1, 34; W. 13, 86 etc. (Tolpel. Luther SW. 26, 4 etc., s. L. 11, 177; Dölpel. Garzoni 641b; Simplicissimus K. 30 etc.), auch mit Genit.: Ein T. des Patriotismus. Börne Frz. 43, der sich durch diesen betölpeln lässt etc., s. 2. Zsstzg. z. B.: Dummer Bauer-T. W. Att. 2, 2, 129; Auerbach D. 4, 191; Bauern-T. Freiligrath SW. 4, 179 etc.; Unerfahrne Hammer-T. [draufloshämmernde Hufschmiede]. SClara EfA. 1, 303; Riesen-T. Scherr Bl. 1, 54; Solche ungesalzte Witzdölpel. Wackern. 3, 786¹³ (Schuppius); Witz- T. 475¹² (Fischart) ꝛc
2) (s. 1) sprchw.: Das war ein „T., merk’s!“ für manche Fälle. König SeltsGsch. 27 etc.; Du hast zu T. in die Schul gangen. Luther 1, 374b, vgl.: Bei den Tollen zu Dölpelbach. Wolgemut Esop. (Frkf. 1623) 2, 464 und T.-Thaler etc. und nam.: Übern T. fallen, aus Ungeschick stolpern, fehlen (nach Adelung T. urspr. = Klotz; doch wohl zu 1, vgl. von einem höchst Ungeschickten: über die eignen Beine fallen etc.); Einen über den T. werfen (Luther SW. 60, 195; Moscherosch 1, 418; Gs. 1, 354; Rockenphil. 2, 276 etc.), stoßen (L. 1, 246; 365 etc.), ihn als einen T. überlisten und betrügen (be-, übertölpeln).
3) (s. 1) als Name von Vögeln (vgl. T.-Gans):
a) = Pelekan. Forster R. 1, 25; Oken 7, 408; Nemnich.
b) = Dronte. Ders.
c) Wald-Laubsänger Sylvia rufa, in Bünden Tilltölple. Tschudi Th. 99.
4) Pflanzenn.: T–chen, Traubenkirsche. 5) mund- artl. als Name von Krankheiten: Den T. oder Gehirnbrand der Thiere. AvBucher 5, 225 (vgl. 1, als dumm machend?); Wochen-T. = Mumps (s. d.). Weinhold. 99a etc.
~ēī, f.; –en:
Tölpelhaftigkeit; das Thun eines Tölpels: Bei seiner [Hanswursts] T. L. 11, 177; Die T–en des Hanswurst. Prutz Gsch. 175; Temme SchwM. 1, 76 etc.
~haft, a.:
in der Weise eines Tölpels (tölpisch): Unser ehrliches, aber etwas t–es Vaterland. Börne 5, 9; Fichte 8, 48; G. 15, 90; FSchlegel Luc. 30; W. 36, 268; HB. 1, 189 etc.; dazu: T–igkeit. Börne 4, 185; 5, 216; Kohl Südr. 2, 206; Monatbl. 2, 239a; Ruge Rev. 1, 115 etc.
~n: 1) intr. (s. Anm. zu flattern etc.):
sich töpelhaft behaben, bewegen etc.: Einem durch seine künstlichsten Wirbel t. Sch. 129a; Als eine .. grobe Gestalt um die Ecke tölpelte. Spindler J. 1, 243; Wer denn tölpelt’ ihm daran? V. Ar. 3, 188, stieß ungeschickt an das Salbgefäß, daß es zerbrach. 2) tr.: zum Tölpel machen, in Zsstzg., s. d., vgl.: über den Tölpel (s. d. 2) stoßen etc. Zsstzg. z. B.: Be- [2]: Ich laß mich nicht b. Jffland 3, 1, 101; Mich betölpelt ein Verrätherbube. Schlegel Sh. 7, 303. Eīn-:
1) [1] Sie tölpelten lustig darauf ein. Arndt Ber. 187 etc., auch tr.: Eine Spur im Schnee.. unförmig grobhin eingetölpelt. HKleist Kr. 125, von tölpelnden Schritten eingedrückt. 2 [2] be-t–d einschläfern. Börne Frzfr. 28. Herēīn- [1]: Mügge Rom. 3, 6, 263. Über- [2]: Einen ü. Droysen A. 3, 375; Forster Jt. 2, 180; Ans. 3, 47; Ein dummer Streich, | zu dem man uns arglistig ü. will. Prutz W. 5; W. 34, 50 etc.; Sich ü. lassen. 36, 200; Keller gH. 3, 120; Thümmel 6, 94 etc.; seltner: Sich mit Etwas ü. [übereilen]. Rahel 2, 99 etc.; Übertölpelung. Börne Frzfr. 31 etc. Ver- [2] und intr.: zum Tölpel werden etc.: Welcher Mann denn war | so sehr vertölpelt, daß er sich ausrupfen ließ? V. Ar. 3, 47.
Tö́lpisch, a.:
in der Weise eines Tölps (s. d., vgl. Talps); tölpelhaft: T–e ungeschickte Leute. Fischart B. 39b; So t. und plump. 187b; Die t–en Bauern. G. 5, 165; Den t–en Bären. 142; 179; Dem groben | t–en Volke. 278; 22, 68; T. gradezu verfahren. 25, 52; 34, 311 etc.; T. in Schritt und Manier. Lavater 1, 65; L. 4, 182; Luther 1, 560a; 5, 308a; 6, 182b; 280b etc.; Die toll und t. zu der Kunst. Weckherlin (WMüller B. 4, 7); W. Luc. 3, 137; 4, 321 etc., vgl.: Dölpig. Paracelsus 2, 166b; Dölpete Esel. 1, 223a; HSachs 1, 530d etc.
Anm. Die vorstehnden Wörter gehören wohl sämmtlich zu talpen = plump auftreten, s. nam. Stalder 1, 261 (vgl. Talps etc. und z. B.: Ein wüstes tolpochtiges Meitschi. Gotthelf Sch. 15 etc.), vgl. zu Tolpatsch 1: „ungarisch von talp, Fußsohle, talpas, Breit- oder Plattfuß.“ Heyse Fremdw. 894. In Tölpel mag auch das mhd. dörpel = Dörf(l)er eingeflossen sein, vgl.: Dörpel, Duppel, grober und unverständiger Mensch. Pictorius 92b (Du grober Tüppel! HSachs G. 2, 135).