Faksimile 0511 | Seite 1333
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Tolle tollen Tollerei Tollheit tollig Tollinge Tolmetsch
Tóll~e, f.; –n:
1) (ohne Mz.) das Tollsein, z.B. = Hundswuth. Döbel 2, 113a etc.; Tölle. Pictorius 403c, s. Tollheit. 2) s. Dolde, Anm. und Holle 1:
a) von Vögeln: Die alten Hennen mit der T. Frese Bed. 1, 85; Der Wiedehopf, wenn er seine T. aufsträubt. Spielhagen Ver. 21 etc.
b) von Pers. (s. Toupet): Der Agent stand vor ihm mit aufgesträubter T. Mügge Verb. 2, 1 etc.; Haar- T., vgl.: Dreht sich die Tülle über der Stirn noch um ein paar Zoll höher. Willkomm Bank. 2, 40 etc. (vgl. lat. tutulus).
~en: 1) tr. (s. Dolde, Anm.):
a) Wäsche kraus fälteln, glocken (s. d.): Spitzen, welche auf ein goldnes Läppchen getollet waren. Karschin Leb. 41 etc.
b) das Haar kräuselnd drehn (s. Tolle 2b): Das Haar getollt. Droysen A. 3, 24; 61 und wortspielend mit 2 (s. haarprunken): Der große König, ist er durch Den nicht hochgetollt? 1, 146 etc.
2) intr. (s. Anm. zu flattern etc.): toll, in wilder Ausgelassenheit etc. lärmen und: so lärmend sich bewegen: Ein lustiges T. und Treiben. Auerbach Dicht. 2, 78; Weil er nie .. ruhig nach Hause ging, sondern stets tollte. D. 1, 176; Engel 12, 249; Du hast getollt zu deiner Zeit mit wilden | dämonisch genialen jungen Scharen. G. 4, 54; Stein 1, 43; Höfer V. 86; Tollte ein großes Rudel von Knaben .. mit Haschen etc. .. durch den Flur. Immermann 12, 72; Was frommt, o Fluth, dein T.? Kinkel 79; Hast du getollt oder willst du noch t.? JKinkel Jb. 2, 200; Wer wie ein Wildfang tollet. Langbein 2, 256; Laube Br. 104 etc., vgl.: Das Stück vom Anfang bis zum Ende tollert [bewegt sich in Tollheiten]. Baggesen 3, 158; Wie kunterbunt die Wirthschaft tollert. G. 2, 119 etc. und mit fremder Endung: Tollīēren. Goltz 2, 194; Nicht weniger hat „dollisiert“ [toll gehandelt] . . Alexander. Franck Chr. 123a etc. Zsstzg. z. B.: Habt ihr endlich ausgetollt?; Sich aus-t. [t–d austoben]: Als wir uns aus- tolliert und ausgelacht. Goltz 3, 100; 177; 180 etc.; Daß ihr .. die Stadt durchtöllt. Droysen A. 3, 176 [t–d durchzieht]; Der er-t–de Krieger. Sonnenberg D. 1, 473; Paracelsus 2, 166b etc.; Wir tollten fort in jugendlicher Hitze. G. 12, 125; Hegel 17, 576 etc.; Wann sie mit den Kindern herumtollte. Büchner Leb. 186 etc.; Da phantasiert und tollt er auf seinem Lager herum. Tieck A. 1, 43, wirft in tollen Fieberphantasien sich herum; Sie übertöllt er? [überbietet sie an Tollheit]. V. Sh. 3, 396; Mit Gelärm umher-t–d. DMus. 1, 2, 836; Umhertollierend. Goltz 3, 99 etc.; Die ihr bischen Kraft in allerhand burschikosen Auslassungen vertollten [t–d vergeudeten]. Gartenl. 10, 156b; Kindheit etc. hatte er hier vertollt [t–d verbracht], verspielt etc. Rank Arm. 93; Ein Schluck über den Durst macht ihn zum Narren, der zweite vertollt ihn [macht ihn toll]. V. Sh. 2, 295; 3, 330 etc.
~erēī, f.; –en:
Tollheit: Was in der T. sie [die Mänadel gegen sich selbst spricht. Fleming 106; Eine leere Phantasei und Dollerei. Paracelsus 1, 273a etc.
~heit, f.; –en; –s-:
1) (ohne Mz.) das Tollsein: Die T. (Tollwuth, Tolle) eines Hunds etc.; Von T. befallen. Ense T. 1, 35; Raserei und T. G. 18, 272; In dieser buntscheckigen T. Sch. 187a; Einen Raps von T. V. Sh. 3, 83; Eine tüchtige Portion T. im Leibe haben. W. Luc. 6, 55; 4, 327 etc.; personif.: Solch ein Hase ist T., der junge Mensch, daß er weghüpft über das Netz des Krüppels guter Rath. Schlegel Kaufm. 1, 2 etc.
2) tolle Handlung; toller Streich etc.: Alle diese T–en. Ense D. 5, 464; Daß hinter diesen T–en ein gewisser Sinn verborgen. G. 27, 200; 21, 84; Treiben Sie .. T–en mit mir? [haben mich zum Besten]. Ruppius GG. 228 etc. Zsstzg. z. B.: Wo trunkner Dünkel rast und Helden-T. [1] würgt. Tiedge 2, 163; Eine rechte Hundstags-T. Schlegel Sh. 2, 253 etc.
~ig, a.:
toll: Den t–en Herrn. Droysen A. 3, 47.
~inge, f.; –n:
s. Seelilie 1.
Tólmetsch etc.:
s. Dolmetsch.