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todt Symbole tödtbar todten todtenhaft Tödter todtlich
Tōdt, a.:
(s. Tod, Anm.): im oder wie im Zustand des Tods, eig.: des animalischen Lebens beraubt (gestorben), danach aber auch übertr., z. B. aufs vegetabilische Leben, und verallgemeint: ohne Regung, ohne reges Leben, ohne hervortretende Außrung einer Kraft, Wirksamkeit etc., vgl. leblos und Ggstz. lebend (s. leben I1o) und lebendig. Der Übersichtlichkeit halb ordnen wir zunächst nach grammat. Beziehungen:
1) im Posit. als attrib. Ew., z. B.: Ein t–er Mensch, Löwe, Hund etc., Leib, Körper etc. (Einen t–en Selbstmörder. Hebel 3, 297, richtiger da jeder Selbstmörder t. ist: die Leiche eines Selbstmörders); ferner z. B. von abgestorbnen, verdorrten Pflanzen und Pflanzentheilen: T–e Bäume, Zweige; Auf der Spitze eines t–en Astes. Burmeister gB. 2, 258 etc.; ferner von ganz leblosen Dingen: So beseelt, wie t–e Klötze, | so lebendig als ein Stein. Daumer 1, 69; Schäm dich, bist ein Kerl .. und fürchtest dich vor einer t–en Flinte. Auerbach Ab. 248 etc., auch: einer lebendigen fruchttragenden Wirksamkeit ermangelnd: Was ist an solch t–em Hab und Gut gelegen? Lewald Ferd. 3, 156; Du hast nur t–e Güter zu vergeben; | das eine Höchste, was das Leben schmückt, | .. die Frauenkrone hast du nie besessen. Sch. 421a; Mit t–em unfruchtbarem Golde. 770b (s. u.: Kapital); Ein t–er Glaube; T–e Erkenntnis; Der t–e Buchstabe (s. d., z. B. Sch. 883b etc.), im Ggstz. zum lebendigen Geist; T–e Zeichen,
Symbole etc.; ferner:
ohne reges Leben und Frequenz, z. B.: Ein t–es Geschäft; T–e Zeit im Geschäft; T–e Orter, Plätze, Gassen, Straßen, Städte etc., dann auch = düster-still und lautlos etc.: Seh’ ich nicht .. an dem t–en Stillschweigen eurer Freunde, daß etc.? G. 9, 254 etc. Hieran schließen sich stehnde Verbind. (alphab. nach dem Hw.): T–e Asche, ganz ausgebrannte, ähnl.: T–e Kohlen, vgl.: Wie t–e Fackelbrände | der Freunde düstrer Blick. Freiligrath 2, 43 etc.; T–e Augen, matt und glanzlos, ohne Geist und Leben; T–e Be- oder Einfriedigungen, Zäune, im Ggstz zu lebendigen (s. d. 2c) Hecken; Daß schon des Kanals oberes, das sogen. t–e Ende ziemlich tief unter dem Pflaster liegen muß. Bucher (Nat.-Z. 15, 165); T–e Erde (vralt., Chem.): ein erdiger Rückstand, nachdem alle wirksamen Bestandtheile ausgezogen sind etc. (vgl. Todtenkopf 10); T–e Farben, matt ohne Glanz und Lebhaftigkeit (s. tödten 1h), so z. B.: Ein t–es Grau etc.; T–es (oder wildes) Fleisch in Wunden, s. lebendig 1, vgl. bei Pferden: T–s Horn, sich von der untern Fläche der Hornsohle ablösend; Der t–e Gang, in der Mechan.: der keine Wirkung hervorbringt (vgl. T–e Kraft), z. B. bei Sägemaschinen: des Sägeblatts (beim Rücklauf des Wagens). Karmarsch 3, 39: ferner: einer Schraube. Mech. 1, 317 etc.; T–es Gebirge, ohne die Mineralien des Bergbaubetriebs, nam.: das Hangende eines Kohlenlagers. DViertelj. 1, 1, 66 etc.; T–es Geleite (s. d.); T–es Haar, bei den Perückenmachern, glanzloses. Krünitz 7, 406; T–e Hand (s. d. 2); T–es Holz, z.B.: dürres, vertrocknetes (s. o.), ferner = Nadelholz (s. lebendig 2b) und (Schiff.) = Kielholz (s. d.); T–es Horn, s. o.: Fleisch; T–es Kapital (s. d. 2a), das keine Zinsen, keinen Gewinn trägt (s. o.): T–e Kohle, s. o.: Asche; T–e Kolumnentitel und Marginalien (Buchdr.), nur aus Ziffern bestehnd (s. leben I1o); T–e Kraft, die keine Wirkung hervorbringt, (s. o.: Gang und lebendig 4g); T–er Leithund (s. d.): Wildfuhre; T–e Marginalien, s. o.: Kolumnentitel; Das todte Meer, als geogr. Eigenname; T–es Metall, oxydiertes; T–e Neige (s. d. 2, Schluß), die nichts Brauchbares mehr enthält (s. o.: Erde: Gebirge etc.); T–es Rennen (s. d. 4b), das keine Entscheidung giebt; T–es Schwitzbad(Gärb.): ein schon gebrauchter und nur noch wenig Atzendes enthaltender Kalkäscher; Zwischen t–en [festen, unbeweglichen] Spitzen drehn, auf der Drehbank, s. Karmarsch M. 1, 291; T–e Sprache, die nicht mehr von einem Volk gesprochen wird; T–er Strom oder t–es Wasser (Schiff.) = Nippfluth; ferner: T–es Wasser, = Kielwasser (s. d.), dann auch: Wasser ohne Gefäll und Bewegung (nam. Bergb., z. B. Scheuchenstuel 244); T–er Weg (Müll.): Unterwasser, ohne treibende Kraft für die Mühle; T–e Werke, theolog.: ohne den lebendigen Glauben, aber auch: Werke, die dem geistigen Tod, Verderben angehören, sündhafte (Hebr. 9, 14) etc.; (Schiff.): T–es Werk, s. lebendig 4o; T–es Wetter (Bergb.), ohne regen Wetterwechsel (vgl. 2c: legen); T–er Winkel (Festgsb.): ein Raum vor der Schanze, der von den Kugeln der Festung nicht bestrichen werden kann; T–e Wolle, Sterblingswolle oder von ähnl. (schlechter) Qualität; T–er Zaun, s. o. Einfriedigung etc.; T–er Zeuge (Rechtsspr.), Korpus (s. d. 3a) delikti, als gegen den Thäter zeugend etc.
2) (s. 1) prädikativ:
a) T. sein, eig. und übertr.: α) zunächst von lebenden Wesen (Personen und Thieren): Ein Mensch, wenn er „tod“ und um[ge]kommen und dahin ist. Hiob 14, 10 (vgl.: Ein „todter“ Mensch. 14) etc. und (vgl. 4): Achill . . | ist just so t. wie Jedermann. Haller 11; „Gebt ihm den Rest“. Er ist schon t. genug. G. 19, 399; Er ist nicht halb so t. als wir vielleicht gedacht. W. 15, 237 etc.; Mehr t. als lebendig. G. 19, 243; Gutzkow Kön. 36; Platen 4, 401 etc. (s. halb-t.); ferner z. B.: Ein Verschollner ist bürgerlich t., in Bezug auf seine bürgerlichen Rechte; Jemand ist geistig t.; Da wir t. waren in den Sünden, hat er uns .. lebendig gemacht. Eph. 2, 5; 1 etc.; Welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig (s. d. 1) t. 1. Tim. 5, 6; Wenn du lebendig t. .. im Kerker liegst. Sch. 194a; Werner Osts. 1, 24 (s. Todes-Leben); Der abgelebte Greis, | der leben[d] todt etc. W. 28, 229 etc., auch mit abhängigen Präpos.: T. ist er für der Schöpfung Pracht [unempfindlich etc.]. Gotter 1, 113; 242; T. für jede Freude. Nicolai 1, 27; Lebendig t. für alle Weltgeschäfte. W. 11, 170 etc.; Wie t. bist du doch gegen mich! [in Vergleich mit mir]. Ramler F. 1, 5 etc. S) mit sachl. Subj.: Wie der Leib ohne Geist „tod“ ist, also auch der Glaube ohne Werk ist „tod“. Jak. 2, 26 etc.; Was nicht reizt, ist t. G. 13, 133; Alles war todtenstill, aber nicht t. Höfer V. 208 etc., oft verbunden mit sinnvrwdt. Wörtern: Somit ab und t. [sei] dies müß’ge Schweigen! Fouqué Dr. 1, 123; Von der Vergangenheit, von den Dingen, die ab und t. sind. Immermann M. 1, 105; 192; Luther 8, 199b etc., vgl.: Gleich erloschnen Kerzen | bleiben in des Jünglings Herzen | Muth und Hoffnung t. und hin. Langbein 1, 33 etc.; Die Worte Gottes, ohne welche die Sakramente „tod“ und Nichts sind. Luther 1, 333b; 5, 163a etc.
b) (s. a) neben andern Zeitw., von dem Zustand des T.-Seins, z. B.: T. geboren; Man versuchte, das t.-geborne, das ertrunkne Kind zu beleben, aber es blieb t. (vrsch. c); T. da liegen; T. hin, nieder, zu Boden fallen; Fallen sah man den Monarchen | tod(t) verwundet, doch nicht t. H. Cid 32 etc.; Sich t. stellen; Dein König [Karl XII.], den umsonst die Lügen t. geschrieben, | die Bosheit t. gewünscht, die Einfalt t. geglaubt. Weichmann 1, 27 etc.; auch: Wie t. oder: für t. da liegen; Fiel ohnmächtig für t. auf die Erde. G. 28, 146; Der .. ihn für t. an den Damm [aus dem Wasser] brachte. 15, 121; W. 22, 19 etc.; Für t. gelten; Einen für t. erklären etc.; auch zuw. vom sachl. Subj., z. B. (Bergb.): Das T.-Liegende (s. d. 41); Das Wasser geht t., ohne rechtes Gefäll; Das Sägeblatt gebt t., ohne zu schneiden etc.
c) neben Zeitw., das T.-Werden, das Übergehn in das T.-Sein ausdrückend, z. B. T. bleiben (s. d. 20), vrsch. b; Einen oder Etwas t. machen; Einen t. martern, ärgern, kitzeln etc.; Einen, ein Thier t. schießen; Eine Person, ein Thier oder auch z. B. die Zeit, sein Geld etc. t. schlagen, dazu (s. schlagen 24) das imperat. Hw.: Der Schlagetodt; Eine Geschichte etc. t. schweigen etc.; „Ich bin 3mal tödtlich gefallen“. Und das vierte Mal wirst Du Dich t. fallen. Stiling 1, 140; Sich t. saufen, fressen, grämen, weinen, lachen, ärgern etc. Techn. (alphab. nach dem Zeitw.): Die Segel t. [möglichst dicht] anschlagen; T. [zu stark] gebrannter Gips (Karmarsch 2, 211), Kalk (328) etc.; Erz t. brennen oder: rösten (s. u.); Die Stollensoble t. hauen, so daß die Wasser dort t. gehn (s. b); Ein andres Schiff t. laufen oder segeln, überholen, vorausschießen; Daß alle Baue .. keinen Wetterwechsel hätten oder nach der Sprache des engl. Bergmanns t. gelegt sein würden. Karmarsch 3, 393 (s. 1: Wetter); Die Lumpen t. mah- len (s. d. 1b); Das Erz t. pochen (s.d. 1d), t.rösten (s. d. 1c); Der Wind ist t. geregnet [durch den Regen —], t. geschossen [durch den Pulverdampf eines Seegefechts still geworden]; Sich t. segeln (s. d. 1a); Ein andres Schiff t. segeln (s. o.: laufen); Den Strom, die Tide t. segeln, dagegen ansegelnd, sie überwinden, vorwärts kommen etc.
3) substant.:
a) von Pers.: Der (die) T–e; Ein T–er; Die T–en, sehr gw.; Das Reich der T–en. Sch. 80b, T–en-, Schattenreich; übertr.: Wen her [nach Jakuzk in Sibirien] das schwarzverdeckte Fuhrwerk schaffte, | ein Sarg lebend’ger T–en. Cham. 4, 52; Daß jetzt die T–en oben über der Erde gehn und die Lebendigen, die Göttermenschen, drunten sind. Hölderlin H. 2, 69 etc. (s. Oken 1, 31), selten vrkl., z. B. (alterthümelnd): Hat sich das „Tödlein“ [die T–e] als lebendig aufgerichtet. Keller gH. 1, 169.
b) sachl., z. B.: Sein Auge hat etwas T–es und Starres; Die Aristokraten .. entrissen ihm unklug die Aufsicht über das T–e [Reichs-Insignien und Dokumente], um ihm den Einfluß auf das Lebendige zu lassen. Sch. 896b; ferner (Bergb.): Das rothe T–e (z. B. Karmarsch 3, 378) oder T.-Liegende (s. 2b).
4) Steigrung, insofern t. etwas wie im Zustand des Todes bez. (vgl. 2a), z. B.: T–eres (s. 3b) als der Alltagswelt | schale Prose giebt es nicht. Daumer 2, 130; Mich . ., der t–er ist als sie [die Gestorbnen]. H. 16, 119; Der Winter macht selbst das t–e Eis noch t–er. Kohl A. 1, 34; Merck’s Br. 2, 181; KMüller Nat. 4, 418a; Platen 1, 301; Daß die T–en, die mein Herr erweckt hat, nicht t–er waren als ich . . . Es waren Schein-T–e. W. 18, 100 etc.; Die t–este von allen Straßen. Gregorovius Kors. 1, 114; Sie haben uns gerettet, sonst wären wir jetzt die t–esten Menschen. Hackländer Erl. 1, 70; Unsere Kunstrichter halten sie für die t–este Dichtkunst. H. (Wackern. 4, 4792) etc. Zsstzg. z. B. zur Verstärkung (= ganz, vollstän- 167* dig t.) gw. nur prädikakiv: Leichen-t. Heine Sal. 1, 306; Maus-t. Hebel 3, 124; 426; IP. 21, 172; Fat. 2, 300; Sch. 140b etc., häufiger: Mause-t. z. B. B. 496b; G. 10, 210; L. 11, 449; Musäus M. 5, 97; Werner Osts. 1, 85 etc., s. Maus 1c (vgl. niedrd. paddendod. FReuter Kam. 2, 301, t. wie eine Padde, Frosch; doch s. auch morsch, Schluß); Starr-t. JGMüller Lind. 2, 409 etc.; Stein-t. SClara EfA. 1, 527; Gartenl. 12, 303a; Hammer RH. 237; Mathesius Wag. 106 etc.; Strackt. Zinkgräf 2, 23 etc., vgl. dagegen [s. 2a]: Halb-t. Musäus M. 2, 33; Den schon halb-t–en Wolf. Ramler F. 3, 220 etc.; ferner: Múnd-t., eig. zu Mund I (s. d.), dann umgedeutet auf Mund II: nicht reden dürfend, z. B.: das Leben des französischen Geistes ist freilich mund-t. in der Presse, aber es ist darum nicht t. in der Wirklichkeit des Daseins. Stahr Jahr. 1, 224; Mundt Kais. 2, 84 etc.; Schein-t.: im Zustand des Scheintods. W. 18, 100 etc.; Wein-t. dagelegen. 10, 289, in todtähnlicher Weintrunkenheit u. ä. m.
Tȫdt~bar, a.:
(selten) getödtet werden könnend: Menschen sind sie, t. | wie wir Alle. Heine Rom. 110, s. tödtlich.
~en: 1) tr., auch ohne Obj. todt oder sterben (s. d.) machen; das Leben nehmen, z. B.:
a) eig., in Bezug auf thierisches Leben (vgl. morden 2; Mord 1): Ein Thier, einen Menschen t.; Du sollst nicht t. 2. Mos. 20, 13; So Jemand mit dem Schwert tödtet, Der muß mit dem Schwert getödtet werden. Off. 13, 10; Sie t. ihn des schmählichsten Todes. Luther 8, 260b; Ich möchte ihn nicht gern getödtet, aber abgelebt. Sch. 112b; Sie brauche die Gewalt, sie tödte [„töde“. Stuart 55] mich. 414 etc., auch mit sachl. Subj.: Das Schwert [wird dich] t. Nah. 3, 15; Einen Tollen erwürget der Zorn und den Albernen tödtet der Eifer. Hiob 5, 2; Traurigkeit tödtet viel Leute. Sir. 30, 25; Ps. 34, 22; Spr. 1, 32; Ein niederfallender Stein, der Blitz hat ihn getödtet etc.; weidm.: Das Gewehr tödtet gut oder schlecht: wenn Wild vom Schusse desselben rasch oder nicht rasch stirbt. Laube Br. 293 etc.
b) von vegetabilischem Leben, z. B.: Wurmtrocknis, wodurch Hunderttausende von Stämmen getödtet wurden. Brederlow Harz 145; [Dies Thier] tödtet die Bäume. Eppendorf 131; Die größern Stämme werden .. „getödtet“, d. h. rund herum mit der Axt eingehauen, . . wodurch sie absterben. Gerstäcker Miss. 3, 120 etc.
c) vielfach übrtr., z. B.: Der Buchstabe tödtet [unterdrückt, erstickt das frisch sich entwickelnde Leben], aber der Geist macht lebendig. 2. Kor. 3, 6; Ihr seid getödtet [,,abgestorben“. Eß] dem Gesetz durch den Leib Christi. Röm. 7, 4; Die Sünde nahm Ursach am Gebot und betrog mich und tödtete mich durch dasselbe Gebot. 11 = Die Sünde .. verleitete mich durch das Verbot und stürzte mich dadurch in den Tod [Verderben]. Eß; Wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte [,,Triebe“. Eß] tödtet [erstickt], so werdet ihr leben. 8, 13; Kol. 3, 5 etc.; Traurige Seelen tödtet [verdrießt etc.] muntere Gesellschaft. Eschenburg Sh. 564; Ich „töde“ [vernichte] jede ihrer Freuden. Geßner 1, 30; Wo keine Freiheit ist, wird jede Lust getödtet. G. 7, 29; Sie haben das alte Regiment nicht getödtet, .. nur seinem Scheinleben ein Ende gemacht. Heine Lut. 1, X; So wird eine Nerve des Gefühls getödtet. H. 4, 16; Rückert 1, 11; W. 10, 145 etc. Dazu auch im Besondern:
d) Einen Kontrakt t., ab und todt machen, aufheben. Adelung.
e) nam. burschik.: Getränk t., vertilgen (s. d. 2): Er tödtete, wie er es nannte, seinen Rest. Waldau N. 2, 122 etc.
f) Die Zeit t. (z. B. G. 5, 223 etc.), sie mit nichtiger Beschäftigung vertreiben; auch z. B.: Hast du geschlummert, so tödte | hurtig den Morgen. Göckingk 3, 20 etc. g) Feuer etc. t., ersticken, löschen, z. B. auch: Funken. Karmarsch 3, 302 etc. h) Eine Farbe t., todt (s. d. 1) machen, d. h. matt und glanzlos etc., z. B.: Das Dämpfen, das Mischen, das T. der Farben. G. 29, 437; 26, 108; Die beschmutzten, getödteten s. g. Modefarben. 37, 269 etc., vgl.: Eine Partie eines Gemäldes tödtet eine andre, vernichtet die Wirkung dieser, sie verdunkelnd etc. i) Kürschn.: Die Haare t., beizen, damit sie die Farbe annehmen. Adelung: k) Quecksilber (s. d. = lebendiges Silber) t., durch Mischung ihm seine Beweglichkeit nehmen. Ders. etc. 2) Dazu:
a) subst. Infin.: Das T., auch z. B.: Austern bis zum T. Ramler F. 3, 106, in solcher Menge etc.; schwzr.: Fragen werde nicht z’ [zu] t. gehen. Gotthelf G. 48 [= den Hals nicht kosten etc.]; 226; Sch. 186; 263 etc.
b) adjekt. Partic. Präs.: Die reißendsten Raubthiere und die t–dsten [tödtlichsten] Gifte. Schlegel Dr. 3, 141; Sein schnell-t–d Geschoß; T–d wird diese Nichtbeachtung. Engel 7, 319 [aufs äußerste kränkend etc.]; Bei diesem t–den [schrecklichen] Anblick. L. Samps. 5, 11; Sind meiner Mutter Diener mürrisch, sauer | und freude- t–d. Stolberg Sch. 1, 123 etc.
c) pass. Partic.: In einem schmerz-getödteten Herzen. Rahel 2, 461 etc.
d) Die Tödtung der Gefangnen. Tieck Cymb. 5, 5; Nicht weniger als 14000 Tödtungen. Monatbl. 2, 445 etc.; Vielmehr ist das Abthun der allergräulichsten Irrthümer immer nur eine Scheintödtung. Immermann M. 2, 341; Kein rechter Selbstmord .., eher eine Selbst tödtung durch Mangel an Überlegung. Stahr Par. 1, 77.
e) Tödter, s. u. Zsstzg. z. B.: Ab-: in eig. Bed. veralt. st. des Grundw., abschlachten (s. Wurm), heute gw. nur übertr. z. B.: Einem Wild den Wind a. Auerbach Leb. 3, 41, abschneiden etc.; bes.: allmählich todt machen, tilgen: Ein Kapital a., amortisieren. Möser Ph. 2, 106; Jährliche Abtödtung. 4, 327 etc. und nam.: etwas sich lebendig Regendes allmählich ersticken, so daß es sich nicht mehr regt: Die Anhänglichkeit .. a. Droysen Y. 1, 293; Falk G. 293; Nur zur rein formelhaften Erfassung des Rechts konnte er sich nicht a. Gutzkow R. 1, 134; Iffland 3, 2, 7; Scheinhandeln tödtet das Herz der Entschließungsfähigkeit ab [macht es unfähig zur Entschließung]. Immermann 12, 136; Kühne Char. 1, 7; Fr. 80; So lässt man die Gerste erst lebendig keimen, ehe man sie auf dem Darrofen zu gutem Malz abtödtet. IP. 33, 85; Tieck 16, 163; GsN. 4, 57; W. 12, 106 etc.; Die Wirkungen freiwilliger Abtödtungen fanatischer Bonzen. Luc. 1, XXXI; Eine fürchterliche Zermürbung und Abtödtung des Geistes. Arndt Ber. XV; Gutzkow B. 18 etc. Mager 2, 143⁰ st. ent-öden (s. d.): dem Zustand des Todtenhaften entreißen.
Ent-: Er-:
1) in eig. Bed. verstärkend st. des Grundw., veraltend, obgleich wie früher sehr gw., noch zuw. nam. im gehobnen Stil vorkommend. 1. Sam. 28, 9; 2. Kor. 6, 9; Off. 6, 11; 9, 18; 11, 13; 13, 15; Alle sind sie schon ertödtet. G. 12, 129; Jst ein Berg zersprungen, so über 5000 Menschen ertödtet hat. Hammer RH. 385; Die Ertödteten im Felde. Hebel 3, 369; H. 4, 98; Wurden ertödtet vom [, erwürget mit dem“. Off. 19, 21] Schwert. R. 7, 352; Kerner 427; Logau (L. 5, 231); Luther 5, 269b; JvMüller 24, 181; So daß Einer das Korpus wie einen homerischen Gott nur verwunden, nicht e. kann. IP. 21, 26; Ryff Th. 10; 25; 72; 263 (ohne Uml.: [Diese Krankheit] ertodtet die Schwein. 6); Schaidenreißer 6a; 48b; Schottel 884; Tieck 10, 195; Wackern. 3, 218¹³ etc. (s. 3).
2) heute gw. übertr. (vgl. ab-t.): vollständig ersticken, vertilgen, ausrotten: Grade jene Betriebsamkeit des literarischen Marktes hat das Vortreffliche ertödtet. Fichte 6, 442; G. 16, 85; Das Augenlicht zu e. Tieck Schl. 161; Der Geist e. soll das Fleisch. Mosen Ah. 41; Der Besitz . . ertödtete den Muth. Sch. 503b; 533b; 964a; Daß sie [die Knospe] Fröste | e. werden. Schlegel Sh. 6, 216; DViertelj. 1, 1, 235; Je minder lässt | durch Geißeln, Wachen, Fasten, Beten, | solch eine Neigung sich e. W. 10, 146; 29, 180 etc.
3) adjekt. Part. Präs. zu 1 und nam. 2: vernichtend etc. Danzel 43; Bei dem fürchterlichsten, dem e–dsten Unglück. Ense Gal. 2, 32; Die Sehnsucht wächst zu e–der Stärke. Lewald Ferd. 2, 152; Das e–de [schreckliche] Geschrei. Lichtwer 61; In der e–dsten Einsamkeit. Rahel 2, 567; Sch. 81b; Eine plötzliche große Nervenschwächung .. ist fast e–d. G. 6, 277; Geist-e–d. FSchlegel Fl. 26; Zelter 6, 322 etc.
4) nam. zu 2: Die Ertödtung (1) Jesu. Fichte 7, 99; Zur absoluten Ertödtung alles Sinnes für Wahrheit. 8, 5; Fouqué Dr. 1, 72; Die Ertödtung aller sinnlichen Triebe. W. 24, 257; 16, 181; 34, 25 etc.; Doch ist das Volk unschuldig an dieser Selbstertödtung. Auerbach Tag. 138 etc. Über-: (ugw.) im Tödten übertreffen, mehr als Andre tödten. Baggesen 4, 250.
Tōdtenhaft, a.:
todtenähnlich (todt, in übertr. Bed.): T. aussehn. Gartenl. 10, 145b; Die t–e Zeit, wo sie [die Schmerzen] würden gelindert sein. G. 15, 98; Das Buch kam uns so grau .., so t. vor, daß wir davor wie vor einem Gespenste schauderten. 22, 51 (Scherr Bl. 1, 200); Die t–e Stille. Möricke N. 283; Sie sank t. nieder. Zschokke N. 3, 47 etc.
Tȫdt~er, m., –s; uv.:
Jemand, der tödtet: Willst du werden mein T.? Rückert N. 111 etc.; Drachen-T. Kretschmer V. 2, 85; Löwen-T. Freiligrath SW. 1, 425; Männer-T. Herrig 30, 363; Tyrannen-T. Gentz Rev. 160; W. Luc. 6, 246 etc.; ferner von Thieren und in einer Art Belebung: Mit stumpfen Lettern, die bis zu den kleinsten Augen-T–n hinabstiegen. Oppenheim 8, 451 (s. Augengift); Die Bise tödtet dann selbst die Geißen . ., weßhalb sie .. den Namen der Geiß-T. erhält. Kohl A. 1, 173; Von der Krone als bonsoir oder Licht-T. der Fackel. JP. Fat. 1, 57; Neun-T., eine Gattung Vögel Lanius. Oken 7, 847, vgl.: Es wird von diesem Neun-T. .. vorgegeben, als ob derselbe alle Tage erst neunerlei todt mache, ehe er Etwas genösse und spieße es auf die spitzigen Dornen etc. Döbel 1, 81b, vgl. die Bez.: Dorn-Dreher, -Traber, -Treter etc.
~lich, a.:
1) (veraltend) getödtet werden könnend, sterblich (s. tödtbar), Ggstz: un-t., früher sehr gw., s. Zarncke Br. 390a; 313b; Schm. 1, 430; Kein Zaubrer ist so fest, | daß nicht an dem gestählten Leibe| ein Fleckchen schwach und t. bleibe. Nicolai 1, 300; Wackern. 3, 79²⁴ etc.; Wegen der „Tödtlichkeit“ der Menschen. Stumpf 390a; Un-t. Franck Schr. 115; Luther 1, 539b; HSachs H. 140 etc., vgl.: Liebe .. ist un-er-t. Möricke N. 577 etc. 2) heute gw. akt.: tödtend; todbringend; zum Tödten etc.: „Tödlich“ Geschoß. Ps. 7, 14; Die Zunge .. voll „tödlicher“ Gift. Jak. 3, 8; Mark. 16, 18; Die „tödlich“ Verwundten. Jer. 51, 52; Wären t. diese Schmerzen | meinem Herzen: | ach, schon lange wär’ ich todt. G. 1, 74; Nennt den Namen nicht, er ist t. [gefährlich, bringt den Tod]. 9, 220; Meine Furcht ist t. HambTh. 1, 4, 68; In diesem t. ernsten Augenblick. Platen 4, 223; Grimm-t–e Verwundung. Shakspeare 8, 268; T. fallen. Stilling 1, 140; In einem Blicke t–sten unversöhnlichsten Hasses. Waldau N. 1, 215; T. langweilig. W. 7, 169; Sekunden däuchten mich jetzt t. lange Stunden. 12, 263 etc.; Die T–keit einer Krankheit, eines Gifts. Adelung; Un-t. Ders.; Ugw.: Einer der bravsten und t–sten Menschen. G. 29, 79 = tapfer, Feinde tödtend etc.