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Tod
Tōd, m., –(e)s; –e, (Töde); -, –es-:
das Sterben (s. d.) und Gestorbensein; das Ende und die Auflösung des Lebens (s. d. II, nam. 1, auch die Belege) und der damit und danach eintretende Zustand; auch: etwas lebende Geschöpfe in diesen Zustand Versetzendes und so nam. personif. (s. Hain II; Klapper-, Knochen-, Sensen-Mann; Knöcheler 2; Klapper-, Streckebein; T–es- Engel; Todtentanz; fahl, Schluß etc.), z. B.: T. heißt der Zustand, wo aller Widerstand der Lebenskraft völlig aufhört. Liebig Th. 231 etc.; Entweder drückt der T. das harte nothwendige Schicksal zu sterben aus und da sagten die Griechen Schicksal (μοeρc) oder es sollen die näheren, oft gewaltsamen und allezeit bittern Veranlassungen des T–es angezeigt werden und da sagten sie x(, ρēς. .. Endlich kann T. den Zustand der Todten, die Ruhe des entseelten Leichnams anzeigen und da, nur da war er des Schlafes Bruder. H. 11, 444; Wie die Alten den T. gebildet. L. 8, 210; Sch. 93a etc.; Der T. .. Seine Sense (s. d. 1, vergl. Sichel 1; Hippe I 2) vermischt sie Beide [den Bettler und den Reichen]. Forster Jt. 1, 149 etc.; Beiden [dem Weisen und dem Frommen] wird zum Leben (s. d. II 5c) der T.; der Vater mit Unrecht | hat dem empfindlichen Knaben den T. [die Vernichtung] im T–e [Sterben] gewiesen. G. 5, 82; Deß Seel’ .. | Harmonie wahrnimmt, aus Verblühn Erschaffung, | Leben aus T–e. V. 3, 43 etc.; T. heißet er hie [Röm. 7, 24] den Jammer und die Mühe in dem Streit mit der Sünde, wie Exod. [10, 17] Pharao spricht: Nimm diesen T. (Das waren die Heuschrecken) von mir. Luther SW. 64, 222 etc.; Wie ein mächtiger T. lag mit verbreiteten Schwingen | die erkältende Nacht weit über dem starrenden Erdkreis. Zachariä Tag. 9 etc. Nach diesen leicht zu mehrenden Bsp. (s. z. B. Koner Sinnspr. 1340 ff.; Körte Sprchw. 5993 ff.) ordnen wir das noch zu Erwähnende der Übersichtlichkeit halber nach grammat. Beziehungen:
a) Mz., z. B. zuw. von der Personif.: Wie der Dichter mehrere T–e kenne. L. 8, 252, vgl.: Der alte T. .. und um ihn her viel andre kleine Tödlein. Moscherosch (Wackern. 3, 661⁷), vgl. todt 3a —, außerdem nam. im gehobnen Stil, z. B.: Die Tode: Für Tugend .. sterben | ist .. Welterlöser- T. B. 101b; Ich habe 10000 T–e [einen 10000fachen T.] verdient. G. 33, 347; Wie kann ich dir erzählen alle die T–e? Jris 6, 349, wer all dort gestorben, getödtet worden (vgl.: die Todesfälle); Zehntausend T–e lasst ihr, schnell zu siegen, | aus hohlen Schlünden auf die Brüder fliegen. EKleist 1, 5, tödtende Kugeln; Kl. Od. 2, 44; Kosegarten Po. 1, 178; 2, 30; Lewald Ferd. 2, 47; Lichtwer 228; Platen 6, 28; Die Kritik | und die Politik, | die beiden T–e der Poesie. Rückert (Guttenberg’s Album 106), die sie Tödtenden, Vernichtenden (s. e); Schlegel Sh. 2, 296; 3, 363; Der T–e sanftesten zu sterben. Thümmel 8, 61; V. Ar. 3, 332; Jene versanken durch ungefeierte T–e. H. 2, 39; Er starb den jämmerlichsten aller T–e. W. Luc. 6, 262 etc.; bei Alteren mit Uml.: Man verwundert sich ..der schnellen, jähen „tödt“. Eppendorf 33; 34; Hundert Töde zu leiden. Luther 1, 426b; Solche schöne Töde. SW. 26, 315; 35, 38; 61, 288; Wie mancherlei Töde haben wir doch in unserem Leibe. 441; Schottel 1011 etc. (ver- einzelt: Wie ihr [der Zeit] Arm auf Nichts als Toden zielt. Mühlpforth 2, 36).
b) T. näher best. durch abhäng. Genit.: Den T. eines Frommen, Gerechten, Weisen, Helden, braven Reiters, Feiglings, Bösewichts, Missethäters etc., der Freude etc. z. B. sterben (s. i).
c) T. näher best. durch abhäng. Präpos.: Der T. aus Altersschwäche, aus Entkräftung etc.; durch einen Schlagfluß, durch Ertrinken etc., durch Henkers Hand, durchs Beil, durch den Strick etc.; am Galgen, am Kreuz, auf dem Felde der Ehre, auf dem Schlachtfeld, auf dem Schafott etc.; im Krieg, im Wasser, in einer Kohlengrube etc.
d) T. näher best. durch Ew.: Einen sanften T. oder eines sanften T–es sterben (s. h; k); Ein schöner, schrecklicher etc.; ruhiger, seliger etc.; schmerzloser, schmerzvoller etc.; plötzlicher, schneller, jäher etc., langsamer etc.; natürlicher, widernatürlicher, gewaltsamer T.; Nur durch die Dicke eines Bretts vom feuchten T. [T. im Wasser] geschieden. W. 6, 159 etc.; Der bittre T.; Der grimme T.; Da litt er .. den schwertgrimmigen T. Simrock N. 1494 etc.; Der blasse T. [personif.] war allzu nah. Lavater (Wackern. 2, 832); Daß das Mädel .. um Gotteswillen den schwarzen gelben T. oder den Herzeinigen ausbittet. Sch. 183a etc., aber auch: Der schwarze T., Name einer furchtbaren Seuche des 14. Jahrh.; ferner gegen- übergestellt: Der leibliche, zeitige T. und: der geistigs, ewige T. (die ewige Verdammnis).
e) T. als Prädik., z. B.: Es ist T. in Dem, was du lachend sagst. Sch. 199a, etwas Tödtendes, Vernichtendes, Schreckliches in deinen Worten; Dieser Gedanke war Mord und T. für ihn. Stiling 4, 176; Langes Gequäl ist | bitterer T. V. 2, 131; Wo jeder Mißtritt T. war. W. 34, 15 etc.; bes. oft: Etwas ist Jemandes T., eigentl.: bringt ihn ins Grab (vergl. Nagel 6d), dann auch als Hyperbel: es ist ihm höchst zuwider, unangenehm etc., z. B.: Du machst ein verdrießlich .. Gesicht; du weißt, die Gesichter sind mein T. G. 9, 334 etc., auch von etwas mehr oder minder Personif.: Eigennutz und Selbstsucht sind der T. [vergl.: das Grab, s. d. 2] aller wahren Sittlichkeit. Wackern. 4, 1018¹⁵, zerstören, vernichten sie.
f) in Ausrufen etc. interjektionsartig: T. und Teufel! Sch. 384b etc.
g) als Subj.: Der T. kommt, naht; ist vor der Thür; pocht an; sitzt Einem schon auf der Zunge; steht Einem vor Augen; umnebelt die Augen; ruft, winkt Einem; ergreift, packt ihn, streckt ihn nieder etc.; läuft (s. d. 3f) Einem übers Grab etc.
h) im Genit., z. B.: Die Schrecken, die Bitterkeit des T–es; Aus der Nacht des T–es an des Tages Licht. G. 13, 308; Das Thor des T–es. Cham. 4, 196 etc.; Ich lag . . wie in den Armen des T–es. 296 etc.; Als wenn mir .. die kalte Hand des T–es über den Nacken führe. G. 9, 287; Der Engel des T–es etc.; Die Strafe des T–es durchs Beil über Jemand verhängen; Welcher Streich des T–es | erwartet dich. Sch. 374b; Des T–es schuldig sein etc.; Jemand ist ein Kind (s. d. 2d), ein Mann (s. d. 2d; 6) des T–es, auch bloß: Jch will des T–es sein, wenn etc. Sturz 2, 200; So bist du des T–es. W. 1, 120 u. 0., auch: Sich des T–es verwundern (z. B. L. 7, 145), ellipt. = sich so verwundern, daß man des T–es ist, ähnl.: Sich auf den T. oder zu T–e wundern etc.; ferner: Des T–es sterben (s. d. 1d), verbleichen etc., pleonastisch oder (s. 1d) mit Ew.: Eines plötzlichen etc. T–es sterben; Wo er eines zweideutigen T–es verblichen. G. 21, 201; Sie tödten ihn des schmählichsten T–es. Luther 8, 260b.
i) im Dat.: Dem T–e nahe sein, entfliehn, entrinnen, sich preisgeben etc. k) als Obj.: Den T. scheuen, fürchten, meiden, Ggstz.: suchen; Er hat den T. in der Schlacht gesucht [sich in die Gefahr gestürzt, weil er sterben wollte], gefunden [ist dort getödtet worden, gefallen]; Er hat sich den T. gegeben [sich selbst gemordet]; Sie hat mir eine Rippe zerbrochen, ich habe den T. weg [sterbe]. Gutzkow R. 5, 224; Jesus! da hätt’ ich den lebendigen T. gehabt [wär ich vor Schreck gestorben]. 205; Dagegen hätt’ ich bald den T. | davon gehabt, als etc. W. 34, 255; Ich hätte den T. davon. Luc. 3, 401 etc.; ferner z. B.: Einen T. kann der Mensch nur sterben (s. d. 1d); Tausend T–e (s. a) will ich lieber sterben als etc.; Einen sanften T. (s. d) sterben; Wenn ich den T. der Freude über sie und den T. der Trauer um sie nicht sterben soll. Hölderlin H. 1, 106 etc.; Jemandes T. betrauern, beweinen etc., wünschen, wollen (Sch. 493b); Einem den T. anthun; Den T. [die Strafe des Todes] über Einen verhängen; ihm zuerkennen; verdient haben; erleiden; erdulden etc.; ferner: Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit | und säen T. [Verderben, Vernichtung]. Sch. 279a etc.; ferner personif.: Den T. austreiben (s. d., vgl. Todtensonntag und Wackern. 3, 339³⁰) etc. Ferner abhäng. von Präpos.: l) Am T–e liegen [todtkrank sein]. B. 77a; Gerhard W. 1, 134; G. 28, 188; Kinkel 19; Schwab 287 etc., vgl.: An Todesenden niederliegen. B. 63a und: An dem T–e liegen, wofür wir itzt sehr abgeschmackt sagen: Auf den T. liegen. L. 11, 619 (s. m). m) Im Duell auf den T. verwundet. Sch. 104a; Auf den T. liegen (s. l), auch: Auf dem T–e liegen (König J. 3, 25; Platen 7, 190), sein (192) etc., s. auch h; Auf T. und Leben mit Einem anbinden (Musäus M. 2, 118), um Etwas kämpfen (Sch. 429b) etc., wobei es sich um T. „oder“ Leben handelt (engl.: on death or life), ferner: Auf den T. (gefangen) sitzen, um ein Kapitalverbrechen. n) Bis an den T.; bis zum T–e; noch bis über den T. hinaus lieben, treu sein etc.; Bis zum T–e [aufs Außerste] betrübt; bis in den T. verhasst etc., vgl. 8; 0. o) Im T–e; Im Leben und T–e getreu. B. 59b etc.; In den T. gehn für Jemand etc.; ferner (s. n): Ist mir in T. fatal (Körner 228b), zuwider (232b); Weil sie Das in den T. [durchaus] nicht leiden kann. G. 15, 197; Ich habe die Adresse in den T. hinein vergessen. Houwald 4, 293 etc. p) Mit dem T–e ringen, kämpfen etc.; Mit T–e abgehn [sterben]. Fichte 8, 138 etc. (veralt.: T–es halber abgehen. Adelung). q) Du wärst ein Bot, | gar gut zu schicken nach dem T., | du kommst nicht bald. HSachs G. 2, 156; Grimm M. 200 etc. und zeitl.: Über das Fortleben nach dem T–e etc. r) (s. n) So sei’s denn unter uns Beiden um Leben und T. gespielt. G. 9, 267; Da sprech ich denn: ’s ist nur um Leben oder T. | und lass’ ihn ’s Wechselchen auf meinen Knieen schreiben. Müllner 5, 181 etc. s) Zu T–e bei transit. und reflex. Zeitw., vgl. in nah angrenzender Bed. todt, z. B.: Einen todt schlagen, schlagend tödten, unentschieden, ob absichtlich oder un- absichtlich, ob mit einem oder mehrern Schlägen; Einen zu T–e schlagen, prügeln etc., so lang schlagen, bis er todt ist; In der Küche steckt sie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge und brüht es „zu todt“ [T.]. Hebel 3, 158; Farben . ., an denen man sich, ohne das Geheimnis zu wissen, zu T–e mischen würde. G. 23, 287; Wer zu Hof tauglich sei, Den treibe man zu T–e; wer aber untauglich sei, Den vexiere man zu T–e. Zinkgräf 1, 196 etc.; Sich zu T–e arbeiten (Forster Br. 2, 206 etc.), ärgern (Börne 2, VII), essen (G. 5, 237); rufen (IGMüller Lind. 2, 320), segeln (s. d. 1a), weinen (Sch. 209b) etc.; Zu T–e Einen ärgern (Gutzkow R. 9, 293), hegen und pflegen (Schlegel Sh. 1, 58), ein Bild hetzen (Heine Reis. 4, 243), Einen komplimentieren (Wackern. 3, 829¹²); Ihr Gift traf ihn zu T–e. Grün Gd. 307; Kapper Vorl. 2, 197 etc.; ferner (s. n): Zu T–e erkrankt. Heine Lut. 1, 131; Himmelhoch jauchzend, | zum T–e betrübt. G. 9, 190 etc.; auch: Einen zum T–e [zur Hinrichtung] verurtheilen, hinausführen; ihn vom Leben zum T–e bringen etc. 2) (s. 1)
a) eine Spinne, Pha— langium opilio. Nemnich.
b) der Brand im Weizen. Ders. e) der verdorrte Überrest der Blüthe an Äpfeln und Birnen. Adelung.
Anm. Goth. dauthus, ahd. tôd, mhd. tôt, zu goth. divan, ahd. tôwjan, mhd. töuwen, sterben, mit adjekt. Part. goth. dauths, ahd., mhd. tót, todt, dazu ahd. tódên, tôten, todt werden, sterben (schwzr. toden. Stalder 1, 286; niederd. doën, sterben, dorren. Brem. W. 1, 219, dazu 2c) und faktit. (af)dauthjan, ahd. tôdjan, mhd. toeten, tödten.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach folg. Bsp. (s. Spate 2290): Christen-T. Logau 3, 1, 54, christlicher; Donner-T. JP. 21, 125, das Erschlagenwerden vom Donner (Wetter-T. Spate); Ehren-T., ehrenvoller; Fieber-T. Sealsfield Leg. 1, 197, durchs Fieber; Flammen-T. G. 4, 16, in den Flammen; Fliegen-T. 2, 210, der T. einer Fliege, aber auch = Fliegengift. Schm. (ähnl.: Mäuse-, Ratten-T. und scherzh.: Weiber-T., Mann, dem schon mehrere Weiber gestorben. Ders.); Freuden-T. IP. 22, 245; 48, 153, vor Freude; Die diesen Halb-T. möchte ich sagen, sterben [erblinden]. Lichtenberg 5, 16; „Nur Feige fürchten den T.“ Den Helden-T., ja; aber den Hausvater-T. fürchtet Jeder. G. 7, 220; Hunger-T. Thümmel 3, 57, Verhungern; Als Opferthier im Jammer-T–e bluten. G. 13, 25; Die Krähen sollen sehr alt werden und daher ist auch der Krähen-T. zum Sprichwort geworden. Oken 7, 350 (vgl. Rabe 1d); Kreuz-T. Heine Lut. 2, 7, am Kreuz; Die uns zu Männertugend | und Liebes-T. geweiht. Schenkendorf (Ausw. d. L. 10); Marter-T. Cham. 4, 146; W. 20, 269 etc., martervoller; Märtyrer-T. H. R. 7, 227, den ein Märtyrer oder Blutzeuge stirbt = Zeugen-T. Freiligrath SW. 5, 29; Mäuse-T., s. Fliegen-T.; Sie leben und sterben eines frühzeitigen Pflanzen- T–es. H. Ph. 3, 99; Ratten-T., s. Fliegen-T.; Schein-T. W. 18, 106; 293, tiefe Ohnmacht, in der ein Lebender todt scheint; Schmach-T. [schmählicher]. Hungari 2, 180; Ich sah den Halm .. | im Sichel-T–e beben. Platen 2, 24, gemäht; Stroh-T. Mohnike Fr. 21, auf dem Bett-Stroh (Ggstz.: Waffen-T. Fouqué Dr. 1, 59); Vor-T. G. 13, 312, ein dem eig. T. vorangehnder t.- ähnlicher Zustand; Den Parcen einen Wechsel-T. abdringend. G. 7, 219, wonach für den dem T. Verfallnen ein Stellvertreter stirbt; aber auch: Wechsel-T. beherrscht die Finsternis, | er beraubt den Halm und giebt dem Wurm, | giebt dem Wurm, was er dem Halm entriß. Tiedge 2, 71; Weiber-T., s. Fliegen-T.: Welterlöser-T., s. [1a] B.; Was ist der Wieder-T. [die nochmalige Tödtung] der Todten gegen den T. der Zukunft? DMus. 1, 2, 595; Wurm-T., Umformung von Wermuth (s. d., vergl. Fliegen-T.); Zeugen-T., s. Märtyrer-T. etc.