Faksimile 0507 | Seite 1329
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Toben um-toben Um-Toben Töberich Tobenern tobig Tobenin Tobenis Tobenrig
Tōben: (s. taub, Anm.) in wild stürmender Erregung sein und tosen, s. d. und die oft verbundnen rasen (s. d. III, auch in Betreff der Fügung) und wüthen:
1) intr., gw. mit haben (doch s. rasen III 2 und Zsstzg. wie daher-, her-t. etc.), z. B.:
a) ohne abhäng. Vhe, von lebenden Wesen: Da er böse Engel unter sie schickte und ließ sie wüthen und t. Ps. 78, 49; 83, 3; 2, 1 etc.; [Das Roß] zittert und tobet. Hiob 39, 24; Das Heer der Dänen tobt vielleicht in Sachsen schon; | auf! lasset auch uns zu Sachsens Hilfe t. Alxinger D. 247; Sie t., wie vom bösen Geist getrieben, | und nennen’s Freude. G. 11, 41; Wie ein Rasender zu t. 120; Luther 5, 142b; Laß sie anstürmen! laß sie wüthend t.! Sch. 483b u. V.; ferner, das Leblose mehr oder minder belebend: Ob seine Wellen schon t. Jer. 4, 22; Ps. 77, 17; So t. die Winde. Sir. 39, 34; Als er so t. sah das Schlachtgefild. B. 159b; Was mir im Busen tobte. Cham. 4, 34; Der Sturm, der so tobte. G. 8, 274; Wo .. der wilde Strom tobt. 18, 287; Wein . ., | in dem des Hefens Aufruhr tobt. Hagedorn 3, 48; Dort wütheten der Myrmidonen Arme, | .. hier tobete das Handgemenge. Sch. 29a; Rachgedanken tobten in dem Busen. 443a; Fühltet ihr, wie da [im Auge] das Kleinste tobt. Schlegel Joh. 4, 1; V. Il. 12, 471; Od. 12, 238; Wie tobt und kocht und raset sein Herz! HVoß JP. 59; Es tobt ihr . . Blut. W. 10, 10 etc., auch (s. Es 7): Wie tobt’s in diesen wilden Tagen! G. 12, 11 etc.
b) (s. a) subst. Infin.: Du stillest das Brausen des Meers .. und das T. der Völker. Ps. 65, 8; 74, 23 etc.; In der Gewässer T. Cham. 4, 156; Das T. und Tosen. G. 1, 158; 14, 121; Ihres T–s und Wüthens. Luther 6, 347a; 5, 355b etc., auch: Ich fühl im Herzen heißes Liebe-T. G. 2, 6 etc.
c) (s. a) adjekt. Part. Präs.: Die heftigste und t–dste Opposition. Görres V. 44; Als sich die t–den Wellen des Lachens gelegt. G. 19, 89; 21, 221 etc.; 6, 304; Dumpf-t–d umschäumen Gewässer mich. Matthisson 172; Zwietracht, die t–d entglüht. Sch. 81b; Überließ man sich einer t–den Fröhlichkeit. 876b; T–de Rennjagd. V. 3, 174; T–des Schlachtengetümmel. Od. 11, 314 etc. Ferner mit abhäng. Präp., z. B.:
d) Wider Gott t. Hiob 12, 6 u. v.; Mein Mund tobt wider sie und mein Herz bleibt doch immer das Herz einer Mutter. L. Samps. 2, 8; Wider die Taufe haben sie also gewüthet und getobt. Luther 6, 94a (5, 535a etc.); Als ich gegen Reimer tobte. Haug EpSp. 51; So werd’ ich gegen meine Bande t. Sch. 537a etc.
e) So haben wir mit höllischen Latwergen | .. weit schlimmer als die Pest getobt [gewüthet, gehaust]. G. 11, 45 etc.; Mit der Zunge t. Sch. 576b etc., das T. in Worten äußern etc., vgl.: Wenn er „hist“ töbert [tobt; wild „links!“ ruft] .. Dann lässt er „hist!“ fahren und tobt mit „hott!“ Kurz Sonn. 47.
f) T–d vor Unsinn. V. Od. 9, 398 = Auf-t–d Sanders, deutsches Wörterb. II. im Schmerze. Wiedasch.
g) auch mit unbelebtem Subj. (s. a): Als wild die Tiber an ihr Ufer tobte [t–d schlug]. Schlegel Cäs. 1, 2 etc.
2) zuw. tr., z. B.:
a) Einen Tanz t., t–d tanzen: Und wird auch kein Schleifer, kein Walzer getobt, | so drehn wir ein sittiges Tänzchen. G. 1, 101 etc.
b) mit Angabe der Wirkung: Um in der frischen Winterlandschaft das Herz wieder muthig zu t. [durch T. zu machen]. Wackern. 4, 1292⁵ (JEWagner) und bes. refl.: Sich müde (Hungari 1, 147), matt t. etc. Zsstzg. s. die von rasen etc., z. B.: Áb-:
1) A. und nam.: Sich a. (s. [2b] und aus-t.): durch Auslassen des Tobens sich beruhigen: [Auf der Universität] sich neben dem Lernen auch a. G. 26, 261; Weil diese . . Wogen nicht eher zu uns gelangten, bis sie sich erst über das weite Sandgestad hier abgetobt. Musäus Ph. 1, 106 etc. und im Partic.: Nach abgetobter Wuth. Nicolai 1, 123; Den abgetobten Schmerzen. 4, 273.
2) Als er .. halbrasend auf- und abtobte. Sealssield Leg. 1. 164, tobend sich auf- und abbewegen. An-: tobend andrängen: Diese Winterzeit, | tobte noch so wild sie an. Rist (Matthisson A. 1, 120); V. Od. 3, 283; 5, 317 etc., auch tr.: Was angekrittelt, angetobt | vom Zweifler ward und Schelter. Rückert 6, 154. Āūf-: tobend auf-brausen, -wallen etc.: Auftobt Einer in Schmerzen (Wiedasch Od. 9, 398); das Geräusch der Menge (Ense D. 6, 445), ein dunkles Gefühl in uns (Heinse A. 2, 138), das Meer (Lichtenberg 4, 396), das Fest (Platen 2, 243), Donner von des Himmels Rand zum Nordpol (Pyrker 109) etc., s. auch ab-t. 2. Āūs-: ausrasen (s. d.): 1) intr. gw. mit haben, vgl. ver-t. (gw. mit sein), z. B.: Austobt oder: ausgetobt hat Jemand (G. 10, 8; 6, 424; 17, 341; W. 7, 134 etc.); der Sturm (Cham. 4, 162; Görres V. 148 etc.); der Vulkan (JvMüller 6, 232); das Fieber (W. 36, 321); die Wuth (Nicolai 6, 260); die Qual (Sch. 142a) etc.; Den Redesturm (Nat.-Z. 15, 115), den Schmerz (W. 2, 58) a. lassen etc., vgl. auch: Als das Stürmen allmählich in strichhaltiges Wehen ausgetobt war [a–d übergegangen]. Laube Band. 1, 3 etc. 2) tr.: Das erste Jugendfeuer (Gervinus Lit. 5, 47), das Übermaß seiner Phantasie (251), seine Gesinnung (Gutzkow R. 8, 175), die Wildheit (21), seine Leidenschaft (9, 69), seine Freude (Mundt Rob. 1, 159), seine Unarten (Riemer G. 2, 97), seine Verzweiflung (Spielhagen Pr. 5, 222) a., in tobenden Ergüssen ausbrechen lassen, so daß darauf Ruhe eintritt. 3) (s. 2) Sich a., z. B. von Pers. G. 30, 473; OLudwig Heim. 15 etc.; vom Sturm etc. Tschudi Th. 501 etc.; Daß die Schauspielkunst den wilden Rausch der Selbständigkeit, in dem sie sich studentisch austobte, bald durch den kläglichsten Katzenjammer .. büßen werde. Devrient 1, 285. Dahêr- etc.: Der Sturm . ., deß rohe Macht | dahintobt. Hungari 1, 529 etc. I. Durch-, tr.: Feur durchtobet ihr Geäder. Alxinger D. 322; G. 1, 246; Leiden, die mich d. Lewald GsN. 2, 106; W. 4, 283; Der Tag . ., | wo .. Horden | dieses stille Thal d. Sch. 79b; Qualen .., die verwundeten Glieder d–d. V. Ov. 1, 118; Il. 5, 87; 6, 2; 11, 526; 13, 556; 18, 218 etc.; auch: Die lärmdurchtobte Mondnacht. Goldammer Lith. 225; Eine wilde kampf durchtobte Vergangenheit. Roquette Hühn. 1. II. Dúrch-, tr.: zuw. statt I; aber auch = tobend durchmachen: Was du erlittst, ich hab’ es auch erprobt; | all deine Schmerzen hab’ ich durchgetobt. Kinkel 302. Einhêr-. Ent-: Es enttobte dem Munde der Zornruf etc. Entgêgen-: W. 26, 374. Er-:
1) intr.: in Toben übergehn.
2) tr.: Etwas e., durch Toben bekommen: Sein ertobtes Ansehen. Devrient 2, 142; Sich Zahnschmerzen e. Holtei J. 2, 161; Sich den Beifall des Haufens zu e. Tieck 5, 236 etc. Fórt-:
1) fortfahren zu toben.
2) tobend sich fortbewegen etc. Hêr- etc.:
1) intr. (sein): tobend sich heretc. bewegen: Zu toben her | mit Brüllgesang. G. 12, 55; [Dieser Amor] tobt nicht frevelhaft | von einer Brust zur andern hin und her. 13, 101; Er ließ sie heran-t. Sealssield Leg. 2, 78; Tobt ich hinan, zu küssen. V. Th. 30, 31; Ein herum-t–der Poltrer. Engel 8, 267; Wenn .. der Schlammstrom .. den Berg hinuntertobt. Gartenl. 9, 743b etc.
2) tr.: Etwas, z. B. Worte durch die Zähne (Schlegel Sh. 8, 106) her- aus-t., tobend herausstoßen etc., auch ohne Obj.: Soll man darum so heraus-t. und donnern wlder uns? Luther 8, 176a etc. Nāch-: z. B.: Schon tobte mir der Haufe nach [mich verfolgend]. ETAHoffmann Ausgw. 7, 161. Über-, tr., z. B.: Der Wirth übertobte [tobte lauter als, überschrie] sie Alle. Auerbach Leb. 1, 68 etc.; Ein Spiel . ., | das die Schranken übertobt [tobend übertritt etc.]. G. 2, 26. I.
Um-, tr.:
Mich hat des Nordens Sturm umtobt. Geibel Jun. 232; Des Königs Hochpalast | mänadisch wild .. um-t. G. 12, 173; Im Gewühl der Welt, die sie umtobte. Gutzkow R. 9, 448; V. H. 1, 85; Wo Furcht dich umtobet und Jähzorn. 2, 231 etc., auch: Auf dem meerumtobten Helgoland. Willkomm Wald 157 etc. II.
Um-: herum-t. (umher-t.):
Wo man irr im wilden Zweikampf umtobt. Fouqué Dr. 1, 225. Ver-: s. aus-t.: 1) intr.: Die Fluthen Angst, die sich in mir empöret, | vertobten nach und nach. Haller 176; Die Jugend muß ver-t. Hammer RH. 240; Seekrieg, der an Salamis .. vertobte. Hölderlin H. 1, 85; Sobald mein Schmerz vertobt hatte. Pfeffel Biogr. e. Pud. Kap. 8; Platen 2, 87; Nachdem der Kampf vertobt [war od. hatte?]. Scherr Bl. 1, 326 etc., auch (s. aus-t. 1, Schluß): Der Strom vertobt [gelangt nach dem Aus-T.] in ein friedliches Thal. Cham. 3, 36. 2) tr.:
a) = aus-t. 2, z. B.: Es vertobt ein Chremes mit vollerem Munde den Eifer. V. H. 2, 359 = Mag .. die Komödie .. einen alten Chremes .. den Sturm des ersten Zorns | mit Blitz und Donnerschlag ver-t. lassen. W. HB. 2, 207 etc.
b) tobend verbringen: Er hatte seine Jugend weder vertobt noch verträumt. GSchröer Hauschr. 161. tobend vorübergehn, z. B. von Stürmen. Gerstäcker Äq. 3, 205. fort-t. 2 etc.
Vorbēī-: Wég-:
Tȫb~erich, m., –s; –e:
Name betäubenden Unkrauts = Trespe (Oken 3, 411), Lolch.
~ern: s. toben 1e; betäuben. Tōb~ig, a.:
tobend: Die ältre Schwester ist so arg und t. V. Sh. 3, 345; Ant. 1, 37 etc.; Hirn-t. Fischart (Wackern. 3, 472¹) etc., vgl.: Thöricht, tobet, wüthig. HSachs H. 236 etc.; Toblich wüthen. Görres H. 1, 130; Töblich. Logau (s. L. 5, 346; 319) etc., s. taub, Anm.
~īn, m., –(e)s; –e:
gewässerter Taft (frz. tabis, s. Frisch 2, 374c); Schlegel Span. 2, 180; Laurenberg 98 etc., dazu: Einen „rothdobinen“ Rock. SClara EfA. 1, 498.
~is: verkürzt aus dem bibl. Namen Tobīas, daher (s. Tob. 2, 11) als Bez. eines Blinden:
Armer T. (– ⏑) G. 6, 165; ferner: Tobī(ē)s, -chen = Tobiasfisch.
~rig: s. Tagewerk.