Faksimile 0489 | Seite 1311
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theuer ~re ~ere theuerlich Theuerling Theuern Theurung
Thēū~er, a.:
(s. II. dauern, Anm.; Schm. 1, 453; Benecke 3, 39 ff., vgl. Sanders Orth. 94), mit ineinandergreifenden Nüancen: 1) vortrefflich, ausgezeichnet, nam. durch Tapferk., so zuw. noch alterth.: Den theuersten Ritter in den Kriegen seiner Zeit. Jv Müller (Wackern. 4, 821²); Der theure Degen [Held]. Simrock N. 1974; Teuerdank 72; 115 etc., vgl.: „Tewrlich“, freidig und mannhaft. 16 etc. und mundartl.: T. = gut. Schm. 2) (s. 1) heute gw.: (wegen seiner Trefflichkeit) lieb und werth; in hohem Grade werth geschätzt etc.: Daß meine Seele .. „thewr“ gewesen ist in deinen Augen. 1. Sam. 26, 21; Wie t. [„köstlich“. Mendelssohn] ist deine Güte! Ps. 36, 8; Mein „thewrer“ Sohn. Ier. 31, 20; Ein t. werthes Wort. 1. Tim. 1, 15 etc.; Seines T–sten beraubt. Cham. 4, 115; Daß er das Unbedeutende fasst und das Theure zurücklässt. G. 5, 8; Carum und t. haben beide einen Doppelsinn¹ was selten ist (s. 4), ist lieb. JvMüller 6, 349; Theures Weib! Sch. 1a; T. ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen. 91b; Das T–ste an das Edelste zu setzen. 1106a; T. und werth wie das Licht der Augen geachtet. V. Mosch. 4, 9 etc.; Dem hoch theuren Mann. Heine 20, 60; Ich habe Wundertheures hier zu schaffen. Fouqué Dr. 1, 77 etc. 3) (s. 2) Bei Allem, was Einem (lieb und) t. ist, schwören etc. (vgl. als schwzr. Betheurungsformel: Auf meine arme Theure! Gotthelf U. 2, 130. sc. Seele?); dann auch (vgl. 1): Er schwöre, wie t. er will. Hes. 21, 23; Die den theuren Eiden | .. traut. Langbein 1, 230; T. zu versichern. L. 4, 373; [Daß er] „theür“ |bekannt, daß etc. Stumpf 693b etc., nam. oft: Hoch (s.d. 2c) und t. schwören (G. 16, 145; 19, 301 etc.); sich verschwören (Talvj 2, 116); versprechen (G. 30, 159), geloben etc. 4) (s. 2, nam. Müler) wegen seiner Seltenheit werthgeschätzt und daher (veraltend, s. 5): selten, rar, knapp: Daß ein Mann „theurer“ sein soll denn Gold und ein Mensch werther [,,werder“] denn Goldstücke etc. Jer. 13, 11, mit Randgl.: Der Leute werden so wenig etc.; War des Herrn Wort t. zu derselbigen Zeit und war wenig Weissagung. 1. Sam. 3, 1; Darunter werden Läuse nicht t. („dür“). Brant N. 4¹⁴; Die gesunden Helden sind selten und Gott giebt sie t. H. Ph. 10, 354 (nach Luther); [Es] ward bei ihm das Lachen t. [es verging ihm]. Wackern. 2, 23723 etc., bes.:
a) Da (Hebel 3, 491 etc.) oder: nun (W. 9, 117 etc.) war guter Rath (s. d. 2) t., vgl.: Süßes Wasser und guter Rath | sind oft zu Schiffe t. Uhland 400.
b) in Bezug auf Mißwachs, Hungersnoth: Es (s. d. 7) war im Lande .. t. [,,Hungersnoth“. Mendelssohn]. 1. Mos. 42, 5; 45, 6 (vgl. Theurung) etc., verallgemeint, s. 5, nam. auch: Die Zeiten sind t. (Immermann M. 3, 253) oder: die Zeit ist t. (Sch. 371a), es kostet große Mühe und Anstrengung, sich durchzubringen; Machst ein Gesicht wie die theure Zeit. Hungari 2, 501 etc. 5) (vgl. 2; 4) hohen Preises; Viel, nam. viel Geld kostend, Ggstz.: wohlfeil, billig, z. B.: Theure Waaren; Billig ein- und t. verkaufen; Das ist mir zu t.; Diese Maschinen sind t. und Nichts werth, taugen Nichts; Er lässt sich Alles t. bezahlen (oder ist t.), aber seine Sachen sind gut; Das wird dir t. zu stehn kommen (auch übertr.); Die Lebens-Mittel, -Bedürfnisse sind t.; Das Leben in Paris ist t.; es ist dort ein theures Pflaster (s. d. 2b); Eine theure (kostspielige) Gattin. G. 19, 372 (wortspielend mit 2); Zu t. kosten dir | und deinem Liebsten eure Küsse. Nicolai 1, 262; Das gemeiner gewordene Gold machte den Soldaten immer theurer. Sch. ́ 1311 776b; Dieser Platz wurde theurer bezahlt, als er werth war. 995b, kostete mehr Opfer etc.; nam auch: Sich (mit seiner Pers.) t. machen. 349b; Zinkgräf 1, 244 etc., für Das, was man ist oder leistet, Viel beanspruchen etc.; Blut- (Heine Lied. 23; Lut. 1, 203), sünden- (Bechstein Dunk. 24), teufels- (Pestalozzi 1, 47) t. etc., schändlich t.; Über-t. Ense D. 5, 20, allzu t. 6) (s. 5) So (Ap. 5, 8 etc.); wie (Sir. 37, 12; L. 1, 110 etc.) t. = so; wie viel kostend. 7) verhüllend st. Arsch (s. d., Anm.): Der T–ste.
~(e)re~(e)re, f.; –n:
(gw. zweisilb.): der Umstand, daß Etwas (im Genit. Beigefügtes) theuer (s. d. 5) ist, Viel kostet (ohne Mz.): Die T. des Marmors bei irgend bedeutenden Werken. WHumboldt 3, 332; Folget ein sehr großer Mangel und T. der Früchten. Stumpf127b; Tumult .. wegen T. des Getreides. Zimmermann Nat. 45 etc., vgl.: Dieselbe Theuerkeit selbst derjenigen Lebensbedürfnisse, die hier eig. wohlfeiler sein müßten. Stahr (Hausbl. 55) 1, 77; Theuerheit; ohne beigefügten Genit. = T. der Lebens-Mittel, -Bedürfnisse, zumal in Folge von Mißwachs etc.: Die Ausgaben sind bei der T. .. größer. JvMüller W. 7, 359; Nahm die große T. durch einen strengen Wintersfrost noch mehr zu. .. Die T. und Hungersnoth. Stumpf128a; 252a; 323a: 399b etc., häufiger: Durch die Theurung, ja durch die drohende Hungersnoth. G. 21, 249 etc.
~erlich, a.:
veralt. (s. theuer 1), auch in Zsstzg.: Be-t. = mit feierlich. Betheurung. Lohenstein A. 1, 804; 1013 etc.
~erling, m., –(e)s; –e:
Art Erdschwamm mit Körnern, aus deren Zahl Abergläubische die Kornpreise vorhersagen zu können meinen. Rockenphil. 2, 175.
~ern (selten):
1) intr. (haben): theuer werden, im Preis steigen: Das Land hat „thüret“. Gotthelf G. 293.
2) tr.:
a) faktit. zu 1: Bildung, die den Werth des Mannes theuert. Rückert Mak. 2, 134.
b) T., be-t., taxieren, schätzen. Schm.
3) ref.: sich hoch und theuer verschwören (mit abhäng. Satz). Schweinichen 1, 359. Zsstzg.: Be-:
1) [2b].
2) s. dauern II, Anm.
3) heute gw. [vgl. 3] hoch und theuer versichern: Etwas mit einem Eid b. etc.; Ein Täschchen .. kommt, vom Freunde zu b., | immer bleibet er Derselbe. G. 6, 96; Den Reichthum muß der Neid b. [bezeugen]; | denn er kriecht nie in leere Scheuern. 3, 87; So schwöre ich, so betheure ich und nehme den Himmel zum Zeugen, daß etc. Sch. 1049a etc. Dazu:
a) Betheurer. Schlegel Cäs. 1, 2; Sind diese Zeichen deines Worts Betheurer? Joh. 3, 1 etc.
b) Die.. Sprache der Galanterie . .: eine Schmeichelei [wird in ihr] zur Betheurung. L. Gal. 2, 6; Dem getreuen Weibe | Betheurungen zu thun von seiner Zärtlichkeit. W. 20, 165. s. dauern II, Anm.
Ge-: Über-:
1) Etwas u. übermäßig ver-t. (s. d.), z. B.: Die ich nicht fordern durfte, wenn ich die Reise nicht ü. wollte. Zelter 1, 460.
2) Einen ü., ihm zu theure Preise abnehmen, abfordern (ihn übersetzen, überfordern), z. B.: G. 19, 301; Rabner 4, 165; Thümmel 2, 216 etc.; übertr.: Stallknecht [zum abgesetzten König]: „Heil, königlicher Fürst!“ König: „Heil, edler Pair! | wer übertheuert nun den Andern mehr?“ Schlegel Rich. II. 5, 4, mit zu hohem Titel (ihn gleichsam wie loszuschlagende Waare feilbietend). Dazu: Die übertheurung gw. mit objekt. Genit., z. B.: der Kunden, seltner mit subjekt.: der Handwerker. Möser Ph. 1, 35. Ver-: Etwas v., theurer, d. h. im Preis steigen machen: Warf dem Radikalismus vor, daß er den Wein .. vertheuert. Keller gH. 2, 434; Etwas um so und so viel ver-t.; Die Opernbücher wurden zu 1 Mark vertheuert. Schütze Hamb. 195, ihr Preis stieg so hoch etc.; selten (vgl. theuer 4): Wie auch die Welt ihm das Gefühl vertheure. G. 12, 69, bewirke, daß es selten hervortritt etc.
~rung: s. Theure und theuren Zsstzg.