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That
Thāt, f.; –en (veralt.:
Thät. Schaidenreißer 7b; 52a etc.); -:
1) etwas Gewolltes, das durch die Kraft eines thunden Subj. in die Wirklichkeit getreten, oft gegenübergestellt einerseits dem bloßen Wollen, Willen, Gedanken (3), Wort, Entschluß, Entwurf, Rath (2 etc.), andrerseits dem bloßen Ereignis, Leiden (II 9) etc., vgl. auch für die leicht zu mehrenden Belege, die angeführten Wörter und Handlung 2, z. B.: Einen Verbrecher etc. auf. in, bei, über der T.; auf frischer, auf thuender (Arndt Ber. 31) T. ergreifen, ertappen etc.; Gleich, frisch nach der T. etc.; Eine T. thun, vollbringen, vollführen, ausführen, ins Werk setzen, begehn etc.; T–en geschehn etc.; Böse, edle, fürchterliche, graunvolle, große, gute, herrliche, kühne, liedeswerthe, rasche, ritterliche, schändliche, schlechte, schreckliche, schwarze, schwere, tapfre, übereilte, verbrecherische, verhängnisvolle, verwegne T–en etc. (s. Zsstzg.); Leben und T–en eines Helden, Räubers, Abenteurers etc.; Es galt keine T., sondern viele Thätigkeiten. Auerbach Leb. 2, 11; Börne 5, 238; Wie .. sich von der T. zurück mein Wille bog. Cham. 4, 98; Daß Batteux .. Handlung [s. d. 3] .mit T. verwechselt. Engel 4, 140; Nicht mit Worten, mit der T. | wünscht’ ich’s zu sein. G. 13, 128; 346; 264; 353; 11, 10; 52; Der Romanheld muß leidend . sein, von dem dramatischen verlangt man Wirkung und T. 17, 33; Die Farben sind T–en des [gleichsam personif.] Lichts, T–en und Leiden (s. d. II9) 37, XlII; 22, 233; 33, 324; 330; 39, 294; Ein falscher Begriff, den man sich von der Handlung macht, wenn man sie vornehmlich in der äußerlichen T. setzt. Kl. Gel. 330; Wandelt in T. den Entwurf. Od. 2, 81; Vom Entschluß zur T. Leisewitz J. 43; L. 2, 284; Den Willen für die T. anzunehmen. 12, 505; Ich bin ein Mann der T., kein Mann von vielem Wort. Rückert Rost. 98b; Stets ist die Sprache kecker als die T. Sch. 334b; 521a; Ich müßte | die T. vollbringen, weil ich sie gedacht? 362a; Was die Rebellen durch ihre T–en, haben die Übrigen durch ihr Un- terlassen verschuldet. 837a; Der Charakterlose ..; seine T–en sind .. nicht sein Werk, sondern nur Ereignis, ein Durchgang der äußern Verkettungen durch einen Menschen. Vischer Ästh. 2, 203; Zu einer Handlung der Pflicht, statt daß sie eine T. freier Neigung hätte bleiben müssen. Vogt Köhl. 36 etc.
2) (s. 1) adverbiell: In der T. (verallgemeint) = in der Wirklichkeit; wirklich, fürwahr etc.: Ein in der Möglichkeit glückliches, in der T. aber sehr bedauernswürdiges Volk. Scherr Bl. 1, 34; Der in der T. (den Namen und das Diadem ausgenommen) der König selbst war. W. 6, 60 u. o.
3) ugw. st. Werk (s. d.): Dem dunkeln Schoß der heil’gen Erde | vertrauen wir der Hände T. Sch. 79a.
Zsstzg. zu 1, leicht zu verstehn nach folg. Beisp. (vgl. für die mit Vors. die entsprechenden von thun): Āūßen-: eine That nach ihrer äußern Erscheinung. That Kl. Od. 1, 129.
Bēī-: Zu-T. Hebel 8, 142.
Bīēder-: biedre. Langbein L. 39.
Blūt-: blutige That (Mord-T.). Sch. 387a; 421a.
Dīēbs-: Seine Mord- und D–en. Kurz Sonn. 282.
Edel-: B. 12a; Kosegarten Rh. 1, 153; IP. 36, 65; Sch. 392a; 601a.
Ehren-: ehrenwerthe. Withof Gd. 1, 289.
Eīgen-: eigenmächtiggewaltsame (s. eigenthätig). Möser Ph. 3, 108 etc.
Frêvel-: frevelhafte (vgl. Laster-T.). Sch. 29a; 366b; 384a; W. 20, 68 etc.
Ge-: veralt. st. Grundw. (s. Benecke 3, 147 etc.). Ber-— lichingen 256; Stumpf 647a etc.; Staunte ob dieser seiner Hände-G. Görres H. 1, 186.
Gewált-: gewaltsame: B. 403b; Er hat das Schwert gezogen, aber nicht zur G. gegen die unterirdischen Mächte. G. 31, 139; Sch. 241a; 362a; 543b; V. Od. 11, 117; W. 27, 29 etc.
Grēūel-: greuelvolle: G. 16, 306; Sch. 406b; 512b; 604b etc.
Grōß-: große. G. 27, 49; 337; 30, 410; 31, 281; W. 23, 16; 32, 161; Luc. 4, 190 etc.
Gūt-: gute, gütige (vgl. Wohl-T.): Indem er den Fürsten von jeder G. abhielt, die ihm der Himmel als Buße hätte anrechnen können. Börne 1, 4; 3, 419; Hand, die mir die G. reicht. Gellert 2, 58; Daß die kränkliche Erde, von ihren G–en ermüdet, durch die Ruhe des Winters sich erholen muß. Geßner 1, 78; Die beste G. ist etc. Rückert Mak. 1, 134; Sch. 541a etc. (vralt.: Um alter „guotthät“ willen. Wackern. 3, 229¹⁴; Stumpf III etc.).
Hēīligen-: die eines Heiligen. Michaelis 123.
Hélden-: Gutzkow R. 6, 111; Sch. 104b; W. 12, 171 etc.; iron. (vgl. Heldenstück). 34, 50; Es ist eine schlechte H., ein armes Mädchen zu peinigen. Luc. 3, 392.
Hōch-: hohe, erhabne (vgl. Groß-T.). Heine Verm. 1, 64.
Jūgend-: der Jugend gemäße etc.: Auf rascher J. erwart’ ich dich, | doch nicht auf thöricht kindischer. Sch. 502a.
Kámpf-: Jene K–en der Völker. Gartenl. 9, 790 etc., vgl.: Tapfre Krieges-T–en. Sch. 232a etc.
Láster-: lasterhafte (vgl. Frevel-T.): G. 6, 358; L. Nath. 4, 2 etc.
Līēb-: (vralt.) sich thätig zeigende Liebe. Wackern. 2, 156¹⁵ etc.
Līēbes-: aus Liebe entspringende, z. B.: Zu leidenschaftlichen Ritter- und L–en. G. 27, 289 etc.; Wenn Gottes unmittelbare Anbetung mit einer nothwendigen häuslichen L. in eine Zeit fällt. Teller.
Lōbe-: Lob verdienende. Jahn V. 292, vgl.: Katharina’s Lorbeer-T–en. Tiedge 2, 74.
Ḿnner-: Kühne M. Vollmann 365, auch: Mannes-T., vgl. Retter-, Helden-, Jugend-T. etc.
Mēūchel-: meuchlerische. Heine 18, 329.
Mísse-: Laster-T. (s. d., vgl. Übel-, Un-T.), ungemein oft bibl.: Die .. That und M. | der Sterblichen .. wägt. Geibel Rod. VIII; Die Götter rächen | der Väter M. nicht an dem Sohn. G. 13, 30; Kl. M. 13, 258; Sch. 259a; V. Od. 13, 193 etc.
Mórd-: (s. Blut-, Diebs-T. und Mord 1a). G. 28, 81 etc.; Diese Knechtungskriege und Freiheits-M–en [-Morde]. Ense T. 6, 66.
Rāūb-: eine That, wodurch ein Raub begangen wird: R. | an dem Grab ist hier begangen. Fouqué Gd. 1, 203; Der R. schuldig. Volksz. 10, 167; R–en st. der ugw. Mz. von Raub (s. d., Anm.).
Rēū-: Reue erweckende: Zorn-T–en, R–en. JGrob PSpaz. 80.
Rīēsen-: riesige (vgl. Groß-T.). Kinkel 96.
Rítter-: (vgl. Männer-, Helden-T.). Sch. 453a; W. 12, 71 etc.
Schánd-: schändliche: Eine Sch. schändlich rächend. G. 13, 30; 9, 265; L. 4, 263; Sch. 831b; V. Ov. 1, 358; W. 33, 22 etc.
Schāūder-: schauderhafte. Spielhagen Pr. 5, 119.
Schēīn-: eine That scheinend, ohne es zu sein. Steffens Malk. 2, 61.
Schréckens-: Schrecken erregende; schreckliche. Stahr Rep. 3, 247.
Tūgend-: tugendhafte etc. Herrig 30, 11.
Übel-: eine üble, schlimme That (vgl. das härtre Misse-T. etc.): Besser.., daß ihr von Wohl-T. (s. d. 1) wegen leidet, dem von Ü. wegen. 1. Petr. 3, 17; Dan. 6, 4; Der Wohl-T. wird bald vergessen, aber der Ü. gedenkt man lang. Agricola 376; Diesen verleitete der Fanatismus der Tugend zu Ü–en. Börne 3, 262; 1, 219; 2, 42; Den Ü–en steuern. G. 35, 270; IP. 36, 65; Ein gutes Werk von bösen Seelen | ist Ü–en beizuzählen. Ramler F. 1, 12 etc.
Un-:
1) entsetzliche That (stärker als Misse-T., s. d.). G. 33, 297; Es giebt U–en, über welche kein Gras wächst. Hebel 3, 71; Luther 6, 276b; Sch. 367a; V. Od. 3, 303; 17, 226; W. Luc. 5, 31 etc.
2) gw. nur vrkl.: ein Makel an Etwas, wodurch Dies entstellt wird (vgl. ungethan; das umdeutende Untädlein und Rühr 2): Ihr werdet kein Un- thätele an mir finden, ich habe keinen Fehler, ich kann Soldat werden. Auerbach D. 1, 18; Wenn solche Schleicher sonst kein „Vnthetlin“ an sich hätten. Luther 5, 491a; Ein frisches .. Schwabenmädel, kein Unthätchen an ihrer Unschuld. OMüller Bürg. 381. Verzwēīflungs-: verzweifelte. Sch. 513b. Wāg(e)-: kühne (vgl. Wagnis). Freiligrath H. 153; G. 13, 318; Sch. 547b etc. Wēh-: mundartl. Ggstz. zu Wohl-T. (s. d. 3): etwas schmerzlich Empfundnes, Schmerzendes: Die W., grollend von Verwandten geschieden zu sein. Gotthelf 6, 164. Wōhl-:
1) zuw. st. Gut-T. (s. d. und Ggstz. übel-T.).
2) (s. 1) eine That aus Wohlwollen gegen Jemand, um ihm Gutes zu erweisen, zu nützen etc.: Durch W. an den Armen. Dan. 4, 24; Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine W., die er an mir thut? Ps. 116, 12; 107, 43 etc.; Seine W–en ausposaunen. L. 1, 238 etc.; (Wohlthät. Schaidenreißer 40b; 64a etc.).
3) ver- allgemeint, indem der Begriff der That zurücktritt: etwas Wohlthuendes; Etwas, das Einem zu Gute kommt, ihn fördert etc. oder auch (s. Weh-T.) das Gefühl angenehm berührt etc.: Was du als Elend fühlst, | verwandelt sich in W. G. 13, 347; Wo die Einmischung der Regierung als eine wahre W. erscheinen mußte. Prutz Mus. 1, 30; Schon lang entbehr’ ich .. der Sakramente W. Sch. 407a; Ihr genießt den Schutz, | die W. des Gesetzes. 412a; Wenn es [das Landesrecht] mir W. werden kann. 414a etc.; Auf diese Rechts-W. Anspruch machen. Michaelis 94 etc. Wúnder-: wunderbare. G. 35, 74; Mendelssohn Ps. 145, 5; W. 35, 90 etc. Zórn-: die man im Zorn begeht, s. Reu-T. Zū-: das zu Etwas, damit ein vollständiges Ganze sei oder werde, Gethane, z. B.:
1) Zusatz: Die einfache Wahrheit ohne Z. Auerbach Tag. IV; Die reine Sache der Religion von der Z. der Theologie zu scheiden. Gervinus Kath. 8; Was wohl rednerische Z. sein möchte. G. 30, 404 etc.
2) von Speisen = Beiessen etc., eig. und übertr.: Wein .. und noch irgend ein Zuthätchen. Keller LvS. 212; Ein schönes Lebensgericht Das! die Liebe der Braut noch nicht gar und die Z. des Bräutigams aufgewärmt. König Fam. 1, 58; Schütze Hamb. 8 etc.
3) Schneid.: das zur Anfertigung eines Kleidungsstücks außer dem Zeugstoff (und Futter) noch Erforderliche, vom Schneider Hinzuzuthunde (z. B. Seide, Knöpfe, Besatz etc.); übertr.: Die Außenseite, gleichsam die Z–en der Liebe. FSchlegel GR. 310 etc.
4) (s. 3) verallgemeint: das zu verarbeitende Material: Die Löhne und die Z–en stiegen im Preise. Freytag B. 2, 144; Die Z–en zu einem ganz hübschen Kleide für zwei Schilling anzukaufen. Karmarsch 2, 351 etc.