Thal
Thāl, n., –(e)s; Thäler, –e; Thälchen; -:
1) ein vertieftes Terrain zw. Höhen (Bergen, Hügeln), nam. von größrer Ausdehnung (vgl. Schlucht 2): Berg (s. d. 1a) und T.; Über Berg und T.; Über 17, 379), durch (383; 13, 28) Berg(e) und Thäler; Fruchtbare; weite; von einem Fluß durchschlängelte Thäler; Das T. eines Stroms; Des Ätna’s | Thäler. Mosch. 3, 131; Thäler in einem Gebirge; Das T. Josaphat 3, 7; 17), Tempe etc. —
a) In Halle der niedre die Salzkothen enthaltende Theil der Stadt (s. T.-Gut, -Leute etc.). —
b) bildl.: Ob ich schon wanderte im finstern T. 23, 4 (= Und wall ich auch im Todesschatten-T–e. sohn); Ins T. des Todes. Lieb. 71; Dich wird kein Übersprung | ins T. der Leidenschaft den Faunen beigesellen. 2, 219; Leise .. | zog, wie die Ewigkeit, | entfliehend und doch bleibend, | der Strom durchs T. der Zeit. 2, 28 etc.; Er [der Dichter] weilet stets im T–e. 1, 36, hebt sich nicht über das Gewöhnliche etc. —
2) (s. 1) t.-ähnliche Vertiefungen, z. B.:
a) von Flüssigkeiten: Das Wellen-T. hinter dem Berge. gB. 2, 31 (s. Wellenberg 1). —
b) Sie ließ den Käfer auf ihrer Hand herumkriechen, zw. Berg (s. d. 4) und T. ihrer Finger. Barf. 41 etc.; ferner: eine Furche im großen Gehirn (fossa Sylvii). An. 515 (Hirn- T.); Thälchen (vallecula), eine kleine Vertiefung im Felsenbein. 83 etc. —
3) adverbiell: Zu T., auch ver- allgemeint: nieder, abwärts, z. B.: Sie lauschen zu T. 3, 166; [Die Wagschale] senkt schnell und mächtig sich zu T–e. 4, 83; [Der Strom] wandelt unaufhaltsam fort zu T–e. 2, 3; 12, 266; Als sie [die Sonne] wieder sank „zuthal“. 34; 109; Die Sonne geht zu T–e. Br. 124; Röchelnd stürzt es [das getödtete Thier] dann zu T. [nieder, fällt zu Boden]. 39); 4, 15; W. 1; Fahren wir zu T. den Rhein. N. 338; 927; 1505; Sie saßen .. auf eine Bank zu T. 1699; Th. 469; 448; N. 3, 7 etc., vgl.: Bäche stürzen immer gegen T. 5, 210) und t.-ein; Schiff.: Sich zu Tod und T. segeln (s. d. 1a), zu Grunde gehn.
Anm.
1) Goth. dal, ahd., mhd. tal (n., m.), mit Grundbed. von 3 (goth. dalath, mhd. zetal, vgl. dal und thalen). —
2) Vereinzelt findet sich noch das masc., vgl.: Wo Fleming etwas seiner Mundart Eigenes entfuhr, wie: . ein grüner T. 1804) 1, 200; O T., den ich mit Klagen angefüllt. Gd. 52; Den stillen T. 1, 19); Was ist der Erdensaal? | Ein herber Thränen-T. Fr. 549; Der Joachims T. 5, 509a; Diesen T. Lthr. 211b u. o.; Der persianische Rosen-T. etc. —
3) Wir sagen jetzt von T. in der Mehrheit: die Thäler; ehedem sagte man unendlich wohlklingender: die Thale etc. 370b, welche — von getadelte — Form sich, wie in Bibel, nam. in der gehobnen Spr. erhalten hat, z. B.: In den einsamen T–en. Ab. 195; Gd. 1, 107; 1, 264; 296; 2, 61 etc.; 137 etc.; H. 1, XIX; Sch. 181; 8, 362; 16, 267; H. 1, 21; 2, 55 etc.; 506; Od. 2, 229; M. 11, 17; 16, 552 etc.; 2, 246 etc.; Gd. 7; Sch. 1, 429; Il. 18, 321 etc.; Th. 450; 162; 311; 312; Il. 13, 64; Ov. 1, 121 etc.; aber nur vereinzelt: Thäl’ und Hohlen. Fr. 33. —
4) Verkl.: Thälchen. 1, 53; A. 2, 229; N. 435; Ver. 19 u. o. (s. 2).
Zsstzg. vielfach, z. B. nach dem im T. Befindlichen, dort Herrschenden, seiner Lage etc., leicht zu mehren und zu verstehn nach folg. Bsp.: Ābend-: ein Thal zur Abendzeit. Tiedge 2, 51; 182 etc., vgl. Morgen-T. 127 etc., s. Frühlings-T. etc.— Álpen-: (s. Gebirgs-T.) Kohl A. 1, 356; 2, 133; Uhland 375 etc.; Alp-T. G. 26, 147. —
Āū-: Tiedge 2, 24, vgl. Wiesen-T. —
Āūßen-: Thäler .. zw. einem Gebirge und dessen Vorbergen .. nennt man Außenthäler. Oken 1, 553, s. Vor-T. —
Bách-: Im Bach- und Tannen-T. KMayer 198, vgl. Fluß-T. —
Bāūm-: Matthisson E. 1, 240 etc., so: Birken-T. Gd. 151; Eichen-T. 1; Eich-T. H. 15, 310; Erlen-T. V. 3, 104; Myrten-T. 3, 74; Kosegarten Po. 1, 77; Nußbaum-T. Fallmerayer Or. 1, 146; Palmen-T. Heine Rom. 211; Tannen-T. KMayer 194; 198; Ulmen-T. Tiedge 2, 183 etc., vgl. Wald-T.; Blumen-T. etc. —
Bérg-: Im bergigen Lande zw. einzelnen Bergen liegende Thäler nennt man Bergthäler. Oken 1, 553 (vgl. Gebirgs-T.); Im B. B. 206b [= In des Gebirgs Wald- T. V. Jl. 3, 34]; G. 26, 237 etc. —
Blūmen-: Thümmel 7, 74; Wackern. 2, 1565³ etc.; bildl.: Er lag | schon tief in seiner Wollust B. Kl. 9, 132 etc., vgl. Ggstz.: Bis .. der Geist .. sich scheidet von dem Dornen-T. Brentano etc. So: Rosen-T. (übertr., als Büchertitel, s. Anm.: Diesen Rosen-T. oder Rosengarten geschrieben. Olearius Ros. XlII etc.); Veilchen-T. ESchulze 3, 269: Thümmel 2, 223 etc., vergl. Baum-T.; ähnlich z. B. Erdbeer-T. etc. —
Dámpf-: JP. 24, 171, vergl. Nebel-T. —
Eīs-: G. 14, 195, vergl. Firn-T. Tschudi Th. 501; Gletscher-T. etc. —
Engel-: als Wohnung von Engeln erscheinend (Himmels-, Paradieses- T. etc.): Du E. der Ruh. Tiedge 2, 34. —
Entblȫßungs-: durch Auswaschung lockrer Gesteinsschichten entstanden. Oken 1, 567, „Erosionsthäler“. Tschudi Th. 468 etc. —
Erden-: ein irdisches; oder auch die Erde als niedrer Wohnsitz. Schubart 2, 331, vgl. Dornen-, Jammer-, Thränen- und Ggstz. Himmels-T. —
Erhêbungs-: ein Kessel- oder Ring-T., wo die Schichten der Wände „in die Höhe gehoben“ sind. Oken 1, 565. —
Ernte-: s. Garben-T. — Féls- (Uhland 451 etc.), Félsen- (WhMüller 1, 257 etc.): von Felsen eingeschlossen, vgl.: Rauhe Steinthälchen. Tschudi Th. 434. —
Fírn-: s. Eis-T. —
Flúß-: König DFam. 1, 37 etc., vgl.: Strom-T. Vischer Ästh. 2, 176 etc. (s. Bach-, See-T. etc.), so z.B.: Das Donau-T. G. 26, 115 etc.; Leine-T. 27, 84; Memel-T. Temme SchwM. 2, 3; Pregel-T. 1, 9; Nil-T. Kriegk 1, 63; Rhein- T. Oken 1, 553 etc. —
Frēūden-: in dem Freude herrscht. Thümmel 5, 222; bildl.: Endlich sieht man F. Günther 103 etc., vgl. Wonne- (Ggstz. Jammer-T.), ferner: Jenem Friedens-T. entgegen, | wo noch jeder Pilger Ruhe fand. Körner etc.; Ruhe-T. etc. —
Frǖhlings-: in dem der Frühling herrscht etc. (vgl. Abend-T.): Hölty 177; IP. Fat. 2, 217 etc., ähnlich: Maien-T. Kurz 3, 140a etc.; Durch die grünen | Sommerthäler. Platen 1, 146 etc. —
Gárben-: garbenreiches. Freiligrath SW. 4, 171 (vgl. Ernte-T.). —
Ge-: ein weites Thal, gleichsam eine Reihe von Thälern (vgl. Thalschaft; Thalung und Gebirg zu Berg): Blühen im G. | Blumen. Daumer 1, 5; Ins weite G. und Gebirge. G. 1, 180; Platen 2, 72; 4, 360 etc. —
Gebírgs-: Zw. Rücken, Ketten etc. im Gebirg liegende Thäler heißen Gebirgsthäler (vergl. Berg-T.). Oken 1, 553; G. 12, 183; Wackern. 4, 115116 etc. —
Glétscher-: s. Eis-, Berg-T. —
Gnāden-: Name von Herrnhuter Kolonien. G. 6, 78 etc. —
Grāb-: wo Gräber sind etc. Matthisson 221. —
Hāīn-: (s. Wald-T.) Solger Soph. 1, 115; V. Mosch. 3, 1; Georg. 3, 19 etc. —
Hāūpt-: Ein Thal, welches ein Gebirge ganz oder einen großen Theil desselben durchzieht, wird ein H. genannt; kleinere Thäler, welche sich mit demselben verbinden, heißen Seitenthäler und solche, welche sich wieder mit diesen vereinigen, Nebenthäler. Oken 1, 553. —
Hímmels-: s. Engels-T. — Hírn- [2b]. —
Hírten-: von Hirten bewohnt. Matthison E. 1, 386, vgl.: Friede wohnt im Schäfer-T. Hungari 1, 153. —
Hōch-: hochgelegnes (vgl. Hoch-Ebne, -Plateau etc.): Firnbedeckte .Berghäupter .. mit zwischenliegenden übergletscherten Hochthälern. Körner Sch. 4, 52; Kürnberger N. 2, 235; Kleine kalte Hochthälchen. Tschudi Th. 19. —
Hütten-: worin Hütten stehn. Tiedge 2, 99. —
Jámmer-: s. Ggstz. Freuden-T., nam. theolog. von der Erde, s. Ps. 84, 7 (Durchs dürre Baka-T. Mendelssohn; Zunz etc., s. Gesenius s. v. 3); Luther 6, 316b; Wir scheiden traurig hier im J., | in Lust vereint das Paradies uns wieder. Schlegel Sh. 8, 340 u. v., vgl.: Der Gotteserde lichten Himmelssaal | verdüstern sie zum J. G. 3, 119 etc.; Von einem irdischen Katzenjammer-T. Heine Reis. 3, 124 etc. —
Késsel-: kesselförmig (s. Erhebungs-T.). DMus. 1, 2, 265; Schmarda 1, 244 etc. —
Längen-: Gebirgs- T. in der Richtung des Gebirgs, Ggstz.: Quer-T. Burmeister Gsch. 179; Oken 1, 553; Gezweige von Längenthälern, Querthälern, Seitenthälern, Nebenthälern etc. Volger EE. 453 etc. —
Lōbe-: 2. Chr. 20, 26. —
Māī(en)-: s. Frühlings-T. —
Mórgen-: s. Abend- T. —
Mǖhl-: Im schattigen M. Platen 2, 217 etc., vgl. Hütten-T. —
Nêbel-: nebliges, eig. und übertr. (vgl. Sch. 47b) Cham. 4, 141; G. 2, 65; H. R. 9, 323; Matthisson 33 etc., Ggstz. Sonnen-T. etc. —
Nêben-: s. Haupt- und Längen-T. —
Paradīēses-: s. Engel-T. —
Parallēl-: zw. parallelen Bergzügen oder Ketten. Oken 1, 553. —
Prǖfungs-: Bez. des Jrdischen. Alxinger D. 177 etc. —
Quêr-: s. Längen-T. —
Ríng-: Kessel-T. (s. Erhebungs-T.). —
Rūhe-: s. Friedens-T. —
Sámmel-: z. B. in dem sich Gewässer sammeln. B. 218b. —
Schǟfer-: s. Hirten-T. —
Schátten-: schattiges. G. 2, 43; Matthison 66; Todes-Sch. [1b] etc., Ggstz. Sonnen-T. —
Schāū-: Jes. 22, 1; 5 (s. Gesenius s. v. íirh) und danach Kl. M. 15, 13. —
Sēē-: (vgl. Bach-, Fluß-T.) V. 3, 24; 60 etc. —
Sēīten-: (s. Haupt-T.) G. 19, 39; 131; 26, 157 etc. —
Skálden-: als Aufenthalt von Skalden (s. d.). Michaelis 6. —
Sómmer-: s. Frühlings- T. —
Sónnen-: sonniges (s. Ggstz.: Nebel-, Schatten-T.): Kürnberger N. 2, 14; Thümmel 7, 68 etc. —
Spálten-: spaltenförmiges (vgl. Schlucht). Oken 1, 564. —
Stēīn-: s. Fels-T. —
Strōm-: s. Fluß- T. —
Tōdten-: s. [1b]. Wackern. 2, 932¹⁶. —
Thrǟnen-: (s. Jammer-T.) 930¹; 430⁷ etc. —
Vōr-: (s. Außen-T.) Aus den Vorthälern in höhere Bergthäler hinaufgezogen. Grube 3, 128. —
Wáld-: waldiges (s. Baum-T. etc.): G. 26, 116; Uhland 428; V. Od. 17, 316; 19, 435 etc.; Waldes-T. Freiligrath SW. 4, 73; G. 12, 49 etc. — Wéllen- [2a]. —
Wīēsen-: mit Wiesengrund (s. Au-, vgl. Wald-T.). Freiligrath 2, 243; Platen 1, 147 etc. —
Wónne-: (s. Freuden-T.) In deinen W–en, Elysium. Stolberg Sch. 1, 26 etc. —
Zāūber-: ein zaubrisches. G. 10, 236; Matthisson 129 etc. —
Zwíschen-: zwischen zwei Gebirgen. Oken 1, 553 etc.
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