Faksimile 0471 | Seite 1293
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Taumel Taumelei ~ler ~eler ~lig ~elig taumeln um-taum um-taum
Tāūm~el, m., –s; uv.; -:
1) der Zustand des Taumelns (s. d., vgl. Betäubung; Schwindel; Trunkenheit; Rausch 3; Torkel 2 etc.): Halb im T. des Schlafs. G. 14, 63; Fühlte sich in einer Art von T., von Unsicherheit mit sich selbst. 18, 224; Von der Bahn | der Sitten .. im T. weggerissen. 13, 148; 202; Von Freud’ ist nicht die Rede, | dem T. weih’ ich mich. 11, 72; Aus dem .. T. zur Nüchternheit erwachen. 33, 165; 9, 277; 287; Heinse A. 1, 134; H. 11, 416; Doch ist der schwindelnde T. | endlich vorübergerauscht; sie sehen nun, hören, was da ist. Kl. M. 6, 269; Da er Zwei .. zu solchem T. schlägt, | daß etc. Nicolai 8, 164; Verblendet ist das Volk, ein Wahn betäubt es, | doch dieser T. wird vorübergehen. Sch. 456a; 98b; Die süße Trunkenheit . ., jener freudige T. 789b; V. Il. 9, 239; Die Heiterkeit der Seele, die er dem angenehmsten T. der Sinne vorzog. W. 4, 61 etc.; Wenn bei Dieser der erste Braut- und Jugend-T. sich würde gelegt haben. G. 15, 194; Freude-T. 2, 59; Sch. M. 1, 74 etc.; Dies Leben war für ihn wie ein Rausch, wie ein Opium-T. Wehl Allrw. 8; Die im Sinnen-T. hindämmernde Masse. Gutzkow R. 9, 362; Wonne-T. G. 7, 191; Kretschmann 5, 224; Der Zauber-T. [durch Oberon’s Horn]. W. 20, 123 etc. 2) = T.-Lolch.
~elēī, f.; –en:
das Taumeln etc.: Die T–en [schwindelnden Irrthümer] seines Kopfes. Sch. 735b.
~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
Einer, der taumelt; auch = Tümmler (s. d.).
~(e)lig~(e)lig, a.:
taumelnd (vgl. schwindlig etc.): T. sein (Oken 6, 189), von Etwas werden (7, 176); Etwas macht Einen t. Prutz W. 43; W. Luc. 3, 429 etc.; Einem wird t. Auerbach V. (61) 11; G. 1, 14 etc.; Alle Sinne wirbeln t. 12, 226; Schlaf . ., aus dem er sich eben noch halb-t. aufrichten wollte. Gartenl. 9, 481a etc.
~eln: 1) intr. (s. flattern, Anm. etc.):
im oder: wie im Schwindel, Rausch sein und so sich bewegen, eig. und übertr.:
a) Die vom Wein „daumeln“. Jes. 28, 1; 7 etc.; So tauml’ ich von Begierde zu Genuß. G. 11, 142; 9, 270; [Der Schwan] taumelt, wann er geht. Hagedorn 2, 215; Vom Knie des Papa zur Hand des Großpapa t. [unsicher gehn]. König Kl. 1, 341; 194; Er taumelt von diesem ungewohnten Glück. Rabner 4, 363; Selige paradiesische Zeit, da ich noch mit verbundenen Augen durch das Leben taumelte. Sch. 752a; W. 27, 16; Ich wäre zu Boden getaumelt, wenn etc. W. 16, 60; Du sehnest dich nach dem Licht und taumelst in der Finsternis. 17, 7; 20, 91 etc.
b) nam. dichter. auch zuw. von Leblosem: Gewässer t. [stürzen] jetzt in Strömen von den Höhen. Dusch; T–d entrollt er [der Fels]. Baggesen 1, 160; Ein bergab-t–der Felsblock. Pyrker 96 etc.; auch: Die ganze Nacht durch hatte es (s. d. 7) vor mir getaumelt [sich hin und her bewegt] wie Etwas am Strick . ., es war die Schellenschnur. Alexis H. 1, 1, 140.
c) häufig Partic. Präs., von Pers., z. B. auch: Lust- (W. 10, 153), wonne- (20, 111) t–d etc., auch z. B.: Von Ximenens Seele | war das t–de Gelächter | weit entfernt, sie ist zu glücklich, | als daß sie sich lustig zeige. H. Cid 16; Seine glänzendsten und t–dsten Tiraden. DViertelj. 1, 1, 207; Sein t–d Herz. W. 11, 211 etc. 2) tr., z. B.:
a) Er taumelt mit ihr eine Menuett. Rabner 4, 374, tanzt t–d etc.
b) mit Angabe der Wirkung: Taumelten sie gegen einander und taumelten sich Alle Beide über den Haufen. Münchhausen 111; Einen zu Boden (oder nieder-) t. etc. Zsstzg. z. B.: Áb-: statt hinab-t. V. Sh. 3, 275. Es möchte mal ein berauschter Komet an unsere Erde a. Scherr Gr. 2, 266. taumelnd sich erheben. Kl. M. 13, 932; Uz taumelt auf, schlägt seine Hymnen an. JBMichaelis 9; Die schlaftrunken vom Sitze aufgetaumelt war. Mügge GsN. 2, 380; Sch. 205b etc., empor-t., auch [2b] faktit.: Da taumeln sie frisch empor | die wühlenden Sorgen. Beck Heim. 118. zu Ende taumeln. Be-, tr.: taumelig machen: Die Zwei .. betaumelte 1o02 kein Modewahn. L. 1 98; Man lässt sich vom tollen Luxus b. Rahel 2, 340 etc. Dahêr- (L. 1, 59), dahín- (Sch. 27b). Durch-, tr.: Soviel Meerwunder die wogende Tiefe d. V. Än. 6, 729; Jl. 21, 354 etc. Einhêr-. s. auf-t. So enttaumelt ihr Tanz .. dem Gebirge. B. 248b; Daß er nicht das herrliche Gedicht .. aus der schaffenden Seele e. ließ. Gleim Körte 1, 233; Ich enttaumel’ im Sturm die Gebirg’ hinab. V. 3, 225; Ov. 1, 70; 89; Od. 5, 315; 10, 559 etc. Hagedorn 3, 50. weiter-, weg-t. Gutzkow R. 6, 21; Thümmel 1, 73; Wiedasch Od. 21, 302 etc. G. 19, 348 etc.; Jünglingsblicke taumelten voll Feuer | nach dem Reiz des lieben Mädchens hin. Hölty 16; Wuth, die sich .. überstürzt und jenseits ihres Ziels | hintaumelt. Sch. 561b; Uhland 363; 488; V. Od. 3, 450 etc.; Hinab-t. 22, 85; Ov. 1, 91 etc.; Er sah den großen Wagen auf dem schlechten Pflaster langsam heran-t. Gutzkow R. 1, 107 etc.; Herum-t. G. 4, 284; Klinger F. 5 etc.; Wenn sie in noch abscheulichere Tiefen des Lasters hinuntertaumelt. Sch. 191b etc.; Hervor-t. Rabner 4, 192; Über Einen hin- weg-t. W. 2, 78 etc. z. B. taumelnd mitgehn. G. 10, 159. z. B.: Bacchanten des Gedankens, die dem Gott in heiliger Trunkenheit n. Heine B. 10. hernieder-t. B. 240b; Engel 6, 112 etc., auch [2b]. Des Menschen Herz taumelt stets von der einen Seite zur andern über. Görres V. 134. I.
Án-: Āūf-: Āūs-: Empōr-: Ent-: Entgêgen-: Fórt-: Hêr-: Mít-: Nāch-: Nīēder-: Über-:
Um-, tr.:
Etwas um-t., sich taumelnd darum bewegen (vgl. umwirbeln). Bodenstedt 1, 105; Schwab 381; V. H. 1, 145; W. 20, 150 etc. II.
Um-, intr.:
taumelnd úmfallen und tr. —: ūmwerfen. Umhêr-: intr. (Pfeffel Pr. 8, 60), refl. (H. Ph. 3, 278), taumelnd sich umherdrehn. Ver-, tr.: taumelnd verbringen: Ver-t. sie ihr Leben in Sinnenlust. Börne 3, 189; FSchlegel Flor. 1, 152; G. 7, 342 etc., auch refl.: So vertaumelt sich der schönste Theil des Lebens. 1, 62 etc. Vorán-: (Ggstz. nach-t.) Sch. 22a. Zū-: Einem z., taumelnd nahn. Ramler F. 1, 61. Zurück-: taumelnd zurücksinken. Sch. 104a etc.
Anm. Ahd. tümön, tiumön, tümilön, mhd. tümen, tûmelen, sich im Kreis drehn, so tummeln, vgl. bair.: täumisch = taumlig; täumeln: taumlig machen etc. Schm. und it. tombolare etc. Diez 346; doch vgl. Thau, Anm.