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Tast Tastatur tastbar Taste tasteln tasten Taster tastlich
Tást: 1) m., –(e)s; –e:
s. Taß und antasten 2c. 2) n., –(e)s; 0: Ge-: das Tasten, der Tastsinn.
*~atūr, f.; –en:
Klaviatur (s. d.). Lobe Kat. 6.
~bar, a.:
was sich tasten (s. d. und Zsstzg.) lässt (vgl. tastlich): G. 39, 12; T–e Wahrheit. H. 11, 252 etc.; Bis zur T–keit wahr. DMus. 1, 2, 135 etc.; An-t., bes. im Ggstz.: Un-an-t–es Buch. G. 39, 90; 21, 190; 22, 75; 27, 329 etc., vgl.: Ein un-be-t–es Dogma. Oppenheim 1, 124 etc.
~e, f.; –n; –n-:
Klavis (s. d.): Die T–n zu treffen. G. 29, 230; 232; Orgel-T–n. IP. 3, 126 (dazu: Manual- oder Hand- und Pedal- oder Fuß-T–n); Klavier-T–n etc.; Die Unter- und Ober- T–n. Lobe Kat. 6, jene für die ganzen, diese für die halben Töne.
~eln, intr., tr.:
ein wenig oder leicht tasten, z. B.: T. [Klavier spielen] und singen. G. Zelt. 2, 79 (s. tasten 1d) etc.; Etwas be-t. Dazu: Die Busenkreuz-Betastelei. Prutz W. 19.
~en: I. tr.:
s. tassen, auch: Auf-, ein-t. II. (s. Diez 344; Benecke 3, 17b) von dem Tastsinn (s. Gefühl 1b) Gebrauch machen:
1) intr. (haben):
a) eig., s. Oken 4, 271 und Taster; Mit der Hand t.; Daß unsrer t–den Hand das Leblose größer dünkt. H. 11, 347 etc.
b) (s. a) Nach Etwas t., mit der ausgestreckten Hand etc. greifen: Nach dem blanken Goldgefäße | t. gleich des Ritters Knechte. Uhland 317; Du würdest mit deiner einen Hand nach dem Ausgang der Sonnen, mit der andern nach deren Niedergang t. und wenn du beide Enden begriffen etc. Zinkgräf 1, 297 etc.; ähnlich: Mit frevelnder Hand an die Theuern zu t. Pyrker 258 (versch. an mit Dat., s. c), gw.: Sie an-zu-t. (s. d. 2).
c) (s. a) wie tappen (s. d. 2): im Gefühl der Unsicherheit hierhin und dorthin fassen, um sich zurecht zu finden etc., z. B. eig.: Daß er [der Klavierspielende] manchmal tastete, sich schalt, als ob er gefehlt. G. 29, 232; Nach langem T., manchem Anrennen an Geräthschaften kamen sie an die Thür. Gutzkow R. 4, 220 etc.; ferner übertr.: Schwankendes T. und Versuchen. G. 39, 8; 22, 236; Die kluge Frau bemerkte bald in einem t–den [sondierenden] Gespräch, daß etc. 15, 92; Daß Dieser Das sicher besaß, was t–d er selber suchte. Gutzkow R. 9, 498 etc.; auch: Wir t. ewig an Problemen. G. 3, 143; 15, 27 etc.
d) zuw. wie fingern (s. d., vgl. tasteln): Auf Harf und Lauten tastet frei! [spielt]. Spee Tr. 126.
2) tr.:
a) Etwas t., be-t., t–d fgssen, halten, befühlen. Richt. 16, 26 etc.; Ein Huhn t., befühlen, ob es Eier bei sich hat.
b) t–d fühlen, wahrnehmen, z. B.: Daß es ein Blinder mit Händen soll t. können. Fischart B. XIV; Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern. G. 12, 15; So wird [bei Demokrit] das Gesehene in ein Getastetes verwandelt etc. 39, 12; Kein spähender Nagel | tastet die Pfalze darin. H. 11, 144 etc.; übertr.: So zartfühlend, um einen Bezug in der Ferne zu t. G. 22, 6; Agasias, als er den Fechter schuf und in allen Sehnen ihn tastete. H. 11, 254 etc.
3) refl. (s. 1c; fühlen 2a; tappen 2d): Sich wohin t. (sich dort hin-t.), t–d sich dorthin bringen; Ich war ohne Licht aus meinem Zimmer gegangen und tastete mich .. leise zurück. IP. 31, 72 etc. Zsstzg. s. fühlen, fassen, greifen, z. B.: An-, tr.:
1) [1a] be-t.: Ich bin kein Geist, taste mich an; ich lebe. Sch. 135b; Die Düttelchen | dir an-zu-t. V. Ar. 3, 372.
2) s. 1 und [1c] bes. ost: das Obj. schädigend, verletzend angreifen, thätlich oder mit Worten etc. 1. Mos. 26, 11; 29; Hiob 1, 11; 2, 5 etc.; Daß ich manchmal von ihm etwas angegriffen und angetastet wurde [mit Worten]. Freytag B. 1, 279; Bis .. Feinde nun den schönen Leib | verschändend tasten an. G. 2, 174; Ohne Weiteres tastet sie an! 5, 205; Der Gebieterin Hausrecht tastet er vermessen an. 12, 173; Alles, was die eheliche Verbindung antastet. 16, 87; 17, 18; 20, 243; 33, 308 etc.; Heinse A. 1, 127; Wer unsre Privilegien antastet. Klinger F. 61; Luther 1, 443a; 5, 371b etc.; Nie hab’ ich durch Vorsatz oder That | das Leben meiner Feindin angetastet. Sch. 443b; 301a (1.Chr. 17, 22); 776a etc.; V. Od. 11, 503 etc. Dazu:
a) Seinen Wunderglauben ließ ich unangetastet. G. 21, 194; 139; Unangetastete Mehlsäcke. 25, 264; 24, 203; H. R. 9, 410; W. 18, 54 etc.; [Von] Jedem Wechsel unangetastet. G. 19, 395.
b) Mich zu schützen .. gegen meine böswillige[n] Antaster. Luther 1, 362a.
c) (ver- alt.) Der Antast, das Recht des Grundherrn, einen Missethäter zu greifen und vor Gericht zu ziehn. Grimm. Aūs-, tr.: tastend ausmessen, ausfühlen: Kant hatte leise die Wände des Hauses .. ausgetastet, den Raum und die Grenzen durch seine Kategorieen abgemessen. Immer— mann 12, 292; Bevor wir den Kontour durch das Gefühl ausgetastet. W. 3, 284; Austastung. Kohl A. 2, 275. s. an-t., z. B. eig., ohne Nebensinn: Hes. 23, 8 ff.; 1. Joh. 1, 1; 1. Mos. 31, 34 ff.; G. 3, 231; 17, 356; 26, 207; Platen 2, 54; Rückert Mak. 1, 57; W. 3, 284; 29, 144; 34, 310 etc., ferner (s. an-t. 2): Er wollte gewaltsam | ihren Vorrath b. G. 5, 279; Die nie ein Spott betaste! Platen 2, 114 etc., vgl.: Dem Edelmann gab er unbetastet sein Eigenthum zurück. Hebel 3, 27; Nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen. Hölderlin H. 2, 117 etc.; ferner übertr. auf ein gleichsam greifliches Berühren und Fassen mit dem Gesichtssinn, z. B.: Sie mit lüsternen Blicken b. W. 13, 195; 3, 87; Die Wälder mit sehnenden Augen zu b. IP. 9, 173 etc., ferner geistig: Die Anmaßung, mit der die unruhige Frau alles Betastete schon begriffen zu haben wähnte. Ense D. 6, 138; So bringt er die Probleme doch zur Sprache und betastet sie auf seine Weise. G. 39, 164; Am Ende gewöhnt sich der Geist so sehr ans B. und Begucken, daß er Nichts für wirklich hält, als etc. Mendelssohn Morg. VIII; IX; Jch habe nie klärer begriffen und betastet, warum. W. Merck 2, 77 etc.; Weil die ästhetische Anschauung sich nicht auf Betastungen einlassen kann. Vischer Ästh. 2, 208 etc. I. Dúrch-: 1) tr. (s. II): überall be-t., tastend durchdringen etc.: Alle Winkel .. wurden .. | durchgetastet mit der Hand. Langbein Lied. 473 etc. 2) refl. [3]: Hier soll ich mich blind und langsam d. H. 11, 279; Sich mit dem Senkblei in der Hand durch eine Kette von Klippen d. Lichtenberg 4, 53. II. Durch-, tr. = I 1: Nichts muß bloß ersehen und als Fläche behandelt, sondern vom zarten Finger des harmonischen Mitgefühls durchtastet sein. H. 11, 324; 318; Ich soll seine schrecklich natürliche Unnatur d., durchfühlen. 280; Durchtastet er .. | den ganzen Saal mit Fuß und Hand und Kopf. W. 11, 210 etc. Er-, tr.: tastend ergreifen, erspähn, erkennen, Sanders, deutsches Wörterb. II. wahrnehmen etc.: Wie er den Weg unter seinen Tritten ertastete. Forster Jt. 1, 208; Die bildende Kunst .. ertastet sich Alles glieder- und formenweise im Dunkel. H. 11, 344; 295; Der Boden war mit weichem Mose ausgepolstert; Das ertastete ich, als wir hineingingen. Immermann M. 2, 130; Nicht zu ersehn mit dem Auge noch mit der Hand zu e. Kosegarten D. 1, 103; Lichtenberg 5, 15; Linck Schl. 21 etc. Hêr- etc.:
Be-:
1) intr.: nam.: Herum-t. [nach allen Seiten]. G. 18, 307; 25, 151; 39, 456 etc., vgl.: Umher-t. 30, 24; Vogt Oc. 1, 48 etc.
2) refl. [3], z. B.: Sich hinauf-t. V. Ant. 1, 167 etc. Um-, tr.: rings be-t.: Eia, wie geschmeidiger lässt sich nun Hektor um-t.! B. 239a (= be-t. V. Il. 22, 373); Er untersucht oder umtastet vielmehr ein Kunstwerk mit dem Flammenblick. Sturz 1, 37 etc. Zurück- [3] etc.
~er, m., –s; uv.:
1) Jemand, der tastet, s. antasten 2b etc.
2) ein Werkzeug zum Tasten:
a) die gegliederten Fäden am Unterkiefer mancher Jnsekten, nam. der Krabben. Oken 4, 427; 5, 601. c) ein krummer Passer (s. passen 8c), „Dick-, Greifzirkel“. Karmarsch Mech. 1, 229.
~lich, a.:
in Zsstzg.: 1) = tastbar. 2) = tastend, z. B.: Án-:
1) [1] Da wir nicht mehr sind a., begreiflich, küslich. Heinse 5, 210, Lust zum Antasten, Begreifen, Küssen erweckend.
2) [2] A. zu scharmieren. G. 32, 245, s. handgreiflich. Be- [1]: Das Herz schmachtet nach einem b–en Objekt. Sch. G. 1, 274 etc.