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Tasche
Tásche, f.; –n; Täschchen, lein, (el); –n-:
1) schallender Schlag (s. Anm.), hochd. gw. nur in Zsstzg.: Maul-T., vgl. mundartl.: Die Fliegen-T–n [-Klappe]. Schm.
2) ein Behältnis in Form eines platten (sich nicht sehr aufbauschenden), nicht tiefen Sackes oder Beutels aus steifrem Zeug, Leder etc., Etwas darin bei sich zu tragen, theils nam. in Kleidungsstücken befindlich, theils für sich bestehnd und so z. B. in den Kleider-T–n oder in der Hand getragen, an den Leib befestigt (gehängt) etc., näher best. durch Zsstzgn (s. d., vergl. Ficke, Schul-, Mantel-, Wattsack, Mappe etc.), statt deren oft das Grundw. genügt, nam. häufig = Kleider-T., vgl.: Aus derselben T., woraus schon eine Brief-T. etc. herausgekommen. Cham. 4, 243 etc., dagegen: Es fehlt, sie [die Briefe] einzustecken, ein Täschchen. –G. 5, 201 [= Brief-T.], s. (ugw.) Täschchen = T–n- Buch. 6, 96, vgl. 442 etc.; ferner: Ein paar kleine T–n oben an der Seite des Wagens angebracht. 19, 64 = Täschchen. 71 [= Wagen-T.] etc.; Gaukler, die aus der T. spielten. Olearius Reis. 256a; Das muß nicht Okesboks wie aus der T–n gehn. Rachel 8, 144 = Gaukel-T. (vgl. T–n-Spieler) etc.; bes. auch als Geldbehältnis: Einem das Geld aus den T–n stehlen. Müllner 5, 147 (s. T–n- Dieb); Das muß ich aus meiner T. [aus eignen Mitteln] bezahlen; Herzog Friedrich, zubenamset mit der leeren T. Musäus Ph. 4, 5; Die T–n aufknöpfen (s. d.), zuknöpfen (s. d.) etc.; sprchw.: Ein Schnippchen (s. d. 2b) in der T. oder im Sack (s. d. 1n); Etwas kennen wie seine T. Hackländer DSt. 1, 45; 61 etc., sehr genau; Hat gut fragen, wer die Antwort schon in der T. trägt. Börne 2, 333 etc.; Die Augen (s. d. 10) in der T. haben; Die Augen nicht in die T. stecken (Engel 12, 115 etc.), sie offen halten, sich nicht täuschen lassen; Einen Schimpf in die T. stecken, s. einstecken 1; Einen in die T. stecken. PHeyse N. 78 etc. (vgl. Sack 1n), ihm überlegen, sein Meister sein etc.; Jemand hat Einen in der T. Gutzkow Bl. 1, 228; Nicolai 8, 203 etc., Dieser muß thun, was Jener will etc. Ver- alt., mundartl. mit Uml.: Täsche. Weidner 387; Zink- gräf 1, 311 etc.
3) (s. 2) in einzelnen Gewerben = Sack, z. B. nach Campe die Säcke, worin die rohe Seide gekocht wird (vgl. Karmarsch 1, 280); dazu: Die Seide eintaschen etc.
4) mehr od. minder t–n-ähnl. Offnungen des thierischen od. menschl. Körpers, z. B.:
a) T. des Kehlkopfs, Kehlkopf-T., Ventriculus Morgagnii, eine länglichrunde Ausbiegung der Schleimhaut des Kehlkopfs. Bock An. 778 ff.
b) Die Backen-T–n [der Hamster]. .. Überrascht man sie mit vollen T–n etc. ⏑Oken 7, 726 ff.; Die Backen-T–n sind bei den Affen keine eigenen Blasen, wie beim Hamster etc. 1729.
c) das weibl. Schamglied: Wenn die T. das Geburtsglied [der Hündin] stark anläuft. Winkell 2, 40 etc.; Entsengen dir jedwedes Haar vom Täschel. V. Ar. 1, 43 (= Sengen ihr die Meese kahl. Droysen A. 3, 264) etc., s. d und 5.
d) Maul (vgl. Fotze = c und mundartl. = d, s. Schm. 1, 581; Bernd 66 etc.), z. B.: Halt die T. Adelung; Jemand Eins auf die T. geben. Ders., vgl.: Wiebald aber der Bruder den tödtlichen Stich oder Streich empfing, sprach er: Jetzt hab ich’s auf der Taschen [mein Theil etc.]. Stumpf 526b etc., s. Brot-T.; Margarethe, eine Gräfin zu Tirol, zugenennt die „Multäsch“. Stumpf 545a; Maul-T. Frisch.
e) Stollbeule (s. d.). Nemnich. 5) (s. 4c, vgl. Schachtel 4) scheltende oder scherzende Bez. einer Weibspers., z. B.: O ihr fürwitzigen superklugen T–n! Rocktn- phil. 2, 246; Die den Weibern gern in die Haar gerathen und machen die armen T–n kahl. 3, 28 etc. (ogl.: T–n- Macher, Vater von lauter Töchtern. Schm.; auch: T. = weibl. Schwein. Ders.; Falke 2, 357, auch,,Tausche“. 358; Dausch. Schm.), bes. schwzr. mit Uml.: Einer solchen Täsche [Weibsstück]. Gotthelf U. 1, 285; Wart du Täsche! G. 71; 81; 187; 282; Du bist es Täschli. 222 etc., vgl.: Du dummes Elisi! .. du bist doch immer der gleiche Tätsch. U. 1, 288; Sch. 16 etc., s. Stalder 1, 268; 270 etc.; Zsstzg.: Faul-T.; Plapper-, Plauder-, Schnatter-T. (mhd. klappertesche, vlattertasche, vgl. lüppertesche, Zauberin, s. Lab, Anm.), auch von weibisch schwatzenden Mannspersonen (s. Mutter 1, Schluß). 6) als Name von Thieren, s. 5; ferner z. B.:
a) T. = T–n-Krebs (s. d.), Cancer pagurus, mit t–n- artig herunterhängendem Rückenschild, s. Nemnich 2, 791; 801.
b) versch. Schnecken, z. B.: Die T., Murex rana. Oken 5, 488; Die französische T., Buccinum plicatum. Nemnich etc. 7) Bot.:
a) Legumen, Hülse [s. d. 1a], bei einigen Pflanzen T. Ders. (s. Schm.; Wein- hold).
b) eine Pflanze, Thlaspi, T., T–n-, Täschelkraut, dazu: Berg-T., Th. montanum; Feld-T., Th. campestre; Felsen-T., Th. saxatile; Hirten-T., Th. bursa pastoris. Nemnich etc.
c) T.: (in Östreich) eine Art süßer, kurzer Pflaume. FBWeber 594. 8) Bergb.: s. Bäuschelkunst. 9) Hüttenw.: s. Auge 13h. 10) Art platter Dachziegel. Schm. 1, 459; 3, 565. 11) Schiff.:
a) T.: eine Verdopplung von Plankengängen, die in der Gegend der Wassertracht an die Außenseite des Schiffs gespickert wird. Bobrik.
b) = falsche Galerie (s. d. 3). Ders.
Anm. In Bed. 2 (wozu die folgenden Nummern) mhd. tasche, tesche; ahd., it. tasca, s. Diez 343. In Bed. 1 Tonw., s. Weinhold 97b und das dort Angeführte, auch über das nahverwandte: Datsch, Tatsch (vgl. Kladderadatsch; Klatsch; Platsch etc.), wdzu wir einige Belege fügen: Er gab ihr einen Täsch [Schlag etc.]. Gotthelf G. 245; übertr. 219 = Abschlag, Korb (s. d. 1b, Schluß); Wie Das täscht [klatscht] und prätschet (s. d.). Oberamtm. 26 etc.; Wenn ein schwerer Vogel [geschossen] von hohem Baume tätscht; ein bes. schönen Tätsch gaben die .. wilden Tauben. .. Er schoß und zwei Tauben tätschten prächtig nieder. 40 etc.; Er tätscht [schlägt liebkosend] vergnüglich | seinen Träger [das Pferd] hinterm Ohr. Reithard 314; oft verkleinert: tätscheln (f. d.), vgl.: Hund, dessen Ohren man so zw. den Händen täschelt. Goltz 2, 69 etc. Ferner: Zämetätscht [zusammengetätscht] wie die Strohsäcke in einem Spital. Gotthelf G. 168, platt gedrückt etc., vgl.: Kuhdätsch, Kuhtasche = Kuhfladen (s. d.). Schm. 1, 406; 459; Eiertätsch [Eierkuchen]. Gotthelf G. 160; 333; 340 und Dätsch etc. von ähnl. Backwerken etc. (vgl. tanschen); auch: Tatsche = Tatze (s. d., mhd. tatze), z. B. auch verächtl. von der Hand. Bernd 312 etc. (Tatschhand. Goltz 2, 92) und dazu: So tatscht’ er dem geduldigen Mann | die blanken Waaren sämmtlich an. .. Er tappt auch gleich recht läppisch drein. G. 2, 203.
Zsstzg. ohne Bem. zu 2, leicht zu verstehn nach folg. Bsp.: Arbeits-: zur Aufbewahrung nam. weibl. Handarbeiten. Bácken- [4b].
Bēīnkleider-: s. Kleider-T.
Bérg-:
1) Gruben-T.
2) [7b]. Brīēf-: zur Aufbewahrung von Briefschaften, Papieren, Papiergeld etc. G. 17, 247; 18, 43; 223; 323; 19, 226; Eine vollgespickte B. Immermann M. 1, 327 etc. (ugw. = Kouvert. IP. Fat. 1, VII). Brōt-: nam. scherzh. [4d]. Keler Fastn. 76, 27; Wein- hold 97b. Brúst-: Aus den Seiten-, Rücken- und B–n seines Rocks. Immermann M. 1, 175. Bǖgel-: mittels eines zuknippenden Bügels (s. d.) verschließbar, Knipp-T. Gutzkow Z. 2, 6. Cigárren-: Gerstäcker Äq. 3, 166. Dāmen-: s. Gürtel-T. Fāūl- [5]: faules Weibstück. Pictorius. Féld-, Félsen- [7b]. Gāūkel-: eines Taschenspielers (s. d.). Olearius Reis. 269b; IP. Fat. 1, 192. Géld-: s. Portemonnaie. Granāten-: (veralt.) vgl. Patron- T. Grūben-: der Bergleute für Feuerzeug etc. Gürtel-: an den Gürtel zu hängen (Damen-T.): Die jetzt modischen G–n, z. B. Margarethen-T–n etc. Hánd-: in der Hand zu tragende Mantel-, Reise-T. König DFam. 1, 124. Hírten-:
1) [2] 1. Sam. 17, 40; „Schäfer-T.“ W. 3, 101.
2) [7b]. Hōsen-: s. Kleider-T. Husāren-: neben dem Säbel des Husaren hangend, Säbel-T. (daher frz. sabrctache). Jāgd-: des Weidmanns, für die Jagdbedürfnisse und zum Transport der kleinern Jagdbeute: Das Fell [des Dachses] zu J–n. Oken 7, 1527; Jäger-, Weid-T. Kêhlkopf- [4a]. Klēīder-: in den Kleidern, so: Beinkleider- (Gutzkow R. 1, 120) oder Hosen- (G. 27, 195); Mantel- (Wackern. 4, 1461³); Rock- (IP. 3, 123); Westen-T. etc., s. Brust-, Uhr-T. etc. Knípp-: Bügel-T. Möser Ph. 1, 132. Kūh- [Anm.]. Lāde-: Patron-T. Léck-, Löck-: s. Lecke. Lêder-: aus Leder. Mántel-:
1) s. Kleider-T. 2) s. Mantelsack 1. Margarēthen-: s. Gürtel-T. Māūl- [1, vgl. 4d]: Maulschelle (s. d.). Logau (L. 5, 331); Luther 5, 341b; Spindler V. 2, 67; Mit Maultäschen. Weidner 176 etc., vgl.: Ihr ein taschenmäulige und maultäschige .. Produkt abkehren. Fischart Garg. 70b; auch wie Maulschelle (s. d.), Art Gebäck, s. Weinhold 97b, vgl.: Mund-T–n, Art gefüllten Gebäcks aus Blätterteig. Scheibler Kochb. 441. Páck-: für Gepäck etc.: P–n von allen Arten. Hackländer SKr. 50. Patrōn-: worin die Soldaten ihre Patronen (s. d. 1d) mit sich führen. G. 19, 385; Gutzkow R. 7, 443. Pátten-: Rock-T. mit einer Patte (s. d.) oder Klappe. Pílger-: Den Harnisch mit der P. vertauscht. Sch. 1040b, als Wallfahrer (vgl. Reise-T. etc.). Plápper- [5]: Gerstäcker Äg. 3, 5. Plāūder- [5]: Gutzkow R. 3,219; L. 5,56; Schlegel Kaufm. 5, 1; Tieck A. 2, 61 etc. Rēīse-: für die auf der Reise nöthigsten Effekten (s. Hand-, Pilger-, Wander-T.). Rēīt-: Sattel-T. Róck-: s. Kleider-T. Rücken-: (s. Brust-T.) in den Rockschößen (Schoß-T.). Sǟbel-: s. Husaren-, Schwert-T. Sáttel-: am Sattel, mit dem Gepäck des Reiters. Weidner 46. Schǟfer-: s. Hirten-T. Schōß-: s. Rücken-T. Schrēīb(e)-: Schreibmappe. Arnim 350 (vgl. Brief-T.). Schwêrt-: Die Scheide hängt in einer am Koppel befestigten Sch. Rüstow gK. 20, s. Säbel-T. Sēīten-: s. Brust-T. ūhr-: Kleider-T. für die Taschenuhr (im Hosenbund oder in der Weste etc.). Wāgen-: im Reisewagen. Wánder-: (s. Reise-, Pilger-T.) Wandertäschchen. Schefer Laienbr. (52) S. 34. Wēīd-: Jagd- T. V. 2, 70. Wésten-: s. Kleider-T. etc.