Faksimile 0451 | Seite 1273
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süß
Süß, a.; –est (skr. svadu, ags. svet, goth. suts, ahd. suozi etc., mhd. suoze, süee etc., gr. oὸς etc., s. Graff 6, 311; Wackern. Gl. 506; 510):
eig., den Geschmackssinn eigth. afficierend, wie es z. B. Honig und Zucker thun; Dem S. entgegen sind gestellt Herb, Bitter, Sauer. Rückert W. 3, 235, s. auch für die leicht zu mehrenden Belege die genannten, nicht selten damit verbundnen Ggstze und danach ausgedehnt auf andre Sinne und auf die Empfindung überhaupt: wohlthuend und angenehm sie berührend.
1) Für die angegebnen ineinandergreifenden Nüancen genügen im Allgem. wenige Beisp.: S. schmecken; tönen, klingen; duften etc.
a) Etwas schmeckt angenehm s.; allzu-s.; widerlich s. etc.; S–er Geschmack; S–e (u. saure) Kirschen, Milch etc.; S–e (u. bittre) Mandeln etc.; Den „sießen“ Wein. - Schaidenreißer 40a etc.
b) Süße Töne, Klänge, Lieder, Worte (s. d.), Stimme; Das s–e Rauschen und Flü stern der grünen unzähligen Blätterwelt. Gutzkow R. 9, 7; Ein Klingen, | wie Flöten so s. Sch. 516b (s. flöten-, silber-s.)
c) Gebet s–en Geruch von euch wie Weihrauch. Sir. 39, 18 (Hos. 20, 41 etc.); Den s–ten Weihrauch. G. 1, 38; S–er sind der Linde Düfte. Wackern. 2, 12513³; Alle Wohlgerüche Arabiens können diese kleine Hand nicht s. würzen. B. 310b (vgl.: Arabiens Wohlgerüche alle | versüßen diese kleine Hand nicht mehr. Sch. 577b) etc.
d) S. ruhen, schlafen, schlummern, träumen etc.; S–e Träume, Lust, Wonne etc.; Thränen fließen gar so s., | erleichtern mir das Herz. G. 1, 69; O Freiheit s. der Presse! 3, 61; Lassen Sie mir das s–e Gefühl, daß etc. 30, 370; In die Tiefen s–ester Neigung sich versenkend. 33, 151; Daß die Maiensonn’ ihm | s. erwärmend auf den Pelz schien. Scheffel Tr. 113; Voll s–en Schwindels flieg’ ich nach dem Platze. Sch. 269a; Darf ich ohne Zittern mich der s–en | Gewalt des trunknen Herzens überlassen? 492a etc. (s. sauer 6).
2) (s. 1) Im Besondern erwähnen wir:
a) S.: trinkbar, von Gewässern im Ggstz. zu salzig und brakisch, z. B.: Geschmolznes Eis aus dem Meere giebt s–es, trinkbares Wasser. Gaspari 242; Ergoß sich ein so dichter Regen, | als schwömm’ ein süßes Meer auf dem gesalznen Meer. Nicolai 8, 181 etc. (versch. s. 1a —: Ein Flaschenfutter mit s–en Wassern. Olearius Reis. 227, Liqueur).
b) Hüttenw.: S–e Böden, s. sauer 5.
c) (s. 1d) v. Pers. = lieb, hold etc.: Meine Tochter! Du warst .. s. wie die athmende Luft. G. 14, 139 etc.; S–es Mädchen! L. 2, 345; S–er Assad! Platen 4, 278 etc. und so substant. verkl. (vgl. Holdchen, Schönchen etc.): Ach, Süßchen, laß mich zu dir ein! G. 1, 172 etc.
d) oft von Schmeichelreden etc.: Einer Dame etwas S–es, 1000 s–e Sachen sagen; War er bei Tische heut so s. wie Honigseim, | war tändelnd. W. 11, 213; Ein s–es Herrchen (vgl. S.-Holz; Süßling etc.); Jemand mit s–en Worten berücken; ihm s–e Worte geben etc., vgl. auch: Einem das Maul (s. d. 1a) s. machen etc. Zsstzgn. (oder Zusammenschiebungen) nach dem Obigen meist keiner Erklärung bedürftig, vgl. als „Volkssuperlative“: Zucker-, honig-, zuckerhonig-, kleb- und (Schm.) meth-s. Frommann i60 1 ⏑)7 I 4 4 M