Faksimile 0425 | Seite 1247
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Strumpf Strumpf-Strumpf Strümpfeln Strumpfen Strumpferei Strumpfig
Strúmpf, m., –(e)s; Strümpfe; Strümpfchen, lein; -:
1) (mhd. strumpf) = Rumpf (s. d. 1a; b und Anm.), bes. noch: Mit S. [Stumpf] und Stiel (s. d. 3 und Anm.), s. außer den schon angeführten Stellen: Frisch; Schm. etc.; 3. Mos. 8, 20; 1. Sam. 5, 4; Jes. 9, 14; 19, 15; [Weder] S. noch Schwanz. Luther SW. 61, 113; Mit S. und Ästen. Opitz 2, 48; Ein Pfropf [-Reis], das jung und zart vom S–e wird gehauen. 128; Der Hals verlor sich im S. Rollenhagen Fr. 496 etc., auch: Mit Strump und Wurzel. Gryphius Fr. 532 etc. 2) (s. 1) S., Strümpfung, der Abschnitt eines der Quere nach getheilten („gestrümpften“) Ackers (s. längen 2e). 3) (1; 2) von der ursprüngl. aus einem Stück bestehnden Fuß- und Beinbekleidung (s. Beinkleid; Hose; Hosenband; Streif-, Strumpfhose; Streifling; Trikot etc.) der durch einen Querschnitt abgesonderte untre Theil, auch als selbständiges Kleidungsstück, vgl.: Weder Stümpf noch Mäntel. Fischart Garg. 41a etc., s. Schm. 3, 640.
a) Dem S. und Hose trennt [auseinandergeht]. Günther 487; Die Hosen gehen gleich als Strümpfe spitz zu bis auf die Füße. Olearius Reis. 327a; Sieben Ellen Tuch zu einem Bruch (s. d. I) und Paar „Strimpf“. Weidner 9 etc. und noch: Herz und Ehre Alles fällt ihm in die Strümpfe [gw.: Hosen, s. d. 1, vgl. Bruch I). Oppenheim 9, 146 etc.
b) heute gw.: die im Schuhzeug getragne Bekleidung des Fußes und (gw.) des untern Beins (s. Zsstzg.): Gewebte, gewirkte, gestrickte Strümpfe; Ein Paar seidne, baumwollne, wollne, lederne Strümpfe etc.
c) sprchw.: s. a, Schluß; ferner: Sich auf die Strümpfe machen, z. B. Goldammer Lith. 320, sich (rasch) auf den Weg machen, vgl. Socke 1 etc. und scherzh.: [Der Hase] hatte alsbald die Strümpfe gebunden und riß aus. Gotthelf Obramtm. 71 etc.; Auf dem S. sein etc., wohl im Gange (niederd.: gut zu Wege) etc., z. B.: Ob krank oder sonst nicht recht im S. Ul. 2, 30; Wir sind jetzt wieder Leute auf dem S. Goltz 3, 23; Endlich kommst du [Freiheit] auf die Strümpfe | und auch Stiefeln sollst du haben. Heine NGd. 248; Nun sind sie auf dem S. Lewald W. 2, 385; Immer noch munter auf seinen Strümpfen. Mügge Rom. 3, 6, 156 etc.
d) zuw. Bez. einer Pers., nach der sie auszeichnenden Tracht: Die Märtyrer .., bald ein blauer und bald ein rother S. [Chorherr und Prälat etc.]. Platen 3, 7, nam. Zsstzg. (s. d.), vgl.: Die rothgestrümpften Herren Kardinäle. Gotthelf U. 2, 204; Ein rothbestrumpfter Prälat. Spindler V. 2, 277; Bestrumpft. Daumer 1, 233; Schön- (Schubart 3, 118), weiß- (König J. 3, 175) bestrumpft; Unbe- strümpft. Schütze Hamb. 31; Er entstrumpfte den Fuß des niedlichen Mädchens. Musäus M. 2, 93, des S–s entkleiden etc.; Grobstrümpfiger Schurke. Shakspeare 8, 280 = Grobwollstrümpfiger Schubbejack. V. Sh. 3, 198 etc.
e) zuw.: s.-artige Bekleidung von Sachen, z. B.: Um das Gewehr bei einfallendem Regen trocken zu erhalten .. den sog. Büchsen- oder Flinten- S. Winkell 3, 422 etc. Zsstzg. z. B.: Blāū- [3d], z. B.:
1) s. Violett-S. 2) in ältrer Zeit: Gerichts-, Policeidiener (s. Adelung) und daher = Angeber, Verräther etc., z. B. Günther 204: 502 (vgl.: Die Bosheit .. in blaugestrümpften Waden. 403); Der Bierrufer, welcher .. ein halber B. sein muß. Melissus Salinde 150 etc. und noch: Der höllische B. [Teufel] muß ihnen verträtscht haben. Sch. 121a, s. IMeyer NBtr. 49. 3) heute gw., nach engl. blue-stocking (vgl. CvWurzbach histor. Wörter 1862 S. 37): gelehrtes, nam. schriftstellerndes Frauenzimmer: Die Königin von Saba . ., | die, ein B. Äthiopiens, | durch Esprit brillieren wollte. Heine Rom. 209; Verm. 1, 75 (übertr.); Lewald Bfr. 1, 234; DMus. 1, 2, 359; Scherr Engl. Lit. 144; Schücking GsE. 4, 216 etc., vgl.: Bluestockings, buchstäblich: Blaustrümpflerinnen etc. Sealsfield TrR. 1, 8; Die blaustrumpfende Eitelkeit seiner Gattin. Stahr (Nat.-Z. 14, 569); Die alte Jungfer hatte .. höchstselbst geblaustrümpfelt. Hackländer Stillfr. 1, 248; Scherr Gr. 2, 174; Blaustrümpfigkeit. Pr. 116 etc.; Blaustrümpferei. Waldau N. 1, 113 etc. Bǘchsen-, Flínten- [3e]. Hálb- [3b]: mit kurzem Beinling. Kinder- [3b]: Kinderstrümpfchen. König Kl. 1, 153. Kūh- [3d]: (schwzr.) plumpe Person, Lümmel: Gotthelf U. 2, 140 etc. Lêder- [3b]. Māß- [3b]: der Strickerin etc. als Maß dienend. Lewald Hel. 1, 126 etc. Öber-: s. Unter-S. Rōth- [3d]: z. B. von Geistlichen: R. und Violett-S. (G. 1, 228; Lewald Reis.1,403) etc.; auch: Art Pilz(Boletus bovinus). Sócken- [3b]: Socke. Stīēfel-: Kerner Bild. 6 ([2a] Kniehose?). Strēīf-: s. Streifling 3. Tánz- [3b]: Hackländer DSt. 2, 119. Unter- [3c]: Feinlederne Unterstrümpfe. G.21, 191, Ggstz.: Ober-, Über- S. Violétt- [3d]: Chorherr. Heine Verm. 1, 113 etc., s. Roth-S. Wāden-: zu Kniehosen, (natürl. oder künstl.) pralle Waden zeigend: In kurzen Lederhosen, Wadenstrümpfen. Gartenl. 12, 2b; Gottsched Kr. D. 339 etc.
Strúmpf~, Strümpf~eln, ~en, ~erei, ~ig: s. Strumpf 2; 3c; Blaustrumpf 3; Straub, Anm.