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Stoß
Stōß, m., –es; Stöße; Stößchen, lein:
1) das Stoßen (s. d. und Zsstzg.) und die Wirkung desselben, nam.:
a) in Bezug auf das Heftige und Ruckweise des Stoßens: Ein S. in die Trompete, ins Horn etc.; des Winds; der Erde etc. (s. b).
b) (s. a) bes. in Bezug auf den Ggstd., den das Stoßen trifft etc.: Einem einen S. geben, versetzen, z. B. mit dem Dolch, Degen etc., Rade (s. d. 1b), Schnabel, Horn, Ellbogen, der Ferse etc.; in die Seiten, Rippen, durchs Herz etc.; Gab Einem zur Linken in den Schoß | mit seinem Hintern einen derben S. G. 2, 223 etc.; oft bildl.: Einem etc. den letzten (s. d. 1d, vergl. Rest 9) S. geben etc.; den letzten S. erhalten. Platen 5, 60; Welches mir einen großen S. bei vielen redlichen Leuten gab. Schweinichen 2, 42 (Einen unersetzlichen S. erleiden. W. Luc. 4, 112 etc.); ohne den Sinn des Verletzens, z. B.: Bei der Begattung giebt der Hirsch dem Thier nur etliche Stöße. Döbel 1, 4b etc.; bildl.: Jemand giebt seinem Herzen, Mitleid (Rückert Mak. 1, 70) etc. einen S., überwindet sich zu Etwas etc.; ferner z. B.: Auf Hieb und S. fechten; den S. parieren, auffangen etc.; Gedanken über Postwägen konnte ich nie gleich aufschreiben, da der S. dieser mit dem An-S. zu jenen . . zusammenfiel. Börne 2, 70; [Wenn die Menge] mit Stößen sich bis an die Kasse ficht. G. 11, 6; In gewaltigem S. entschlagen sie .. Feuer. V. Ov. 2, 219 etc.; minder gw.: Ob du mir mit einigem Geld beistehen wolltest, nur zum ersten S. G. Merck 1, 69, zur Deckung der zuerst andringenden Ausgaben etc.
2) ein aufgeschichteter Haufe, z. B.: Ein S. Bücher, Akten, Papiere (oder von Papieren etc. Ense T. 1, 270; D. 5, 18 etc.); Waaren, Häute, Leder; Holz etc.; Die [Champagner-] Flaschen werden . . zu Stößen .. aufgestapelt etc. Karmarsch 3, 615; ferner Töpfer. (s. Kapsel 7; Koker 1): Stöße, Kapsel-, (Koker-) Stöße. 499 etc., vgl.: Stößel, ein Haufe reinen Thons zur Kachelbereitung. Campe etc.; ferner: Gestößelte (Geld-)Rollen, die einen S. gleicher Münzen enthalten. Auerbach Barf. 168; Aufstößeln. Spindler V. 3, 174; Den Holz-S. aufstoßen. Gryphius Fr. 33 etc.
3) zuw.: die Stelle, wo Etwas aneinanderstößt, z. B. (Eisenb.): An den Enden oder dem Zusammen-S. (S.) zweier Schienen. Karmarsch 1, 623; Die Fugen oder Stöße der Schienen-Enden. 622 etc., ähnl. v. Schwellen bei Zimmerleuten; bei Schneidern: S. (Fischart Garg. 115a), An-S., s. Stoßnaht etc.; mehr mundartl. (s. Schm.; Stalder): Grenzev. Ländern, Ackern etc., auch: Ihre Grenzen und Anstöß. 745a etc. (= Nachbaren. 344a; Wackern. 3, 386² etc.). Ferner in einzelnen Anwend.: 4) Artill.: S. der Kanone etc., der die Seele hinten verschließende Theil („Kappe“). 5) Bergb.: das Ende einer Zeche, Strosse (Jablonsky 1147a); die Seiten eines Schachts, nam. Seigerschachts (Scheuchenstucl 204; 236; Schacht-S. Karmarsch 1, 176); beim Strossen- und Förstenbau: Strossen-, Förstenstöße, die treppenförmigen Absätze, Stufen (169) etc.; Kohlen-S., in Kohlengruben etc. 6) Bien.: Schwarm. Stalder; Wackern. 2, 291²⁸, vergl.: Der stoßend Bienenschwarm. 292⁴; 291¹³ etc. 7) Fisch.: bei Fischergarnen etc. das Hinter-Ende des Sacks (vgl. Mätritz). Preuß. Gesetzs. (59) 457; Aal(s)-, Stint-S. ebd. 8) Landw.: S., Stößel am Pflug, Vorstecknagel (s. d.). Schm. 9) Schiff. etc.: stumpfer Absatz an einem Holz oder Eisen. Bobrik. 10) Schlächt.: Keule (s. d. und Schlägel): Kälber-, Schöpsen-S. Adelung (oberd.). 11) Schneid. etc. (s. 3): ein zur Verstärkung untergesetzter Zeugstreif, vgl.: Vor-S. = Aufschlag (s. d. 4), an Mützen (Auerbach D. 4, 183), Röcken (G. 26, 46), Binden (Mügge Ad. 79); Pekesche mit Sammt- vorstößen. Immermann M. 2, 228. 12) Stellmach.:
a) s. Bock 18 (auch Vor-S.).
b) Nägel in der Runge am Zusammenstoß von Stoß- und Tragring. 13) Tischl. etc.: Horn (s. d. 6s) einer Säge und die ihm zugekehrte Seite des Sägeblatts. 14) weidm.: S., Falken-, Habichts-S., s. Rinne 2, ähnl.: Schnepfen- S. etc. 15) bei Windbüchsen: Eiseuring auf der Pumpstange etc. 16) oberd.: Steiß von Geflügel. Adelung, vgl.: Das grüne Hütchen mit dem Spielhahn-S. [Schwanzfeder]. Gartenl. 11, 659a. 17) In der östl. Schweiz nennt man das Weidrecht für eine Kuh einen S. und sagt z. B.: Die Alp hat 100 Stöße. MvKnonau 1, 52; Tschudi Th. 621; Stalder (Die Alp bestoßen, mit Vieh besetzen; überstoßen, widerrechtlich mit zu viel Vieh, dazu: Über-S.; Überstößer. ebd.). 18) S., Eis-S., Eis- Decke, -Gang eines Flusses. Schm. Zsstzg. mit Bstw. s. o.; mit Vors., vgl. Zsstzg. von stoßen, z. B.: Āāl- [7].
Áb-:
1) das Abstoßen, Abhobeln etc. Franke Buchdr. 269.
2) (selten) Den A. der Natur und den Abscheu aller Zeiten. Lichtenberg 3, 592, Ggstd., den die Natur von sich stößt. Akten- [2]. An-: z. B.:
1) Das, wodurch Etwas (wie ein Pendel etc.) angestoßen, in Bewegung gesetzt wird, Anregung etc.: Die wachsende Mittheilung erster Anstöße. G. 39, 77; 85; 190; 225; W. 18, 252 etc.
2) = Anfall 1, bes. von Etwas, das Einen packend ergreift: Ein A. von Fieber, Schwindel etc., Laune, Großmuth etc.; Ein fieberhafter, toller, verliebter (W. 1, 62) A.; zuw. auch bloß: A. = Krankheit. Günther 277; 513 etc.; auch: Diese Stadt hat viel Anstöß [Angriffe] erlitten. Stumpf 392b; 402b; 714a etc.; bes. oft = Anfechtung (s. d.), Noth, Trübsal etc. Luther 1, 86a; 232a; Mathesius Pr. 175; Schottel 1123a; Weckherlin Gd. 13 etc. (mundartl. auch von Bier: A. leiden. Rockenphil. 2, 306 = sauer werden).
3) Etwas, woran man sich stößt, eig. und nam. übertr. (in der Basl. Bibel von 1523 erklärt: Ärgernis, Strauchlung): Ein Stein des A–es, ein A. sein; Einen A. in den Weg legen (G. 14, 265), geben, verursachen, erregen; an Etwas nehmen, haben (Hebel 3, 395); Den A. schlichten (Schlegel Sh. 7, 49), heben (Thümmel 7, 130), beseitigen, entfernen etc.; Mein Haupt-A., den ich in Holland fand. Bahrdt 3, 269 etc.; Ohne A. [ohne anzustoßen, glattweg etc.]. HSachs G. 2, 50; Tieck N. 4, 15 etc., vgl.: Man bemerkte an ihm einen gelinden Zungen- A. [Stottern etc.]. Hackländer 1, 40 etc.
4) s. [3]. Angriffs- [1b]: A. .., Gegen-S. Scherr Bl. 3, 518. Āthem- [1a]: Keller gH. 2, 1. Āūf-: das Aufstoßen, z. B.: Der Maulwurf thut einen A. Reichart Gart. 6, 189 etc.; Unverdauliche Aufstöße [Blähungen]. Arndt E. 236 etc.; Mit einem kräftigen A. hinstellen. Auerbach V. (61) 52, auf den Boden stoßend etc. (s. Grimm). Aūs-: nam.: Angriffs-S. des Fechters. Bēī- [3]: (Tischl.) übergreifende Leisten oder Bretter, woran eine Thür oder ein Thürflügel stößt. Bóllen-, Búllen-: nebenbuhlerischer Kampf der Zuchtstiere, s. Pfingstochs, vgl. V. Ländl. 3, 483: 578. Dêgen-, Dólch- [1b]. Dóppel- [1b]: Gries Bfr. Jer. 11, 40.—Eīs- [18]. Erd- [1a]: (vgl. Erdbeben) Burmeister Gsch. 92; Sch. 361b etc. (Erde-S. G. 12, 155; Nicolai 8, 67). Fálken- [14]. Fêhl- [1b]: fehlgehnder. Fēīndes- [1b]: Wackern. 4, 1121¹⁷. Férsen- [1b]: Fußtritt etc. Sch. 204a. Fílz- [2]. Fírn-: die unterste Frontmoräne. Tschudi Th. 491. Fírsten-, Försten- [5]. Fórt-: Den mächtigen F., den sie ihm gaben. Fichte 6, 145. Gêgen- [1b]: s. Angriffs-S.: Ein G. gegen den unleidlichen Druck. Gervinus Lit. 5, 142 etc. Gēīster- [1b]: den Geister geben. W. 11, 9. Geníck- [1b]: vgl. Genickfang. Gnāden- [1b]: der die Qualen des zu Rädernden etc. endende letzte Stoß; danach: So geb’ ich dir den G. [tödte dich sofort]. Cham. 3, 198. Hābichts- [14]. Hérzens- [1b]: das Herz treffend. G. 11, 165. Hīēf-, Híft(horn)- [1a]. Hólz- [2]: G. 18, 41; 32, 107; JP. Fat. 1, 70; V. 4, 132 etc., bes. wie Scheiterhaufen (s. d.). Sch. 13b; 307b; W. 17, 155 etc. Hórn-:
1) [1a].
2) [1b]. Kä́lber- [10]. Kanōnen- [4]. Kápsel- [2]. Kêhl-: (Tischl.) Kehl-Leiste und -Hobel. Kōhlen- [5]. Kōker- [2]. Lánzen- [1b]: Rüstow gK. 135. Nīēder-: z. B.: Nimmer stößt der .. Geier | auf sein Stoßwild . ., daß kein andrer Geier .. sieht den N. und nachstößt. Freiligrath H. 251. Rād- [1b]: rädernder. Sch. 172b. Ríppen-: in die Rippen. Möser Ph. 3, 78 etc. Ríst-: s. Risthieb. Rǘck-: rückwirkender (Ense D. 5, 324) oder zurückdrängender (H. Ph. 13, 191). Schácht- [5]. Schnépfen- [14]. Schöpsen- [10]. Spīēlhahn- [16]. Spórn- [1b]: Stahr Rep. 1, 131. Sēīten-: in die Seite (Rippen-S.) oder: von der Seite her. Stint- [7]. Strāßen-, Stróssen- [5]. Stúrm- [1a]: Lewald Hel. 1, 19; Sturmes-S. Oppenheim 9, 428, s. Wind-S. Tōdes- [1b]: tödtlicher. G. 9, 297 etc. Trēīb- [5]: s. Treibschacht. Trompéten- [1a]: ETAHoffmann Ausgw. 7, 62. Ver-:
1) Das, wodurch man gegen Etwas verstößt, Fehler, Versehen. G. 19, 375; W. 11, 198; 20, 214 etc.; Rechnungs-V. 13, 188 etc. (Mz. nicht selten ohne Uml. Fichte N. 41; Schlegel 2, 2, 349; W. 33, 93; Luc. 6, 167 etc.).
2) mundartl. (Adelung; Schm.):
a) In V. gerathen, verloren gehn.
b) Zwist, Zank.
c) Das Pferd hat Verstoß, will, aus unbekannter Ursache, nicht fressen.
Vōr-:
1) [11].
2) [12a] und ähnliche Vorragungen. 3) = Bret 2, daher in Fischart Bienk. III = Vorwort. Wīder-: Name von Pflanzen, s. Nemnich. Wínd- [1a]: Platen 4, 50 etc.; bildl.: L. 10, 181; IP. 21, 131 etc.; Windes-S. Streckfuß Rol. 16, 43, vgl.: Wirbel-S. W. 20, 279. Zusámmen-: das Zusammenstoßen, eig. und übertr. (vgl. Konflikt, Kollision): Hackländer T. 1, 30; Platen 2, 251; Sch. 733b; W. 8, 107; 9, 140.