Faksimile 0393 | Seite 1215
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stief Stiefel ~lette ~elette ~lig ~elig stiefeln
Stīēf, a.:
gw. nur als Bstw. mit Verwandtschafts-Bez. (S.-Eltern, -Kinder, -Geschwister etc.): in das genannte Verwandtschafts-Verhältnis erst durch Wiederverheirathung gekommen (urspr. in Bezug auf das Verwaist sein, ahd. stiuf zu stiufan), vergl. vereinzelt: S.-König, -Nachbar, -Kollege (JB Michaelis 116), -Shakespear (IP. Fat. 1, 173) etc.; [Gott,] zeuch doch wieder ein | dies strenge S.-Gemüthe. Opitz und als Ew.: Von einer s.-gewordnen [durch die zweite Ehe entfremdeten] Mutter. G. 13, 43; Ich achtete | sie als Geschwister, aber nur als s–e. Rückert 1, 164; Glück, .. wie behandelst du mich s. | nicht als Kind aus rechter Ehe! 6, 244.
~ēl, m., –s; uv. (–n); –chen, ein; -:
1) (ahd. stifulaus it. stivale, s. Diez 439) schuhartige Fußbekleidung, die aber mindestens bis zum Knöchel hinaufreicht (nam. für Damen), zumeist aber aufs Bein (s. Schaft 14) Mz. z. B.: S. Burmeister gB. 1, 121; S–n. 120; S. G. 1, 208; 15, 97; 23, 53 etc.; S–n. 5, 19; 22, 118; 28, 217; 250; 29, 92 etc.; Den tragischen S. [s. Kothurn]. L. 4, 109 etc. (spöttisch: Stiebel. Freiligrath 2, 247). Zsstzg. z. B. (vergl. die Bstw.): Aufschlag-. Gartenl. 10, 205a (oder Kappen-, Stulpen-S.); Ball- (oder Tanz-); Damen- (Ggstz.: Herren-); Filz- (Prutz Mus. 1, 288); Fischer- (s. Wasser-S.); Gamaschen-; Glanz- (Höfer VTag. 176, aus Glanz- oder lackiertem Leder); Halb- (G. 28, 250; L. 6, 466 etc., mit niedrigen Schäften, Ggstz.: Knie- S.); Herren-; Jagd-; Kanonen- (Hartmann E. 51; Rüstow gK. 14, s. Kanone 3, auch: Kourier-, Postillons-S.); Kappen- (Hackländer Nan. 1, 87; 221 etc., Aufschlag-S.); Kehl- (Knie-S. mit Ausschnitten nach den Kniekehlen); Kourier-; Lack- (Spielhagen Pr. 7, 125, Glanz-S.); Leder- (Ggstz.: Filz-, Zeug-S. etc.); Meilen- (im Märchen: womit man in einem Schritt meilenweit vorwärts kommt. Uhland 306, best.: Siebenmeilen-S. G. 33, 86; Platen 4, 138); Montur- (Hebel 3, 266); Panzer- (Stolberg Il. 18, 459; 608 etc. = Beinschienen); Pelz- (pelzgefutterte); Postillons-; Pumpen- (IP. 21, 104, groß und weit, vergl. Pumphose etc., versch. 4a); Rahmen- (s. Rahmen 19a); Reit- oder Reiter- (Scherr Bl. 2, 290); Rohr- (Auerbach Tag. 43, mit enganschließenden Röhren oder Schäften), Ggstz.: Schlapp- (Immermann M. 2, 115); Schmier- (Ggstz.: Wichs-S.); Schnür- (G. 16, 250; Immermann M. 1, 164, ohne Schaft und zuzuschnüren); Sommer-; Sporen- (Stahr Rep. 2, 68); Stolpen- (Freytag Soll 1, 51) oder Stulp- (Stahr J. 2, 267, Aufschlag-S.); Tanz-; Wasser- (hoch und wasserdicht, für Fischer etc.); Wichs- (s. Schmier-S.); Winter-; Zeug- (s. Leder) S.; Zug-S., mit gewalkten Schäften etc. 2) (s. 1) Spanische (s. d., übertr. G. 11, 77) oder Bein-S., Art Beinfolter. 3) Der Kerl geht seinen S. dir trotz Einem. HKleist Kr. 91, seinen tüchtigen Schritt, gehörig (vergl. 1, z. B. Meilen-S.) und wohl danach verallgemeint auch mit andern Zeitw., z. B.: Er predigt dir seinen S. weg, daß es eine Art hat. Rabner 3, 38; Heute will ich dir einen S. wegschnarchen. Wagner Kind 61 etc. (vgl.: Es reimt und stiefelt sich nicht. Lehmann 152, ist nicht, wie sich’s gehört etc.) und bes. oft: Einen guten S. trinken. Ausw. d. L. 226 etc., was freilich auch gedeutet wird auf das Trinken aus einem S. (1), s. Echtermeyer 123; Volmann 432 oder ähnl. Gefäßen, s.: Sie soffen aus gestiefleten Krügen. Fischart Garg. 83b; Bier-S. (s. Weinkessel) auch als scherzh. Bez. für den Bauch des Trinkers (s. Stauf). 4) wohl nach der Ahnlichkeit mit dem S.-Schaft:
a) S. (Karmarsch 1, 766 ff.; Pouillet 1, 137 etc.), Pumpen-S. (versch. 1), der hohle Cylinder, worin der Kolben einer Pumpe etc. sich bewegt (s. Pumpenschuh). Dazu: Eine zweistieflige Pumpe. Karmarsch 3, 702.
b) an Tabackspfeifen der hohle Raum, worin sich der Seifer sammelt. Auerbach D. 1, 38 (s. Wassersack 2c).
c) Bot.: röhrenartige Nebenscheide (bei der Gatt. Polygonum) u. ä. m. 5) Bohnen- (Immermann M. 2, 72), Erbsen- S. etc., vgl.: Das Stängeln (s. d. 2) oder Stiefeln der Bohnen. 6) s. Stauche 2.
~(e)létte~(e)létte, f.; –n:
Gamasche. Cham. 6, 279.
~(e)lig~(e)lig, a.:
s. Stiefel 4a.
~eln: 1) intr. (sein):
stapfend (s. d. und Zsstzg.) schreiten: Eiligst von dannen s. Kerner Bild. 311; Da stiefelt er wacker feldaus und feldein. Langbein 2, 3; Kömmt er an- (Holtei Lammf. 1, 19), daher-, hergestiefelt etc. 2) tr. etc.:
a) mit Stiefeln bekleiden: Sporn’ (s. d. 2) und stiefle dich! JBMichaelis 100 etc.; bes. Partic.: Eph. 6, 15; G. 5, 4; 14, 154; W. 10, 30 etc.; Gestiefelt und fix (FMüler 3, 209) und beritten (W. 11, 23) etc.; Sich an-s.; Gicht, die hat mich aus gestiefelt. Logau 2758 = ents.; Daß kaum | der Schuster . . | ein Drittel noch so, so bes. kann. Baggesen 3, 305; (Un-)bestiefelt. Kerner Bild. 310; Zschokke 8, 279 etc.
b) Bohnen etc. s., an-s., s. Stiefel 5.
c) Fisch.: Den Schleppsack s., s. Stiefelholz 2.
d) Landw.: Feldfrüchte s., s. Stauche 2.
e) Einen auf-s. (und aufstüpfen). Gotthelf Sch. 222; 242 = aufstiften, s. Schm. 3, 618.
f) s. Stiefel 3.