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Stich Stichel Stichelei stichelig sticheln Sticher Sticherling stichig Stichling
Stich, m., –(e)s (uv. 17; 19; 20; 23; 25); –e; –lein:
das Stechen (s. d.) und zuw.: etwas dadurch erftp, Heeesusts ¹d³ sg– verletzenden, versehrenden, verwundenden Spitze und: die Verletzung, Verwundung damit, z.B., eig., mit Schwertern (2. Sam. 20, 10), Lanzen (Nicolai 6, 42) etc., von Wespen (Burmeister gB. 2, 310) etc.; übertr., z. B.: Wen verschont der Zunge S.? [Verleumdung]. Nicolai 6, 273 etc. und nam. oft: Es geht, fährt Einem ein S. durch die Seele, durchs Herz; Etwas giebt Einem einen S. ins Herz, S. um S. (G. 12, 276); Einen S. auf Jemandes Herz führen. Sch. 1133a; S–e der Angst. IP. 1, 48 etc. Zsstzg. z. B.:
a) nach stechenden Thieren: Bienen-; Fliegen-; Floh-; Mosquito-; Mücken-S. (IP. Fat. 1, 96, Bez. geringer Wunde); Natter-, Otter-, Schlangen-S. (oder -Biß); Skorpion-S. (bildl. Sch. 104b); Spinnen- (Frisch) oder Tarantel- (Oken 5, 684); Vipern-; Wanzen-S.; Wespen-S. (bildl. z. B.: W. Att. 3, 1, 73; Zimmermann Stolz 350); Das Holz, Obst leidet am Wurm-S.
b) nach stechenden Dingen, zumal Werkzeugen (hier auch s. u. techn. Anwend. von Stichen in nicht verletzender Absicht), z. B.: Ahlen- (Fanke Bchdr. 24), Degen-; Dolch- (bildl. Sch. 191b etc.); Dornen-; Lanzen-; Lanzetten-; Messer-; Nadel-S. (bildl. Börne 2, 127 etc., s. 2a); Speer(en)-S., auch Name der Kreuzwurz Gentiana cruciata (worin man Beziehungen zu Christi Leiden sah, vergl. Joh. 19, 34), verderbt: Sporen-S.; Zungen-S. Spate etc.
c) nach dem den S. empfangenden Obj. oder Theil (s. 12), z. B.: Sich nur mit einem elenden Fersen- S. rächen können. H. R. 9, 225; Einem einen schneidenden Seiten-S. versetzen. Gutzkow R. 6, 118 (versch. 12; 10); Herzens- (vgl. 12; 17) und Seelen-S. Spate etc.
d) außerdem z. B.: Mord- (Luther 1, 364b) oder Todes- (Arndt 349), tödtlicher etc.; veralt.: Hitz-S. [der Sonne]. Wackern. 2, 144³, vgl.: Jeder Sonnen-S. Thümmel 4, 218 etc. (s. 12) etc. Hierzu die folg. nur der Ubersichtlichkeit halber getrennten Nummern: 2) in stehnden Verbind.:
a) Keinen S. [oder: nicht ein Sticken. Fischart B. 252a nicht das Geringste] sehen (W. 11, 256 etc.), sehen können (Luc. 4, 173 etc.), vgl. stichdunkel; seltner: Kein S. ist wahr davon. Kürnberger N. 2, 209; Obgleich keines Nadel-S–es an ihren Schriften .. mehr übrig ist, was wir nicht durchmustert hätten. Iris 7, 541 etc., vgl. goth. stiks, Punkt; frz. ne .. point (s. Diez 275) u. 5 Schluß; 23.
b) (Den) S. halten (s. d. 2, vgl. stichhaltig), zunächst zu 10, vgl. L. Nath. 2, 5; Suchten Wege, wie sie ihre Sache flickten und plätzten. .. Solch wollt den S. auch nicht halten. Luther 8, 177b etc., danach verallgemeint: sich als fest ausdauernd bewähren, von Pers. (vergl. Ggstz.: ausreißen) und Sachen heute gw.: S. halten (G. 12, 281; H. R. 9, 427; L. 12, 38; W. 10, 27 etc.), auch: Weder Strich noch S. halten. Mathesius Lthr. 197a; nam. bei Altern: Den S. halten. Luther 4, 268b; 378a etc.
c) Im S. lassen (s. d. 20): sich davon machend das Obj. zurück-, verlassen, stecken lassen, vgl.: Seinen Hals zu setzen in den S. Opitz 2, 261, der Gefahr (den Lanzenstichen etc.) preisgeben; Sich außer dem S. erhalten. Knebel 3, 40 etc., s. Schm. —: Das Paar | reißt aus und lässt im S–e | die Doppelläufe. Freiligrath 2, 201; Komm! ich lasse dich mit ihr im S–e! G. 11, 206; 22, 162; L. 12, 233; Nath. 2, 9; Sch. 832b; 979a; 993b; W. Luc. 4, 24; 6, 213 etc.
d) Den S. entscheiden, bei Stimmengleichheit den Ausschlag geben. Danzel 277 (W.), s. S.-Entscheid. 3) (s. 14 und Hieb 1f) eine gegen Jemand gerichtete, ihn zu treffen best. Anspielung (s. sticheln 2): Ah, ein S. für mich! Brachvogel Narc. 142, häufiger: auf Einen oder Etwas (Gervinus Sh. 1, 301); Einem einen S. versetzen, beibringen; den S. hinnehmen, fühlen; Das ist ein S. etc.; Den S. mit einem Gegen-S. beantworten. (versch. 10). 4) (s. 14 und Hieb 1g) kleiner Rausch. Auerbach SchV. 75; Gartenl. 9, 513a; Hebel 3, 152; 287 etc. 5) s. 4; Hieb 1g, doch vgl. auch 8, ferner: Sonnen-S. (s. 12), Tarantel-S. (s. 1a) und: Das Gesang heile die Schlangenbiß: wie viel mehr dann den Narren- S.? Wackern. 3, 480 ¹⁶ etc. —: Etwas, wonach es mit dem Verstand nicht ganz richtig ist: Einen poetischen S. (Eichendorf Phil. 66), einen S. von Narrheit (Tieck N. 3, 70), von Gelehrsamkeit (Zschokke 8, 148) haben etc., vgl.: Der höchste S. | der lautern Thorheit. Rachel 6, 428, wohl (s. 2a) zunächst = Punkt, Grad etc. 6) S., Hahnen- S., Fruchtansatz im Ei. Schm., s. Hahnentritt. 7) (s. stechen-25) S. einer Farbe in die andre, das leise Hinüberspielen der nicht reinen. Karmarsch 1, 287; 2, 129; 370; 507 etc., vgl. Ab-S. 8) s. 7, übertr., nam.: Das Bier, der Wein hat einen S. ins Saure oder bloß: einen S., zeigt die ersten Spuren der Essiggärung, ist anbrüchig. 9) bei Holzgegenständen (Brettern etc.), die in best. Reihenfolge zusammengehören, die diese Folge bezeichnenden Einkerbungen, Einschnitte etc. 10) S–e, die man nähend (stickend etc.) macht, auch in Bezug auf die Art: Die reinlich näht wie Keine, S. für S., wie Perlen, wie gestickt. G. 19, 34 etc., mit vielen Zsstzgn., z. B.: Sie führen auch mancherlei S–e: Vor-S., Hinter-S., Schling-S., Luft-S., Kreuz-S., Stern-S., Netz-S. Garzoni 569a etc., und (s. nam. Musterz., z. B. 56 2 ff. etc. und Naht Zsstzg.) z. B.: Doppel-S. (der Riemer etc.); Gegen- (versch. 3) oder Seiten-; Häkel-; Herauf- etc. (s. Steppnaht); Hexen-; Hinter-; Kanten-; Ketten- (versch. 21b); Knopflochs-; Knoten-; Korb-; Kreuz- (versch. 17); Leiter-; Luft; Netz-; Platt- (versch. 21b); Rosen-; Sand-; Saum-; Schling-; Seiten- (versch. 1c; 12) oder Gegen-; Stepp-; Stern-; Stopf-; Tambourin-; Überwendlings-; Vor- und Vorder-; Wappen-; Würfel-S. etc. 11) das Stechen (Gravieren, Atzen etc.) in Metall, nam. von Platten zum Abdruck (auch in Bezug auf die Art) und: ein Abdruck der Platte: Der S. thut besonders auf lichtgrauem Papier einen ganz guten Effekt. G. 31, 47 etc., nam. Zsstzg.: Verzeichnis aller Kupfer- und Ei sen-S–e Albr. Dürer’s. s. Sulzer 1, 65b; Englische Stahl-S–e etc.; Noten-S., vergl. Notendruck etc.; ferner ohne Bezug auf Abdruck: Silber-S. 4, 304b = Niello (s. d. und stechen 28c). 12) Arzn.: stechende Schmerzen, z. B.: S–e im Magen, in der Milz, in der Seite fühlen; Gestern war ich an Magen- S–en zu Bette. Rahel 2, 207; Herz-S–e (versch. 17, vergl. 1c); Milz-S–e; Seiten-S–e vom Lachen bekommen (versch. 1c; 10) etc.; ferner z. B. S. (veralt.): ein pestilenzisches Fieber (1536), s. Frisch 2, 334a; Die Bergbewohner haben einige ihnen ganz eigenthümliche Krankheiten, wie z. B. den sogenannte Alpen-S. Kohl A. 3, 245 etc. und allgm. (vgl. 1d) Sonnen-S., Art Gehirnentzündung durch Einwirkung brennender Sonnenstrahlen (vgl. Sonnen-Brand, -Koller, -Schuß). Falke Th. 2, 322; Schwegler (47) 285, 537 etc. 13) Bot.: Speeren-, Sporen-S., s. 1b. 14) Fechtk.: s. Hieb1d (s. 1, vgl. 3; 4; 5). 15) Fisch.: in den Teichen die Gruben, worin sich beim Ablassen die Fische sammeln (Fisch-Grube, Kessel etc.), so: Haupt- und Neben- oder Bei-S–e. 16) Hüttenw.: S., Ab-S.:
a) das Abstechen (s. d. 2c) des geschmolznen Erzes; die dazu dienende Offnung im Schmelzofen (s. Auge 13h) und: die abgelaßne Masse, vgl.: Hart-S., ein geschmelztes und dann mit der Kelle ausgegoßnes Stück Kupfer. Adelung, (s. Hartstück).
b) bei Poch- und Waschwerken der mit der Stechschaufel abgefaßte Pochschlamm. 17) Kartensp.: das Stechen der gegnerischen Karten mit einer höhern und: die so genommnen Karten (s. Lese I 2), nach Zahlw. als Maß uv. (s. Fuß 4): Trumpf- oder Atout-S.; Treff- oder Kreuz-S. (versch. 10); Koeur- oder Herz-S. (versch. 12) etc. Bildl.: Was ist ihm unser Tod? Ein S. in seinem Spiel. Freiligrath SW. 6, 266; Gotthelf G. 17b etc. 18) kaufm.: Tauschhandel (s. stechen 10). 19) Landw., Gärtn. etc.: das Stechen mit dem Spaten, z. B. Torf-S. etc.; auch in Bezug auf das Wie tief, Spaten-S. (oder Spitt). 20) Müll. etc.: bei Kammrädern, das Maß für die Entfernung der Zähne von einander (vergl. 23 und 2a, Schluß). 21) Schiff.: auch in niedrd. Form Steek:
a) Pumpenschlag (s. d.) einer Steekpumpe (s. d.).
b) ein leicht wieder aufzuziehnder Knoten (s. stechen 13c), dazu viele Arten, z. B. (s. Bobrik 667 ff.): Anker-, Bulien-, Dückdalben-, Fischer-, Halb- oder Maul- (s. Maul I); Holländer-, Ketten- (versch. 10); Knebel- oder Schott-; Läng-; Leesegelsfall- oder Spieren-, Wurfanker-; Pfahl-; Platt- (versch. 10); Reff-; Roll-; Sack-; Schoten- (vrsch.: Schott-, s. o.: Knebel-); Timmer-; Trompeten-S. etc. 22) Schlächter.: das Stechen (s. d. 4b) des zu schlachtenden Viehs und: die Stelle am Hals, wo es gw. gestochen wird, selten so: weidm. (s. Laube Br. 291) = Kälber-, Fleischerfang. 23) Schuhmach.: ein kleines Maß (s. 2a, Schluß; 20). 24) weidm.:
a) s. 22.
b) Biber-S. (s. stechen 4c). Laube Br. 243.
c) Fang von Vögeln aufs Stechen (s. d. 16b), z. B. Mistler-S. Frisch (danach bei Nemnich S. = Mistler, dagegen nach Schwäb. W. = Stieglitz). 25) Wirthsch.: Ein S. Butter, eine kleine Portion, soviel man mit dem Löffel etc. heraus sticht (s. d. 17). 26) Zimmerm.: s. anstechen 10. 27) mundartl.: S., Stick, steile (s. d., Anm.) Stelle eines Wegs. Schm. Zsstzg. s. o., ferner mit Vors., vgl. die entspr. von stechen.
~el, m., –s; uv.:
Name verschiedner Werkzeuge, so:
1) zum Gravieren (s. d.), bei Kupferstechern etc. Brachvogel FB. 2, 61; Guhl 2, 212; IB Michaelis 83 etc., häufiger: Grab-S. G. 21, 136; Sulzer 1, 63a etc., z. B. auch zum Ausputzen der Stereotypplatten. Franke Kat. 142 etc.; ferner als eine Art Drehstahl (s. 2): Ein Grab-S. (Dreh-S.). Karmarsch 1, 558 etc.
2) zum Graben in die Erde, z. B. = Grabscheit. Gleim 1, 354 (= Grab-S. ThKönig Lthr. 1, 366 etc.), nam. aber weidm. = Pfahleisen 1. Döbel 2, 35a; Fleming J. 229b; Laube Br. 291.
~elēī, f.; –en:
das Sticheln (s. d. 2):
1) Stichelrede (vgl. Häkelei etc.). Ense D. 6, 396; Thümmel 4, 115; 5, 83 etc., vgl.: Das giebt vielerlei Gereibe und Gestichle. Alexis H. 1, 1, 230; Stichling eines Stocknarren vom Kardinal. Luther SW. 60, 197 etc.
2) (selten) Die ganze Fechterei ist eine pure S., wobei wenig herauskommt. Zelter G. 1, 233, (kein ernstes Stechen oder Fechten).
~elig, a.:
ein wenig stachelig; zum Sticheln geneigt. Klenke Parn. 2, 56.
~eln, intr. (haben); tr.:
oft und mit kleinen Stichen stechen, vgl. stacheln, ferner nam.:
1) nähen etc. Gutzkow Kn. 89; Hausbl. (56) 1, 348 etc.; Das große Tapetenwerk [Oberon] . ., woran ich nun schon so lange sticke und stichle. W. Merck 1, 209 etc.; Sich die Augen ausnähen (s. d. 2) u. aus-s. etc.; Stichler in der Stromerspr. = Schneider. Herrig 33, 241 etc.
2) (s. Stich 3): Stichelreden führen (s. stochern): S. auf Etwas, auf Einen; seltner: Einen s. Börne 3, 351; Guhrauer Leibn. 1, 201 etc. = ihn be-s. G. 1, 119; Schlegel Sh. 7, 170.
~er: s. Stecher 2b. ~erling: s. Stecherling. ~ig, a.:
in Zsstzg., z. B.: Angel-s. (veralt.). Fischart B. 250b, mit stechendem Angel (s. d. 1), stachlig; In einem sonnen-s–en Schädel. Jahn M. 115 (s. Stich 12) und besonders oft: Wurm-s. (s. wurmfräßig), eig., von Obst; Holz; Büchern etc. und übertr.: G. Sch. 5, 130; Görres V. 149 etc., dafür selten: Etliche Bäume wären stichicht und hätten faule Äste. Luther SW. 61, 114 etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
1) s. Stecherling. 2) s. Stichelei 1. 3) S. bedeutet das Phantom (menschliche aus Lumpen gebildete Figur), welches beim Rennstechen gebraucht wurde und danach .. das Hurkind. Vilmar Verm. 1, 24.