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Stand
Stánd, m., –(e)s; Stände (uv., s. 5c); Ständchen (s. 1o); -:
zu stehen (s. d.): 1) das Stehn und der Ort des Stehns, z. B.:
a) Mit ihrem aufgeblasenen S. und Gang [Art zu stehn und zu gehn]. Garzoni 103b; Das Leben, besonders das sittliche, hat Flug, dann Sprung, dann Schritt, endlich S. IP. 36, 26, es fliegt, springt, schreitet, steht, so nam. in Zsstzgn. (s. d. und l); Obelisk, an dessen S–e [an dem, wie er hier aufgerichtet steht] | vom Fußgestell bis hoch an seine Spitze | in stein’ren Feldern alle Austerlitze | stehn. Rückert 2, 11 etc.; Weil bei der Berechnung einer Sonnenfinsternis auch auf den S. [Ort] des Beobachters Rücksicht genommen werden muß. Littrow 216 etc.; Werden wir zerhauen, | wir Männer im vordersten S. [Glied, Reihe]. Kinkel 323 etc.
b) (s. a) S. halten (s. d. 2), nicht fliehn und weichen (eig. und übertr., vgl. standhaft): Aus Scham musst’ ich S. halten; mich von ihm loszuwinden würde die Vorbeigehenden auf uns aufmerksam gemacht haben. L. Gal. 2, 6 etc.; Dem Feind etc. S. halten. Cham. 3, 173 etc.; Diese Sanftmuth war keine Larve, sie hat auch dem Tode S. gehalten. Sch. 213a etc., s. auch h.
c) Platz, wo der Schütz steht, von wo aus er schießt (s. An-, Schieß-S.): Und zielst jetzt nicht, da du den S. genommen, | vor dir das auserles’ne Wild. Tieck Cymb. 3, 4. cc) ähnl.: Stelle des Ablaufs beim Rennen etc.
d) die Verkaufsstelle, Bude eines Krämers auf dem Markt (s. h). Hebel 3, 181; 182, vgl. Buden und Kram-Stände. G. 19, 393 etc.; übertr.: Daß die Theologie auf dem Markte der Literatur die breitesten Stände einnahm. Gervinus Lit. 5, 609.
e) Kirchenstuhl (s. d. und h): Wie sie in der Kirchen in ihrem S. säße. Hammer RH. 411.
f) (schwzr.) Gängelwagen (s. d.), worin gehn lernende Kinder stehn, S.-Stuhl. Stalder.
g) S. ist der für einzelne Pferde oder ganze Gespanne durch Bretter oder Bäume abgeschiedne Raum. Reuter KHüs. 131 (s. S.-Baum; Ständerpfosten). Dazu: Pferde abständen.
h) Platz, wo Jemand oder Etwas gw. steht, z. B. von Pers., s. c—e und: Die Lastträger, die an verschiedenen Plätzen ihre privilegierten Stände haben. G. 24, 17; Sein S. im Theater ist meist am Pfeiler (vgl. Stehplatz) etc.; bes.: S., Aufenthaltsort des Federwildes hoher Jagd, auch von 4füßigem Hochwild. Laube Br. 289; Sommer-S. 288 (Ggstz.: Winter-S.); Der wilden Thiere und Vögel S. und Retirade. Döbel 3, 120b; 1, 6b; 45b; Das Auerwildbrett steht vorzüglich gern in . . Nadelhölzern . ., doch giebt es auch Gegenden, wo es in Laubhölzern S. hält. Winkell 1, 340 etc. (s. 5a), seltner: Dēr [fliehnde] Hirsch ver- ändert seinen S. | und springt in ein verzäuntes Land. Hagedorn 2, 51 etc.; zuw. von Sachen, s. Wagen-, Lanzen-S.
i) (s. h) Gallicism: ēin Amt, worin Jemand steht; eine Stelle (s. d. und Brodstelle), die er inne hat; Gewerbe etc.: Sobald ich ein Amt hätte, einen S. G. 9, 249; vgl. ugw.: Einen oder seinen Zu-S. haben. 29, 377; 378, avoir un (son) état. k) von nichtlebenden Wesen, die nicht immer an gleicher Stelle, nam. die nicht immer gleich hoch stehn (s. 2), z. B.: Diese festen Punkte des Himmels, mit welchen man den täglichen S. der Sonne vergleichen könnte. Littrow 59 etc.; Nach dem hohen S. der Sonne muß es fast Mittag sein; Der hohe (niedrige) S. des Wassers, Eises, Barometers, Goldkurses oder Goldes etc. l) (s. a) vralt. st. Waffenstillstand (s. d.). Zinkgräf 1, 97. 2) die Art und Beschaffenheit, wie Etwas wie es mit, um Etwas steht (s. 1k; 3; 4; vgl. Lage 1b): Etwas ist in gutem, schlechtem S–e; Das Haus ist in baulichem, in baufälligem S–e; es in gutem, baulichem S–e, Etwas im gehörigen S. und Wesen (W. Luc. 5, 270) erhalten; Etwas wieder in den alten (vorigen) S. setzen, bringen; Sich nach dem S. des Processes erkundigen; Nach dem jetzigen S. der Sache, der Dinge; Das ist ein harter, schlimmer, schwerer S.; Wie das Insekt aus dem S. der Puppe in den des Schmettērlings übergeht; Christus im S. der Erniedrigung und der Erhöhung; Aus dem ledigen S. in den S. der heiligen Ehe treten etc.; Meinen glückseligen S. Hiob 30, 15; Tob. 8, 5 etc.; Im heil’gen Ordensbunde, | im S. des Gehorsams wirst du frei. Cham. 4, 165; Sowenig eine völlig aufgegangne Blüthe sich wieder auf den S. einer geschlossenen Knospe zurückzwängen lässt. Ense D. 2, 102; Gerste und Hafer von dem schönsten S–e. G. 23, 343; Er hat darnach noch einen schweren S. G. 9, 53 (17, 243); Hinausgestoßen aus der bürgerlichen Gesellschaft in den S. der Natur etc. Sch. 832a; 765a; Wackern. 2, 1303²⁷; W. 24, 42; 5, 199 etc. 3) (s. 2) in einigen stehnden Wendungen prägn.: der gehörige, für den Zweck erforderliche S.:
a) von Sachen: Etwas ist (nicht) in S.; es wieder in S. setzen, z. B. eine Uhr (Hettner gR. 232) reparieren etc.; Etwas kommt zu St–e, wird fertig, z. B.: der Vergleich (G. 9, 6), das Werk (20, 70), die Sache (Immermann M. 2, 229), der Abfall (W. Luc. 6, 106) etc.; Etwas zu S–e bringen, z. B.: das Teleskop (G. 39, 249) etc., vgl.: Du bringst zum S. und Wesen, | was Deinem Rath gefällt. PGerhard (Wackern. 2, 476¹7) etc.; Jemand kommt oder ist mit Etwas zu S–e; [Den Brief,] den er mir zum Durchlesen heraufbringt, sobald er zu S. sein wird. Sch. 196a etc.
b) von Pers.: Jemand ist im S–e, Etwas zu thun, fähig (kapabel); kann, vermag es etc., Ggstz.: außer S–e (vgl. Besitz 1); auch: Er ist im S–e und (s. d. †) sagt es ihm wieder; Das bin ich oder: ich bin es nicht im S–e etc.; Jemand in den S. außer S., z. B. Sch. 993b setzen, Etwas zu thun etc. 4) (s. etwa 1g) veralt.: Eine sondere .. Weise zu leben und glauben außer der gemeinen Weise, die man jetzt 147* Sekten, Stände und Orden heißt. Luther SW. 67, 167 etc., heute gw. nur von den Abtheilungen und Schichten der bürgerlichen Gesellschaft nach der Verschiedenheit des Berufs und der Rangordnung (s. 2, vgl. Kaste und Sch. 75b) etc.: Der S. der Geistlichen und der Laien, der Adligen und der Bürger; Der dritte S., in Frankreich vor der ersten Revolution, die nicht zum S. der Geistlichkeit oder des Adels Gehörigen etc.; Die höchsten, höhern, mittlern, niedern Stände; Ein Mann von hohem, vornehmem, geringem S–e; Von jedem Rang und S–e. G. 30, 150; Männern seines S–es. 21, 77; Du gelangst einst zu seltsamen S. und Ehren [s. d. 3]. Hebel 3, 355; Über ihren S. erzogen. Lewald W. 1, 48; Es sind in allen Ständen viel böser Menschen, aber der S. ist und bleibt dennoch gut. .. Jst Frauen-S., Knecht- und Mägde-S. gleichwohl Gottes Stift etc. Luther 5, 183a; Erhob ihn aus dem ritterlichen zu dem freiherrlichen S–e. WhMüller Bibl. 6, XXVII; Das Söldnerwesen kommt auf, der Krieg wird Gewerbe (noch nicht eigentlich S.). Vischer Ästb. 2, 267; Den Beifall, der dem königlichen Redner von S–es wegen zukam. W. 6, 22; Ihrem [der Priesterin] geheiligten S–e. 5, 22 etc.
a) prägn. (vgl. Rang etc.) = vornehmer S.: Leute von S–e (L. 4, 155 etc.), von einigem S–e (G. 14, 9 etc.), seltner (ohne „e“): Ein Herr von S. W. 11, 171 etc.; Sie ist arm, ohne S. G. 9, 285 etc. (ugw.): Dem Pöbel von und ohne (s. d. 1b) Stande. H. 11, 266 etc.
b) Insofern āuf Provinzial-, Land-, Reichstagen die hauptsächl. Stände einer Provinz etc. in Person oder durch ihre Vertreter stimmberechtigt sind: diese stimmberechtigten Glieder (vgl. Staat 4; Kammer 25): Der Landesherr soll den geistl. S. nicht verbessern oder vermehren ohne Verwilligung des Adels und der Stände. G. 9, 167; Die weltlichen Stände, meine Nachbaren. 52; Die Provinz begehrte die Herstellung ihrer Land- stände . . . Die Stände wurden gewählt . . . Um als ein Vertreter des Ritter- S–es dem Landtage beizuwohnen . .. Berief der König die Reichs stände zusammen. Pfeffel Pr. 3, 15; Das Volk, das hier in seinen Ständen zugegen ist. Wackern. 4, 1033¹²; Die unmittelbaren Stände des deutschen Reichs. W. 31, 235; Fehde, welche die Eidgenossen wider einen hohen S. führeten. Zinkgräf 2, 60 etc. Dazu: Ständische Verfassung, Versammlung etc., s. Ense T. 4, 19, auch z. B.: Der ständische Schauspieldirektor. Rahel 2, 225, der von den Ständen bestallte etc.; Zsstzg. z.B.: Landständische Versammlung. G. 33, 249; Reichsständische Heere. W. 31, 241 etc., ferner: Die Berechtigung der Juden zur Aus- übung der Standschaft. Nat.–Z. 12, 194, der ständischen Funktionen etc.; Land-Standschaft etc., s. auch Landschaft 2. 5) in einigen Fällen: eine Gesammtheit (vgl. Be-S. 2), nam.:
a) (s. 1h) von Wild an einem Standort, in einem Forst: Das wenige Wild, welches für die Tafel geschossen wurde, durfte nur durch ihn selbst erlegt werden; es war seine Absicht, die Stände nicht in Schrecken zu jagen. Steffens Erl. 5, 230, nam. Zsstzg.: Der Wild-S. Tschudi Th. 196 etc. u. z. B.: Der Reh-S. ist sehr bedeutend; Den Fasanen-S. vermehren. Winkell 1, 372 etc.
b) (vgl.
a) Der Vieh-S. (eines Landguts etc.), s. Stamm 3h. c) Ein S. Betten = Gebette (s. d. u. richten 1c); als Maßeinheit nach Zahlw. uv.: Sie bekommt als Aussteuer 4 S. Betten mit etc. 6) weidm.: die Füße größrer Vögel, z.B. vom Kuckuck: Die Stände sind mit gelber Haut überzogen. Winkell 2, 477 etc. (auch: Ständer. Laube Br. 289; Gerstäcker Mon. 1, 327 etc. u. kollekt.: Gestände, Gestell). 7) ein stehnder Pfosten (Ständer): In durchlöcherte breite Steile oder Stände eingelassene Hegestangen. Winkell 1, 603. 8) (s. 7) an Elbkähnen die vorstehnde Spitze des Hintertheils, s. Schaft 12d. 9) zuw. = Stande (s. d.), z. B.: Ein Spül-S. HSachs G. 1, 33. 10) verkl.: Ständchen:
a) (mundartl.) das Plaudern u. Schwätzen im Stehn: Doch blieb sie selbst, die ihm vorleuchtete, auf jeder Treppenstufe stehen . .. Oben auf der Stufe vor der Thür wurde das längste „Ständchen* gehalten. OLudwig Th. 1, 421, auch „Ständerling“. Frisch 2, 318b; Auerbach D. 4, 24 etc., vgl.: Stehen manchmal noch ½ Stunde vor der Thür . . Eh der Mann ausgeständert hat. Rockenphil. 2, 333.
b) (vgl.
a) Serenade: B. 30b; V. 2, 67; Einem ein Ständchen bringen. G. 6, 15; W. 1, 144 etc., auch iron. von Katzenmusik s. d. Immermann Card. 5, veralt.: machen (z. B. Prutz GschTh. 141). Zsstzg. z. B.: An Abend-, Morgen- und Mitter- nacht ständchen fehlte es auch nicht. G.; Da wir ihm ein Fackelständchen brachten. 22, 34. Zsstzg. mit Vors., s. die entsprechenden von stehen und mit Bstw., leicht zu mehren und zu verstehn nach dem Vorstehnden s. [10] u. nam. auch ständig 4. und folg. Bsp.: Áb-:
1) Das, worum Etwas, was von etwas Andrem absteht, entfernt ist (vgl. Entfernung. Distanz; Unterschied Kontrast etc.): Die . . Folge der Kohlenschichten in bestimmten Abständen über einander. Burmeister Gsch. 232; 258; Den größten A. weiß die Liebe, | die Erde mit dem Himmel auszugleichen. G. 13, 319: In den Abständen von den Hauptplaneten. Humboldt K. 1, 100 (s. nam. Littrow 794); Der A. von dem einsam ernsten Forum romanum zu den menschenwogenden Boulevards. Lewald W. 4, 202; Der unendl. A. zw. dem Leben und dem Räsonnement. Sch. G. 1, 99; Wenn ich .. von dem ungeheuren A. einer todten Kopie .. auf das lebendige Urbild .. hinstaune. Thümmel 2, 196; 199 etc.; Mond- abstände soder: Distanzen] zu berechnen. Niebuhr Schr. 1, 23; Ebenso nennt man die Distanz eines Gestirns von einer Ebene den senkrechten (oder kürzesten) Winkel-A. des Gestirns von dieser Ebene. Littrow 794; In langen Zeit ab- ständen. Humboldt K. 2, 396; Zwischen-A. [-Raum]. Kretschmann 5, 389.
2) A. nehmen (von Etwas), davon abstehn. Temme SchwM. 1, 55; 114; 179; 2, 87 etc.
3) (s. 2) das Abstehn eines Besitzes, Rechtes etc. an einen Andern. Philander 2, 600 und so auch = A–s- Geld (s. d.), z. B.: Goltz 3, 32 etc. Äblauf- [1cc]: Guhl 1, 239 etc. Ādel- [4; 4b]: Möser Ph. 4, 288; Schlegel Sh. 7, 203. Áltgesellen- [2]: H. 13, 359 etc., vgl.: Altjungfern-S. Kinkel 490 etc.; Hagestolz-, Junggesellen-S. etc. Än-:
1) in der heute gewöhnlichsten Bed.: die angemeßne und schickliche wohl(an)stehende oder auch nur: die dafür geltende Art des äußern Benehmens (vgl. Wohlstand 1 u. nam. Düringer 66 ff.): Den A. beobachten, verletzen; Ein Verstoß gegen den A.; Mit wahrhaft fürstlichem A.; Mit dem leichten A. des Weltmanns etc.; Daß der A. gleichsam der Schein der Tugend ist etc. Garve Pfl. 1, 57; Vers. 4, 4; Indem es dem Edelmanne zur Pflicht wird, sich einen vornehmen A. zu geben, indem dieser A. ... zu einem freien A. wird. G. 17, 11; Manches Natürliche .. aus A. zu verheimlichen. 16, 64; A–s halber. Gutzkow R. 9, 60; Laß uns ohne Anstoß und A. (5) | hinwallen mit Anmuth und A. | die Bahn. Rückert Mak. 1, 4 (s. das Wortsp. 2, 194); Des falschen A–s prunkende Gebärden. Sch. 100a; Wenn der Ceremonienmeister der Gefühlsäußerungen, Herr Baron von A., die Behauptung gestattet. Schwegler (47) 210 etc.; Das ist der wahre Fechter-A. Schlegel Sh. 6, 232; Tanzmeister- A. etc.; Welt-A., Ungezwungenheit des Spiels. Schütze Hamb. 489; Zuviel Wohl-A. und Regelmäßigkeit. 214; Wohlanständiges schönes Geräth zwingt . . zum Wohl- A–e. H. 11, 369.
2) [1c] weidm. (vgl. Ansitz): Man erlegt den Otter auf dem A. Gartenl. 9, 169b; In jenem Busche .. ist ein guter A. für den Jäger. G. 8, 297 etc.; übertr.: Auf dem A. stehn, liegen, z. B.: Hebel 3, 141; Rückert Mak. 2, 194; Seydelmann 28 etc.
3) [1cc] (veralt.) Franck Chr. 111b etc., auch verallgemeint, z. B. der Antritt eines Amts etc. Stumpf 363a; 401a; b; Schm.; Frisch; Schwäb. W. etc.; auch: das Kapital, womit man ein Gewerbe anfängt etc. Wackern. 3, 672²; 6829 (Anständli) etc.
4) der Still-S., insofern man Etwas anstehen lässt, weiter hinaussetzt, aufschiebt, s. 5, ferner z. B.: Es kann A. damit haben bis morgen. L. Gal. 1, 8; Rabner 3, 295; Gutzkow 11, 244 etc., seltner (vgl. 5): Das wird wohl bis zum nächsten Frühjahr A. nehmen müssen. G. Br. 233a etc.; Daß den Feindseligkeiten gegen sie noch A. gegeben werden soll (s. b). B. 404a; Nur muß ich der Vollstreckung des Urtheils noch A. geben. W. Luc. 1, 236 etc.; Dem Todtschlagen nicht sowohl ein Ende als einen A. gemacht. Wackern. 3, 890³⁷ etc.; Das Geschäft so lang in A. lassen. Preuß. Landr. 1, 13, 199 etc. Veralt., mundartl.:
a) A. der Gerichte, Ferien.
b) vertragmäßige Einstellung der Feindseligkeiten, z.B.: Ich kam mit ihm in einen A., also daß die Sache gleich bald gerichtet wurde. Berlichingen 156; 181; Ward ein A. gemachet und Tag gesetzet . . . . Dieser „Anstal“ und Tagsatzung. Stumpf 744b (s. 725a etc.); nam. von Kriegführenden = Waffenstillstand. 127b; Zinkgräf 2, 11; 3, 54 u. o. bei Alteren, s. L. 5, 283; 305 etc. (best.: Waffen-A. ebd.); bildl. Fischart Garg. 84a etc.; Bett-A. 75a (vgl. Fehde, Schluß) etc.
5) Etwas, das A. (4) erregt, Einen anstehen lässt; Zweifel, Bedenken, Schwierigkeit etc., z. B.: Ohne A. (s. 1: Rückert), ohne Bedenken, ohne Weitres etc. G. 16, 77; Sch. 106a; W. 2, 44 etc.; A. nehmen (Etwas zu thun), anstehn. Sch. 361b; 392a; 10, 80 etc.; Gutzkow Lenz 95 etc.; A. nehmen an Etwas. Bl. 1, 94 etc., seltner: Wie .. die Herren Anstände nahmen. R. 5, 407, Bedenken geltend machten; In den Anständen, welche dem Erkenntnis . . im Wege standen. Alexis Pet. 22, 209; Aus den Zweifeln, Schwierigkeiten, Anständen, welche gegen die angefochtenen Stellen erhoben worden, herauszukommen. Delbrück Sokr. 101; Grimm 1, LV; Seydelmann 138; Jener philosophische A. gegen die Lehre etc. Strauß Streitschr. 1, 152 etc. Hierzu Fortbild.: Dessen Wahl mit schweren Inzichten beanstandet war. Ense T. 5, 40, gegen dessen Wahl Anstände erhoben waren; Diese Behauptung müssen wir durchaus beanstanden. Gerstäcker Mon. 1, 57; Vogt Oc. 2, 218 etc.
6) (Bergb.) auf dem Anbruch (s. d. 1) anstehndes Erz.
7) (selten) Sie bezahlen. . Ihre alten Anstände. Gutzkow Lenz 22, Schulden, die an(geschrieben) stehn etc., z. B.: Aus-S. 8) (veralt.) Begegnis. Simplicissimus 1, 76. Arbeiter- [4]. Āūf-:
1) das Aufstehen einer Menge, z. B.:
a) Rückte der alte Herr mit dem Stuhle und machte A. Bahrdt 4, 235; 233 etc., bewirkte das Aufstehn der (Tisch)Gesellschaft; Volkswitz: Heute morgen war ein großer A. (s. c) aus den Betten.
b) = Auflauf 1: Landleute machen einen A. und umdrängen den Stauffacher. Sch. 548b; 196a. Nam. aber:
c) die Erhebung einer sich gegen (wirkliche oder vorgebliche) Unterdrückung auflehnenden Menge und zuw.: diese selbst (s. Insurrektion, vgl. Empörung, Aufruhr 3): Bauern- (Jahn V. 306); Pöbel-, Volks-A. etc.
d) von Fischen, die sich massenweis an die Eislöcher drängen etc.
2) (veralt.) Aufbruch eines von seinem Meister wandernden Gesellen, dazu: Es soll kein Handwerksmann dem andern die Gesellen aufständig machen. Brandenb. Policeiordn. 34 etc., s. Aus-S. 4.
3) A., Register-A., Bericht über den Stand des Bergwerks. Āūs-:
1) ausstehnde Fordrung: Die Ausstände eingetrieben. Auerbach Ed. 258; Fischart B. 109b etc.; Außenstände. Freytag B. 1, 112; Soll 2, 56 etc., dazu: Ausständige Schuld (Auerbach Dicht. 2, 65; Wackern. 3, 452 ¹⁰), Besoldung (Stumpf 44a) etc.
2) Frist: Drei Monate haben Sie A. Benedix 4, 41; Gebt mir noch einigen A. Müller-Kön. Burg. 1, 135; Weidner 228 etc.
3) Mit dem A–e [Ausstehen| in einer Bude. Kl. Gel. 306. etc.
4) „Abzug aus einem Dienst etc.; Mahl bei solchem Anlaß“ (vergl. Ein-S. 1). Schm. etc. Baromēter- [1h; 2]: Pouillet 1, 116 etc. Bāūer(n)- [4]: W. 8, 188 etc.; [4b] JvMüler 14, 208 etc. Be-:
1) das Bestehn, Fortbestehn, die Existenz, Dauer, z.B.: Etwas hat B., keinen B., ist (nicht) von B. etc.; Mit B. der Wahrheit, Rechtens, auch (nam. Kanzleispr.) bloß: mit B. [Fug, Recht]; Respektierte den B. der positiven Religion für das Volk. Gervinus Lit. 5, 329; Das Beständige der ird’schen Tage | verbürgt uns ewigen B. G. 6, 8; Bist du doch ein Bild im Wasser ohne Wesen und B. Platen 2, 73; Der Satz, durch welchen alles Ding | B. und Form empfangen. Sch. 97b etc., auch: das Aus- und Beharren in der Art des Seins etc., vergl.: Der B. statt „die Beständigkeit“ fängt an zu veralten; sein Gegensatz der Un-B. ist noch im Gebrauch etc. Ramler F. 3, 22 (s. Hagedorn 2, 243; 137 etc.), vergl.: L. 5, 309 (Logau); 8, 282 (Scultetus); Luther 6, 319a etc. Zsstzg. z. B.: Für den Fort-B. des alten Zustandes sehr eingenommen. Kohl Jrl. 1, 203; Anzweifelung an dem Rechts-B. Gutzkow Z. 2, 92; Wagst [du], eine neue | Person zu schaffen, gut! so gieb ihr Selbst-B. [s. Bestandheit] | und wie sie sich im ersten Auftritt zeigt, | so führe sie, sich selber ähnlich, bis | zum letzten fort. W. HV. 2, 210; Beständig ist der Un-B. Gleim 3, 184; Im Un- B–e irdischer Verhältnisse. Görres V. 54; 103; G. 36, 30; H. Ph. 10, 378; „Gott gebe Dem B.!“ .. Die Welt besteht aus Un-B. Rückert Mak. 1, 214; W. HB. 2, 26 etc.; Voll-B. | erwünschter Lebensgüter. G. 13, 317 etc.
2) [5] Das, womit Etwas bestanden oder besetzt ist, namentl.:
a) B. heißt in der Forstsprache eine größere bewaldete Bodenfläche. Schacht B. 386 ff. (s. Schonung); Wald-B. ebd.; Alte Buchenbestände dicht neben Kiefer- beständen. Landwirthsch. Zeit. (55) 311b; Holtei Mensch 2, 108 etc.
b) (Landw.) das Inventar eines Guts an Vieh etc.
c) (weidm.): Obgleich der Wild-B. ein ziemlich zerstörter war. Gartenl. 11, 325a etc., s. Wildstand. 3) (s. 2) kaufm. etc.: Das, was bei dem wechselnden Stande der Kasse, des Waarenlagers zur Zeit grade darin vorhanden ist: Die baren Bestände. Gentz Rev. 120; Der B. | von meiner Kass’ ist nicht des Zählens werth. L. Nath. 2, 9; Bar-, Kassen-, Waaren-, Inventur- B. 4) (vgl.
3) That-B., Bericht des Thatsächlichen und: dies selbst. Volksz. 11, 244 etc.; dazu; Schreibt schmucklos, thatbeständlich, fast im Lapidarstil. Heine Reis. 2, 53, sich auf den That-B. beschränkend etc. 5) oberd. Bedd., s. Schm., nam. auch = Pacht (s. d. und Zsstzg.). Jris 3, 203; After-, Erb-B. (Erbstand. Adelung) etc. Dazu: Beständen, ab-, verbeständen, (ab-, ver-) pachten; Beständ(n)er, Pächter, z. B.: Auerbach D. 4, 101; König Kl. 2, 364 etc.; Bestandnis etc. Schm. Beámten- [4]: Ense T. 4, 13. Bēī-:
1) (veralt.) die Gesammtheit der bei Etwas stehnd gegenwärtigen Personen: Wann bei Zoten nicht der B. lachen will. Haler 124 (spätre Lesart: Wann die Gesellschaft nicht etc.); Zu Dem sagt Einer von dem B. Zinkgräf 3, 285; 2, 49; Männiglicher Um- und B. hie [im Gericht] zugegen. Zeitschr. f. d. Recht 13, 437 etc., vgl.: Ein Zeug und Beiständer. Gartenl. 9, 463a; Beiständer und Zuhörer. Luther SW. 60, 400.
2) Jemand, der und insofern er Einem helfend bei-, zur Seite steht: Sie glaubten, in einem fremden Lande sei sie ohne B., ohne Rächer. G. 9, 264; 265; Den .. man im Gericht . .| erst pries als B., nün als Richter preist. 13; 302; 17, 327; 18, 161; 32, 34; Meinen Gegner, der seinen B. [Sekundanten, s. d.] erwartete. Tieck GsN. 1, 86 (vgl. Zinkgräf 2, 84) etc.; Rechts-B. etc. Auch (vergl. 3): Beiständer, z. B.: Gotthelf Sch. 105; Keller gH. 1, l85; Scherr Bl. 2, 336; Stumpf 402b; Zinkgräf 1, 21; 105 etc. und (Schiff.) Beistander = Macker (s. d.); Einen verbeiständen. Gotthelf Sch. 179; 242, ihm B. sein etc.; Der ihnen wider die Römer so treulich beiständig gewesen [beigestanden]. Stumpf 511a; 225b; 421b; Luther 1, 162a; 2, 431a; Schaidenreißer 57a etc., s. Schm.
3) (s. 2) heute zumeist: Hilfe: Einem B. thun (2. Mos. 23, 1 etc.), leisten (W. 1, 223 etc.); Jemandes B. anrufen, fordern etc. Belāgerungs- [2]: der Zustand, wie er in belagerten Plätzen herrscht. Ense T. 6, 7; 36 etc., s. Zu-S. Besitz- [2]: der Zu-S., da und der Um-S., daß man im [⏑] Besitz ist: Den B. zur Richtschnur ihrer vorläufigen Entscheidungen nehmen. Möser Ph. 1, 167; 2, 206; W. 17, 161. Bīēnen-: Bienenschauer (Immen-S. Hebel 3, 140). Blūmen-, Blǖthen-: die Art, wie die Blumen durch ihre Stiele mit der Pflanze verbunden sind. Brāū- [4b]: brauberechtigter Land-S. Schm. Brāūt- [2]: Fouqué Gd. 151; G. 22, 345 etc. Būden- [1d]. Bürger- [4]: G. 13, 305 etc.; [1b]. Dérwischen- [4]: W. 9, 146. Dīēnst- [4; 2]: Pestalozzi 4, 357 etc. Dróschken- [1h]: Haltplatz für Droschken (,Wagen-S.“ JKinkel Jb. 2, 182). Ehe- [2]: E., Wehe-S. Sprichw. (Musäus M. 2, 70 etc.); Nach einem 20jährigen E. etc. G. 27, 373 etc. Ehren- [2]: ehrenvolle Stellung etc. B. 96b; 103b; Gryphius Fr. 349 etc., auch [4] Ehr-S., s. Haupt- S. 2. Eīn-:
1) (vgl. Aus-S. 4) der Eintritt in neue Verhältnisse und Das, was dabei (gleichsam) zum Einkauf (s. d. 2 und Weinkauf, hänseln etc.) gegeben wird, eig. und übertr.: Der Wein kostet euch nichts, den geb’ ich euch zum E. Auerbach Leb. 1, 230; Gelangte ich doch nicht ohne E. zur Sache. G. 20, 150; 21, 32; 41; 17, 199; 23, 233 etc.; König J. 1, 13; DFam. 1, 277; W. Luc. 1, 13; 3, 360; 5, 127 etc.
2) s. Näherrecht. Eīs- [1h]. Engel- [2]: W. 15, 143 etc. Er-: in der veralt. Doppelzsstzg.: Auf-E., Auf- erstehung. Luther 1, 463b. Erb-: s. Be-S. 3. Erden- [2]: Der Mensch .. aus seinem E. gerückt. Alxinger D. 81 (vgl. Himmels-, Engel-S.). Fasānen- [5a; 1h; 6]. Finánz- [1k; 2]: Bis ihr lder Kasse] F. blühender wird. W. Merck 1, 88. Frāūen- [2]: Die Vortheile des Hetären- S–es mit der Achtung, die dem F–e gebührt, zugleich nutznießen wollen. W. 22, 121. —. Frīēd-: (veralt.) Waffenstillstand. Luiher SW. 60, 298; 61, 396 etc. Frīēdens- [2]: Zu- S. der Friedenszeiten. Görres V. 89. Fürsten- [; 4b]. Gêgen-:
1) veralt. (s. 2):
a) Gegensatz. Haller 121 etc.
b) Wider-S. Fischart B. 2b; Möser Osn. 1, 111 etc.
2) ein der Betrachtung sich darbietendes, sie beschäftigendes Etwas, Objekt (s. d., vgl. gegenständlich; Sache 2 etc.), z. B.: Wenn wir Das, was vor einigen Jahren von uns ausgegangen ist, wieder vor uns sehen, so daß wir uns selbst nunmehr als G. betrachten können. G. 21, 159; Insofern wir einen G., der uns durch die Erfahrung gegeben wird, als einen G. an sich ansehen dürfen oder ihn als unser Werk und Eigenthum ansehen müssen. 26, 188; Daß nicht allein die Gegenstände der Kunst, sondern schon die Gegenstände zur Kunst eine gewisse Idealität an sich haben etc. ebd.; Der G. [s. Süjet] ist es, der mich an einem Gemälde reizt, nicht die Kunst. 16, 77; 27, 301 etc.; Mehr ein G. als ein Werkzeug der Polizei. Gutzkow R. 7, 437; Ein G. ohne Geist und ein Geistesspiel ohne G. sind Beide ein Nichts in dem ästhetischen Urtheil. Sch. 1210b etc.; Zum G–e leichtsinniger Scherze gemacht. W. 5, 241; Der G. seiner Leidenschaft (s. c). 9, 280; 15, 207 u. o.
a) zuw. prägn. = G. von Belang, z. B.: Zehn Thaler, Das ist kein —, ist schon ein G. etc.
b) (s. a) scherzh. als Umschreibung, z. B.: So ein G. von [so etwa] sechs Flaschen. PHeyse NN. 99 etc.
c) von Pers., z. B.: Da uns ein schöner G. [eine Schöne] | die ersten Seufzer lehrt. W. 12, 165; In dem Augenblicke, | worin der schöne G. ihn überrascht. 12, 165 etc.; Jemandes G. [Geliebte]. 3, 178; Gellert 1, 247 etc.
d) Zahllose Zsstzgn., z. B.: Den Haupt- G. unserer Studien. G. 21, 172 etc.; Luxus gegenstände. Scherr Nem. 1, 75; Naturgegenstände mit Griffel und Pinsel nachzuahmen. G. 22, 119; Religions gegenstände. Sch. 733b; Das Wechselleben der Weltgegenstände. G. 39, 151 etc. Generāl- [4b]: Reichs- oder Generalstände. Scherr Bl. 1, 265, s. Staat 4. das Gericht, dem Jemand und das Verhältnis, daß er demselben unterworfen ist, darunter steht: Ihn dem G–e der Ergreifung überlassen. Möser Ph. 4, 141 etc.; Dem privilegierten G. entsagen. Oppenheim 8, 391. Konstellation. Glück(s)- [2]: (s. Glück 3; Wohl-S. 2): Ihn preist am würdigsten der G. seiner Zeiten. Haller 224; Ob der G., dessen wir uns erfreuen, . . gegen den blühendsten Zu-S., worin sich das Menschengeschlecht sonst jemals befunden, für einen Gewinn zu achten. Sch. 1030b; Wenige brachten noch einige Trümmer ihres vorigen G–es [Vermögens etc.] mit sich. Sch. 852b; W. 6 21; 59 etc. Gnāden- [2]: (kirchl., s. Gnade 1) Oppenheim 8, 412. (vgl. Engel-S. etc.) Hagedorn 3, 104; W. 10, 57. Grāfen- [4; 4b].
Geríchts-: Gestírn-: Götter-: Hándels-:
1) [2] Zu-S. des Handels etc. und nam.:
2) [4]: Kaufmanns-S. Hándwerks-: s. Handels-S. 1; 2. Hāūpt-: hauptsächlicher Stand, z. B.:
1) [1h] Wo sämmtliches Wild seinen H. hatte. Gartenl. 10, 389a.
2) [4] Den drei Hauptständen der Welt . ., dem bäurischen Nähr-S–e .., dem bürgerlichen Mehr- S–e . ., dem fürstlichen Ehr-S–e. Gervinus Lit. 3, 416; Rabner 4, 62 etc. Hāūs- [2]: der Stand Jemandes, der ein Haus (s. d. 5) oder eignen Herd hat, und: die Haushaltung (s. d.): Einen großen H. haben; Ein verlüderter H. Devrient 2, 4; Die gw. Lage des H–s. Jris 3, 53; Er schickt sich trefflich in seinen neuen H. W. 23, 326. Hérbst-: s. Sommer-S. Hérren- [4; 4b]: Ense T. 4, 40 (vgl. Ritter-S.; Herrenhaus etc.). Hímmels-: vgl. Erden-S. Hínter-: s. Rück-S. Hírten- [4]: Schäfer-S. Hūfen- f⏑. [2; 5]: Bei Ausrechnung des steuerbaren H–es. Erbvgl. 12. Hūren-: vergl. Hetären-S. (s. Frauen-S.). Immen-: s. Bienen-S. Jámmer- [2]: jämmerlicher. Schlegel Sh. 8, 216 etc. Júngfern- [2]: Ihr Geschmack am ewigen J. W. 15, 204 etc., vergl.: Jm Junggesellen-S–e. Schottel 1116a etc. Kált-: (Hüttenw. etc.) die Zeit, wo ein Schmelzofen etc. kalt steht, d. h. außer Betrieb ist. Scheuchenstuel 135. Kássen-: s. Finanz-S. Kēīm- [2]: der Zustand, wo Etwas sich noch im Keim befindet. W. 14, 172. Kírchen-:
1) [1e] KErnst Beamt. 226.
2) (schwzr.) „die Plätze, wo die Bauern am Sonntag zwischen den Predigten und des Abends zusammenstehn.“ Pestalozzi 1, 175. Knāben- [2]: Ich finde fürder keine Ruh | im weichen K. Stolberg. Knéchts- [2]: s. Sklaven-S. Krām- [1d]. Krēīs- [4b]: Möser Ph. 1, 365 ff. Krīēgs-:
1) [2] Ggstz.: Friedens-S., z. B.: W. 31, 440; Jener angebliche Natur-S. ist ein allgemeiner K. 24, 43 etc.
2) [4] Genoß der K. die meiste Ehre. V. Blackw. 67, Krieger-, Soldaten-, Wehr- S. Lāīen- [4]: G. 29, 179. Lánd- [4b]: Ein so ansehnlicher L. Rabner 4, 103 etc.; bes. in Mz. von der Körperschaft: G. 9, 165; Sch. 894a etc., auch: In jener Adresse der Landesstände Reskr. d. Kais. v. Oestr. an d. ungar. Stände (30. Juni 1861). Lánzen-: In der Feinde dichtsten L. HKleist Hint. 286, wo seine Lanzen am dichtsten stehn, s. [1h]. Lêhr- [4]: Lehr-, Nähr- und Wehr-S. Matthisson E. 1, 102 (G. 31, 100; JvMüller 6, 279; Gervinus Lit. 3, 306 etc.); Der gesammte deutsche L. Kapp Aufr. 9 etc., vgl.: Lehrer-S. Lēīer- [2]: (s. Leier 6; leiern 2 etc.) Nicht ½₀ der menschlichen Kräfte wird in unserm jetzigen L–e genutzt. Möser Ph. 3, 85. Mǟgde- [2; 4]. Márkt- [1d]. Mêhr-: s. Haupt-S. 2. Míß-: ein Um-S., demzufolge es mit Etwas nicht so steht, wie. es sollte (vgl. Übel-S.): Diesem M–e abgeholfen. Börne 4, 222; Kleidungsart, woran jede Schleppe M. ein gewesen wäre. G. 21, 188; JvMüler 10, 214 etc.; Mz. (nach Adelung und Campe fehlend), z. B.: Allerlei (Droysen Y. 1, 329); gesellschaftliche (Heine Lut. 2, 248), unsre Mainzer (König Kl. 1, 69) Mißstände; Die Mißstände der Gegenwart. Auerbach SchV. 302 etc. Dazu: Mißständig, einen M. machend. Musäus Ph. 2, 78; M. 3, 110; 4, 135; 5, 64. Mít-: nam. [4b]: Verrath an unsern Fürsten, den Mitständen. Klinger Teutsch. 459; Der mächtigste M. dieser Aristokratie. Laube Band 1, 33; Sch. 1036b etc. Míttel-: ein mittlerer Zustand [2], z. B.: Mischen .Licht und Dunkelheit zu diesem M., | worin etc. W. 12, 329; 265 etc., namentl. [4] von Personen = „M. zwischen Überfluß und Dürftigkeit“. HB. 2, 28, z. B.: So lebt er seliger im goldnen M–e. Creuz 1, 22; Kräftigt den M.! Gutzkow Lenz 106; L. 4, 109; Ramler F. 1, 163; V. H. 1, 120 etc. Münz- [4b]: münzberechtigter Reichs-S. Mútter- [2]: G. 21, 158 etc. (vgl. Mutterschaft). Nāch-:
1) das Nachstehn, Zurückbleiben hinter Einem: Wiewohl wir hierin immer hinter Korinth .. zurückbleiben werden. . . Diesen N. W. 23, 338 (selten).
2) s. Rück-S. Nǟhr- [4]: (s. Haupt- S. 2; Lehr-, Zehr-S.): „Der Wehr-S. soll leben!“ | Der N. soll geben! Sch. 330a. Nárren- [2; 4]: Roquette W. 19. Natūr- [2]: (s. Natur 6d). W. 15, 324 etc., s. Kriegs-S. Nêben-: z. B. [1d] etc., aber W. Luc. 5, 295 wohl nur Drckf. statt Neben(um)stände. Nōth- [2]: In Nothständen. Goltz 2, 66, in Nöthen; [] . W. 20, 11; 170 etc. Nōthwehr- [2]: IP. 33, 53. Nymphen- [2]: z. B.:
1) Prokris .. seit ihrem N. W. 10, 83, s. Nymphe,1.
2) von Jnsekten, s. Nymphe 4= Puppen-S. Ob-: Wider-S. (s. d. und Obstatt): Einem O. halten. Kl. M. 2, 681; Gel. 240; L. 7, 92; Samps. 4, 3; Stolberg Kl. Schr. 103 etc. Öber-[4]: veralt., wie Ggstz.: Unter-S. Luther 1,285a; Rollenh. Fr. 396, der höhre niedre Stand. Pfêrde-: Ort, wo Pferde stehn [1h], z. B. im Lager. Gartenl. 11, 600a etc., nam. aber [1g]: IP. 21, 63 etc. Planēten- [1k]: die Stellung der Planeten zu einander: Lies es selbst in dem P. Sch. 401a. Prīēster- [2; 4]: G. 24, 197; Luther 1, 376b etc. Privāt- [2]: Stand einer Privatperson (s. d.). Sch. 919b; W. 8, -120; Luc. 6, 313. Proletāri-er- [4]. Provinciāl- [4b]. Prüfungs- [2]: Jm P–e dieses Lebens. Hagedorn 1, 151. Púppen-: s. Nymphen- S. 2. Rāūpen- [2]: Schmetterlinge, welche ganz uneingedenk ihres R–es die Puppenhülle wegwerfen etc. G. 21, 146; Haller 210 etc. Regénten- [4]. Rēīchs- [4b]: Dem Kaiser, als einem katholischen R–e. Sch. 894a; Die protestantischen Reichsstände. 905a etc. Rēīher- [1h und 6]. Rēīse- [2]: der Um-S., daß man auf Reisen ist. Rückert Mak. 1, 54. Rítter- [4; 4b]: vergl. Ritterschaft. Rǘck-:
1) Rest (s. d. 7) in Bezug auf Etwas, womit man hinter der Zeit, wo es hätte geleistet sein müssen, zurückgeblieben: Seine Rückstände aufarbeiten. Ense T. 2, 327; Die eigentlichen Rechtshändel blieben im R–e. G. 22, 95 etc., nam. oft von Geldzahlungen: 39, 233; Sch. 454a; 796a; 984a etc., auch mundartl.: Hinter-S.; Nach-S. (Erbvgl. Beil. 10; 83), dazu: Rückständig. G. 29, 97; Sch. 972a u. o. (veralt.: Seinen hinderständigen Sold. Zinkgräf 2, 87; Hinterstaltig. Leibnitz 1, 150).
2) Das, was bei einem chem. Proceß etc. zurückbleibt, dazu: Die rückständige koncentrierte Auflösung. Karmarsch 2, 220. Rūhe- [2]: Die Basis, auf welcher die .. Erdoberfläche ihren R. nahm. G. 40, 300 etc.; In den R. versetzt. 20, 151; Oppenheim 8, 158 etc. Schǟfer- [4]: Creuz 21; Cronegk 2, 200. Schánk- [1d]: Gartenl. 9, 521a = Schenk- S. Gersäcker Mon. 1, 421. Schāūspieler- [4]: G. 22, 147. Schīēß- [1c]: Gotthelf G. 274 etc. Schūl- [4]: Im geistlichen oder Sch. Wackern. 3, 746 ¹, s. Lehr-S. Sícher-: Sicherheit gewährender, z. B. [2; 4]: Des Bürgers hohen S. G. 12, 321, vgl.: Sicherstellig. 6, 424: in seinen Ansichten einen sichern, festen Stand einnehmend. Sklāven- [4; 2]: W. 11, 277 etc. Soldāten- [4]: (s. Kriegs-S. 2) G. 16, 317 etc. Sómmer-: z. B. [1h]. Spül- [9]. Stélzen-: das Stehn auf oder wie auf Stelzen, z. B.: Das sonderbare Phänomen des S–es. . . . Der Baum .steht schwebend über dem Erdreich auf den kräftigen Wurzeln. Burmeister gB. 2, 199. Stífts- [4b]: z. B.: Löbliche Stiftsstände [des Stifts Osnabrück]. Möser Ph. 1, 170. Stíll-: das Stillestehn, z. B.:
1) als Ggstz. der Bewegung, des Fortschreitens, z. B.: Die Stillstände sowie die rückgängigen Bewegungen [der Planeten]. Littrow 84 etc.; Trotz aller zeitweiligen Stillstände und Rückschritte [in der Geschichte]. Auerbach V. (61) 107; Engel 8, 283 etc.; Nimmer träger Stille-S.! Freiligrath 2, 125; G. 19, 164 etc.; Daß peruvianischer Balsam .. in den höchsten Brustübeln einen augenblicklichen S. verursache 27, 76 etc.; Der Brotgelehrte in ewigem Geistes-S–e. Sch. 1003a etc.
2) Einstellung der Feindseligkeiten; Waffenruhe: Seit der Zeit ist zwischen den Zweien der Fehde nicht S. G. 1, 239; 13, 82; Jris 8, 904; Nicolai 6, 158; Die kurzen Stillstände, welche sie [die räuberischen Normannen] den Einwohnern gönnten. Sch. 1039a etc., Nm. (s. Anstand 4b): abgeschloßner Vertrag wegen Kampf- einstellung: Ein S. geschlossen. G. 25, 66; 74; Den S. aufgekündigt und den Anfang der Feindseligkeiten befohlen. 76; 35, 181; 185; L. Nath. 1, 5; 2, 1; Sch. 237b; 382b; Ense B. 3, 539 etc.; Waffenstillstand. 125; L. 6, 379; Rückert Rost. 97 u. o., vergl. auch [1l].
3) (s. 2) Frist, während deren das Rechtsverfahren eingestellt bleibt: Daß der Schuldner Nachlaß oder Stillestand verlangt. Möser Ph. 3, 114; 358; 352; 1, 159; 2, 66 etc.
4) s. Ständer 14. Úbel-:
1) (selten) ein schlimmer Zu-S., üble Lage: Die Empfindungen des thierischen Wohl- od. Ü–s. Sch. 688b.
2) (s. Miß-S.): Mit An-S. und der Würde eines Mannes gemäß. Das Gegentheil macht einen Ü. im äußern Betragen. Garve Pfl. 57; W. 27, 58; 10, 104; Diese Rusticität. . . Am Bauer ist sie Wohl-S., an dem Städter ein U. Att. 2, 2, 36 etc.; Ohne Ü. [füglich etc.]. W. 20, 178; West Dian. 2, 6 etc. Über-: „das Treten des Meßpriesters an den Altar, Anfang der Messe“. Schm. Um-:
1) (mundartl.) die umherstehnden Personen (s. Bei-S. 1; Umsitz). Gartenl. 10, 462a; Steub DTr. 3, 25; Zinkgräf 1, 65; 2, 52; 3, 63 etc. (auch: Einer von den Umständen. 404; Werder Ar. 21, 64 etc., häufiger: Die Umständer. Ryff Th. 244; Zinkgräf 1, 57; 137; 3, 419; 428 etc.); Gerichts-U. 2) die besondern Einzelheiten und Verhältnisse, unter denen Etwas geschieht, sich findet (s. 4) etc. (s. gelegen 5c), z. B.: Der U., daß etc. W. 11, 186; 24, 128 etc.; Unter allen Umständen [jedenfalls etc.]; Unter [gewissen] Umständen nicht ungerechtfertigt. König J. 2, 217 etc.; Unter diesen (G. 25, 13), sothanen (Iffland 3, 1, 174), den waltenden (Ense D. 5, 80), obwaltenden etc.; bei so bewandten (W. 1, 2), gestalten (Luc. 6, 197) etc. Umständen; Unter welchen Umständen. Schleiermacher 3, 2, 328 etc.; Nach den Umständen des Augenblicks verfahren. Ense D. 2, 522; In den Umständen (s. 4a) ist es recht gut. „Umständen! was meinst du mit Umständen?“ Wie die Sache nun steht und liegt und sich verhält. G. 9, 281; Seine Mängel auf die Umstände schieben. 39, 296; 225; 9, 290; 19, 100; Beschränken wir uns auf die Vorfallenheiten . ., die Umstände beschreibe er mir nächstens. König Kl. 1, 93; Ein U., der die Scheidung erschwerte. Sch. 882a; Einen U. übersehen. W. 34, 110; Der Drang der Umstände. 31, 450; 16, 60 etc.
a) verkl.: Dergleichen Umständchen [Details etc.]. Geßner 3, XV; Lichtenberg 2, 303; W. Luc. 3, 349; V. Myth. 1, 160 etc.; Von solchen Umständchen [Kleinigkeiten] hängt es ab. Ant. 2, 88 etc.
b) Doppelzsstzg. z. B.: Einige Haupt- (W. 2, 54 etc.); Nebenumstände. G. 28, 338; 29, 25; 37, 324; Der Neben-U., daß etc. W. 17, 138 etc.; Die Verschiedenheit der Zeit- und Ortsumstände. 24, 129; 31, 248 etc.; Sch. 870a.
c) (schwzr.) Fortbild.: Verumständungen, eine Verknüpfung von Umständen. Gotthelf 6, 6; Herrig 17, 104; Keller gH. 4, 124; Reithard 546 etc. 3) (s. 2) Das, was vorangeht, ehe man zur Sache kommt, gw. Mz., vgl.: Förmlichkeiten, Komplimente; Weitläuftigkeiten etc., z. B.: Ob ich gleich kein Freund von Umständen bin, so bin ich doch den Ceremonien [s. d.] nicht feind. G. 34, 250; Zinkgräf 1, 233 etc.; Ohne (große) Umstände, sansfacon (s. d.); ohne Weitres; ohne lang zu fackeln etc., z. B.: Forster R. 1, 263; G. 19, 63; W. Luc. 4, 232 etc.; Mit Einem wenig (Danzel 263), nicht viel (Immermann M. 4, 56) Umstände machen, ohne besondere Rücksicht verfahren etc., aber auch: Bessere als du bist haben nicht halb soviel Umstände mit mir gemacht. W. 2, 75, sich mir gegenüber spröde geziert etc.; Er machte Umstände [zauderte], dem König seine Gedanken zu sagen. G. 28, 385; Um eine lumpige Adrienne soviel Umstände [Aufhebens, Wesens] machen. L.. 7, 98; Wenn’s Ihnen nicht zu viel Umstände [Mühe etc.] macht; Man hat soviel Umstände [Schererei] mit dem Paß etc. Vereinzelt in Ez.: Daß Diesem himmelangst wurde über den U. wegen eines kleinen Frühstücks. Gutzkow R. 5, 41; 214 etc.; Es wird keinen U. haben [Hindernis]. Liesli 71 etc. 4) (s. 2) die Lage, in der sich eine Person etc. befindet, gw. Mz. (vergl. Zu-S. 1), z. B.:
a) Du bist in übeln Umständen. G. 9, 281; Da die klare Region des Daseins ihm nicht in allen Umständen zusagt. 3, 338; Die glückliche Veränderung, welche Dies in seinen Umständen hervorbrachte. W. 6, 157 etc., auch z. B.: Der Feigenbaum in sehr ansehnlichen, die Bildsäule aber in sehr verfallenen und wurmstichigen Umständen. 14, 46 etc.; Kenntnis der innern Staats- umstände. Scherr Bl. 1, 72 etc.
b) in Bezug auf Glücksgüter, Vermögens-Verhältnisse etc.: Er saß in schönen Umständen. Engel 1, 95; In guten Umständen. G. 19, 53; In gute Umstände gekommen. Hebel 3, 453; Sich in hübsche Umstände setzen. W. Luc. 3, 366 etc.; Die Ungleichheit unserer Glücksumstände. Hamb. Th. 1, 4, 63; W. 23, 183; HB. 2, 28 etc.; Vermögens umstände. Luc. 4, 29 etc.
c) von Frauen = schwanger: In andern, in gesegneten (s. d. 2b) Umständen sein; In andre Umstände kommen. Gutzkow Bl. 1, 475 etc., auch (vgl.
d) bloß: Eine Frau in den Umständen. 455 etc. d) mund- artl. in Ez. = Krankheitszustand. Hebel 3, 121; 149 etc. 5) (Kochk.) in Mz.: Sauerkraut mit Umständen. Hackländer KrFr. 1, 213, mit darin gekochtem Fleisch etc. (vgl. Auf-, Beilage etc.). (mundartl.) schlechter Zustand: In großer Unruh und U. des Reichs. Stumpf 394b; Pfarrius Soonw. 216. Unschulds- [2]:, z. B. Thümmel Kil. 49; Zu-S. der Nacktheit etc. [01 . s. Ober-S.
Un-: Unter-: Ār-:
1) [2] der ursprüngliche (oder Ur-) Zustand: Der alte U. der Natur. Sch. 530a etc.
2) (veralt.) etwas Selbständiges, woraus und insofern daraus Etwas hervorgeht. Brockes 9, 18; 249; 314; 334 etc. Ürsprungs-: (s. Ur-S. 1): 195. Ver-:
1) s. Vernunft 1, und z. B.: Die freie Thätigkeit des Auffassens heißt V. Fichte 8, 101; V. als Vermögen der Erkenntnis durch Begriffe. Kant SW. 1, 439; Da das Zeitwort unbestimmter ist als das Hauptwort, das der Gebrauch zur Bestimmtheit eines Terminus fixiert, so kann man vom Thiere aussagen, es verstehe, aber nicht, es habe V. Vischer Äsh. 2, 111 etc.; Der V. steht mir still, bei etwas Unbegreiflichem; Den V. verlieren; Von V. kommen etc.; Ohne Sinn und V. etc.; Als wenn er den V. davon hätte [es verstände]. Hebel 3, 133; Der hat Deß nicht V. Claudius 5, 140 etc.; Er ist ein Mann pon V–e, aber von ganz gemeinem V–e. G. 14, 90; Takt ist der V. des Herzens etc. Gutzkow R. 8, 441; Die Urtheilskraft, deren richtiger Gebrauch so nothwendig und allgemein erforderlich ist, daß daher unter dem Namen des gesunden V–es kein anderes als eben dieses Vermögen gemeint wird. Kant Kr. d. Urth. VII. Seltner:
a) Mz.: V. ist zweierlei. . . Der zwei Verstände kann ein Mensch entbehren keinen. Rückert W. 2, 129; ohne Uml. s. Vernunft, Anm.
b) Verkl.: Doch hast du .. ein artiges Verständchen. Baggesen 4, 144; Tieck N. 3, 73.
2) der Sinn, in dem Etwas zu verstehn ist, die Bedeutung: „Geziert“, welches einen doppelten V. haben könnte. Beitr. z. d. Spr. 1, 174; Koketterie im feinen V–e. Kant SchE. 13; Noch fassest du nicht des Gesetzes | ganzen V. Kl. Od. 2, 88; Das ist der rechte und beste V. dieses Artikels. Luther 5, 299a; In zweierlei V. Schelling 2, 2, 287; Im eigentlichen V–e des Wortes. W. 17, 14; Nur im uneigentlichsten V–e. 1, 25 etc. Ugw. Mz.: Petri Spruch zween V. geben. Luther 1, 393b etc.
3) (mund- artl.) das Verstehen, Verständnis: Wesentlich zum V. eines Dichters. JvMüller 10, 62; 43; Stumpf 197a etc.
4) (veralt.) (Heimlich) einen V. mit Jemand machen (643b), haben (Fischart B. 186b), mit ihm im Einverständnis (s. d.) sein etc. Doppelzsstzg. z. B.: Álltags-V. (1): G. 22, 216. Ált-V. (1), wie ihn alte, erfahrne Leute haben. Görres V. 2; daher auch spöttisch von Altklugen (s. d.): A. mit der blechernen Weisheit etc. Būchstaben-V. (2): Kretschmann 5, 369 etc. Bürger-V. (1): Der gute, gesunde Menschen- und B. Wackern. 4, 403³¹ etc. Eīn-V. (4): H. Ph. 10, 248; V. Sh. 3, 225 etc. Hāūs-V. (1): Gesunder, derber H. W. 12, 61; Platter, instinktartiger H. 23, 162; G. 32, 378 etc. Kúnst-V. (3): Mit Sachkenntnis und K. 31, 231 etc. Ménschen-V. (1): Der gesunde, schlichte, natürliche, hausgesponnene (W. 36, 295), derbe, tüchtige M.; auch z. B.: Er war der tüchtige M. selbst. G. 32, 343 etc. Miß-V.: Mißverständnis:
a) das Mißverstehn; falsche Auffassung; Jrrthum: Den M. aufzuklären. Ense T. 4, 362; Dürch den M. des Begriffes von Schönheit. G. 26, 12 etc.; L. 4, 171; Sch. 212b; 255a; 264a; W. 4, 196; 5, 179 u. o.
b) (s. a) Mißhelligkeit, Irrung etc.: In schwere Mißverstände und Uneinigkeit gerathen. Erbvgl. Beil. 29; M. zwischen ihm und Seiner Heiligkeit. G. 28, 116; Daher kommen die unzähligen Mißverstände unter den Menschen. Gotthelf Sch. 216 etc. Pöbel-V. (1): H. R. 9, 452. Sách-V. (2), Ggstz. Wort-V. Sélbst-V.: etwas Selbstverständliches. Andresen Orth. 9; KlGroth Plattd. 29. Stūben-V. (1): (vgl. Haus- und als Ggstz.: Welt- V.) Novalis 1, 204. Un-V.:
a) Wesen und Thun eines Unverständigen, „Unrichtigkeit der Erkenntnis“ (Mendelssohn 4, 1, 115, vgl. Thorheit, Dummheit) etc. Hiob 34, 35; Röm. 10, 2; V. Od. 1, 34; W. 9, 62; 14, 107 etc., auch personif. und kollektiv: Wie wird mich der U. darüber anblöken! B. 466a; Die Grobheit ist die Schwester des U–es. Hebel 4, 97; Platen 4, 269 etc.
b) eine unverständige Pers.: Wollt ihr gehn, ihr kleinen Unverstände! Freiligrath SW. 1, 435; HKöster L. 143 etc. únterthanen-V. (1): Der beschränkte (s. d. 4) U. etc. Wélt-V. (1), wie ihn das Leben in der Welt bildet und fordert. G. 22, 264; Görres V. 19 etc. Wört-V. (2): G. 15, 38; 39, 90; Im W–e [wörtlich] wahr. W. 15, 206 etc. s. Finanz- S.: Die mehr kosteten als sein ganzer V. ausmacht. HRau Straßb. 1, 24. Vīēh- [5b].
Vermȫgens-: Vōr-:
1) ein Kolleg von Vorstehern und: ein Einzelner daraus (s. Schm. 3, 643), auch = Vorsteher(in), z. B.: Jst sie Frau geworden .., V. eines verzweigten .. Hauswesens. Gutzkow 11, 244 etc.; Dorfvorstände und städtische Abgeordnete. Z. 3, 205; Gemeinde-V.; Kirchen-V.; Mit dem Schulzen und einigen vom Orts-V–e. Freytag Soll 3, 5; Schul vorstände, Lehrer. Prutz GschTh. 120 etc., auch bildl.: Deutschland .. der Ehren-V. der europäischen Republik. Görres V. 90. Dazu: Eckhof lieh der hamburgischen Bühne seit . . Ackermann’s Vorstandschaft [seit Dieser V. war] den Glanz seines Namens. Guhrauer Less. 1, 143; Die Vorstandschaft einer Gesellschaft übernehmen. Volksz. 8, 8 etc.
2) Mindestens einen V. auf dem Bergrücken müßte man [von dem Walde] stehen lassen. Auerbach Ed. 257, der als Schutz, Schirm vorsteht. 3) ein Vorschuß als Kaution: Ein Gut zu pachten und den V. zu entrichten. Bahrdt 2, 115. 4) das persönliche Erscheinen vor Gericht (wo man vor den Schranken steht) etc. und der Termin, wo es statt hat etc., auch z. B.: Mich dem schärfsten Examen ihres Herrn Vetters zu unterwerfen. . . Mein V. bei dem Herrn Vetter war sehr kurz. Thümmel 4, 41. 5) (oberd.) Zu Jemandes V. [Gunsten] sprechen (Uhland, Pfeifer Germ. 2, 225), Etwas anführen (FList, Augsb. Z.— 44 2075a) etc. Wāgen-: s. Droschken-S. Wāīsen- [2]: Wiewohl er seinen Vater verlor . ., so ist sein W. etc. W. Luc. 6, 135. Wásser- [1k]: G. 31, 318 etc. Wēh(e)-: s. Jammer-S. etc.: Ehe-S. (s. d.) W. Wêhr-: Krieger-S. (s. Lehr-S.). Wétter- [2]: vgl. Barometer-S. etc., übertr.: Die Jahreszeiten in der Literatur, die Wetterstände etc. Ense T. 1, 27. Wīder-: die Kraft, womit Etwas oder Jemand widersteht, und —: die Außerungen dieser: W. leisten; W. thun, z. B. Einem (W. 31, 249), dem Leid (Haller 201), gegen eine Entschließung (W. 33, 43); Geringer, schwacher, starker, heftiger, siegreicher, verzweifelter W.; Weil der W. des Wassers bei weitem größer ist als der der Luft. Pouillet 1, 40 etc.; (Keinen) W. finden; auf W. treffen, stoßen; Sind nun diese Widerstände überwunden. G. 39, 132; Die Fähigkeit, Widerstände aufzuheben. Liebig Thierch. 185 etc.; zuw. auch: Daß sie der rechte W. Christi sind. Luther 6, 320b, ihm widerstreben etc. Wíld- [1h; 5a]. Wínter-: s. Sommer-S. Wíttwen- [2]: G. 15, 125, vgl.: Den Vater in seinem Wittwer-S. 22, 115. Wōhl-: s. Ggstz. übel-S.:
1) (s. An-S. 1, Wohlanstand): Den feinen W. nicht achten. Engel 7, 98; G. 14, 15; Was der W. zu bemänteln gebieten würde. L. 8, 476; Sch. G. 6, 300; W. 1, 214; 11, 249; 15, 224; 20, 54 etc.
2) der Zu-S. des Wohlergehns, nam. oft in Bezug auf Glücksgüter: Im W., seltner: in einem kleinen Wohlständchen (Keller LvS. 19) leben, in Wohlhabenheit etc.; Den W. des Gemüthes . ., die Vollkommenheit des äußern Zustandes. (Wackern. 4, 2231) Breitinger; G. 22, 389; Aus seinem schlimmen Zu-S. Mißvergnügen, aus seinem W. Vergnügen schöpfen. Sch. 688b; Der ihren W. untergräbt. ebd.; 776b; 893a; Was seinen [des Leibes] W. unterbricht. W. 24, 112 etc.; National- W. 32, 171 etc. Zêhr- [4]: im Ggstz. zum Nähr- S. Zū-:
1) von Pers. und Sachen: Das, wie es um sie oder mit ihnen steht; das Vh. und die Beschaffenheit, in der sie sind (vgl. Um-S. 4): Der geringe Z. ihrer Glücksgüter. G. 9, 260; Kommt .. so Einer in reichlichen Z. 5, 256; 15, 231; In den alten Z. zurückkehren. 125; Es war ein schonender, zarter Z. zwischen uns Beiden. G. 22, 387; Alle dermaligen Zustände und Vhe aufzugeben. ebd.; Jenen die Zustände .. mit Weisheit überschauenden Geist. 29, 345; Jnwiefern sich seine innern Zustände gebessert. 25, 185; 32, 185; H. Ph. 13, 341 u. o. Doppelzsstzg. (vgl. die von Stand), z. B.: Der Belagerungs-Z. Auerbach Tag. 62; Ense Tag. 6, 36; Aus jenem Chrysaliden-Z–e sich herauszureißen. G. 3, 280; Den Empfindungs-Z. der Pers. Sch. 1113a; Unsere heutigen Erwerbs- und Verkehrszustände. Oppen- heim 8, 480; Newton’s Geistes-Z. G. 39, 297; In traurigen Gemüthszuständen. 21, 231; In einem Gemüths-Z–e, dessen etc. W. 4, 95; In einem Gesundheits-Z–e, der etc. G. 21, 196 etc.; Der Krankheits-Z.; Für unsern Kultur-Z. Ense T. 2, 257; Von den berlinischen Kunst zuständen .. unterrichtet. G. 27, 369; In diesem Larven-Z–e bringen die Insekten etc. Oken 5, 714; Die Lebenszustände [biographischen Umstände]. 33, 188; Ein Miß-Z. Schwegler (47) 913; In einem schwankenden Mittel-Z. zwischen Anarchie und Unterdrückung. W. 35, 95; In einem Natur-Z–e, wie Rousseau sich ihn austräumte. Auerbach DBl. 1, 43; Der Raupen- und Puppen-Z. G. 31, 302; Rechts-Z. Schwegler (47) 922; In diesem wachen Schlummer-Z–e. Tieck N. 5, 352; Ein Seelen-Z., der etc. Sch. 765a; Die Sitten- zustände zu ruinieren. Gervinus Kath. 48; Aus meinen dämmernden Traumzuständen. Arndt E. 192; Granit in seinem vollkommenen Ur-Z–e. G. 40, 202; Die Anfänge und Urzustände der Menschen. 25, 185; 27, 366 etc.; Vollkommen im Vertheidigungs-Z–e. 28, 179; Mit dem dermaligen Welt-Z. Schwegler (47) 202; In diesem Zwischen-Z–e. H. R. 9, 253etc.
2) mundartl. Bedd. s. nam. Schm. 3, 645 ff., z. B. auch zuw. hochd.:
a) (vgl. Um-S. 4d; Zufall 2. etc.): Über die ganz inhaltleeren Ansprüche .. den [l. die] Gichter (s. d.) zu kriegen (wie sie hier sagen) oder alle Zustände. Rahel 2, 562; In allen Zuständen sein etc.
b) [1i].