Faksimile 0342 | Seite 1164
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Buchstab Buchstab~e
II. Būchstab(~eBūchstab(~e), m., (–s), –en, –ens; –en; Buchstäbchen, lein; –en-:
Letter (s. d. und Laut II 3, auch für Zsstzg.), eig. und übertr., nam. der bloße Wortlaut, Wortverstand, im Ggstz. zur geistigen Auffassung nach der wahren Bed. und dem tiefern Sinn, das „todte Zeichen“ im Ggstz. zum lebendigen (s. d. 1d) Geist (s. d. 3): 2. Kor. 3, 6; Röm. 2, 27 ff. (mit Randgl.: B. heißet alles Thun der Natur ohne Geist) etc.; Wenn Jemand Ansprüche an Geist macht, so lange ihm der B–e noch nicht deutlich und geläufig. G. 17, 36; 35; Der todte B–e der Natur wird zu einer lebendigen Geistersprache. Sch. 1243a; 883b u. o.; Nach dem B–en (oder buchstäblich, nach dem Wortlaut) Etwas verstehn, auffassen etc.; Am B–en kleben; Nicht vom B–en abgehn etc.; ferner als Bez. des Geringen: Wird nicht zergehen der kleineste B. noch ein Tütel vom Gesetze. Matth. 5, 18 (s. Jot); Der heilige Vater hat den Preis gemacht, von dem ich Unwürdiger nicht um einen B–en abweichen werde. Thümmel 2, 202 etc.; ferner: Eine Wissenschaft, wovon dem Alterthum kaum die ersten B–en [Elemente, Anfangsgründe] bekannt waren. L. 11, 24; Hebr. 5, 12 etc. Scherzh. RA.: Mit dem ersten (oder Anfangs-) B–en heißt er oder es so und so, von einer ganz unzweideutigen Bezeichnungsweise (vergl. z. B. Hure etc.): Von einem gewissen Orte her, welcher mit dem ersten B–en „Kanzel“ heißt. Rabe Meklbg. (47) 102 etc.; ferner: Seine drei B–en. IGMüller Lind. 2, 213; 3, 133 etc. euphem. st. Ars (s. d).
Anm. Für die Mz. gilt ausschließl. und in Gen., Dat., Acc. der Ez. überwtegend die Form B–en, doch findet sich nicht selten: Des B–ens, z. B.: Röm. 7, 6; 2. Kor. 3, 6; G. 17, 35; V. Ant. 2, 129 etc. Dazu als Nom. meist: Der B–e, daneben noch zuw. Buchst ab. L. 1, 83 etc. (s. o.), dagegen nur vereinzelt: Jeder B–en. Vogt Oc. 2, 163; Ein Gold- B–en. OMüller Bürg. 41, wie auch: Des B–s. Karmarsch 3, 169; 181; In jedem B. deiner Engelzüge. Kosegarten Po. 2, 238; Davor den Buchstab „H“. Heine Rom. 253; Den ersten B. H. Merck 1, 4 etc. vergl. (ohne Artik.): In räthselhaften B–s wilder Schwingung. Fouqué Dr. 1, 75; Das Verhältnis von B–e und Geist. Guhrauer Less. 2, 143 etc. Verkl.: Buchstäbchen. G. 20, 150; Schubarth G. 315 etc.; Buchstäblein. Mathe- sius Pr. 165 (Über B–chen, s. Sanders Progr. 74a). Bei Dichtern zuweilen die Betonung B–en ––́⏑, z. B. Cham. 4, 153; Sch. 400a etc. Ahd. buohstab (Mz. buohstabe), mhd. buoch-stap und –stab. „eig. das mit einer Rune bez. Buchenreis. Tacitus Germ. 10“ Wackern. Gl. 76, vergl. Run(en)stab; lesen 2; Buch, Anm. 2; staben 2b; goth. stabs; Element; altnord. stafs = Stab und B. (s. Stabreim). Zsstzgn., vgl. die v. LauterI (s. LautII3, Zsstzgn.), z. B.: Gaumen-, Kehletc. B–n; Den Hunds-B–n. R. Jckelsamer B. 7b etc.; Anfangs-, End-B–en; Doppel-B–en wie ll, ss etc.; Fraktur-B–en, s. Schrift; Kapital-B–en erscheinen ihnen nicht größer als Perlschrift. IP. Fat. 2, 134; Das kleine m, welches stets der Normal- oder sogenannte Zuricht-B–e der Schriftgießer ist. Franke Kat. 42; Die rothen Namens-B–en, womit sie [die Überzüge] die Mutter gezeichnet. Hebel 3, 70; Ich setzte [schreibend] mit einem hübschen Schnörkel-B–en an. Monatbl. 1, 538a; Man schreibt zu allen Tagen des Jahres der Reihe nach die sieben B–en A, B, C, D, E, F, G, so daß der erste Jänner A, der zweite B etc. neben sich hat und wenn man einmal durch ist, von Neuem mit A angefangen wird. Der B., welcher auf diese Art die Sonntage des Jahres trifft, heißt der Sonntags-B–e (litera dominicalis) desselben etc. Gehler 2, 724; Zahl-B–en. Luther 8, 116a; Mathesius Lthr. 10b etc., B–en, die zugleich als Zahlzeichen (Ziffern) dienen, wie im Lat. M (= 1000).