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Spule Spüle spulen spülen Spulicht Spulig) spulig
Spūl~e, f.; –n; Spul-:
1) Kiel (s. d. 1, vergl. Pose) einer Feder: Nie führte sie die S., | die kritzelnde, der Feder. Daumer 1, 76; Heine Rom. 154 etc.; Schlank, wie eine Feder-S. Langbein 1, 164 etc.; Gänse-, Raben-, Schwanen-S.; Schlag-S., s. Schlagfeder etc.
2) (s. 1) Etwas mehr od. minder von der Gestalt der Feder- S., s. Schm. 2, 563, z.B.:
a) weidm.= Spieß (s. d. 3a) zum Feststecken der Garne.
b) nam. aber (wie ahd. spuolo) zum Aufwickeln von Fäden (wozu noch heute theilw. Feder-S–n dienen), beim Spinnen, Zwirnen, Weben etc., vgl. Spindel und z.B.: Karmarsch 1, 132 ff.; 3, 242 ff; 595 ff u. o.; [Spinn-] Rad und S. V. 3, 151; 2, 29 etc.; Der Eintrag auf kleine S–n gewunden, wie sie ins Weberschiffchen passen. G. 19, 50; Die kleinen Spülchen. 51; Weißbuchene kleine Spulchen und Schützchen. Krünitz 9, 497; S–n für die Weber. Lewald Leb. 4, 21; Ein Gewebe mit goldener S. [„Spindel“. Wiedasch] sich wirkend. V. Od. 5, 62 etc., auch bildl. z. B.: G. 35, 41; Ihr Lebensfaden auch schon von der S. abgelaufen. Hebel 3, 298 (Thümmel 2, 245) etc.; Ist dies Gedicht Faden von seiner S. | oder Gewirk von fremdem Weberstuhle? Rückert Mak. 1, 59 etc.; Zsstzg. z. B.: Zu jeder Arbeits-S., also zu je zwei oder drei Vorraths-S–n [der Doubliermaschine]. Karmarsch 3, 244; Jenachdem der Faden von den Aufwinde-S–n schneller .. angezogen wird. 248; 252 etc.; Garn-S.; Schieß-S. (s. schießen 4h) = Webschiff, Schütze (mit den S–n), vgl. (s. Stalder 2, 163): Lährlein, Weberspülein, darauf sie das Garn winden, damit sie selbige desto kommlicher in das Weberschifflein stecken und hindurchschießen können. Escher Zürichs. 151 etc.
3) Salzw.: (s. Spüle 2) Kanal zum Ableiten des wilden Wassers, s. Frisch 2, 311c.
Spüle, f.; –n:
1) Ort, wo Wäsche gespült wird (s. Schöpfe 2b).
2) Gosse (s. d. 1; 5 und Gossenstein), Rinnstein: Die Ente entwaschelt der muddigen S. Cludius (Campe).
Spūlen: 1) tr., auch ohne Obj.:
Fäden auf die Spulen (s. d. 2b) bringen, z. B. = spinnen: S. .. und nähn. Freiligrath SW. 6, 317; Weil ich .. Gespinnst gespulet. Gerhard W. 60 etc.; ferner als Vorbereitung zum Weben etc. 2) (s. 1) intr.: in Bezug auf den schnurrenden Ton des Spinnens (s. d. 1h): Man ließ die Fabrik s. und schnurren. Immermann M. 1, 56; Ihre s–den kollernden Locktöne. Tschudi Th. 95 und von Katzen. 579 etc. Zsstzg. zu 1, z. B.: Garn von der Wind’ ab-s. zum Weben. V. 2, 151; Er „spohlt“ die Wocken ab. Rachel 1, 254 etc.; bildl.: Bis .. | ab das Leben sich spulet. Arndt 53 etc.; Die Rohseide wird auf Spulen gewickelt oder ohne vorausgegangne Aufspulung etc. Karmarsch 3, 233 etc.; Kann sie ’was er-s. [durch S. verdienen]. G. 12, 44 etc.
Spül~en (ahd. spuolen, mhd. spüelen), intr. (haben), tr.:
1) von bewegtem Wasser oder Ahnlichem:
a) intr.: mit leichtem, spielendem Wellenschlag auf Etwas treffen, es berühren, z. B. eig.: Die Fluthen etc. s. (G. 1, 147), bis heran (23, 224); über Kiesel (Platen 1, 158); um Gärten (216) etc.; bildl.: Ein Leben, das nur leicht hingleitend an die äußerste Oberfläche des Menschen spült. Görres V. 55; Spülst du denn, oZeit, mit deiner Welle über jede Freude des Lebens? ChvSchiller 1, 52 etc.
b) tr. s–d (a) treffen, berühren, und nam. mit Angabe der Wirkung (vgl. 2): [Hamburger] Sprichwort, es dürfe nicht zuwintern, ehe die Keller [vom Hochwasser] gespült seien. Gartenl. 9, 636b; Spülte frisch und leicht die Welle | die schönen Kleider rein. G. 34, 363; Die Wogen . ., die unser Ufer hohl s. IP. 31, 18; Eine Reife hinunter, die die Regenwasser im Felsen gespült und gerissen haben. Tieck N. 5, 347; Spül uns [o Fluth] geronnene Sonnen [Bernstein] ans Land. Werner Osts. 1, 13 etc. und im Partic.: Wühlendes, s–des | kühlendes Tränkchen. G. 8, 252 etc.
2) tr.: (s. 1b) mit persönl. Subj.: Wasser s–d wirken lassen: Die Seife aus der Wäsche; die Wäsche s.; Etwas rein s. V. Ar. 3, 308 etc.; Den Topf mit Wasser s. 3. Mos. 6, 28 etc.; Den Staub vom Leib s. (ab-s.); meton.: Seinen schönen Leib vom Sommerstaub zu s. W. 12, 63 (gw. ab-s.); Die gichtischen Schmerzen der Liebe| aus den Gliedern zu s. G. 6, 80; Sie spülte das Wasser durch einander. Waldau N. 3, 98 etc.; Die Speisen in den Magen (od. hinab-, hinunter-, hinter-) s., trinkend; auch: Mit seinem in beißendem Essig | reingespie leten Ohre. H. 11, 161 etc. Zsstzg. vgl.: waschen, plätschern, strömen etc., z. B.: Áb- [1b; 2]: Den Schmutz etc. von Etwas; es a.; Daß sie den wustigen Mord a. den Wunden. V. Od. 3, 189 etc.; Vor den [Land] a–den Wirkungen des Meeres sicher. Burmeister Gsch. 33; Spülend ab der grünen Berge Häupter, | spülend aus den Lehm voll goldnen Sandes. Körner Sch. 4, 39; Er ward von den Wellen abgespült. Kosegarten Rh. 2, 69 = fortgespült etc.; Ohne abspie lendes Wasser. Kohl A. 3, 255; Hier spielt sie [die Fluth] Agstein ab. Lohenstein Soph. VI etc. Án-:
1) [1a; b] Die Welle etc. spült an Etwas (Platen 2, 284; W. 22, 295 etc.) oder tr.: es (18, 180; Luc. 3, 454; 4, 106; G. 31, 226) an; bildl.: Das flache, unermüdete A. unbedeutender Mittelmäßigkeit. 31, 23 etc.
2) [1a; b] A–der Schlamm. Platen 2, 247 etc.; Das Meer spült Schlamm, Erde etc. an, (vgl. anschwemmen), dazu: Die hohen Anspülungen [das angespülte Land]. Wilkomm Wald 223 etc. Āūf-:
1) [2b] Die Sandhügel . ., welche dort die See aufgespület hat. Möser Ph. 2, 325 (empor-s.).
2) [2] (Das Geschirr) a., aufwaschen. Āūs-:
1) [1b]:
a) spülend auswerfen: Seesterne und See-Igel ausgespült. G. 23, 224 etc.
b) Theile aus Etwas fort-s. und (meton.): es dadurch aushöhlen (auswaschen), s. ab-s. Körner etc.; Ausspülungen und Verwüstungen, welche Ströme .. veranlassen. Kohl A. 2, 149; Das Thal .. durch Ausspielung von Dolomit und Gipslagen entstanden. Tschudi Th. 468.
2) [2] Die Seife aus der Wäsche —, die Wäsche a.; den Schmutz aus der Flasche a., die Flaschen, Tassen, Becher etc., den Mund (rein) a.; bildl.: Luther 5, 300b; 317a; Thümmel 3, 47. Be-, tr.:
1) [1b] Cham. 6, 278; V. Od. 11, 583 etc.; See- (W. 20, 139; G. 14, 140), wellen- (5, 97) bespült etc.; bildl.: IP. 9, 74; Thümmel 4, 63 etc.
2) [2] z. B.: Sich b. [trinkend]. Durch-: z. B. [1b]: Die Flüssigkeit, indem sie die Pflanzengefäße durchseihet und durchspület. G. 39, 36 etc. Eīn-: z. B. [1b]: Die äußere Dossierung .., welche das E. [des Deichs] verhindert. Krünitz 8, 670. Ent- [1b; 2]: Nachdem die Woge den vielen Schweiß der Arbeit | ganz den Gliedern entspült. V. Il. 10, 574 etc. Fórt-:
1) [1b]: Ein stärkerer Wogenschlag deutscher Volkskraft hat diese Verbildungen fortgespült. Freytag B. 2, 255; Sch. 54a etc.
2) [2] Den Schmutz f. etc. Hêr- etc.: z. B.:
1) [1a] Heran-s–de Wellen etc.
2) [1b] Der heran-; hinzu- (H. Ph. 4, 309) gespülte Schlamm etc.; bildl.: Was wir empfunden, spült hinweg das bunte Weltgewühl. G. 1, 62 etc.
3) [2] Das zu harte Brot hinab-zu-s. Ramler F. 3, 189; Den Schaden | wieder aus meinen Gliedern | rein heraus-zu-s. G. 8, 256; Bald ist der Kampf des Lebens aus dem Busen | hin- weggespült. 13, 52 etc. Nāch-: z. B. [2]: nachträglich spülen. Nīēder-: hernieder-s.: Den Staub n. Herrig 30, 458 etc. Über-, tr.:
1) [1b] Wo die Fluth .. | die Felsen überspült. G. 13, 62;23, 131; 40, 196 etc.; bildl.: Welche Schicksalswogen können uns nicht ü. Rahel 2, 448 etc.
2) [2]. Um-, tr.: rings be-s.: G. 1, 61; H. 13, 63; Platen 2, 29; 106 etc.; Meerumspült. Cham. 6, 297 etc.; bildl.: Hier umspülte mich der Geist des Alterthums. G. 21, 260; IP. 22, 128; Wackern. NGd. 157 etc.; Umspülung. Baggesen 4, 209. Unter-: tr. [1b]: spülend unterhöhlen [unterwaschen]: Die unterspülte Scholle. Bronner 1, 128; Kohl A. 3, 274; Südr. 2, 72; DMus. 1, 1, 589 etc. Ver-: z. B.:
1) [1b] Die See verspült das Holz [forttreibend. Goldammer Litth. 34], die Spur [verdeckend] etc.; Die Welle verspült sich zu Schaum, und so bildl.: Ich möchte zu weichem Schaume | ver-s. meine Gluth. WhMüller 2, 109 etc.
2) Maler etc. (s. verflößen 1): Jene feinern Töne und Verspülungen. Sulzer 2, 453b. Wég-: fort-, hinwegs. Niebuhr Schr. 1, 65; W. 10, 282 etc. Zū-: z. B. [1a]: Die Wellen spülen dem Ufer zu, [1b] mein Gebein (G. 13, 342) etc.; auch [1b]: Etwas (mit Schlamm etc.) z., zudecken, schließen (40, 196) etc.
~icht(~ig), n. (m.), –(e)s; –e:
1) das Spülwasser, nam. das, worin das schmutzige Kochgeschirr abgespült ist und das so nam. als „Trank““ (s. d.) für die Schweine dient; daher auch verallgemeint von ähnlichen nur noch fürs Vieh zu benutzenden Flüssigkeiten, z. B. Branntweins-S. = Schlämpe (s. d.), das nach vollendeter Destillation in der Branntweinblase Zurückbleibende etc. Brockes 9, 266; Thümmel 3, 40; V. Georg. 243; Im Badhaus auch das Spülig trink er weg. Ar. 1, 194 etc.; bildl. (vgl. Abhub): Lauwarmes Spülicht der Sentimentalität. Heine Lut. 2, 29; Immermann 12, 141; Alle die Stücke, die seitdem wie ein nie versiegender Spülicht zwischen den Koulissen hervorgebrodelt sind. M. 1, 57; W. Luc. 1, 326 etc.
2) (s. 1) selten: der von Flüssen etc. angespülte Schlamm. DMus. 1, 1, 577 etc.
Spūlig, a.:
(von Wasser) schmutzig: trübe (s. Spülicht 1; Spule 3). Frisch.