Faksimile 0331 | Seite 1153
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Sprieß Sprieße Sprießel sprießelig Sprießen sprießlich
Sprīēß, m., –es; (–e):
in Zsstzg.: Er-: das Ersprießen, gedeihlicher Erfolg, der Nutzen: Was war der E.? Rückert 3, 406; Soll sprossen jede Frucht den Gläub’gen zum E. W. 4, 199 etc.
~e, f.; –n. ~el, m., –s; uv.:
s. Speil; Sprosse 1.
~elig, a.:
s. sprießlich 1.
~en, sproß, sprösse; gesprossen; (spreußt):
1) intr.: in gedeihlichem Wachsthum hervorbrechen und sich verbreiten (vgl. auch fürs Hilfszeitw., keimen, sprossen):
a) von Pflanzen: G. 12, 24; Wo die Veilchen s. Heine Reis. 2, 263; H. 11, 471; WHumboldt 1, 374; Wird seiner Sense s. einst die Ähre? Lenau A. 195; Rückert Rost. 97a; Salis 103; Mais . . | der von selber sprießt. Sch. 52b; Dieser Baum sproß .. aus dem Boden. Sealssield Leg. 2, 31; Der Fruchtbaum und der Acker sprießt. V. 3, 101 etc.
b) übertr. (s. a, vgl. Baum 3; Pflanze 4 etc.): Die Sprossen sünd’gen, die für sich nur s. | . . Zeugen ist dir Pflicht. Freiligrath SW. 3, 16; Mein Gram .. sprießt verjüngt. 77; Da sprieße dir des Lebens heitre Quelle. G. 18, 250; Das .. quoll und sproß so überschwenglich. Heine Rom. 219; Dein Jugendleben, | aus dem die Liebe tiefgewurzelt sprießt. Platen 3, 32; Sprossen lassen, was an mir will s. Rückert 2, 242; Das Gute sprießt aus Leid. Erb. 2, 145; Uhland 184 etc.
2) tr.: s. lassen: Es sprießet die Dryas Knospen und Blüthen (WHumboldt 3, 410); die Blume die Blätter vonsammen (Lohenstein Ros. 74); der Lenz Blumen zum Himmel (Rückert 2, 231); die Erde Kräuter (V. Il. 44, 347); der Simoīs den Rossen Ambrosia (5, 777) etc. Zsstzg. nam. zu 1, vgl. sprossen, z. B.: Áb-: ent-s. 1c. Aūf-: Dornen a. lassen. Forster Voln. 16; Freiligrath SW. 1, 418; Die neu-a–den [Dichter]. G. 32, 122; Platen 4, 361; Rückent 6, 259; Werner Lthr. 284 etc. Aūs-: Das Ander’ aber spreußet| in 1000 Sprossen aus. Spate 1, IX. Durch-, tr.: sprießend durchweben: Wenn Pockengift durchsprossen [hat] | eines Bräutchens hold Gesicht. Grün Gd. 313. Empōr-: Falk G. 75 etc. Ent-:
1) z. B.:
a) eig.: Engel 6, 169 etc.; Neu- (Humboldt K. 2, 29); sumpf- (V. Il. 2, 776) entsprossene Pflanzen etc.
b) von Quellen etc.: Haller 46; Werner Osts. 1, 200 etc.; Berg- (Pyrker 112), himmel- (V. Od. 4, 447) entsproßne Quellen etc.
c) in Bezug auf Geschlechtsabstammung (s. Geschlecht, Blut), mit aus. G. 1, 141; 13, 303; 27, 417 etc.; von. 6, 344; Wackern. 4, 18²⁵; bloßem Dativ. Heine Lut. 2, 13; Platen 4, 232 etc.; Edel- (V. Od. 11, 235), götter- (Cludius bei Campe) entsprossen.
d) aus Etwas er- Sanders, deutsches Wörterb. II. wachsend hervorgehn, entstammen: Wie aus dem Keim der Bekanntschaft | nach und nach uns holde Gewohnheit entsproß. G. 2, 293; Wer weiß, was dann daher entsprießt. 3, 86; 6, 207; So würd’ ihm Frommen einst daraus e. Simrock Gudr. 3; Der Noth ist jede Lust entsprossen. Wackern. 2, 1253³¹; 4, 1205⁷ etc.; Ahnung- (Pyrker 103), herz- (294), sünd- (Tieck Makb. 3, 2) entsprossen etc.
2) Doppelzsstzg., z. B. Fort-e. (1c). Baggesen 4, 214; Hervor-e. (1d). Jahrhund. 2, 331; Mit-e. (1d). Rückert Erb. 2, 151 etc. Entgêgen-: z. B. von einer Rose: Einem; der Lüsternheit (Thümmel 2, 220) e. Er-:
1) intr. z. B.:
a) Wachsen und e. Drollinger 10; Die Blümlein zart e. Spee 88 etc.
b) (s. ent-s. 1d): Wie herrlich diesem Sturm e–d, | wölbt sich des bunten Bogens Wechsel-Dauer. G. 12, 7; Weil ich .. das Gegentheil e. | daraus gesehen. Rückert 1, 179 etc.
c) (s. b) segensreich, gedeihlich sein; frommen etc.: Wie, daß uns Rath und That so wenig will e.? Logau 1, 26; Opitz W. 3, 298 etc.; subst. Infin.: Zu aller Welt E. Weichmann 1, 8 etc., s. Ersprieß, -lich und 2.
2) tr.: Das wissen die Thiere sich zu e. [zu Nutz zu machen]. Laube Br. 161 etc. Fórt-: z. B.: Ein paar Knospen des f–den Rückenmarks. H. Ph. 3, 170. Hêr-: Daß sie von den Glasmachern, wie der Zweig von dem Baum, h. SClara EfA. 1, 386. Hervōr-: z. B. von Pflanzen. G. 1, 240; Heine Lied. 113 etc.; Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor. Cham. 3, 303; Überall sprießt seine Dichtung hervor. Ense D. 5, 280; G. 32, 115 etc. Nāch-: Wo immer neue Blumen n. Um-, tr.: Des Waldes Wunder ließ er [der Dichter] euch u. Putlitz W. 79 etc.
~lich, a.:
1) sprenklig-fleckig. Karmarsch 2, 372 (vgl. Sommersprosse). 2) Er-: zum Ersprieß (s. d. und ersprießen 1c) gereichend: E–e Gesetze. G. 26, 337; Deren Kenntnis uns e. sein könnte. .L. 7, 136 u. o. (mundartl. = wohlgerathen, von Pers. Keller gH. 1, 324); E–keit. Engel 8, 190; Un-e. Schlegel Heinr. IV, 1, 3, 1; Welt-e. Rückert BE. 358 etc.; (Ersprößlich. Gryphius Fr. 420; Opitz W. 2, 275 etc.).
Anm. Sprießen, ahd. spriuzan etc., mhd. spriezen (dazu Sproß, ahd. sprozo, mhd. sproe etc.; ferner ags. sprëót etc. Stange, s. Spriet 2a; b); vereinzelt Impf.: sprießte. Ausw. d. L. 25; Rückert Mak. 1, 30 etc.; Partic.: entsprießt. Jacobs Verm. 2, 1, 181 etc.; Nbnf.: Auf- (Ryff Th. 320), aus- (Mathesius Lthr. 146a) spreißen, so sich berührend mit spreizen (s. d. und Zsstzg.), vgl. sprasseln und spratzeln, Spritze (ahd. sprizza, spruzza), spritzen (schwzr. spreißen, spreizen), mit Nbnf. stritzen (Fischart Garg. 55b; Schwäb. W. etc.), ähnlich wie sprudeln (s. Brudel, Anm.) und strudeln (s. d., vgl. lat. stridere, zischen etc., ahd. strëdan, mhd. strëden) etc.