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sperr sperrbar Sperre sperren sperrig
Spérr: 1) a.:
S., s–e:
a) oberd. = späng (s. d.).
b) knusprig-hart. Rumohr K. 41; 43 (s. Schm. 3, 575 ff.).
c) (niederd.) S–e Augen, weit aufgesperrt etc. 2) n., –(e)s; –e: in Zsstzg.: Ge-:
a) s. Gesparr.
b) das Sich-Sperren (s. d. 3b) und Sträuben, nam. als Höflichkeitsredensarten etc.: Jfland 9, 1, 106; Sie hören das G–e einer Braut. L. 1, 382 etc. In ähnlichem Sinn wohl von sperren mit fremder Endung, s. buckelig, Anm. Speránzien: IGMüller Lind. 1, 82; Weiße Kom. Op. 3, 130 etc.; Sperenzien. Höfer Leb. 23; Holtei Lammf. 1, 132; WhRaabe UHK. 1, 24; FLSchröder Btr. 3, 2, 20 etc.; Bernd 287 etc. (vgl. Sprenzpfeffer), auch: Spargement. Schm.
c) das Aufsperren, z. B. Maul-G., gaffende Verwundrung. Musäus Ph. 1, 54; 125; Frisch etc.
d) Wir fanden diesen Raum mit Balken, Stangen, Gerüsten und anderem solchen G. [Dingen, die den Zugang versperrten] .. ver- unstaltet. G. 20, 19; Aus der Hütte G., die ihm die Jugend verengt. Hungari 2, 607.
e) (s. d) = Sperrung, Sperr-Werk, -Zeug, d. i. nam.: ein Sperr-Rad (s. d.) mit dem sperrend darin Eingreifenden.
f) (s. d) etwas zum sperrenden Verschluß Dienendes, z. B.: In Büchern die Klausur [s. d. 2] oder „Gespörr“. SClara EfA. 1, 244; Kein Schloß . ., kein „Gespörr“, kein Riegel, so da könnte Gott ausschließen. 285; Purpurmantel mit einem guldenen G. [Spange. V. Od. 19, 226]. Schaidenreißer 81b etc.; Vor-G., an manchen Schlössern, ein den Zugang zum Schlüsselloch versperrender Deckel vor demselben etc.
g) (veralt.) eine Krankheit: Die Drus auf deinen Kopf .. und das G. in den Kropf! Fischart Gang. 252b, nam.: Herz-G. (= Herzgespann, s. d.). B. 270a etc.
h) (veralt.) Das Krachen und G. Luther 6, 327a, das berstende Auseinandergehn?
i) weidm.: das von einer Fasanenhenne im Freien ausgebrachte Geheck. Laube Br. 258; Winkell 1, 350 etc.
~bar, a.:
was gesperrt werden kann, z. B.: Ab-s. Viertelj. 1, 2, 80; Ab-s–keit der Cholera. 84.
~e, f.; –n:
1) das Sperren (s. d. 2), z. B.:
a) Die S. eines Thors, eines Lands etc.; Seitdem der Kaiser Napoleon die große S. angeordnet. König Jer. 1, 132, die s. g. Kontinental-S. (wodurch dem englischen Handel der Kontinent versperrt werden sollte); Länder-S. Görres V. 148 etc.; Weil zur Zeit der S. das Korn nicht mehr in seinen Händen ist. Möser Ph. 2, 49; 48, s. Frucht-, Getreide-S. (43), Korn-S., wonach die Ausfuhr gesperrt ist etc.; In Spanien wurden S–n [gegen die Cholera] versucht. Viertelj. 1, 2, 59 etc.; Thor-S., wonach die Thore zu einer best. Zeit gesperrt sind etc.; Rechts-S., wonach Einem der Rechtsweg versperrt ist. Arndt Ber. 18; Die über den Erzbischof verhängte Amts-S. Korresp. v. u. f. Deutschl. (1839) 1640, wodurch ihm die Ausübung der amtl. Thätigkeit versperrt ist etc.; Harnverhaltung in der Blase, Harn-S. Bock D. 547; Maul-S., Starrkrampf des Munds (Mundklemme), auch übertr.: Ewig nach Idealen schnappen und die ideale Maul-S. für das höchste Glück halten. Auerbach Ab. 147; Bahrdt 2, 6 etc., vgl.: Die sonst mündige Welt starrt in der Mund-S. Jahn M. X; Lippen-S. Alexis Neap. 93 etc., auch: Anstaunung und Maul-Auf- S. (Kl. Gel. 94; Musäus Ph. 3, 57 etc.).
b) (oberd.) = Arrest, der auf Etwas gelegt wird.
c) niederd.: Zu S. stehn, sich sträuben, nam. vom Haar.
2) zuw.: etwas Sperrendes, zum Sperren Dienendes: Am verschloßnen Eingang | schob er die S. [den Riegel] zurück. Baggesen 1, 244 etc.; Rad-S., Hemmschuh (s. d.), z. B. übertr.: Forster It. 1, 115 etc., auch: Wagen-S.; Das ist die Thal-S. von Strub. Gartenl. 9, 332 etc.; Die Wasser-S. [der Mühle]. Möricke N. 362, vgl. Schütt etc.
~en, tr. (1—2) und refl. (3):
1) weit aus ein- ander thun (vgl. spreizen), gw. zur Vermeidung von Zweideutigkeit (s. 2). Etwas von (oder aus) einander s., z. B.: die Beine; seine beiden Schenkel (Zimmermann Nat. 37) etc. oder auf-s. (s. d.), doch zuw. auch ohne Zusatz, z. B. (volksthüml.): Sperr oculos! [die Augen], z. B. Görner Erz. o. N. 13 etc., seltner: Die Holländer, die gegen ihr Stammvolk den Rachen [auf-] s. Görres V. 152 etc., ferner z. B.: Ganz auf der Spitze eines todten Astes sperrt die prahlerische Aroīdee ihre großen schildförmigen Blätter. Burmeister gB. 2, 258; Wie sehr ihr [o Pfau] auch die Federn sperrt [spreizt]. Rollenhagen Fr. T5 etc., nam. aber in Bezug auf das Weit-auseinanderstehn von etwas Geschriebnem oder Gedrucktem: Er schrieb in so gesperrten Zeilen [weitläusig]. MScott FrW. 3, 322 etc.; Bemerkung, welche wohl verdiente, gesperrt gedruckt zu werden. G. 39, 414 (s. durchschießen II 3b).
2) mit etwas die freie Bewegung oder den freien Zugang Hemmendem versehn und: so hemmen, schließen etc., z. B.: Das Wagenrad durch den (oder mit dem) Hemmschuh, das Maschinenrad mit dem Sperrkegel s.; Der Hemmschuh, der Sperrkegel sperrt das Rad etc.; Die Straße durch eine Kette, den Hafen mit dem Baum s.; Die Kette sperrt die Straße, der Baum den Hafen etc.; Maler s. das Licht (z. B. G. 22, 238), es nur von oben etc. in den Arbeitsraum einfallen lassend; Im Fall der Noth die Ausfuhr zu s., sowie zur Pestzeit die Zufuhr. Möser Ph. 2, 43; Eine Linie von 100 Meilen .. zu s. 45 (und ohne Obj. 47); [Das Thor] ist gesperrt. . . Dies ungewohnte S. Nicolai 2, 51; Dem Stürmer sperrt’ ich selbst die Festung. Rückert Rost. 36b; Verfluchte Schlafsucht . ., die meine Aussichten sperrte und spannte. Sch. 108a; 429b; 491a; Weichmann 1, 28; Alle sperrten sie die Thür mir vor der Nasen. Werner Febr. 38; W. 20, 206; Zinkgräf 1, 283 etc. (Oberd.) Etwas s., mit Arrest belegen.
a) Partic. pass., z. B.: Gallerieen mit gesperrten und ungesperrten Sitzen. Düringer 890, s. Sperrsitz etc.; auch: Gesperrte [Zünfte] lassen ihre Zunftgenossen nicht wandern und nehmen keine Fremde auf. Eichhorn Priv. 899 etc.
b) (s. schließen 1kα u. 8) mit Ortsbest. in einer Art Ellipse: Die Buchdruckerpresse an die Zimmerdecke s. (an-s.), s–d befestigen etc.; Einen ins Gefängnis (Haus, Kloster), in ein gediegnes Verschloß (V. Ov. 1, 198) etc.; den Vogel in den Käfig etc.; das Gedankenreich in Pferche (Perthes Leb. 2, 192) s. (ein-s.), in den genannten Raum bringen und diesen s., schließen, vgl.: Wart ihr nicht lange genug in euren Mauren gesperret? Stolberg Jl. 18, 287 etc.; Jemand aus dem Hause etc. s. (ihn aus-s.), das Haus s., so daß er nicht hinein kann etc.
3) refl. (s. 1):
a) (selten) Soll ein Schuhflicker auch sich spreizen und s.? Moscherosch Gs. 4, 541, sich breit machen, großthun etc.; Sich blähen und auf-s. Keisersberg Schwert 2a.
b) zunächst: mit ausgespreiteten Armen und Beinen sich zur Wehr setzen, dann verallgemeint: sich sträuben (s. d. u. Gesperr 2b): Sich s. und weigern etc. (Luther 5, 245a; SW. 35, 56); wehren (132); zieren (Sch. 322a) etc.; Sperre dich nicht lange. Benedir 10, 9; Sich s., wenn sie gelassen folgen sollten. L. 1, 573; Nath. 3, 1; Rabner Br. LXVI; Sch. 606b; W. 35, 155 etc.; Sich s. wider Jemand oder Etwas (Sir. 6, 26; St. Esth. 1, 4; Luther 5, 348b; Moscherosch Gs. 2, 564 etc.); mit Infin. und zu: Nachdem ich mich so sehr gesperrt hatte, die Arbeit zu übernehmen. G. 30, 378; Weiße Kom. Op. 3, 51 etc.; selten mit unpers. Subj.: Sich s. mochten die urew’gen Quadern. Rückert 1, 167 (vgl. widerspenstig); im Infin. auch mit wegfallendem sich (s. d. †): Den Beutel her, ohne viel zu s.! G. 7, 59 etc.
4) Dazu:
a) Sperrung, das S., nam. 2, z. B. Möser Ph. 2, 44; 45 etc., aber auch (s. Gesperre 2e), z. B.: Als eine Sperrung, daß es nicht so rasch bergunter gehe. Iffland 3, 3, 5 etc.
b) Sperrer, bes. als Name wundärztl. Werkzeuge, z. B.: Maulsperrer (s. 1). Falke Th. 2, 105, zum Aufsperren des Mauls etc. Zsstzg. vgl. die von schließen, z. B.: Áb- [2]: sperrend absondern: Das Licht a. Gutzkow R. 9, 11; Ein Land gegen die Cholera a. etc. An- [2b], auch refl.: Beim Hinunterstürzen konnte er in einer Verengung der Eiswände sich rasch a. Tschudi Th. 567 etc.
Āūf-:
1) [1; 2] (Ggstz. zus.) das Gesperr (s. d. 2f) öffnen, z.B.: Ein Buch a. Freytag B. 1, 140 etc., verallgemeint: Thüren und Fenster, Thore a.; weit, angelweit a., aufmachen, dann auch namentl. von Körpertheilen: Die ihre große Mäuler angelweit a. W. Luc. 4, 13; Das Hofgesind sperrt Mund und Augen auf. W. 12, 42; Sperrt die Ohren auf! sperrt die Augen auf! G. 10, 119; Der aufgesperrteste Mund. 31, 82; Maul- a–d. Fichte N. 117; Görres V. 161 etc.; Den Schlund (Haller 172 etc.), Rachen (Weichmann 1, 7 etc.), die Lippen (2, 111), die Schnäbel (W. Luc. 3, 182) a.; Der Krebs sperrt seine Scheren auf. Matthisson A. 9, 102 etc.; auch: Einem das Maul (Logau 2, 7, 8 etc.), Augen und Nasen (Agricola 12b), die Augen (Luther 5, 406b) a., aufreißen (s. d.); Ein trefflich Ding, das gleißet und kann Augen a. 153a, Verwundrung erregen.
2) [3a]. Āūs-:
1) [1] Die Flügel bedecken ausgesperrt das Firmament. Weichmann 1, 6 etc.
2) [2b] G. 16, 100; Holtei Ob. 1, 344 etc. Eīn- [2b]: z. B. ohne Ortsangabe: Heinse Petr. 1, 149; Schlegel Sh. 6, 160 etc.; mit Best. einem Wohin entsprechend. G. 10, 143; 20, 226; Rückert Rost. 83a; Hinter Riegel und Schloß e. W. Luc. 1, 67 etc.; übertr.: Sie möchten jeden trefflichen Mann in sein Verdienst ganz eig. e. [darauf beschränken]. G. 29, 320; Jo, da Zeus in eine Kuh sie eingesperrt. W. 11, 170 etc.; daneben: Im Kerker (G. 11, 195), Kloster (Schlegel Somm. 1, 1; Waldau N. 3, 306) e. etc.; Einsperrung. Sch. 870a. Ent-: dichter. st. auf-s.: Mit entsperrtem Rachen. Rückert 1, 68. Hín-: z. B. oberd. statt ein-s. (Haller 66); Einen lange h. [auf-, hinhalten]. Möricke N. 472 etc.; Er sperret die Flügel auf der. Erde herum. Fleming J. 142a, bewegt sie spreizend etc.; Vögel in Käfige hinein-s. etc. Ver- [2]: Die Höhle (Schaidenreißer 38a), den Paß (G. 9, 42), den Weg (Ense T. 4, 81; G. 25, 255) etc.; Einem den Weg (18, 3; L. 10, 314; Sch. 946a; W. 6, 58) v.; Einen Graben oder was ihm sonst den Weg ver-s. will. Luc. 4, 355 etc.; auch = ein-s. 1. Sam. 21, 7; Freytag B. 2, 194; G. 25, 239; Versperrte sich der junge Herr. 35, 154; Alle Wind, in einen ledernen Sack versperret. Schaidenreißer XI; V. Od. 14, 15; Fleming 162 etc., auch: Die einversperrten Seelen. 297 etc. Zer-: z. B. [3a] Kschart B. 142a. Zū- [2]: Die Thüren vor Jemand z. IP. Lev. 534; Im zugesperrten Sarge. 435 etc.; Auf ihrem kleinen zugesperrten Markte. Möser Ph. 2, 49 [ohne Ausfuhr], so auch: Ihre zugesperrten Unterthanen. 46 etc.
~ig, a. :
aus einander gesperrt; von einander abstehnd; viel Raum einnehmend (s. spreizen): Den s–en Dickicht. B. 246b; So s. zerstreut ist die Vertheilung der versch. Baumarten im Urwald. Burmeister gB. 2, 192; 184; Die s–en Zehen [des Negerfußes]. 108; Die Krone hat nur wenige, s–e Äste. 202; 212; 216; 239; 292; Wenn die Haare auch nicht s–er stehen als am Scheitel. Gsch. 572; Die Wechslerbänke stehen s. [sperrweit] auf. G. 12, 60; Ein so s–tes, unbrauchbares ärgerliches Ding als ein Kachel- ofen im Sommer. Lichtenberg 3, 616; Das s–te Kiefricht [zu Quirlenl. Wilkomm Sag. 1, 162 etc. Veralt. Zsstzg.: Augen-s., die Augen aufsperrend. Fischart Garg. 19b etc.
Anm. Sperren, ahd. sparjan, sperran, mhd. sperren, s. Graff 6, 361; Schm. 3, 573; 574; Brem. W. 4, 944 ff.; dazu: Sparre(n), ahd. sparro, sparre; mund- artl. Sperrling, Knebel (Adelung); schwzr.: Sperlig = Spreize, Strebe, Stütze (Gotthelf Sch. 56 etc.); schwzr.: sperzen = niederd. sparteln (spaddeln). Brem. W.; Reuter Reis. 54 etc. = sich sperren, zappeln (spateln. Tieck 5, 531, vgl. baddeln und: Er spreitelt mit Beinen und Händen. 16, 266), vgl. gr. οπcρω.