speien
Spēīen, spie; gespieen — oder mit schwacher Abwandlung — intr. (haben) und tr.:
aus dem Munde auswerfen:
1) von lebenden Wesen:
a) Speichel auswerfen (s. spucken): Beim Rauchen viel s.; auf die Erde, in den Speinapf s.; auch: In die Hände (s. d. 6i) s., ein Werk frisch angreifend; ferner bes. (s. pfui) als Zeichen der Verachtung: Einem unter (die) Augen (s. d. 11m), ins Gesicht s.; Wenn ihr Vater ihr ins Angesicht ge- speiet [in das Gesicht gespien. hätte. 4. 12, 14, vgl.: In seinen eignen Busen zu s., um durch dieses Zeichen der Verachtung seiner selbst die Göttin [Adrasten, Nemesis] .. zu versöhnen. Luc. 5, 176 etc., s. auch Zopf; Speit auf mein jüdischen Rocklor. Kaufm. 1, 3 etc.; In 35b etc.), auf Verk. 6 etc.) Etwas s. es mit höchster Verachtung behandeln, vgl.: Einen s. 3, 229³¹; heute gw.: ver-s., spotten, verhöhnen etc. (s. Gespei 3 und 92a). —
b) vomieren (s. d. und köcken; kotzen; appellieren etc.). 19, 14; 28, 8 etc.; 26, 11; 2. 2, 22 etc., s. nam. 3, 18¹⁰; Blut-S [-Brechen]. Pr. 9, 16 etc.; auch übertr.: Verschlucktes wieder von sich geben. 1, 124 etc.; s. auch Busen 6. —
c) Ein Drache, Ungethüm etc. speit [vgl. sprüht etc.] Feuer und Blut. 3, 30), Rauch und Blut und Feuer 624b) etc.; Feuer-s–de Drachen 2, 66), Chimära (Luc. 6, 118), Löwen 31, 149) etc., s. 2a und von Zorn- u. Wuthausbrüchen von Pers.: Feuer (s. d. 5d) und Flammen s., ähnl.: Gift (s. d. 3) und Galle (s. d. 9) — gegen Jemand — s. etc., auch: Speie Feuer und Mord aus den Augen! [blicke wüthend]. 124b etc.; Über dir mag die Verleumdung geifern, | die Verführung ihre Gifte s. 6b etc.; ferner von den dem Mund entströmenden Worten etc. (vgl. Gespei 2): 15, 2; Du speiest viel unnützer Wort. 1, 376b; 361a; Solche Lästerung wider unsern Herrn s. 8, 251a; Zoten s. 3, 26 etc.; ohne Obj. (vgl. geifern): Da flucht . ., schreiet und speiet er also. SW. 26, 2; Kein Weib .., | die nicht wider ihn zischt’ und spie. SW. 4, 121 etc. —
2) (s. 1.) von unbelebten Wesen — die freilich in der urspr. Auffassung mehr oder minder als belebt gedacht wurden —, z.B.: von Feuerbergen, Feuer und Kugeln etc. sprühendem Geschütz (vergl. c; Drache 3c; Schlange 3b), v. strudelndem Wasser (vgl. Drache3detc.) u. ä. m.:
a) Feuer-s–de Berge [Vulkane]; Gebirgesschlöte, feuer-s–de. 1, 161; Der Abgrund [des Vesuvs] speit einen abermaligen Brand. Jt. 2, 171; -Nachdem er [der Gebirgsstock] viele Jahre lang gespieen. KlSchr. 1, 137; 1, 343 etc. —
b) Vielleicht 120 Feuerschlünde .. spien Tod und Verderben. SKr. 157; Die Schiffe speiten Feuer. 2, 267; 20a; Kupido lässt .. aus seinen Augen Strahl auf Strahl | der Liebe ganzes Arsenal | wie Elliot’s Feuerkugeln s. 11, 227 etc., vgl. von den Schützen: Sie speiten Feuer Disc. Mil. 28); Flamm’ und Tod 4, 35) etc. —
c) Acheron und Periphlegeton | s. ewige Flammen. 7, 305; Wie ihn der Teich verschlang und wieder von sich speite. 8, 126; [Die Woge] speit von ferne den Salzschaum. Jl. 4, 426 etc. —
d) Schnell, wie aus der Erde gespien, standen sie da. 1039a etc. s. aus-s. — 3) Dazu:
a) Spei aus, du Speier, deinen Gift (s. 1c). 13, 622); Speier und Schreier. SW. 26, 68; 64, 82 etc., auch (s. 2a): Feuerspeier [Vulkane]. Br. 323; Bei den Glut- und Wasserspeiern. 1, 13, den isländischen Vulkanen, Geiser und Hekla etc. Fortbild.: Speierei [des Vesuvs]. 7, 354, Ausbruch, auch (s. 1b) = Kotzerei etc. (vergl. Gespei h). —
b) Speiung, gew. nur von Zsstzg.
Anm. Goth. speivan, ahd. spi(w)an, spiuwan, mhd. spien, spiuwen. Die starke Abwandlung überwiegt, doch s. o., ferner z.B. spei(e)te. Vrk. 6; U. 2, 105; 5, 307a etc.; gespeiet. SW. 26, 21; 26, 11; 2. 2, 22; B. 224b etc. Nbnf.: speiben. 51b; ausgespyben. 38b etc.; Impf.: spieg. Fr. 359; 363 etc.; Er „spewet“. 17; speuzet. 880a; ausspeizet. Chr. 498b (vergl.: Das „außspeichen“ desselbigen zu empfahen. .. Von der eingenommenen „außspeitzet“. Th. 290 = Speichel), vgl. spützen, spucken, lat. spuo, sputo, gr. πτó, zóττω. Ableit.: Speichel, goth. spaiskuldr („eig.: Speischelte, Beleidigung mit Anspeien?“ Gl. 491), ahd. speihhaltra, spîchilla, mhd. speicholter, speichel, s. auch: Spei, Gespei; ferner nach auch Spott, ahd., mhd. spot, spotten, ahd. spottôn, spottên.
Zsstzg. vgl. die von spucken etc., z. B.: Án-: nam. [1c] als Ausdruck höhnender Verachtung: Speieten [,spieen“ Eß] ihn an. Matth. 27, 30; 5. Mos. 25, 9; B. 57a; Cham. 4, 129; Sch. 142a; W. Luc. 5, 151 etc. —
Āūs-:
1) intr., z. B.: Speie aus und rede besser! Jak. 73 etc., nam. (s. pfui): Spie sie mit Verachtung vor mir aus. Luc. 4, 293; 1, 342; 26, 27 u. o. —
2) tr.: [1b; c; 2] speiend oder wie speiend Etwas von sich geben, auswerfen etc. 3. 18, 25 ff., 20, 15; 23, 8; 3, 16; Es habe hier das Meer mich ausgespieen. 4, 157; 15; 51; Die Übrigen speit die Gerechtigkeit auf die Galeren aus. Jt. 2, 207; 1, 364; [Daß er] so bittre Ding wider uns ausspeiete. SW. 61, 26; Da speiet das doppelt geöffnete Haus | zwei Leoparden auf einmal aus. 70b; 79b; Speie die Natur mich aus ihren Grenzen aus! 136b; 137a; 463b; 1079a; M. 1, 49; Sh. 6, 219; 5, 4; Der Frevler speit in Wellen rother Fluth | die schwarze Seele aus. 20, 25; 24, 59 etc. —
3) (selten, vergl. 2): Ein Feuer a., durch Speien löschen. —
4) intr.: mit dem Speien zu Ende sein, z.B. [2a]: Ein Feuerberg, der ausgespien hat etc. — Be-: z. B.: Er bespeiete [1b] seine Kleider. B. 77a; 4, 17²⁷ etc., auch [1a]: Du edles Angesichte! .. | wie bist du so bespeit [durch An-S. verhöhnt, s. ver-s.]. 2, 473 ¹⁰); Bespieen. 6, 117 etc. und [1c]: Kein Schimpf, womit sein Arger den Bischof nicht bespeit. 84 etc. — Eīn-: z. B. [1a] in die Hände etc.; [1c]: [Geldanken .., | welche dir speit der Teufel ein. 4, 3, 14a. — Entgêgen-: z. B. [2]: Hektor’s Stirn, die Blut entgegenspie. 6, 205; 1, 279 [2a] etc. — Hêr- etc.: z. B.: Jene scheußliche Sophistik, die uns die Hölle heraufgespien. V. 115 etc.; Der Strom .. speit ewig hinauf. 50a etc.; Daß der Ätna Feuer und Asche oben heraus speiet. B. 27b; Alle den Unflath hat der Teufel durch Mahmet auf einen Haufen her- ausgespeiet. 8, 14a; 5, 277b etc. — Nāch- [1a]: Einem n., hinter ihm drein speien (pfui nachrufen etc.). — Nīēder-: z. B.: Dies Wölkchen .. wird Blitze n. [2]. D. 19 etc. — Uber-: z. B.: So überspeit er euch mit Drecke. 2, 187 etc. — Ver-: z. B.:
1) [2c] Die Woge .. verspeiet den Salzschaum. 56) 1, 215 = Jl. 4, 426 etc. —
2) [́, s. Gespei 3: verhöhnen, zunächst durch An-S. (gw. mit schwacher Abwandl.). 10, 34; 15, 19; 18, 32; B. 10a; 2, 203; Ph. 13, 260; Verspottet und verspeiet. 5, 424; IbrS. 87; Des Kardinals Name ward .. verspeiet und verdammt. 6, 326a; 8, 91a; 333; Was ihnen heilsam ist, „verspüwend“ sie. 2, 4 etc. — Wīēder- [1b; 2]: speiend wieder von sich geben. 542; 4, 114 etc.
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