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Spat
I. Spāt, m., –(e)s; –e (Späte, s. 1); -:
1) Mineral. (ahd. spat. Graff 6, 326): „Spath“ ist ein Name, der versch. Steinarten .. beigelegt worden ist, im Fall sie sich kubisch, rhomboīdalisch und schiefrig, mit glänzender Oberfläche zeigen ..; ohne weitern Zusatz .. gemeiniglich der Kalk-S. [s. a]. Nemnich 3, 1338; „Spat“ Talkum und Marienglas. Olearius Reis. 89a etc.
a) Zsstzg. z. B.: Blätter-S., blättriger Struktur. Blēī-S., Weißbleierz als durchscheinende prismatische Krystalle, s. Karmarsch 1, 242. Döppel-S., der Kalk-S. in Bezug auf die doppelte Strahlenbrechung, s. G. 37, 342 ff.; Oken 1, 99; Pouillet 2, 277 etc.; bildl.: Der Mensch ist der Doppel- S. der Zeit, der alle Scenen zweimal neben einander zeigt. IP. 9, 98. Der eig. Féld-S. .., welcher neben kieselsaurer Thonerde kieselsaures Kali enthält etc. Burmeister Gsch. 151; Karmarsch 1, 764 (s. Granit; Porzellan 2). Flúß-S., eine Verbindung von Kalk mit Flußsäure. .. Die schön gefärbten Fluß-S–e .. werden zu Vasen .. verarbeitet. .. Außerdem wird Fluß-S. .. als Flußmittel bei versch. Schmelzprocessen zugesetzt, daher der Name. 837; G. 40, 202; Oken 1, 251 etc. Gips-S., spätiger Gips (s. c). Glās-S. = Fluß-S. und Spiegel-S. Nemnich. Der Kalk-S. ist krystallisierter kohlensaurer Kalk etc. Pouillet 2, 277 (s. Doppel-S.); Bei „Kalkspäthen,“ bei Fraueneis. G. 37, 154 (26, 87) etc. Kīēsel-S. = Albit (s. d.). Rōsen-S., rother Kalk-S. etc. Nemnich. Schwêr- S., schwefelsaure Baryterde. Karmarsch 3, 226 etc. Spiegel-S., Gips-S. von spiegelnder Oberfläche. Die säulenartigen Krystalle [des Schwer-S–s] sind oft langgezogen, nadelförmig und zu Bündeln verbunden. So gruppiert nennt man sie auch Stangen-S. Oken 1, 273 u. ä. m. Fortbild.:
b) bei Volger (s. Krystall 4): Feld-, Gips- (EE. 477 etc.), Kalk- (467) Spather.
c) in Bezug auf die Struktur, wie sie der (Kalk-) S. zeigt (vgl. d): Der natürliche Gips .. in versch. Ab- änderungen als späthig, faserig, körnig und dicht. Karmarsch 1, 18; Späthiger Gips, Fraueneis. 2, 211; Kalk-S. von späthiger Struktur. 333 etc.; Ein großspäthiges Steinsalz. Volger EE. 461 etc.
d) (vgl. c) Dieses Gestein ist der Hauptmasse nach feldspathig. Humboldt KlSch. 1, 200, aus Feld-S. bestehnd etc.
2) Thierarzn.: Lähme (Steifheit) der Hinterbeine im Sprunggelenk bei Pferden etc., s. Falke Th. 2, 324; Ziller 50 etc. (mhd. spat, f., z. B. Wackern. 1, 918¹⁵, mundartl. auch Spatz. Schm. 3, 582): „Spatt.“ Hagedorn 2, 37; „Spath.“ V. Sh. 3, 391 etc., z. B.: Eig. S., harter oder Bein-, Knochen-S., bestehnd in einer Knochenwuchrung des Sprunggelenks; weicher oder Blut-, Ochsen-S., eine Geschwulst daselbst; (Fersen- oder) Gallen-S. (s. Galle 6) Sturz 2, 391; Hahnen-S. (oder Tritt), wobei der Hinterschenkel sich zu stark und jäh bewegt; Hasen-S. = Korb (s. d. 2e); Knie-S. oder -Sucht etc., vgl. Untersatz 3. Dazu: Spatige Pferde = s.lahm (spätzig. Schm.).
3) Deichb.: Keil-S., rasenbekleideter Fleck am Deichfuß als Schutz gegen Unterwaschung (s. Spaten, Anm.).