Faksimile 0305 | Seite 1127
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sparen
Spāren, tr. etc.:
(s. Spar, Anm.):
1) mit Etwas in seinem Besitz in sorgsamem Bedacht haushältrisch und genau umgehn, jede nur einigermaßen entbehrliche oder für überflüssig erachtete Verwendung vermeidend, auch mit Genit. statt des Obj. und absolut oder ohne Obj., z. B. in vielen Sprchw., s. Körte 5603 ff.; Mathesius Pr. 23; Spar-bei-Zeit [gleichsam als Eigenn.] hat’s in der Noth etc.; Mancher karget und spart. Sir. 11, 17 etc.; Sein Geld auf den alten Mann s. Olearius B. 84a; Auf oder für das Alter; für die Zeit der Noth; dem Unfall (Körte 5605) s.; Für lachende Erben s.; Für seinen Jungen s. und geizen. Gutzkow R. 2, 288; Den Kindern s. G. 5, 37 etc.; Auf harte Püffe sparet man hoch. Luther SW. 35, 291, man sammelt dazu seine ganze Kraft etc.; Zu s. | bis zum Augenblick der höchsten Noth ihn. Platen 4, 361, nicht früher davon Gebrauch zu machen etc.; Haushälterisch spart er des Fasses [den Wein]. V. H. 2, 119 etc. und verneint (s. 2), z. B. mit Genit.: Man sparte des Weines nicht. G. 19, 69; Jes. 54, 2; Jer. 50, 14 etc.; Nicht unser letztes Blut für ihn zu s. Sch. 344b, es für ihn vergießen etc. Daran schließen sich die folgenden vielfach in einander greifenden Anwend.: 2) Etwas nicht s., es daran, als an dem zum Zweck Nöthigen oder Förderlichen nicht mangeln lassen: Da sie Prüfung nicht gespart (vgl. 4), | haben sie mich treu gefunden. G. 4, 48; Nichts weder an Aufmerksamkeit, noch an Nachdenken noch an Fleiß (39, 318); nicht Mühe noch Fleiß (26, 179); weder Kosten noch Mühe (L. Nath. 3, 7) s.; Er sparte Nichts, der Gefahr nachdrücklich zu begegnen. Sch. 876a etc. 3) Etwas s. = er-s., s–d gewinnen: Ich spare mir den halben Dreier. Nicolai 1, 53 etc.; Durch ein Verfahren viel Geld, Zeit, Mühe s. etc. u. faktit.: Dies Verfahren [er]spart mir viel Geld etc. (s. 9). 4) Etwas (als unnöthig) unterlassen, gw. indem man Einem in Betreff seines Benehmens einen Rath, eine Weisung giebt: Spar deinen Vorwitz; Den Vorwitz hätt’st du dir s. können; Spare deine Weisheit bis zur andern Zeit! (s. 5). Sir. 32, 6; Spar nur dein Geblärre! Grimm M. 83; Zinkgräf 1, 302 etc.; seltner: Mein Sohn .. wird thun, was ich hab gespart [versäumt etc.]. Brant N. 5 ¹³; Wenn er ihm eine . . Unbesonnenheit aufrupfen konnte, so sparte er es nicht. Gotthelf G. 58 etc. 5) (s. 4; 6) aufschieben etc. (auf-, ver-s.): Spare deine Buße nicht, bis du krank werdest. Sir. 18, 22; Brant N. 95 ³; Spare deinen Humor auf meine Hochzeit! G. 9, 272; Man soll den Tugendfleiß nicht in [gw.: auf] das Alter s. IGrob DichtV. 2, 5; L. 3, 349; 4, 249 etc. 6) (s. 5) aufbewahren, erhalten etc.: Jer. 12, 3; 2. Petr. 3, 7; Du hast | ihn wohl gespart zu ausgedachten Qualen. G. 13, 221; Wenn, eingedenk des Schwurs, Alzire sich mir sparte. Gotter 2, 268; Spare die zerschmißne Ruthe | auf Einen, welcher besser fühlt! Günther 202; Spare dich, .. den künftigen .. Festen! dem Festtage .. spare dich auf! Hölderlin H. 2, 31; Luther 6, 319b; Der wohlgesparte gute Name. Sch. 352a; Mädchen, das nur für den .. Genuß der Engel gespart schien. Thümmel 2, 182; W. 20, 204; 11, 132 etc.; veraltend: Der Himmel erhalte dich und spare dich gesund! Tieck N. 6, 26; Agricola 567 etc. 7) (s. 6) schonen: Wer seinen Feind spart. 729; Dem du | das Leben spartest. L. Nath. 3, 7; Nicolai 4, 224; Ich weiß nicht, was mich hält, die Augen dir zu s.? W. 11, 229; 12, 312 etc.; veralt.: Daß ihm Gott .. spart. Brant N. 86 ¹⁶, nach lat. parco oder ellipt. (s. o. L.) u. refl.: Sich in Etwas s. (5²ē; 105¹¹ etc.), sich darin Maß haltend eine Beschränkung auflegen etc. 8) (s. 7) als mildernder Ausdr.: Die (z. B. G. 5, 277; Luther 1, 158a; 159b; W. 12, 21 etc.) oder: der (Agricola 423) Wahrheit s., gleichsam durch den Nichtgebrauch sie schonen (s. d. 2), lügen; Sein Weib (mit andern) s. G. 5, 151; Keisersberg Post. 211, ehebrechen. 9) (s. 3) Einem Etwas s. (er-s.), ihn Dessen überheben etc.: Die Schmähung mir zu s. Mülner 3, 143; Spart mir den Anblick! Sch. 408a (610b); Der die verhaßte Wahl mir spart. 415a; Viel Mühe spart ich dann der Mutter. 493b etc. 10) (s. 1) Weißgärb.: zum ersten Treiben (s. d., vgl. schwellen) den schon gebrauchten Kalk-Äscher anwenden, auch tr.: Die Felle s. Adelung (der hierzu mundartlich s., spuren = schimmeln anführt, vgl.: „Spor, m., Schimmel; sporen, schimmeln; versport, schimmlicht, z. B. Leinwand.“ Schwäb. W.; Schm. 3, 575; Daß die Damastgebilde niemals „sporig“ wurden, sondern stets blüthenweiß blieben. OMüller Stadtsch. 1, 44). 11) zu s.:
a) Sparer, Ggstz. Verschwender etc.: Ein Sparer will einen Zehrer haben. Sprchw.; Vorrath für eine Zukunft aufzuhäufen, die der Sparer vielleicht nie erleben werde. W. 23, 338; Ebenso oft Schwätzer als Wortsparer. L. 10, 370; 7, 345 etc.
b) Durch Sparung (s. 7) eures Lebens. Nath. 2, 7; An Müh und Arbeit gar kein Sparung. HSachs G. 2, 8 etc.
c) (veralt.) Sich tapfer und ungespart [ohne sich zu s., zu schonen] wider den Feind brauchen. Wackern. 3, 571³⁰; Zwingli 2, 8 etc. Zsstzg., z. B.: Ab-: abdarben etc.: Sich Etwas am Munde a.
Āūf-:
1) [6]: Etwas a. G. 21, 110; Matthisson A. 8, 305 etc.; Einem Etwas a. G. 14, 31 etc.; Einen zu Etwas a. Sch. 242b; 621a; W. 20, 6; Luc. 6, 264 etc.; auch: Daß aufgespart er so Verruchtem sei. Cham. 4, 104; Dem spare dich auf! Hölderlin H. 2, 31; Mein Leben | hab’ ich dem ew’gen Jammer aufgespart. Sch. 624b etc.; Die Mittel zur Aufsparung [Verlängrung] des Lebens. Forster Jt. 2, 175.
2) [5]. Aūs-:
1) auf-s. 1: Ihr Wort ist ausgespart auf diese Stelle. H. R. 9, 252; Michaelis 192.
2) sparsam ausnutzen, so daß mit dem Minimum des Aufgewendeten das Maximum der Wirkung erreicht wird etc. (s. 3): „Wie stehts Pulver?“ So ziemlich; wir sparen unsere Schüsse wohl aus. G. 9, 89; Die schnellen Minuten | karg a–d. Kosegarten D. 1, 15; Merck’s Br. 1, 18; Seine Mittel zum Zweck a. Schwegler (47) 284 etc.
3) (s. 2) Etwas so einrichten, daß es eine in Bezug auf die Okonomie des Ganzen wohlberechnete Wirkung macht: Eine seltsam ausgesparte Situation über die andere. L. 7, 85; 308; Auch in dem schauerlichen Theile ist Alles verständig ausgespart und für den Fortgang und Schluß Etwas zurückbehalten. Schlegel (B. 513a).
4) in Bezug auf Das, wovon ein Raum eingenommen, besetzt etc. ist, Stellen darin frei halten, offen lassen etc., z. B.: Die kleine in der Fallthür eigens zu diesem Zwecke ausgesparte Öffnung. Karmarsch 1, 594; 2, 113; 3, 343 etc.; Wenige ausgesparte [nicht von den Dornen bedeckte] Stellen gutes Fruchtland. H. (Wackern. 4, 439²³) etc.; übertr.: Ein pis-aller will ich mir indessen immer a. L. 12, 436; Und spart ihr nun euch einen Festtag aus? Schlegel Sh. 2, 10 etc. Be- (selten):
1) [6] = auf-s. Brockes 6, 88; Hippel 6, 7.
2) [3] er-s.: Kant SW. 1, 226; IP. 17, 12 etc. Er-:
1) [3] G. 19, 375; L. 1, 7 etc.; So wollen wir den Raum für solche Materien e., welche etc. Mendelssohn 4, 1, 184; Sich Etwas am Leib e. Sch. 321a etc.; schwzr.: Daß man ob [an] der Armuth wieder e. wolle, was etc. Gotthelf G. 36.
2) [9] Den Völkern jene Opfer anzusinnen, die man sich selbst erspart. Görres V. 96; Mühseligkeiten, die Keinem erspart sind. Kinkel E. 265; L. 6, 283; IP. Lev. 342; Sch. 367b; Die Axt im Haus erspart den Zimmermann. 532a; W. 10, 45; 11, 199 etc. Ugw. (in der Fügung wie überheben): Du wirst .. der Scham ..erspart sein. Wackern. 4, 452³³ (H.).
3) [4] Dein Herz weiß Nichts von diesen Künsten. | Erspare sie! Sch. 254b etc.; selten: Wenn ich meine zu späte Strenge erspart hätte. L. 2, 34.
4) [1]: selten: Welcher . . Alles diesem Zweck erspart [für diesen Zweck spart]. Platen 4, 6.
5) [2]: selten, vgl. 1: Ich erspare Nichts [lasse es an Nichts fehlen]. Freytag Soll 1, 37.
6) nam. zu1: Ersparung; Geld-, Holz-, Raum-, Zeit-Erspa- rung etc. Über- [1]: sparend überlegen: Der schwerlich jemals einen Groschen ü. kann. Frese Bed. 1, 91; Herrig 31, 385; Die jährliche Übersparung eines Kapitals. Oppenheim 8, 108. Ver- [5; 6]: Es bis nach Tische v. L. 11, 432; Frage, deren Erörtrung ich auf eine Analytik des Schönen erspare. Sch. 1111b; Das verspart man | dem nahen Aufgang seines Sohns. 305b; Wenn er verschiedne Schneiderarbeit für sich und seine Leute verspart hatte [sich hatte aufsammeln lassen]. Stilling 3, 63. Vōr-:
1) auf die Zukunft vorsorgend sparen. Gotthelf G. 28 etc.; Einem Etwas v. Wackern. 2, 161 0; 3, 68 ¹⁴ etc.
2) [6] vorbehalten: Werke, die dem Genie allein vorgesparet bleiben sollen. L. 7, 134 etc. Zusámmen-: durch Ersparung zusammenbringen: Arnim 234; Bei Thalern z. Engel 12, 19 etc.