Sitz
sitzbar
I. Sitz, m., –es; –e; -:
1) (selten) das Sitzen, z. B. die sitzende Lebensweise. Br. 67. —
2) In (seltner: zu. 1, 106) einem S. so und so viel Geld verspielen oder gewinnen; so und so viel trinken etc., in einer Tour (vgl. Ritt 3a), von Verrichtungen, bei denen die Betheiligten sitzen. — 3) In einem Rathe etc. S. und Stimme (s. d.) haben 13, 101; 796b), das Recht, an den Sitzungen (mitstimmend) Theil zu nehmen; S. ohne Stimme etc.; ugw.: Warum denn aber bei unsern S–en [statt Sitzungen] | bist du so selten gegenwärtig? 3, 134. — 4) der Körpertheil, worauf man sitzt. gw.: Gesäß (s. d. 1, vgl. 2). — 5) ein zum Sitzen dienender — und bes.: ein dazu hergerichteter Platz, so als allgem. Ausdr. z. B. für Stuhl, Sessel, Thron, Bank etc. und speciell der unter dem Gesäß (s. d. 1; 2) des Sitzenden befindl. Theil: Stuhl mit gepolstertem S. etc.; Der S. des Reiters (s. Sattel 1); des Kutschers (s. Bock 11); Kutsche mit vier S–en (viersitzige), in der vier Pers. sitzen können; Wieviel S–e [S.-Plätze] hat das Theater; der erste Platz oder Rang; das Parkett; die Loge? etc.; Ein S. in der Kirche etc.; Gallerien mit gesperrten und ungesperrten S–en [im Theater]. 890, s. Sperr-S.; S. am Web(er)stuhl. 566a etc.; Abbas .. auf Jran’s höchstem S–e [Thron]. 4, 81; Auf der steinernen Bank, wo sein gw. S. war. 5, 30; [Die Gäste haben] einen bequemen S. entbehrt. 6, 321; Schnell vom S–e sprang Amin. 4, 276; 301; Er [der Reiter] wuchs am S. fest. Haml. 4, 7, er saß fest, wie angewachsen (angegossen) im Sattel; Sie sank auf einen weichen S. | von Rosen und von Moos. 20, 236 etc. — 6) (s. 5) verallgemeint: Ort des Sitzens, d. h. des festen Verweilens; fester Aufenthaltsort, z. B.:
a) von Thieren: Wo der Storch auf hohem S–e [Nest] | friedlich seine Jungen heckt. 84 etc., nam. weidm. = Lager von Hasen und Rehen (für die der Ausdr. sitzen statt liegen gilt). —
b) von Pers. (best. Wohn-S., -Ort): Schwerlich werden meine Kinder in diesem S., wahrscheinlich nicht einmal an demselben sitzen bleiben. Ber. X; 2, 127; Bei allen hirtlichen S–en. N. 216; Hinter Wismar ist meiner Eltern S. 327b etc., ländl. Gut, Hof etc., s. auch An-S., Residenz und Zsstzg. mit Bstw., vergl. die von Hof, Burg, Schloß, Haus, Gut etc. —
c) (vgl. b) von Behörden, Kollegien etc., deren Wirksamkeit sich weiterhin ausdehnt: Diese Stadt ist der S. eines Kreisgerichts, der Regierung etc. —
d) (vgl. b; c) von Etwas (mehr oder minder personif.), insofern Dessen Wirksamkeit von einem festen Punkt (S.) ausgeht: Der Unterleib, die Milz etc. ist der S. der Hypochondrie etc.; Paris ist der S. (vgl. Herd 1d) der Revolution; Wir .. kurieren an den Schäden herum, deren wahrer S. tiefer liegt. Lenz 164; Die goldne Zeit . ., | da dieses Rund der S. der Götterschar, | der Tugenden, der Wonnen war. 1, 107; Jetzt sind sie [die Klöster] der S. geistlosen Gebets; einst waren sie S. der Gesittung. 4, 247; Zu reinigen die oft entweihte Scene | zum würd’gen S. der alten Melpomene. 100a. — Zsstzg. nam. zu 5 (ohne Bem.) und 6, vgl. die von Platz etc., z. B.: Ābend-: Mich zu ihnen einzuladen zum A. 5, 113, vgl. [1]. — z. B. [6b]. —
Ámts-: Án-: 1) Anstand oder A.: der Ort, wo man sich hinstellt oder setzt, um Wild zu erwarten. Br. 238; 9, 509b. —
2) [6b]. — Āūf- [1]: das Aufsitzen zu Pferde. Od. 2, 36; Zum A. seid bereit! 3, 138 etc., so nam. im frühern Kriegswesen: Land-A. — Bāūern- [6b]: Bauerhof: Seinen Edel-S. mit diesem B. zu vertauschen. Oberamtm. 16. — Be-:
1) [1] ohne Mz.: das Besitzen (s. d., vergl. Eigenthum 1): Im B., im rechtmäßigen B. eines Hauses, Landes etc.; im B. eines Geheimnisses, großer Kenntnisse etc. sein; Im B. sich befinden, bleiben; in den B. gelangen, kommen; Einen oder sich in (den) B. setzen; Einen aus dem B. setzen; B. von Etwas nehmen; davon B. ergreifen; Den B. erwerben, antreten etc.; Wenn wir auf den B. nicht sicher zählten. 13, 162; 4; Als wenn der frühere Anstoß die Augen bestimmt und in B. genommen. 39, 85; Dem Volk zum B. der Unabhängigkeit und einer Staatsverfassung zu helfen. 1019b; Er setzte sich in den ruhigen B. der höchsten Gewalt. 5, 190; 10, 281; Der Böse, der .. ihn in B. genommen. 12, 117 (vgl.: vom Teufel besessen sein) etc.; veraltend: Im B. sein (13, 194; 19, 326; 8, 173 etc.) oder: sich in den B. setzen 1012b), Etwas zu thun, so daß das Subj. nur zu wollen braucht, um es zu thun, vgl.: im Standesein, erforderlichen Falls Kraft und Willen dazu haben. —
2) der Ggstd. des B–es (1, vgl. Eigenthum 2; Besitzung): Das heutige Besitzthum (s. d.), das größtentheils in imaginärem B–e besteht, dieses vernichten und an sich ziehen, würde die Zerstörer keinesweges zu Besitzern machen. Tag. 57; Bei Goethe ist die Kunst ein B. [Naturgabe], wenn sie bei Schiller oft ein Erwerb scheint. Lit. 5, 451; Es löst der B. sich los vom alten Besitzer. 5, 90 etc. —
3) Zsstzg. z. B.: Um den Allein-B. (1) des Thrones streiten. Dr. 2, 2, 412; R. 2, 165; 6, 48; 9, 266 etc., auch: Diesen Allein-B. (2) wieder herauszugeben. 5, 94; [Nirgend] erscheint der Volkswitz in so verbreitetem Allgemein-B–e. Sh. 1, 89; In Fröhlichkeit und Beute-B. Agr. 75; Verschmähe nicht .. | des höchsten Gutes Ehren-B. 12, 164; Mächtig durch Geld- und Länder-B.; Da das Christenthum nicht ein Privatgut der Staatsmänner, sondern ein Gemein-B. (2) der ganzen Menschen ist. V. 32; Wie man sich nach vollendeter Revolution eines Gleich-B–es bürgerlicher und socialer Veränderungen freute. Lit. 5, 577; Sich des .. Grund-B–es (2) zu entäußern. 27, 441; Guts-B. Röm. Gsch. 3, 500; Mein Hoch-B., er ist nicht rein. 12, 272, der souveräne etc.; Ein Kunst- B. (2). 6, 86, der Kunstwerth hat; Ein Terrain, auf dem die Geschichtsforschung .. die Poesie sogar vom Mit- B–e (1) verdrängte. Lit. 5, 613; Einen Schein- B. (2) aufgeben. 8, 171; Der sie ganzbesaß, | zerstört sie lieber [als sie mit Andern zu theilen], fluchend jedem Theil-B. 12, 186; Im Voll-B. (1) seiner geistigen Kräfte. Pr. 5, 31 etc.; Den Weiter-B. (1) ihres angeerbten Grund und Bodens. Chr. 1, 3; Zu dem Wieder-B. (1) mancher geraubten Kunstschätze gelangt. 31, 314; D. 5, 109 etc. — Bēī-:
1) [3] Nur haben sie keinen Anspruch auf den B. der ordentlichen Lehrer in ihrem Familiengerichte. 8, 132 etc. —
2) (veralt.) Beischläfer(in). Weltb. 60b; 128b etc. — Bequêm-: (ugw.) Kanapée. 1, 1, 120. — Bíschofs- [6b; c]: Zu Rheims, dem B. des Kardinals. 417a. — Blūmen-: 4, 137, vgl. Rasen-S. etc. — Bóck-: auf dem Kutscherbock (Kutscher-S.). — Brétter-: 94. — Edel- [6b]: (vgl. Bauern-, Ritter-S.) D. 2, 36; V. 1, 123 etc. — Ehren-: Auf erhobene E–e. Lied. 66. — Félsen-: Am Wasserfall, am F–e. 6, 205. — Frēī-: z. B.: Ein halb Jahr F. im Theater. N. 1, 324, wofür man Nichts bezahlt. — Frīēdens-: z. B. [6c]: Hier selbst im F–e meines Reiches. 428a. — Fürsten-: s. Königs-S. — Gárten-: z. B. [5] ein Sitz im Garten, aber auch [6b] ein Garten als Sitz: Auf kühlen Bergen . . | ist dir ein heitrer G. bereitet. 1, 384 etc. — Götter- [6b]: z. B. = Tempel. Luc. 5, 303 etc.; = Olymp. 16b. — Grǟtsch- [1]: Im G–e. T. 302, mit grätschenden Beinen sitzend. — Grúnd-: z. B.:
1) [5] am Sattelgestell der die Grundlage des eig. Sattel-S–es bildende Theil. — 2) [6d] Der G. des übels etc. — Hāūpt- [6c; d etc.]: Zu H–en ihres Handels. 1, 649; 2, 306 etc. — Hérren- [6b]: (vgl. Edel- S.) V. 1, 126. — Hínter-: hinter andern befindl. (Ggstz. Vorder-S. B. 117). — Hōch-: D. 1, 334. — Kírchen-. — Kȫnigs-:
1) Thron. —
2) [6b] Residenz etc. 228a; übertr. 55b, die Erde als Wohnort des sie beherrschenden Menschen. — Kútscher-: Bock-S. 1, 5. — Lánd- [6b]: auf dem Lande. E. 1, 255; 4, 305. — Līēblings-:
1) [5]. —
2) [6b] Neuilly ist Louis Philipp’s L. Par. 3, 162. — Lóck-: ein lockender. 105. — Lúst-:
1) [5]. —
2) [6b] Belvedere und andere L–e. — Mūsen- [6d]: Ort, wo die Musenkünste blühn etc. 4, 138; 327 (vgl. Schul-S. 2). — Nāch-: nach = Nachschub 1, Ggstz. Vor-S. — Nêbel-: mit Nebel bedeckter, z. B.: Auf der grauen Wolke N–e. 1, 6. — Ober-: über andre emporragend etc. 2, 78. — Parkétt-. — Pólster-: 20, 304 etc. — Prälāten- [6b]: 7, 3. — Rāsen-: (vgl. Rasenbank) Ad. 3. — Rīēsen-: z. B. [6b] 6, 215. — Rítter- [6b]: 7, 157, vgl. Edel- S. — Rück-: für rückwärts Sitzende im Wagen. 20, 239 (Ggstz. Vorder-S. GG. 67). — Rūhe-: zum Ausruhn. 4, 71 etc. — Sáttel- (vgl. Grund-S. 1). — Schátten-: beschatteter. 20, 159. — Schāū-: für Zuschauer. Gudr. 38. — Schūl-: z. B.:
1) [5]. —
2) [6d] vergl. Musen-S.: Auf hohem Sch., den Akademia | ihr namtet. 3, 57. — Sómmer-: als Sommeraufenthalt, [5] und nam. [6b]. — Spérr-: gesperrter (im Theater): Der auf dem Neben- Sp. seinen Platz nahm. KrFr. 223. — Stámm-: [6b] und übertr. [6d]: Der St. der Reaktion. 10, 40; 8, 214 etc., vgl. Ur-S. — Stérnen- [6]: Himmel. 5, 2. — Strāhlen- [6]: (vgl. Sternen-S.) Zum St. der höchsten Schöne. 26a. — Thrōn-: Thron. K. Heinr. 3, 1; 742a. — Trāūer-: z. B. [6]: Dieser Wüste T. 13, 296. — Um-: (veralt.) Umgebung sitzender Personen: Schloß der ganze Umstand und U. einhellig. 3, 4827. — Ur-: vgl. Stamm-S.: Der U. der Menschen in der Ostwelt. Ph. 4, 323; Der U. der ältesten Heldensage. 30, 355. — Vōr- [3]: das Amt des Vorsitzenden, Präsidium: Den V. haben, führen; Unter Jemandes V. etc., s. auch Nach-S. — Vórder-: s. Ggstz. Rück- und Hinter-S. — Wíttwen- [6b]: Osn. 1, 301; 662a etc. — Wōhn- [6a]: z. B. von Pers. 796b; 1, 90 etc.; von Vögeln E. 6; Sage . ., die zu Siena den W. der reinen italiänischen Mundart bestimmt; das Jtaliänische hat noch keinen festen W., es streift noch überall herum. Jt. 1, 154 etc. — II. n., –es; 0: in Zsstzg.: Ge-: das fortdauernde Sitzen: Was ist Das für ’n G. und Geträum! V. 174; Was hilft solches Visiten-G–e?; ich mache Das zur Handlung: „Visitengesitzen“. 1, 285. —
~bar, a.: (ugw.) so beschaffen, daß man drauf sitzen kann: S–e Stühle. 23, 305, gw. nur von den trans. Zsstzgn von sitzen (s. d.), z. B.: Handgreifliche und für uns be-s–e Gaben. 20, 25, s. besitzlich.
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