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siech siechen Siechheit Siechling Siechthum
Sīēch, a.:
mit langwieriger (schleichender) Krankheit behaftet: Ein s–es Leben. Sir. 30, 17; Sch. 35b etc.; Ein s–er Körper. G. 22, 304 etc.; Ein s–er Greise. Cham. 3, 182; Der S–e. 6, 255; Mark. 6, 13 etc.; Dieser „Siech“. Reithard 253; Den der Herr s. machet. Sir. 30, 20; An Körper krank, allein nicht s. an deiner Seele. Göckingk 2, 7 etc. Zsstzg. s. Schm. 3, 190, vgl. die von krank, schwach, Seuche, süchtig, z. B.: Alter-s. Görres V. 13, alterschwach hinsiechend; Aussätzig oder feld-s. Ryff Th. 205; Sp. 23a etc. (s. Aussatz; veralt. wie sonder-s.); Dieses Hirngespinst | .. in einem fieber-s–en Kopf erzeugt. Broxtermann 186; Liebe- (Gutzkow R. 6, 5), liebes- (Möser Ph. 4, 105; W. 12, 5) s., liebe(s)krank, dagegen veralt. iron.: So gottsüchtig und liebe-s. . ., Ketzer zu verbrennen. Luther 1, 51b, voll übermäßigen religiösen Eifers und frommer Liebe; Lust-s. [krank an der Lustseuche, s. d.]. Schlegel Sh. 3, 331; Die zinsbare Thorheit mode-s–er Völker. Sturz 2, 161 etc.
~en, intr. (haben):
siech sein, kranken (vergl. quienen): Schmachtet und siechet und krankt. H. 15, 94; G. 27, 141; Simrock Gudr. 154; 383 etc., auch: Die Lippe siecht, sobald sie nicht | von Liebchens Kuß durchdrungen ist. Platen 2, 74 etc.; Daß sie jetzt an der Verliebnis siecht, wie eine Spitälerin am Zehren. Spindler St. 1, 46; Undeutsche s. | am Neid. V. 4, 31 etc., vgl.: Der heimweh-s–de Seemann. Kosegarten D. 2, 26 etc. Zsstzg., vgl. die von kranken, kränkeln, z. B.: Den an einem unheilbaren Nervenübel Da- hin-S–den. Dorow 3, 20; Das Kind hat sich durchge- siecht; Das Kind siechte augenscheinlich seinem Ende entgegen. Gutzkow 3, 213; An Leib und Seele er siecht. Gott- helf G. 377; An einem stillen Herzweh hin-zu-s. Gutzkow R. 4, 401; 5, 410 etc.; Daß seine [Rom’s] imperatorische Schlachtstimme herabsiechte zu betendem Pfaffengewimmer etc. Heine R. Schule 12; Bis er ver-s–d auf das Lager fällt. Lenau A. 159 (s. auch verseigen 2b).
~heit, f.; 0:
das Siechsein. Opitz (s. Siechthum).
~ling, m., –(e)s; –e:
siechender Schwächling, Kränkling: Fichte 6, 471; G. 7, 191; Ein ächzender S. IP. 23, 115; Schubart 2, 73; 254 etc.
~thum, n., –(e)s; 0:
die Siechheit. Cham. 6, 257; Ense B. 4, 332; In dem sittlichen S. der Gesellschaft. Freytag B. 2, 254; Ein zehrendes S. Gutzkow R. 7, 269; Welk von S. Heine Rom. 137; 199; IP. 3, 43 u. o., vgl.: Hat dich langer „siechtung“ .. gesterbet? Schaidenreißer 47a [11, 172].
Anm. Siech, goth. siuks, ahd. siuh (s. Graff 6, 137 ff., mhd. siech (s. Wackern. Gl. 476; Schm.), dazu: Seuche, ahd. siuchî, mhd. siuche (sieche); Sucht, goth. sauhts, ahd. suht, mhd. suht etc. Vgl. neben siechen: Geseuchet, gekrunkt etc. Luther 7, 224 und: Die Bäumchen werden sochen. Schwab 65 etc. (s. Schm.; Schwäb. W.).