Sieb
Sīēb, n. (m.), –(e)s; –e; –chen, lein; -:
ein Geräth, bestehnd aus einem in einer Einfassung (Kranz) befindlichen durchlöcherten Boden, wodurch Gröbres und Feineres rüttelnd von einander geschieden (gesichtet, gesiebt) wird, s. Reiter II; Rolle 3b etc.: Wie man mit einem S–e sichtet. 9, 9; S. setzen (s. d. 20e); Grobes, feines S., nach der Weite der Löcher (s. Zsstzg.). —
a) sprchw.: Der muß wohl sehr blind sein, der nicht durch ein S. sehen kann. 32, 408; 10, 105 etc.; Durchsichtig; sichtig (s. d. 2); voll Löcher 145) wie ein S.; Gehäber dann ein S. 1115a etc.; Ein löcheriges S. füllen 12, 33); Wasser in ein S. fassen 252), mit einem S–e schöpfen 9, 71), sich vergeblich mühn, vgl.: melken 1 Luc. 3, 247); [Da] bleibt das Geld so beständig als das Wasser im S–e. Ros. 10b; Sie könnten wohl leichter ein S. mit Flöhen hüten. Leb. 2, 192 etc.; Für euch ist er ein S., für mich dem Peche (s. d. 1, Schluß) gleich. —
b) Volksglaube: Ein S., nam. Erb-S. (ererbtes), zum Erkennen des Diebs. 11, 102; Volksabrgl. § 194; Das S. drehn, laufen lassen. —
c) übertr.: Des Teufels S. (s. Reiter II); das S. der Anfechtung Konk. 1654), zur Sichtung der Frommen und Gottlosen etc.; Das S. des Eratosthenes, ein von diesem Mathematiker herstammendes Verfahren zur Anfertigung einer Tabelle der Primzahlen durch allmähliches Ausscheiden der zusammengesetzten (oder Nichtprim-) Zahlen etc.; Sie haben den ständischen Brei durch das Beamten-S. durchgezwängt und so ist eine dünne schale Brühe geworden. T. 4, 19; 1, 55 (s. durchsieben I).
Anm. Ahd., mhd. sip; niederd. seve, dazu siften (sieben). 4, 780, hochd. — vgl. Nichte, s. Neffe, Anm. — sichten (von Andern zu dem viell. urvwdt. seihen gezogen). Als masc. (s. 2, 67) 9, 207; 238 (n. 208); 3, 386; 3, 652.
Zsstzg. s. b; c, ferner nach dem Stoff, dem Durchzusiebenden, dem Gebrauch etc., z. B.: Bást-: aus Bast geflochten, ähnl.: Haar-, Draht-S. —
Bēūtel-: zum Durchbeuteln des Mehls. —
Drāht-: s. Bast- S. —
Erd-: die Gartenerde von Steinchen zu reinigen, Garten-, Stein-S. —
Erz-: bei der Erzwäsche dienend, zum „Siebsetzen“, Setz-S. Karmarsch 2, 643, dazu: Die groben Reb-S–e, die feinern Kern-, Läuter-, Schlamm-, Haar-S–e (s. Scheuchenstuel 225). —
Fách-: womit die Hutmacher drückend und reibend die gefachten Haare zu filzen anfangen. Karmarsch 2, 280. —
Getrēīde-: G., Korn-S. (vgl. Rolle 3b), auch nach Dem, wovon das Getreide gereinigt wird, z. B. Lolch- S. Spate. —
Grīēs-: s. nam. Gries 4. —
Hāār-: aus Pferdehaaren; auch Art Zeugstoff und (Hutmach.): Haartuch statt des Filzkerns. —
Hánd-: kleines, mit der Hand zu bewegendes, Ggstz. z. B. Setz-S. —
Kérn-: s. Erz-S.; Kern 9b. —
Kórn-: s. Getreide- S. (z. B. W. 23, 119) und Körn-S. —
Körn-: Die zum Körnen [des Pulvers] gebrauchten Siebe sind das Schrot-S., das K. und das Scheide-S. [aufeinanderfolgend nach dem Grad der Feinheit] etc. Körner Sch. 3, 526; Karmarsch 3, 107. —
Lǟūter-: s. Erz-S. —
Lólch-: s. Getreide-S. — Mêhl-. —
Rêb-: s. Erz-S. —
Sǟūber-: feines Mehl-S. — Schēīde-, Schrōt-: s. Körn-S. — Schlámm-, Sétz-: s. Erz-S. —
Stēīn-: s. Erd-S. —
Thēē-: den flüssigen Thee von den abgebrühten Kräutern zu scheiden, gw. in den Ausguß der Theekanne zu befestigen etc.
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