Faksimile 0255 | Seite 1077
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selt selten Seltenheit seltsam Seltsamkeit seltsamlich
Sélt, a.:
(ugw.) selten: Das s–e Beispiel. Günther 201.
~en, a.:
Ggstz. zu häufig (s. d.): 1) adv.: Er kommt s. etc.; Er ist so gut, wie man es s. findet, dafür (Volksspr.): Er ist s. gut etc.; Nicht s., versch.: Das war s. nicht [gw.; meist] der Fall. Waldau N. 3, 69; Und s. ein Haus bot ihr nicht Gelegenheit [= das ihr nicht Gelegenheit bot]. Gotthelf U. 1, 306 etc. 2) adj. etc.: u) vgl. ungewöhnlich, z. B.: Ein s–er Gast. Cham. 3, 224; Mir erzählt ihr nichts Neues und S–es [Unerwartetes]. G. 5, 47; Dein seltnes Abenteuer. Hagedorn 2, 203; L. 1, 96; Der seltne Mann will s–es Vertrauen. Sch. 335b; Das S–e, | das Ungehoffte. 348b; Erfahren in seltnen Heimlichkeiten. Schlegel Sh. 6, 102 etc. b) (s. a) zuw. mit Dat.: Eine [in] jenen Gegenden s–ere Ausbildung. G. 26, 315 etc. c) oft verbunden mit seltsam (s. d. 2): Am Neuen sehen wir nur das Seltsame; aber im S–en jedoch alsobald das Bedeutende zu erblicken, dazu gehört schon mehr. 19, 28; Das ist wohl seltsam, aber nicht s. 3, 195, es ist befremdend, aber es kommt öfter vor; Einen s–en und seltsamen Mann. 22, 374; Ein Abenteuer s–er, aber nicht seltsamer Art. Gutzkow Unt. 2, 1, 262; W. 35, 93 etc. Zsstzg., verstärkend: Blut-s. L. 10, 67 etc.; Wunder- s. Blumauer 1, 18; Tieck 4, 182 etc.
~enheit, f.; –en; –s-:
1) (ohne Mz.) das Selten-Sein, das seltne Vorkommen: An dessen Rocke eine seltene [ungewöhnliche; nicht häufig vorkommende] S. der Knöpfe meine Aufmerksamkeit anzog. Börne 2, 425 etc.
2) ein seltnes Vorkommnis: Eine seltene seltsame S. .. unter allen den rarsten Raritäten [s. d.]. Cham. 5, 97; Die .. mitgebrachten S–en. G. 27, 341; 39, 225 etc.; Zur S. = ausnahmsweise etc. W. 33, 35, schwzr.: zur Selteni. Gotthelf G. 104.
~sam, a.:
1) (veralt.) = selten, z. B.: Der s–en Vögel einer. Luther 6, 275a; S. im Brauch. 8, 115a; 5, 382b; SW. 61, 302; 64, 116; Rachel 2, 64; 7, 434; Rockenphil. 2, 173; Ryff Sp. 7b; Th. 99; Schaidenreißer 67a etc.
2) von dem Gewöhnlichen abweichend und dadurch befremdend, s. selten 2c; 3. Mos. 21, 18; Luk. 5, 26 etc.; Die Zeit, welche dem S–sten das Fremde abstreift. G. 40, 5; „Nun kommt mir’s wunderbar vor.“ .. Ein S–es verdrängt die Empfindung des andern. 7, 324; 12, 198 etc.; Aufs wunderlichst und s–st. Luther 8, 134a etc.; S–er Stimmen wundersamen Klang. Sch. 449a; Dem Wunderbaren und S–en. Tieck 16, 227; V. Od. 23, 166; 174 etc.; Vor dem alter-s–en Hause. König Kl. 1, 272; Unbegreiflich und wunder-s. G. 19, 164 etc.
3) (mundartl.) Legen Eier an s–e [selten besuchte] Örter. Fleming J. 148a.
~samkeit, f.; –en:
1) (ohne Mz.) das Seltsam-Sein: Des Abenteurers S. Sch. 450a etc.
2) etwas Seltsames: Die Verdienste und S–en des 16. Jahrh. G. 29, 122; 21, 156; 27, 187; Man sieht aus dieser S. [diesem Wunder], wie etc. Hagedorn 1, 166 etc.
~samlich, a.:
seltsam (2), z. B. adv.: Tieck 10, 81 etc. und adj.: 354; Börne 1, 310; Fouqué 8, 12; Freiligrath SW. 1, 332; G. 27, 284; 33, 305 etc.
Anm. Ahd. sëltana, mhd. sëlten(e), adv., dazu ahd. sëltsâni, mhd. sëltsaene, s. Schm. 3, 239; Graff 6, 216 etc.