Faksimile 0253 | Seite 1075
Faksimile 0253 | Seite 1075
Faksimile 0253 | Seite 1075
Faksimile 0253 | Seite 1075
Gesell gesellen gesellenhast Gesellenschasl
Geséll, m., –en, (–s); –en; –en-:
1) Kamerad (s. d.; Genosse und Anm. zu Gefährte, Saal):
a) Fällt ihrer Einer, so hilft ihm sein G. auf. Pred. 4, 10; Wer mit den Weisen umgehet . .; wer aber der Narren G–e ist. Spr. 13, 20 etc.; Meine Tisch-G–en als gute Kumpane waren mir auch G–en auf die übrige Zeit geworden. G. 21, 181; 82; 23, 264; 24, 178; 25, 345; Zum Knecht zu groß und zum G–en | des großen Donnrers nur ein Mensch. 13, 15; Zum Genossen eures Glücks | .., zum G–en eurer Thaten. 282; Den G–en meiner Studien. 40, 285; 9, 54; 22, 47; 350; Wenn ihr die schwarzen G–en (s. 2) fragt, | Das ist Lützow’s .. Jagd. Körner 35 etc.
b) auch von weibl. Pers.: Sie war ihm im Jagen ein muntrer G. Werner Osts. 1, 23 etc., gw. mit Hervorhebung des Geschlechts: G–in. Mal. 2, 14; Als Gehülfin, G–in, Gespons. König Jer. 2, 265; V. Ov. 1, 111; W. 9, 10; 21, 299 etc.
c) übertr. auf Personif.: Hiob 30, 29; 36, 23 etc.; Gefahr zeugt List, Witz ist der Furcht G. Frei- ligrath B. 45; G. 13, 67; G–e meiner Liebesqual [o Bach]. 1, 167; Er zog über die Wellen, ein G–e des Sturms. Jris 8, 814; Falsche Scham . . ist die G–in (s. b) eines verkehrten Verstandes und verworfener Sitten. FSchlegel GR. 307 etc.
d) Zsstzg. wie bei Svwdtn, z. B.: Seinem Amt-G–en [Kollegen]. Mathesius Lthr. 77b; Bett-G., z. B. scherzh. von Flöhen. W. 1, 226 (s. Schlaf-G., auch 4: Brett-G.); Bunds-G–en. Wackern. 2, 371¹³; 135* Diebs-G–en. Jes. 1, 23; Hebel 3, 123 etc.; Eid-G., s. Eidgenoß; Fest-G–en. G. 8, 360; Seine Heer-G–en. Görres H. 1, 166; Jagd- G–en. Simrock N. 870 ff.; Kriegs-G–en. Wackern. 4, 812⁴; Seine Mit-G–en. Jversen 170b; Nicolai 6, 135; Ein Mit-G. der Feindschaft. Olearius B. 80a; Der Sperber will in seinem Flug und Raub keinen Mit-G–n haben. Stumpf 612a; Thümmel 2, 16 etc.; Ein arger Mord-G–e [s. 2]. Haug EpSp. 85; Sch. 413b; Diese beständigen Noth-G–en [Begleiter in der Noth]. Uhland (Pfeiffer Germ. 2, 344); Raub-G–en. G. 8, 38; Meine Reise-G–en. 22, 353; Rott- oder Spieß-G–en, die jetzt auf neudeutsch Kamaraden heißen. Zinkgräf 2, 61; Rollenhagen Fr. 390; Schacht-G–en. Mathesus Lthr. 207b [mit dem man Schach spielt]; Dir und deinen Schiffs-G–en. W. 12, 220; Schlaf-G. G. 28, 192; Hymnis zur Schlaf-G–in zu haben. W. Luc. 3, 403etc. (s. o.: Bett-G.); Schlägel-G–en[Mord-G. etc.]. Hammer RH. 258; Götz [von Berlichingen], der gemüthliche Speer-G. (s. 4). Freytag B. 1, 313; Spiel-G–e. Sch. 245a; Wackern. 2, 945¹; W. 12, 230 etc. und (personisic.): Trauter Spiel-G–e | meinem Zitherklange | spricht es [das Läuten]. Fouqué Gd. 1, 92 etc.; Sei mein treuer Spieß-G–e [Jesus]. SDach (WhMüller B. 5, 161); Spieß-G–en unsrer Tugend. Jris 8, 812; Geron der Adelige ward sein Spieß-G. | und Freund. W. 11, 125; 117; 129; 20, 36 etc. (s. o. Speer-, Rott-G., vgl. Spießbube), heute gw. nur in schlimmem Sinn: Ein Spieß-G. von Mördern. Tieck A. 2, 241; Die beiden Spieß-G–en [Spitzbuben]. V. 4, 128 etc.; Streit-G–en. Langbein L. 167; Tisch-G–e. Nicolai 1, 26 etc.; Trink-G. W. 34, 276; Mein Weg-G. G. 21, 203 etc.
2) (s. 1) Bursch (s. d. 4, vgl. Kompan etc.), ohne hervortretenden Bezug auf das Verbundensein mit Gleichen (Genossen), s. Schm. 3, 228 etc., zumeist mit Ew. (oder Bstw.): Junge, liebliche G–en. . . Sie buhlete mit allen schönen G–en etc. Hes. 23, 6 ff.; Er fand einen feinen guten G–en. .Von wannen bist du, guter G.? Tob. 5, 5; Susann. 21 etc.; Ha bravo! .. G–e. B. 67b (vgl. Freund 4d), Anrede des Kaisers an den Schäfer; Ein oberflächlicher G. Danzel 85; Manch unheimlichen G.[en]. Freytag B. 1, 8; Das empfindsame Volk. .. Es werden .. nur schlechte G–en daraus. G. 1, 312; Du überlustiger G.! 11, 36; Ephemere G–en. Platen 2, 294; In dem Lande des Teut singt mancher G. frühreife Tragödien ab schon. 4, 109; Dick- ohrige, plumpe G–en. Prutz W. 58; Jetzt bist du mein, G.! Reithard 35; Das Treiben dieses heuchlerischen G–en. Vogt Köhl. 4 u. ⏑., auch (vgl. Bursch 5) in einer Art Personif., z. B. von einem balzenden Vogel: Der liebesrasende G. Gartenl. 9, 556a etc.; Da nahm der Gut-G. das Polster. Freytag B. 1, 71; Homunculus! | Woher des Wegs, du Klein-G–e? [Kleiner] G. 12, 135; Grämt dich, Edler, noch ein Wort | der kleinen Neid-G–en [Neider]? H. 15, 38; Den Schand-G–en [den Schändlichen]. G. 11, 196; Der braune Weid-G–e [junge Weidmann]. Uhland 287 etc., s. das Folg.
3) (s. 2) ein Unverheiratheter, z. B.: Wenn sie als G–en und Jungfern sterben. Olearius Ros. 91a etc., heute gw.: Jung-G., ohne daß (vgl. Jungfrau) das Bstw. bes. bedeutsam wäre, z. B.: Es freit ein alter Jung-G. V. 3, 150 (vergl. Hagestolz); Als Jung-G–e quält man sich | und kann sehr wenig vor sich bringen. Burmann F. 141 etc., natürlich auch zu 2: Grüßt den guten Jung-G.[en]. Oehlenschläger Gd. 115; Die Hirten. .. Die Jung-G–en. Platen 4, 360; 356; W. 1, 198 etc., s. ferner 4.
4) (s. 2) bei Handwerkern: Jemand auf der Stufe zw. Lehrling (s. d.) und Meister (s. d. 2k) als Gehilfe des Letztern etc., zuw. auch allgemeiner, s. 1d: Speer-G.; 2: Weid-G., ferner z. B.: Boots-G. Fischart B. 111a (st. des gw.: Bootsknecht) etc.; Er fragte ihn, wie einen jungen Maler- G–en, ob er ihn .. abkonterfeien wolle. Heinse A. 1, 80, eine Bez., die heute gw. nur von Stubenmalern, Anstreichern ist, vgl.: Zu dem [Antiken-]Saale führte mich einer seiner G–en. G. 22, 64, einer der Gehilfen [Adjunkten etc.] des Direktors, vgl. 1 und Schm.; Frisch 1, 345a und verächtl.: Die Ultramontanen haben hier einige Schreiber-G–en, die das hier Gekochte dann .. anderswo ausköken. Pröhle J. 274 etc. Wenige Bsp. genügen für den heute gw. Gebrauch: Die Stufen zw. Lehrling, G. und Meister. G. 19, 126; Wenn ein solcher Hausschneider allenfalls ein guter G–e gewesen wäre, um cinen meisterhaft zugeschnittenen Rock wohl zu nähen. 21, 42; In meiner Werkstatt hielt ich [Cellini] .. einen G–en, der ehemals mein Lehrbursch war. 28, 137 (vgl. vb.: Heinse); Heute muß die Glocke werden! | frisch, G–en. Sch. 76a; 79b; Das Familien-Vh. zw. Meister und G–eln]. Vischer Ästh. 2, 294, auch: G–en (ich nenne die Leute so, die nicht auf eigene Rechnung arbeiten). Forster A. 3, 42, im Ggstz. der selbständigen Meister etc. Zsstzg. z. B.: Handwerks- G–en und nach den versch. Handwerken: Tischler- und Schneider-G–en. W. 19, 155 etc., auch: Beim Aufdingen eines Buchdrucker-G–s [G–en]. Gervinus L. 3, 423, heute gw. -Gehilfen etc. Wir erwähnen bes.: Alt- G., der Ordner und Leiter der Gesellenschaft (s. d.), z. B. übertr.: Wo nicht Meister, doch wenigstens Alt-G–e. G. 22, 29; Da verkam und verschmachtete Bürger im Altgesellen-Stande. H. 13, 359 etc.; Brett-G., s. Brett 2b und Brettmeister; Feier-G., auf der Herberge feiernd; außer Arbeit; Feierabend-G–e, bei den Schneidern, den der Meister in der Zeit vor den Festtagen mehr als gw. hält; Frei-G–en. Möser Ph. 1, 211 (s. Freimeister); Halb-G., ein ausgelernter, aber noch nicht zum G–en gesprochner Lehrling; Irt-, Ort-, Ürt-G., der Alt-G., insofern ihm die Ordnung der Urte (s. d.) oder Zeche in der Herberge obliegt; Jahr-G., auf ein Jahr (oder längre Zeit) engagiert, Ggstz.: Wochen-G. (vergl. Feierabend-G.), ferner = Muth-G., G. im Muthjahr (s. d. 1) (so: Jahrschneider etc.); Jung-G., der jüngste G. in der Zunft, dem u. A. die Bedienung der ältern obliegt etc. (vgl. Ggstz. Alt-G.); übertr.: Vorüber wandelt dir [der Malerin] ein Zug | von großen, größern Meistern. | Sie grüßen alle dich fortan | als feinen Jung-G–en. G. 6, 104 U. ā. m.
~en, tr.:
in eine innige Verbindung zusammentreten machen etc. und refl.: so zusammentreten; zusammenkommen etc., z. B.:
1) tr.: Gesellt’ ihm der Vater | die holden Gefährten, | den Glauben, die Hoffnung. Cham. 4, 190; Die den Menschen zum Menschen gesellt. Sch. 55a etc.; seltner: Auffrag’ ich, wann ich auf dem Ast | soll werden meinem Nest gesellt. Rückert 2, 428 etc. Nam. oft im Partic.: Wie das Gute, Schöne . . sich zum Wahren findet, | als lebend zu Lebendigem gesellt. G. 6, 101; Vier Elemente, | innig gesellt, | bilden das Leben. Sch. 51b; Zu Männern gesellete Mütter. V. Ov. 1, 184; Stets grünen Platanen gesellt, der .. Ölbaum. Th. 25, 20 etc.
2) refl. mit Präpos. oder Dat. etc.:
a) mit belebtem Subj.: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Sprchw.; Sir. 27, 10; Es ist eben, als wenn sich der Wolf zum Schaf gesellet, wenn ein Gottloser sich zum Frommen gesellet; wie Hyäne mit dem Hunde sich gesellet, also auch der Reiche mit dem Armen. 13, 21; 2 etc.; Alter gesellet sich gern der Jugend, Jugend zum Alter. G. 1, 310; Wenn zu den Reihen der Nymphen .. | sich die Grazien .. g. 214; Wir .., g–d uns den ewig theuren Geistern. 6, 88; Geselle dich [verbünde dich] zu meinem Glück. 16, 249; Wer hat sich zu seinem hohen Rath | g. [mitberathend Theil nehmen] dürfen? 13, 265; Da wider ihn mehr Feinde sich gesellten [verbündeten]. Ramler (Wackern. 2, 726³); Gesellt er sich in Liebe einer Frau. Schlegel Sh. 7, 349; Alkmene . ., in die Arme des großen Zeus sich g–d. V. Od. 11, 268; 16, 426 etc.
b) mit unbelebtem Subj., z. B. nicht bloß (gleichsam belebt): Wo . . in ihrem stolzen Laufe sich g. | der Orinoko und der Amazone. Cham. 4, 69 etc., sondern auch: Talente können sich zum Charakter g. [hinzutreten]. G. 4, 283; Geselle dich [o Kranzl zu diesem Degen. 13, 155 etc.; minder gw.: Daß ein jegliches der beiden [Bretter] sich mit seinem Ortbrett von unten auf geselle. 2. Mos. 26, 24; 36, 29.
3) Die Sprache . ., sie, die große Ge- sellerin der Menschen. H. Ph. 4, 217; Lit. 13, 285 etc. Zsstzg. z. B.: Ab-: Sich a., sich von einem gesellschaftl. Umgang entziehn, s. L. 11, 618. Bēī-: gesellend beifügen, zu-g.: Bald den Lebensmüden beigesellt, | ruh ich aus. B. 104a; Gellert 1, 307; 4, 347; Ihrem Wunsch ein Scherfchen b. Gotter 1, 289; Feuer ist es, was den Mann der Männin | beigesellt. Platen 4, 285; 129; Thümmel 2, 219 etc.; Beigesellung. Kant 2, 38. Hinzū-: Alle Feinigkeiten, die sich,h. SchE. 64 etc. Zū-: bei-g.: Sie hatten sich .. andere Akademiker zugesellt. G. 22, 124; as dem Ohr sich zugesellet [was wir hören]. 6, 109; Den Hunden, glatter Schranze, | gesellen wir dich zu. Haug EpSp. 103; Platen 4, 288; Kein Feind . ., dem nicht | der Schotte sich zum Helfer zugesellte. Sch. 413a; V. Od. 20, 7 etc.; veralt. refl. mit bei statt Dat. Schaidenreißer 68b etc.; Durch gelegentliche Zugesellung eines Dritten. G. 15, 44 etc. Zusámmen-: Sich z. Auerbach D. 1, 15 etc.
~enhast, a.:
in der Weisc eines Gesellen (s. d. 4, vgl. gesellisch).
~enschasl, f.; –en (vgl. Meisterschaft, versch. Gesellschaft):
1) ohne Mz.: das Gesell-Sein, der Gesellenstand (ähnlich: 9 Das Gesellenthum), s. nam. Gesell 4: Durch eine glückliche G. Gutzkow Z. 2, 286 etc.; Die Jung-G. (vgl. 2), dafür ugw.: In deiner Junggeselligkeit. Baggesen 5, 112; 34 etc. 2) Genossenschaft von Gesellen, z. B.: Die Drechsler-G. Volksz. 8, 98 u. v.; Die G–en. Publicist (55) 2 (Gesellschaft. ebd.) etc.; auch z. B. (vgl. 1): Dein Alter und dein Amt entzieht dich nun den Bänken | der Jung-G. Günther 392 etc.
Anm. S. Saal, Anm. Wir erwähnen noch goth. saljan, ahd. saljan, seljan etc., mhd. sellen zu dem noch mundartl. sellen: zu Eigen übergeben; verkaufen, s. Graff 6, 174 etc.; Schm. 3, 225; Brem. W. 4, 749; Frisch 2, 262c etc.; Koncessionen auf .. Brotsellen [Brotverkauf]. MWiggers Warn. 17; Brot zu versellen. 13; 34 etc.; Kleiderseller (z. B. in Hamburg); Ihr Giftseller. Jahn M. XXVII, Bez. der mit Giftschriften handelnden Buchhändler etc.; Der Papst hat .. den Bettelbauch Thomam von Aquinis etc. .. aufgesellet als heilige Leute. Luther SW. 46, 224, fast = aufgeseilet [ob Drckf. dafür?], den Leuten aufgehängt etc.