Gesell
gesellen
gesellenhast
Gesellenschasl
Geséll, m., –en, (–s); –en; –en-:
1) Kamerad (s. d.; Genosse und Anm. zu Gefährte, Saal):
a) Fällt ihrer Einer, so hilft ihm sein G. auf. 4, 10; Wer mit den Weisen umgehet . .; wer aber der Narren G–e ist. 13, 20 etc.; Meine Tisch-G–en als gute Kumpane waren mir auch G–en auf die übrige Zeit geworden. 21, 181; 82; 23, 264; 24, 178; 25, 345; Zum Knecht zu groß und zum G–en | des großen Donnrers nur ein Mensch. 13, 15; Zum Genossen eures Glücks | .., zum G–en eurer Thaten. 282; Den G–en meiner Studien. 40, 285; 9, 54; 22, 47; 350; Wenn ihr die schwarzen G–en (s. 2) fragt, | Das ist Lützow’s .. Jagd. 35 etc. —
b) auch von weibl. Pers.: Sie war ihm im Jagen ein muntrer G. Osts. 1, 23 etc., gw. mit Hervorhebung des Geschlechts: G–in. 2, 14; Als Gehülfin, G–in, Gespons. Jer. 2, 265; Ov. 1, 111; 9, 10; 21, 299 etc. —
c) übertr. auf Personif.: 30, 29; 36, 23 etc.; Gefahr zeugt List, Witz ist der Furcht G. ligrath B. 45; 13, 67; G–e meiner Liebesqual [o Bach]. 1, 167; Er zog über die Wellen, ein G–e des Sturms. 8, 814; Falsche Scham . . ist die G–in (s. b) eines verkehrten Verstandes und verworfener Sitten. GR. 307 etc. —
d) Zsstzg. wie bei Svwdtn, z. B.: Seinem Amt-G–en [Kollegen]. Lthr. 77b; Bett-G., z. B. scherzh. von Flöhen. 1, 226 (s. Schlaf-G., auch 4: Brett-G.); Bunds-G–en. 2, 371¹³; 135* Diebs-G–en. 1, 23; 3, 123 etc.; Eid-G., s. Eidgenoß; Fest-G–en. 8, 360; Seine Heer-G–en. H. 1, 166; Jagd- G–en. N. 870 ff.; Kriegs-G–en. 4, 812⁴; Seine Mit-G–en. 170b; 6, 135; Ein Mit-G. der Feindschaft. B. 80a; Der Sperber will in seinem Flug und Raub keinen Mit-G–n haben. 612a; 2, 16 etc.; Ein arger Mord-G–e [s. 2]. EpSp. 85; 413b; Diese beständigen Noth-G–en [Begleiter in der Noth]. Germ. 2, 344); Raub-G–en. 8, 38; Meine Reise-G–en. 22, 353; Rott- oder Spieß-G–en, die jetzt auf neudeutsch Kamaraden heißen. 2, 61; Fr. 390; Schacht-G–en. Lthr. 207b [mit dem man Schach spielt]; Dir und deinen Schiffs-G–en. 12, 220; Schlaf-G. 28, 192; Hymnis zur Schlaf-G–in zu haben. Luc. 3, 403etc. (s. o.: Bett-G.); Schlägel-G–en[Mord-G. etc.]. RH. 258; Götz [von Berlichingen], der gemüthliche Speer-G. (s. 4). B. 1, 313; Spiel-G–e. 245a; 2, 945¹; 12, 230 etc. und (personisic.): Trauter Spiel-G–e | meinem Zitherklange | spricht es [das Läuten]. Gd. 1, 92 etc.; Sei mein treuer Spieß-G–e [Jesus]. B. 5, 161); Spieß-G–en unsrer Tugend. 8, 812; Geron der Adelige ward sein Spieß-G. | und Freund. 11, 125; 117; 129; 20, 36 etc. (s. o. Speer-, Rott-G., vgl. Spießbube), heute gw. nur in schlimmem Sinn: Ein Spieß-G. von Mördern. A. 2, 241; Die beiden Spieß-G–en [Spitzbuben]. 4, 128 etc.; Streit-G–en. L. 167; Tisch-G–e. 1, 26 etc.; Trink-G. 34, 276; Mein Weg-G. 21, 203 etc. —
2) (s. 1) Bursch (s. d. 4, vgl. Kompan etc.), ohne hervortretenden Bezug auf das Verbundensein mit Gleichen (Genossen), s. 3, 228 etc., — zumeist mit Ew. (oder Bstw.): Junge, liebliche G–en. . . Sie buhlete mit allen schönen G–en etc. 23, 6 ff.; Er fand einen feinen guten G–en. .Von wannen bist du, guter G.? 5, 5; 21 etc.; Ha bravo! .. G–e. 67b (vgl. Freund 4d), Anrede des Kaisers an den Schäfer; Ein oberflächlicher G. 85; Manch unheimlichen G.[en]. B. 1, 8; Das empfindsame Volk. .. Es werden .. nur schlechte G–en daraus. 1, 312; Du überlustiger G.! 11, 36; Ephemere G–en. 2, 294; In dem Lande des Teut singt mancher G. frühreife Tragödien ab schon. 4, 109; Dick- ohrige, plumpe G–en. W. 58; Jetzt bist du mein, G.! 35; Das Treiben dieses heuchlerischen G–en. Köhl. 4 u. ⏑., auch (vgl. Bursch 5) in einer Art Personif., z. B. von einem balzenden Vogel: Der liebesrasende G. 9, 556a etc.; Da nahm der Gut-G. das Polster. B. 1, 71; Homunculus! | Woher des Wegs, du Klein-G–e? [Kleiner] 12, 135; Grämt dich, Edler, noch ein Wort | der kleinen Neid-G–en [Neider]? 15, 38; Den Schand-G–en [den Schändlichen]. 11, 196; Der braune Weid-G–e [junge Weidmann]. 287 etc., s. das Folg. —
3) (s. 2) ein Unverheiratheter, z. B.: Wenn sie als G–en und Jungfern sterben. Ros. 91a etc., heute gw.: Jung-G., ohne daß (vgl. Jungfrau) das Bstw. bes. bedeutsam wäre, z. B.: Es freit ein alter Jung-G. 3, 150 (vergl. Hagestolz); Als Jung-G–e quält man sich | und kann sehr wenig vor sich bringen. F. 141 etc., natürlich auch zu 2: Grüßt den guten Jung-G.[en]. Gd. 115; Die Hirten. .. Die Jung-G–en. 4, 360; 356; 1, 198 etc., s. ferner 4. —
4) (s. 2) bei Handwerkern: Jemand auf der Stufe zw. Lehrling (s. d.) und Meister (s. d. 2k) als Gehilfe des Letztern etc., — zuw. auch allgemeiner, s. 1d: Speer-G.; 2: Weid-G., ferner z. B.: Boots-G. B. 111a (st. des gw.: Bootsknecht) etc.; Er fragte ihn, wie einen jungen Maler- G–en, ob er ihn .. abkonterfeien wolle. A. 1, 80, eine Bez., die heute gw. nur von Stubenmalern, Anstreichern ist, vgl.: Zu dem [Antiken-]Saale führte mich einer seiner G–en. 22, 64, einer der Gehilfen [Adjunkten etc.] des Direktors, vgl. 1 und 1, 345a und verächtl.: Die Ultramontanen haben hier einige Schreiber-G–en, die das hier Gekochte dann .. anderswo ausköken. J. 274 etc. — Wenige Bsp. genügen für den heute gw. Gebrauch: Die Stufen zw. Lehrling, G. und Meister. 19, 126; Wenn ein solcher Hausschneider allenfalls ein guter G–e gewesen wäre, um cinen meisterhaft zugeschnittenen Rock wohl zu nähen. 21, 42; In meiner Werkstatt hielt ich [Cellini] .. einen G–en, der ehemals mein Lehrbursch war. 28, 137 (vgl. vb.: Heute muß die Glocke werden! | frisch, G–en. 76a; 79b; Das Familien-Vh. zw. Meister und G–eln]. Ästh. 2, 294, auch: G–en (ich nenne die Leute so, die nicht auf eigene Rechnung arbeiten). A. 3, 42, im Ggstz. der selbständigen Meister etc. Zsstzg. z. B.: Handwerks- G–en und nach den versch. Handwerken: Tischler- und Schneider-G–en. 19, 155 etc., auch: Beim Aufdingen eines Buchdrucker-G–s [G–en]. L. 3, 423, heute gw. -Gehilfen etc. — Wir erwähnen bes.: Alt- G., der Ordner und Leiter der Gesellenschaft (s. d.), z. B. übertr.: Wo nicht Meister, doch wenigstens Alt-G–e. 22, 29; Da verkam und verschmachtete Bürger im Altgesellen-Stande. 13, 359 etc.; Brett-G., s. Brett 2b und Brettmeister; Feier-G., auf der Herberge feiernd; außer Arbeit; Feierabend-G–e, bei den Schneidern, — den der Meister in der Zeit vor den Festtagen mehr als gw. hält; Frei-G–en. Ph. 1, 211 (s. Freimeister); Halb-G., ein ausgelernter, aber noch nicht zum G–en gesprochner Lehrling; Irt-, Ort-, Ürt-G., der Alt-G., insofern ihm die Ordnung der Urte (s. d.) oder Zeche in der Herberge obliegt; Jahr-G., auf ein Jahr (oder längre Zeit) engagiert, Ggstz.: Wochen-G. (vergl. Feierabend-G.), ferner = Muth-G., G. im Muthjahr (s. d. 1) (so: Jahrschneider etc.); Jung-G., der jüngste G. in der Zunft, dem u. A. die Bedienung der ältern obliegt etc. (vgl. Ggstz. Alt-G.); übertr.: Vorüber wandelt dir [der Malerin] ein Zug | von großen, größern Meistern. | Sie grüßen alle dich fortan | als feinen Jung-G–en. 6, 104 U. ā. m. —
~en, tr.: in eine innige Verbindung zusammentreten machen etc. und refl.: so zusammentreten; zusammenkommen etc., z. B.:
1) tr.: Gesellt’ ihm der Vater | die holden Gefährten, | den Glauben, die Hoffnung. 4, 190; Die den Menschen zum Menschen gesellt. 55a etc.; seltner: Auffrag’ ich, wann ich auf dem Ast | soll werden meinem Nest gesellt. 2, 428 etc. Nam. oft im Partic.: Wie das Gute, Schöne . . sich zum Wahren findet, | als lebend zu Lebendigem gesellt. 6, 101; Vier Elemente, | innig gesellt, | bilden das Leben. 51b; Zu Männern gesellete Mütter. Ov. 1, 184; Stets grünen Platanen gesellt, der .. Ölbaum. Th. 25, 20 etc. —
2) refl. mit Präpos. oder Dat. etc.:
a) mit belebtem Subj.: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Sprchw.; 27, 10; Es ist eben, als wenn sich der Wolf zum Schaf gesellet, wenn ein Gottloser sich zum Frommen gesellet; wie Hyäne mit dem Hunde sich gesellet, also auch der Reiche mit dem Armen. 13, 21; 2 etc.; Alter gesellet sich gern der Jugend, Jugend zum Alter. 1, 310; Wenn zu den Reihen der Nymphen .. | sich die Grazien .. g. 214; Wir .., g–d uns den ewig theuren Geistern. 6, 88; Geselle dich [verbünde dich] zu meinem Glück. 16, 249; Wer hat sich zu seinem hohen Rath | g. [mitberathend Theil nehmen] dürfen? 13, 265; Da wider ihn mehr Feinde sich gesellten [verbündeten]. 2, 726³); Gesellt er sich in Liebe einer Frau. Sh. 7, 349; Alkmene . ., in die Arme des großen Zeus sich g–d. Od. 11, 268; 16, 426 etc. —
b) mit unbelebtem Subj., z. B. nicht bloß (gleichsam belebt): Wo . . in ihrem stolzen Laufe sich g. | der Orinoko und der Amazone. 4, 69 etc., sondern auch: Talente können sich zum Charakter g. [hinzutreten]. 4, 283; Geselle dich [o Kranzl zu diesem Degen. 13, 155 etc.; minder gw.: Daß ein jegliches der beiden [Bretter] sich mit seinem Ortbrett von unten auf geselle. 2. 26, 24; 36, 29. —
3) Die Sprache . ., sie, die große Ge- sellerin der Menschen. Ph. 4, 217; Lit. 13, 285 etc. — Zsstzg. z. B.: Ab-: Sich a., sich von einem gesellschaftl. Umgang entziehn, s. 11, 618. — Bēī-: gesellend beifügen, zu-g.: Bald den Lebensmüden beigesellt, | ruh ich aus. 104a; 1, 307; 4, 347; Ihrem Wunsch ein Scherfchen b. 1, 289; Feuer ist es, was den Mann der Männin | beigesellt. 4, 285; 129; 2, 219 etc.; Beigesellung. 2, 38. — Hinzū-: Alle Feinigkeiten, die sich,h. SchE. 64 etc. — Zū-: bei-g.: Sie hatten sich .. andere Akademiker zugesellt. 22, 124; as dem Ohr sich zugesellet [was wir hören]. 6, 109; Den Hunden, glatter Schranze, | gesellen wir dich zu. EpSp. 103; 4, 288; Kein Feind . ., dem nicht | der Schotte sich zum Helfer zugesellte. 413a; Od. 20, 7 etc.; veralt. refl. mit bei statt Dat. 68b etc.; Durch gelegentliche Zugesellung eines Dritten. 15, 44 etc. — Zusámmen-: Sich z. D. 1, 15 etc. —
~enhast, a.: in der Weisc eines Gesellen (s. d. 4, vgl. gesellisch). —
~enschasl, f.; –en (vgl. Meisterschaft, versch. Gesellschaft): 1) ohne Mz.: das Gesell-Sein, der Gesellenstand (ähnlich: 9 Das Gesellenthum), s. nam. Gesell 4: Durch eine glückliche G. 2, 286 etc.; Die Jung-G. (vgl. 2), dafür ugw.: In deiner Junggeselligkeit. 5, 112; 34 etc. — 2) Genossenschaft von Gesellen, z. B.: Die Drechsler-G. 8, 98 u. v.; Die G–en. (55) 2 (Gesellschaft. ebd.) etc.; auch z. B. (vgl. 1): Dein Alter und dein Amt entzieht dich nun den Bänken | der Jung-G. 392 etc.
Anm. S. Saal, Anm. — Wir erwähnen noch goth. saljan, ahd. saljan, seljan etc., mhd. sellen zu dem noch mundartl. sellen: zu Eigen übergeben; verkaufen, s. 6, 174 etc.; 3, 225; 4, 749; 2, 262c etc.; Koncessionen auf .. Brotsellen [Brotverkauf]. Warn. 17; Brot zu versellen. 13; 34 etc.; Kleiderseller (z. B. in Hamburg); Ihr Giftseller. M. XXVII, Bez. der mit Giftschriften handelnden Buchhändler etc.; Der Papst hat .. den Bettelbauch Thomam von Aquinis etc. .. aufgesellet als heilige Leute. SW. 46, 224, fast = aufgeseilet [ob Drckf. dafür?], den Leuten aufgehängt etc.
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