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sehen Um-Sehen um-sehen
Sêhen, sah, sähe; gesehen (s. Anm.); siehst, sieht, sieh! (s. 1a), tr., intr. (haben), zuw. refl.:
gewahr werden oder wahrnehmen mit dem Blick, Auge zunächst des Leibs, dann auch des Geists, s. schauen und die dort angeführten Wörter auch für die leicht zu mehrenden Belege, und z. B.: Mehr ahnend als wirklich s–d. Burmeister gB. 2, 255; Deutlich s., was wir dort nur schließen dürfen. G. 36, 19; Ein Mann, der immer er- blickt, selten sieht, nie beobachtet. Lavater 1, 232; Weil die [eingepackten] Statuen .. zu s., aber nicht zu betrachten waren. L. 11, 264 und z. B. prägn.: Daß sie es nicht s. [erkennen], ob sie es schon s. [mit Blicken gewahren]. Luk. 8, 10; Selig sind, die nicht s. [s. schauen 2b] und doch glauben. Joh. 20, 29; Wenige sind, deren Aug’ in der Schöpfung | den Schöpfer sieht [erkennend wahrnimmt]. Kl. Od. 1, 136 etc.
1) intr.:
a) allein oder mit Best. des Orts, der Art etc.: Nicht oder nicht gut s. können bei Licht, ohne Brille etc.; Gut, schlecht, scharf, genau, hell s.; nicht hell s. in einer Sache (W. 8, 176); Nur in der Nähe; nicht weiter als die Nase (s. d. 1i) reicht etc.; zu kurz (s. d. 1: L. 13, 631, vgl. kurzsichtig); in die Weite oder weit s., auch meton.: Eine Brille, die [= mit der man] in die Weite sieht. Fischart B. 186a etc. (s. c); Weder rechts noch links (G. 15, 17); immer nur gradaus; vor-, rück-, seitwärts; vor, hinter, unter, über sich; (zum Himmel) empor-, hinauf; (in die Tiefe) nieder, hinunter; ins Zimmer hinein; aus dem Zimmer heraus; nach einem Ggstd. hi s. etc.; Falsch, fehl (s. d. Anm.
2) s.; Schel (s. d.) s., zu Etwas etc. Jn eingeschalteten Sätzen: Er ist, wie ich sehe, nicht hier; Er ist, sehe ich, nicht hier; Wenn ich recht sehe etc.; zur Hinlenkung der Aufmerksamkeit auf Etwas, zur Vergegenwärtigung und Verlebendigung der Darstellung nam. im interjektionsartigen Imperat. (vergl. horchen 1a): Siehe (da)!, ungemein häufig in der Bibel etc. [während im eig. Jmperat. die heutige gw. Rede das einsilbige sieh vorzieht, s. Sanders Orth. 70; 109, z. B. in Hinweisen auf frühre oder spätre Stellen einer Schrift: Sieh oben (s. d. 1d), unten, gew. abgekürzt: s. o.; s. u. etc.]; ferner in Frageform: Da fliegt ein Vogel, siehst du? oder: Siehst du? da fliegt er etc. und danach volksthüml. Bez. ungestümer Schnelle: im Hui etc., z. B.: Und schlage um mich, rechts, links, hast du nicht gesehn? siehst du nicht? Alexis H. 2, 1, 138; Und, hast du nicht gesehn? | bestahl den Nachbar. Claudius 1, 106; Damals gingen so zwei Reiter auf einander los, hast du nicht gesehn? Hackländer Nam. 1, 155 etc. b) mit abhäng. Präpos., s. a, ferner z. B.: Auf Etwas s., sein Augenmerk richten, achten. Phil. 2, 4; Ps. 123, 2; Einem scharf auf die Finger (s. d. 2m), auf die Schanze (s. d. I) s.; Man muß Denselbigen auf das Maul s., wie sie reden, und danach dolmetschen. Luther 5, 142a etc.; Wenn er aus [= mit, s. u.] meinen Augen sähe. W. 21, 64, so urtheilte wie ich (versch. c); Nicht aus den Augen s. können, sie nicht oder kaum aufbekommen können etc.; Durch eine Brille, durch ein Fernrohr s.; Durch ein eichenes Brett; durch drei eichene Thüren (Mügge NLeb: 2, 121) s., einen durchdringenden Blick und Scharfsinn haben; Einem (ugw.: Einen) durch die Finger (s. d. 2o) s. etc.; In die Sonne, in den Spiegel s. etc.; In eine Sache s. G. 39, 455 etc., einen Einblick thun; Deßhalb die Oberkeit darin [korrekter: darein] s. musst. Wickram (Wackern. 3, 443⁰), auf-s–d einschreiten (s. ein-s. 4 und: Gott ward bewegt herein- zu-s. G. 2, 280); Einem ins Spiel, in die Karten etc.; ins Auge, Gesicht, Herz, in die Seele s. (ugw.: Sie sah mich . starr und wild ins Gesicht. Bode Empf. 2, 143; Hagedorn 2, 43) etc.; Mit eignen, nicht mit fremden Augen s. (s. v. aus) etc.; Nach Etwas s. oder hin-s. (s. a), nam. auch forschend, spähend etc., z. B. auch: Wer klopft? . . sieh nach der Thüre. Schlegel Sh. 6, 268, sieh zu (oder nach), wer klopft etc.; Nach dem (oder zum) Rechten s. (s. recht I 3o) etc.; Um Trost etc. auf den Athosberg sehen. Fallmerayer Or. 2, 46 etc.; Zu Etwas s., ein achtsames Auge darauf haben, zur Abwehr drohenden Schadens, erwachsender Gefahr etc.: Götz, sei unser Hauptmann oder sieh zu deinem Schloß und deiner Haut! G. 9, 116; Stahr Rep. 2, 208; W. 20, 16; Sieh zu deinen Worten!, nimm dich damit in Acht etc.; mehr mundartl.: Zu der eignen Sache (Gotthelf Sch. 193), zu sich selbst (G. 153) s. etc., s. auch Mähre 1a, am Schluß. Zuw. tritt der Begriff des eig. S–s zurück, z. B.: So saß er, eine Leiche | .. Nach dem Fenster noch das bleiche, | stille Antlitz sah. Sch. [es war dorthin gerichtet]; Die Zehen [gleichsam belebt] s. aus den Schuhen (heraus, her- vor) etc., vgl. durch-s. I 1; Einem sieht der Schelm (Vagabund und Narr. Tieck N. 3, 170) oder: die Schelmerei aus den Augen (heraus, hervor) etc.; Ein Ernst sieht durch die freundliche Behandlung hindurch. G. 26, 327 und so nam. (s. schauen 3b) von Ortlichkeiten, indem der Ausblick, den man von ihnen aus hat, gleichsam ihnen selbst beigelegt wird: Das Zimmer sieht auf die Straße, nach dem Markt; Das Fenster, das auf die Palmen sieht. L. Nath. 3, 3; Die Seite .., die nach dem Forum hinsieht. Platen 7, 189 etc. (s. 8, Schluß). c) (s. b am Schluß; schauen 3c) meton., von einem Anblick, der sich nicht dem Subj., sondern den dies (persönl. oder sachl.) einem Andern darbietet, z. B., wo der Ubergang sehr klar hervortritt: Jemand sieht so und so drein; Ihr seht drein, | als solltet ihr in den Hörsaal hinein. G. 11, 117 etc.; Jemand oder Etwas sieht aus andern Augen (s. d. 11c); Jemand od. Etwas sieht Einem ähnlich (s. d.) oder gleich (s. d. 1d). In den übrigen Fällen gilt in der heutigen Schriftspr. überwiegend aus-s. (s. d. 2b), doch ohne daß s. als selten zu bez. wäre, z. B.: Der mit dem Kranz sieht fast wie du. Brückner 159; Du siehst wie ein Gespenst. G. 34, 285; Hungari 2, 324; Luther 6, 10a etc.; Gleichwie der Regenbogen siehet in den Wolken etc. Hes. 1, 28; Sieht’s doch hier im Hause noch völlig wie vor zehn Jahren. G. 35, 39; Das sieht wie ein Gedicht. Rückert 1, 10 etc., vgl. auch: Die Krähn .. s. gleich Käfern. V. Sh. 3, 274, erscheinen so klein etc.; So sah er, als er ins 16te Jahr ging. Sch. 114b; Geibel Rod. 62; Zinkgräf 1, 188; Jetzt siehet’s eben also. Luther 8, 249b; Es siehet [hat den Anschein, lässt], als etc. 5, 3a; Ap. 17, 18 etc. und (alphab. nach den Ew.): Sie sahn absonderlich und rar. Roquette W. 20; Die im Lande so ausländisch s–de Stutzperücke. Bahrdt 3, 4; Blaß s. G. 9, 52; 293; WhMüller 1, 127; Sch. 103a etc.; Daher der Himmel des Tages blau sieht. G. 39, 306; Bleich s. Kohl A. 3, 182; Schlegel Haml. 1, 1 etc.; So lumpicht und ekelhaft s. die Majestäten. Klinger Seid. 23; Ernst s. G. 2, 5; Finster s. L. Nath. 2, 5; Luther 5, 530b; Schlegel Sh. 8, 284 etc.; Du siehst nicht ganz frei. G. 35, 32; Freundlich s. 7, 5; 8, 54 (und milde. Göckingk Lieb. 33); Die Bäume s. nicht fröhlich. G. 23, 36; Sie s. verflucht, | garstiger als Drachen. 3, 58; Sie s. gelb mit roth vermischten Flecken. Döbel 1, 33b; Diese Kaninchen s. so grau wie die Hasen. 31a; Die Ackerleute s. jämmerlich. Joel 1, 11 etc.; Die Rinder s. kläglich. 18; Du siehst krank. Tieck A. 1, 318; Daß Alles lieblich sieht. Mühlpforth H. 6; Unwirsch und mürrisch s. Mosche- rosch Gs. 2, 911 (= sauer s. ebd.); Da siehet das Land wüst und öde. Luther 5, 468; Sieht mein Porträt schief oder sieht es recht? Göckingk 2, 170; Du siehst roth auf einmal [vor Ärger]. Klinger Zw. 49; Ist .. leichfarb und siehet nicht mehr roth [blühend etc.]. Mühlpforth 2, 48; Sauer (s. d. 7) s.; Schön s. Jer. 22, 23; Gellert 1, 209; Günther 380 etc.; Er sieht so bleich, so starr. Gutzkow R. 5, 169; „Sie s. sehr aufgeräumt aus.“ Ich wüßte nicht, warum ich traurig s. sollte. W. 15, 126; 1. Sam. 1, 18 etc.; Du siehst nicht aus, wie ein Kaufmann; der muß klare Augen im Kopf haben, du siehst trübe und verdrossen. G. 8, 136; Übel [krank] s. Niebuhr Nachg. 273; Verstört (und traurig) s. Klinger Zw. 40; Geibel Rod. 62; Wie sah denn der Herr Graf damals aus? .. sah er vornehm oder nicht? sah er traurig? Gellert 4, 405; Du siehst wild. G. 9, 349; Ich eile, wie wunderlich auch das Abenteuer sieht. W. 15, 87 etc. 2) mit Obj.: Einen, Etwas s.; Es ist so dunkel, man sieht Nichts; nicht das Geringste; keinen Stich (s. d.); nicht die Hand vor Augen etc.; Wenn du ihn siehst, grüß ihn; Ich habe ihn es mit keinem Auge gesehn etc.; Etwas zu s. gehn; ugw.: Sie versagte es sich nicht, ihr Lieblingsstück s. zu [s. d. †] gehn. Lewald Vat. 2, 15 etc.; Etwas s. lassen, zeigen; Sich s. lassen; Sie wollten sich s. lassen, | thäten sich angreifen über ihr Vermögen. Sch. 327b; Die Liebe kann wohl gesehen werden, aber sie darf sich nicht s. lassen [sich schaustellend]. Ruge Rev. 2, 247 etc.; Eine Schwiele, welche sich als ein vollkommener [oder: einen vollkommenen, s. Als] Staubbeutel s. lässt. G. 36, 34 etc.; Etwas ist zu s., für Geld zu s. etc.; Wer Das nicht gesehn hat, hat gar Nichts gesehn, hyperbolisch, dagegen ist alles Andre so gut wie Nichts; Man muß es s., um es zu glauben, es ist unglaublich etc.; Einen oder Etwas nicht (nicht vor Augen) s. können, nicht s. mögen, von Etwas, dessen Anblick man nicht leiden mag oder kann etc.; Die Sonne, das Licht der Sonne etc. s., noch am Leben sein; Reisen und die Welt s.; Gute Tage s. [erleben, genießen]. 1. Petr. 3, 10; Weder Tag noch Nacht den Schlaf s. mit seinen Augen [schlafen]. Pred. 8, 16 etc.; Seine Lust, Freude, sein Vergnügen an Etwas s. [s–d haben]; Du sollst Wunder, dein blaues Wunder s. etc.; Etwas im (un)günstigsten Licht, aus einem falschen Standpunkt; im lächerlichsten Licht und von der schiefsten Seite (W. Luc. 5, 202) s.; Alles trübe, dunkel, schwarz —, rosig, im rosigsten Licht s.; Alles wird nunmehr in anderm Licht gesehn, | er sieht sein Weibchen nun nicht ungetreu, nur schön. W. 10, 77, sie erscheint ihm so; Der hohe Sinn des Papsts, | er sieht das Kleine klein, das Große groß. G. 13, 116; Dich sahn sie holder. V. Mosch. 3, 62; Der Verliebte sieht, | nicht minder irr die Schönheit Helena’s | auf einer äthiopisch braunen Stirn. Schlegel Somm. 5, 1 etc.; Man sieht vor lauter Licht keinen Schatten, vor lauter Hellung keinen Körper, den Wald [s. d.] nicht vor lauter Bäumen. G. 39, 57 etc.; Den Unterschied kann man schon an der Farbe s. etc.
3) mit Angabe der Wirkung, z. B. tr.: Sie sah in manch Männerherz Wunden. Langbein 1, 233, ihr Blick machte Wunden; Der Schäferin muß man die Lieb’ ins Herze s. Gleim 3, 47 etc. und refl.: Sich müde, matt, satt, stumpf s. an Etwas; An diesen Wunderquellen | säh sich ein Nestor wieder jung. Thümmel 2, 219 etc.; Nach Einem oder Etwas sich [Acc.] fast blind; sich [Dat.] rein die Augen aus dem Kopf (oder aus- Uhland 38) s. 4) mit abhäng. Satz (vergl. 5), z. B.:
a) Jch sehe [erkenne durchs Gesicht oder durch meine Wahrnehmung überh.], daß wie, wie sehr etc. er sich quält; wo er hinaus will etc.; Sieh mal, ob er kommt etc.; Seh ich nicht an deinen verweinten Augen .., daß etc.? G. 9, 254 etc.; Du siehst, wie ungeschickt | in diesem Augenblick ich sei [gw. bin], mit meinem Herrn | zu reden. 13, 198 etc.; Siehst du, wie du bist? nun versteht es sich etc. G. v. See Eg. 1, 53; Laube DW. 5, 102 etc.
b) sich Mühe gebend versuchen: Ich will s., daß ob, wie ich es dir verschaffe; Du musst s., es mir zu verschaffen; Ich will sehn, es möglich zu machen; Sehe Jeder, wie er’s treibe; | sehe Jeder, wo er bleibe | und, wer steht, daß er nicht falle! G. 1, 53 etc. 5) mit Accus. und Infin. (ohne zu) unmittelbar das Statthaben von Etwas durchs Gesicht wahrnehmen (s. hören 5; lassen 2ff. etc.):
a) Die Sonne aufgehen s., den Aufgang der Sonne, die aufgehnde; Sie sah den Alten sich noch einmal nach ihr umblicken. Gutzkow R. 5, 162; Da sah er aus dem Gartenhag | ein rosig Mädchen schauen. Uhland 349 etc. Veralt. auch mit Infin. „sein“, z. B.: Als ich nöthig sein [die Nothwendigkeit] sahe. Fischart B. XI; Wenn er einen ledigen Gesellen sahe muthwillig sein. Zinkgräf 2, 11, wenn er ihn muthwillig sah (s. 6a) und: Daß man diesen Tod sieht offenbar zu sein | zugleich bei Freund und Feind. Opitz etc.
b) Ist der abhäng. Infin. transit., so stehn vollständig zwei Accus. (das Subj. und Obj.) dabei: Soviele Jahre .. habe ich dich noch keinen ungerechten Handel anfangen s. [s. c]. G. 28, 51; Sieht er seine Geißen | das Laub von dem Gestäud .. reißen. Opitz 2, 125; Wunden .., die Troja’s Mauer [gleichsam belebt] ihn empfangen sah. Sch. 31b; Ich habe euch .. diesen wackern Mann necken .. s. [s. e]. Schlegel Sh. 7, 170 etc. Dabei kann der Subj.- oder Obj.-Acc. ausfallen, vgl.: Jch habe den Künstler das Porträt malen s. [s. c]; Ich habe den Künstler, ich habe das Porträt malen s. und danach doppeldeutig: Ich habe ihn malen, schlagen etc. s., wie er malte, schlug etc. od.: wie er gemalt, geschlagen wurde. So dem Pass. entsprechend, z. B.: Wie oft s. wir [Personen] Briefe in der Hand zerknittern, mit Füßen treten. Engel 7, 255; Hat Abbas doch . . | sein Haupt nicht zierlicher umwinden s. [s. c]. G. 4, 81; Ich selber hab .. vierzehn [Körbe] s. [s. c] in die Herberg tragen. Stumpf 655a etc., wobei man nam. (s. lassen 2) die reflex. Fw. be- achte: Der Affe lächelte, als er sich fragen sah. Gellert 1, 148 oder (s. 6a) gefcagt sah; Kaum sieht er sich umarmt von seinem Brutus küssen, | so etc. W. 25, 68. Nur ver- einzelt findet sich ein pass. Infin., s. nam.: Wenn ich Leute Scheiben werfen und um so ’was noch gekrönt werden [häufiger bloß: gekrönt, s. 6a, oder: Kronen empfangen] sehe. W. Luc. 3, 264; Daß dich .. mein Auge nicht | geschlagen werden sehe. B. 149a, dafür sprach- üblicher: Daß ich niemals dich .. mit diesen | Augen geschlagen seh. 193b etc.; Man sah ein Licht in die untre Etage getragen werden. Klencke Gsp. 2, 199; Da wir gesehen haben unsere Mitgefährten in den unersättlichen Rachen verschlickt werden. Schaidenreißer 52a.
c) Über die infinit. Participialform zu a und b s. Herrig 18, 117 ff., z. B.: Sie hatten die bedeutenden Männer reden hören, handeln s. G. 25, 164; Ihr habt sie .. | aufwachsen s. Sch. 489a etc. (s. b), doch findet sich auch nicht grade selten: Ich habe ihn noch nie schlafen ge sehen. Auerbach J. 223; Ab. 230; Bahrdt 1, 155; 3, 140; Forster Jt. 1, 239; 126; 2, 156; Ich hab es ihn flechten gesehn. Geßner 3, 84; G. 1, 75; 14, 28; 15, 298; 20, 234; 22, 159; 36, 85; Gutzkow R. 2, 148; Ich hab ihn gesehn die Stiefel .. abwaschen. Hebel 3, 173 [Jch hab ihn die St. abwaschen s.]; ETAHoffmann Ausgw. 7, 106; Kl. Od. 2, 170; M. 2, 80; 13, 269; 370; Kosegarten Rh. 2, 61; Sch. 76a; 786b; 1236b; Waldau N. 2, 340; W. 3, 68; 14, 66; 178; 18, 94; 34, 53; Luc. 3, 237; 6, 100; 265; Att. 2, 1, V etc., vgl. jedoch: Du habest | hier uns begraben [Partic., s. 6a = liegen. Sch. 76a] gesehn. Xen. d. Geg. 162 und: Du habest | hier uns begraben [Infin.] sehn, Jenes = unser Grab, Dies = unser Begräbnis gesehn etc.
d) un- üblich im Pass., s. 6a. 6) mit einem zum Obj. hinzutretenden Prädik., das ein Hw. sein kann mit oder zuw. ohne als (s. d. †), beim Refler. im Nomin. oder Accus., serner ein Ew., nam. oft ein Partic., wozu auch ein zu ergänzendes seind (s. d. †) zu rechnen ist:
a) tr.: Ich werde dich noch als mächtigen Herrscher —, herrschend; gekrönt (s. 5b); auf dem Thron [seind, sitzend] s. etc.; Ich will ihn gekrönt, bestraft etc. s. (oder wissen, haben, s. d. I 12) etc.; Ich sehe dich [im Geist] schon als mächtigen Herrscher, meine Einbildungskraft zeigt dich mir als solchen etc.; Ich sehe dich groß und stattlich. V. Od. 3, 199, du bist es, wie ich sehe; Da ich Jedermann in Norden gefesselt, alle Anmuthung nach diesen Gegenden verschwunden sah. G. 23, 47; Im Begriff zu Bette zu gehen. ..Da er mich noch aufsah. Thümmel 5, 69 [aufseind]; Man sieht diese Vögel selten fliegend oder (s. 5) fliegen, pass. gw. nur (s. 5d): Diese Vögel werden selten fliegen d gesehn; Daß auf so kostbaren Arbeiten noch kein würdiges Denkbild eingeprägt gesehen wird. Winckelmann M. 1, 32b etc. Auch in prägn. Gegenüberstellung des Partic. der Vergangenheit und der Gegenwart (= Jnfin.): Wir s. die Pflanzen nicht wachsend (oder wachsen), nur gewachsen; Ich will das Kind nicht gestorben s., sterben will ich es s. etc. L. Samps. 2, 7 etc.
b) refl. (s. a) z. B.: Er hielt [im Geiste] Zeniden schon in seinen Armen, sah | sich schon gekrönt und unumschränkter Meister. W. 12, 278 etc. und bes. von etwas als wirklich statthabend Wahrgenommenem = sein, sich finden (s. d. 8c) etc.: Er sah sich durch allerlei Treppen .. zur Mooshütte geleitet. G. 15, 4; Ungeduldig . ., in der Abreise sich gehindert zu s. 19, 129; Bis wir von ebendenselben Fluthen uns überschwemmt .. gesehen. 25, 268; Ein Heide sah sich [,wurde“ Ramler L. 52] Herr | von einem .. goldnen Jupiter. Lichtwer 52; Der sich unbeschränkter Herrscher sah. Platen 4, 330; Als ich .. | mich einen Fremdling sah in diesem Kreise. Sch. 347a; Jetzt sehn wir uns als Knechte | unterthan diesem fremden Geschlechte. 491a; Ihr habt in solchen Nöthen | euch nie gesehn. W. 12, 267; 15, 247; 16, 168 etc. 7) subst. Jnfin., z. B.: Einem vergeht Hören und S. etc.; auch: Das erste S. zweier Menschen [die Zusammenkunft, bei der sie einander zuerst s.]. DMus. (s. wieder-s.) etc.; Zsstzg. z. B.: Das Doppelt-S., wobei man ein Obj. doppelt erblickt; Das Gebiet des magnetischen Hell-S–s. Schubert Nachts. 321, s. Magnetismus 2. 8) adjekt. Partic. Präs.: S–d, Ggstz. blind (s. d. 1b); Die Blinden s–d machen; Mit s–den Augen s., nicht s.; S–d blind sein. Wackern. 2, 1278¹⁴; Die Freiheit, als der Ggstz. des Instinkts, ist s–d etc. Fichte 7, 9 etc. (mundartl.: sehedig. Kompert Böhm. 383 etc.). Zsstzg. z. B.: Der all-s–de Gott; Daß die Jungen des Adlers so all-s–d werden. L. 1, 156 etc.; Den Kurzsichtigen [s. d.] hell-s–d zu machen. Forster Br. 1, 323; Hell-s–der. Zschokke 8, 90 (vergl. heller-s–d); auch = klairvoyant (s. d.); Un-s–de Augen. Regis Sh. 31 etc.; Weit-s–d, Ggstz. kurzsichtig (s. d.), beschränkten Blicks etc., vgl. für die Steigrung: Die wei- ter-s–de Klugheit. Sch. 922a; Der weit-s–dste Staatsmann. JvMüller 6, 179 etc.; auch: Sachen, die wichtig und weit-s–d sind. Wackern. 3, 564³² etc., die weithin reichen, vgl. (s. 1b, Schluß): Auf einem weit rings s–den Berge. G. Stein 1, 50 etc. 9) verneintes Partic. pass.: Ungesehen. G. 12, 197; H. 15, 135; Sch. 357b etc. (vgl. mundartl.: unsichtig. Berlichingen 187). 10) Sehung, gw. nur von Zsstzg., s. d., selten z. B.: Hellsehung. OMüller Med. 1, 245 etc. 11) Seher, s. u.
Anm. Goth. saihwan, ahd. sëhan, mhd. sëhen, s. Wackern. Gl. 470 etc. Veralt., mundartl. Abwandl.: Ich sieh(e). Berlichingen 32; 26; Haller 10; 140; 165 etc.; du sich st. Schaidenreißer 44b etc.; er sicht. Fischart B. 36b; 55a; Zwingli 2, 9; sich! 6; 3, 3 etc.; Imperf.: sach. Stumpf 184a, vgl.: Sicht, ahd., mhd. siht; Gesicht, ahd. kisiht, mhd. gesiht etc. Über: siehest, siehet; siehe, s. Sanders Orth. 70; 109, vgl. Jmperat.: sehe etc. Börne 2, 455; G. 8, 214; Hackländer Tag. 2, 109; LPHahn Hohn 52; IP. 2, 16; Zinkgräf 1, 297; Jmpf.: sahe, oft in der Bibel; Gutzkow R. 2, 388; V. Od. 1, 213 etc.
Zsstzg. vgl. die von schauen, blicken, gucken etc., z.B.: Áb-:
1) intr.: Von Etwas a., das Auge abwenden, nam. übertr.: davon abstrahieren, es nicht mit in Betracht, Erwägung ziehn, auch im absolut. Partic.: Abgesehen (davon), daß etc. Platen 4, 110 etc. = außerdem, daß etc.; seltner mit Genit.: Abgesehen des ungeheuren Abstands. 7, 228 etc., s. an-s. 5b; hinweg-s.; vgl.: Hin- weggesehen darüber, daß etc. . ., ist es ausgemacht. H. Ph. 10, 103; Was hätten sie, hinweggesehen vom Sinnlichen, Erweckendes? Forster A. 1, 79 etc.
2) tr.: mit dem (leibl. oder geistigen) Blick ab-, erreichen, fassen:
a) Der Saal ist so groß, man kann das Ende nicht a.; Was nur dein Auge a. kann [soweit es reicht]. Sch. 122a etc.; Wenn man diesem Leben kein Ende ab-zu-s. braucht. L. 12, 245 etc.; auch: Den unabzusehenden Zeitpunkt. Sturz 2, 176 (s. unabseh-bar, -lich). Ferner (s. nam. abmerken und das dort Gesagte) ineinandergreifend:
b) Ich sehe den Zweck, Nutzen, Vortheil etc. davon nicht ab, mein Blick reicht nicht so weit, ihn zu fassen; ich sehe keinen (vgl. ein-s.); Schmeicheln Sie mir nicht mit einer Gewalt, von der ich hier keinen Gebrauch absehe. L. Gal. 1, 6; 3, 1; Noch sehe ich nicht ab, wo man künftig eine Wiege hinsetzen will. G. 17, 7; Es ist noch gar nicht ab-zu-s., was daraus werden will. Sch. G. 5, 210; Den Gang des Stücks a. L. 12, 525 etc.; Soviel sieht sich [s. d. †] gleich im Voraus ab, daß etc. Claudius 6, 31 etc.
c) durch eine auf etwas Wahrzunehmendes gerichtete Aufmerksamkeit es gewahr werden (vgl. an-s. 1h): An der Erde selbst lässt sich ihre Bewegung nicht a. Hebel 8, 13; Die Hofdiener sahen es dem Kutscher ab, wie er täglich vor dem Bilde stand. Grimm M. 301; Er scheint mir tückischer Gemüthsart, ich sah es ihm gestern ab. Klinger F. 94; Einem jeden leisen Wunsch an den Augen a.; Thun, mas man Einem an den Augen a. kann etc.
d) a–d (s. c) sich Etwas zu Eigen machen, z. B.: Er hat diese Stellung vermuthlich von feurigen röm. Buben abgesehen. Heinse A. 2, 13 etc., nam. mit Dat.: Einem seine Hand-, Kunstgriffe, Schliche; dem Meister nur Einzelnheiten (Eckermann G. 2, 135) a.; Der sich beherzt getraute, | das Paradies dem Schöpfer ab-zu-s. Sch. 763b etc.
3) tr. (s. 2a): Den Bogen spannen und sein Ziel | so a., als der schießen will. Opitz Ps. 7, es ins Auge fassen und so meton.: ein Werkzeug, nam. ein Geschütz mittels des Visiers (s. d. und Korn 15) richten. Franck Chr. 215a; Fronsperg Kr. 1, 72b etc., heute gw. nur übertr., in der Fügung: Es (s. d. 8) a. (s. anlegen 2b; an-s. 1k) nam.: auf Einen oder Etwas, auch: wohin (L. 7, 297; W. 5, 226) und mit Infin. und zu, z. B.: [Sie] haben mich zu Grund zu richten, | gar zu sehr es abgesehn. Platen 2, 336 etc., außerdem pass., z. B.: Seine Diät war [= es war bei seiner Diät] immer darauf abgesehn. Forster Br. 1, 17 etc.
4) substant. Infin., z. B. (s. 2a): Es ist Zank ohn’ A. und End. Lewald W. 2, 382, wovon sich kein Ende a. lässt, endlos etc., nam. aber zu 3, zunächst: die Vorrichtung, ein Jnstrument nach einem best. Punkt hin zu richten (s. Visier; Diopter; Alhidade, vgl. durch-s. I 3): Mit den A. .., wie sie bei ältern Instrumenten angebracht waren. Littrow 683; Stutzer mit .. Messingblende über dem A. Tschudi Th. 380 etc. und danach übertr.: Das, worauf man sein Auge richtet (s. Augenmerk) etc.: Sein (das, ein) A. auf Etwas richten (Berlichingen X; Laube DW. 5, 142; Sch. 181), haben (L. 10, 277; 12, 414; Zinkgräf 2, 3); nehmen (Erbvergl. 51); Unser A. und Wunsch geht dahin. 5; Etwas zum A. haben. G. 39, 371 etc., vgl. das heute üblichere Absicht, z. B.: Das Haupt-A. dieser Schrift war etc. 22, 189; Ein A. dringet weit, das Gott zum Fürwort hat. Haller 113; 108; Sein großes A. zu vollziehn. Nicolai 1, 140; Mit list’gen A. 6, 17; Bald aus Andacht, bald aus andern A. Olearius B. 40a etc. Án-:
1) tr.: Ein belebtes Wesen, nam.: Jemand sieht ein Obj. an, richtet den Blick darauf, um ihn (längre oder kürzre Zeit) daran haften zu lassen, z. B.:
a) Einen a., z. B. im Ggstz. zu anschielen. W. 2, 52 etc.; ihn von oben bis unten; von Kopf bis Fuß; mit starrem Auge; mit unverwandtem Blick; starr; unverwandt; steif; grade; von der Seite; schräg; schel (s. d.); mit schelem, neidischem Auge; zornig; verdrossen; sauer; ver- ächtlich; über die Schulter, Achsel; mit verächtl. Seitenblick etc.; lächelnd; freundlich; mild; hold; huldvoll; gnädig; in Gnaden, Barmherzigkeit; mitleidig; staunend; verwundert; stumm a.; Wenn ihm [wohl nur Drckf. statt ihn] Einer mit starren und gleichsam bemitleidenden Augen ansah. Stil- ling 4, 62 etc.; Etwas a.; obenhin; flüchtig; gründlich; genau a.; Jch sah’s mit Augen an. Sch. 539a; Etwas a. wie die Kuh das neue Thor etc.; Ein Schauspiel (mit) a.; Ein Obj. auf Etwas a., prüfend, ob und inwieweit es sich zu einem best. Zweck eigne, so auch: Sich auf Etwas a. Cham. 4, 310. Auch zuw. mit mehr oder minder belebt gedachtem Subj.: Marmorbilder stehn und sehn mich an. G. 1, 137; Ein glückliches Land, | das die himmelumwandelnde Sonne | ansieht mit immer freundlicher Helle. Sch. 491a etc.; Sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin. Hohel. 1, 6; Spr. 23, 31 etc.; Jemand oder Etwas ist hold, schön, lieblich; es ist wunderlich, lustig an-zu-s. etc.; selten: Sie anzusehn [a les voir] .., | ihr würdet sie willkommne Gäste heißen. G. 12, 32, nach dem A., dem äußern Anschein etc.
b) Etwas mit dem Rücken (s. d. 1e), seltner: Nacken (Rückert Mak. 2, 21) a.
c) Etwas (mit) a., sich passiv dabei verhalten als oder wie ein unbetheiligter Zuschauer, ruhig, gleichgültig oder (z. B. G. 15, 21) zuwartend, vgl.: Thatenlos nicht länger als Beschauer | kann ich ansehn unsres Vaters Leiden. Platen 4, 278.
d) Das Obj. für etwas Andres a., es dafür halten (vgl. e), z. B.: Jemand für Dessen Bruder; den Himmel für einen Dudelsack (s. d. 1); die Schatten für Leute; durch ein kritisches Mikroskop Sommersprossen für Muttermäler (Matthisson E. 1, 288) a.; Die Freude, die ich daran hatte, machte, daß ich die großen Schwierigkeiten für ein Ausruhen ansahe. G. 28, 53; Du [Hirsch] könntest dich .. für ein Elend a. lassen. L. 1, 165 etc.
e) (s. d) ohne daß eine Verwechslung des Obj. statthat: ich halte es für Etwas, fasse es in best. Weise auf, es erscheint mir so: Für was siehst du die Fremden an? G. 11, 88; Der Aristokratie eifrig ergeben, . . nicht dafür angesehen sein wollen. W. 14, 79; Gal. 2, 9 etc.; Sie sahen das Land .. an für bequeme Stätte zu ihrem Vieh. 4. Mos. 32, 1; Etwas als oder für eine Pflicht, Nothwendigkeit etc., für nothwendig, gut etc., als abgethan a.; Etwas mit andern Augen a.; Du siehst’s wie ein verliebtes Mädchen an. Sch. 350a, so ist deine Ansicht, deine Auffassung etc.; Wenn ich mich gegen ihn ansehe [vergleiche] etc.
f) das Obj. berücksichtigen, erwägen, beachten und sich dadurch in seinem Thun bestimmen lassen (s. 5a; 6c): Wenn ich nicht Josaphat .. ansähe, ich wollte dich nicht a. und achten. 2. Kön. 3, 14; Ich habe auch in diesem Stücke dich angesehen, daß ich die Stadt nicht umkehre. 1. Mos. 19, 21 etc.; Jemandes Elend, Jammer, Noth, Schmach, Niedrigkeit, Dürftigkeit etc. a., sich ihrer erbarmend; Jemandes Gerechtigkeit (Hes. 3, 20), Jemandes Gestalt und große Person (1. Sam. 16, 7) a., s. Person 2h, vgl. 5a; Der Tod sieht keinen Vorzug an. Hagedorn 3, 160 etc.; Eine Summe Geldes etc. nicht a., es sich nicht darauf ankommen lassen; sie fort-, hingeben, z. B.: In diesen zwei Tagen wurde der Aufwand von 700 Pfund nicht angesehen. JvMüller 24, 312; G. 10, 177; L. 3, 31; ugw. (vgl. k): Solches Volk sieht es auf eine Handvoll Thaler nicht an. Gubitz Volksk. (41) 108.
g) Einen um oder für eine Schuld etc. a., als oder wie ein Gläubiger, der durch den Blick zu verstehn giebt, daß er die Bezahlung wünscht, fordert: Du kannst mich für zwei Thaler a., ich bin sie dir schuldig; Der geneigte Leser sieht den rheinländ. Hausfreund um Etwas an. Hebel 8, 226, erwartet, fordert die versprochne Mittheilung; Damit sie nicht sagen dürften, sie wären die Leute, die Gott um irgend eines Werkes willen a. müßte. Luther SW. 35, 125 etc. und so nam. (Rechts-, Kanzleispr.): Einen für etwas Begangnes a., bestrafen; Derselbe wird dem Befinden nach dafür aufs schärfste angesehen. Erbvgl. Beil. 38; Daß man sie .. lästern kann lassen .. und daß kein Mensch den Komödienschreiber dafür muß a. wollen. L. 10, 104; Wie kann der Herausgeber .. eine Ahndung von ihr zu besorgen haben, mit der sie nicht einmal den Vf. a. würde? 197 etc.
h) (versch. i) Einem oder einer Sache Etwas a., anmerken (s. d., vgl. ab-s. 2c); Einem eine gewisse Falschheit (G. 19, 110), einer Theorie ihren Ursprung (39, 99) a. etc.; In einem Ton, dem man es ansah [anhörte], daß etc. Sealsfield Leg. 1, 33; Man sieht zu sehr euch an, | was es euch kostet, mir den Hof zu machen. West Dian. 2, 6; Mehr beleidigt, als er sich hatte a. lassen. W. 4, 134 etc.; Einem Etwas an den Augen (s. d. 11a), an der Nase (s. d. 11), ihm den Galgen an der Stirn (Rab- ner 4, 69) a.; Man sieht dir’s an den Federn an, | was du für’n Vogel bist; Einem an dem Packen auf dem Rücken den Dorfgeher a. Kompert Böhm. 9 etc.
i) (versch. h) Einem Etwas a. [3], durch den Blick mittheilen, z. B. anhexend durch den „bösen Blick“ etc.; So lange schon hat sie diese liebevolle Thätigkeit geübt, daß sie es den Händen, die ihr dienen, nur an-zu-s. braucht, wo Etwas geschehen und wie es von ihnen ausgeführt werden soll. OMüller Med. 1, 35. k) Es (s. d. 8) auf Etwas oder Einen a. = ab-s. (s. d. 3), z. B.: Auf sie hatte es der ungezogene Kühleborn ganz vorzüglich angesehen. Fouqué 8, 94 etc., bes. oft pass.: Es ist auf Etwas angesehen. G. 3, 293; 29, 280; 30, 397; 40, 115 etc.; L. 11, 161; W. 11, 261 etc. (s. f, am Schluß); namentl. früher mit zu statt auf, s. Grimm; Wurm, vgl. auch: Ward zu der Abfahrt angesehen [ausersehen, bestimmt] | im Brachmonat der zwanzigste Tag. Wackern. 2, 143²² etc.
2) tr. [1c]: veraltend: Etwas sieht Einen so und so an, erscheint ihm, bedünkt ihn so (vgl. 1a; 4): Es siehet mich an, als sei ein Aussatzmal an meinem Hause. 3. Mos. 14, 35; Das hat mich selbst oft wunderlich und fremd angesehen. Luther 6, 232b; 257a u. o.; Sehen mich die Thatsachen so grau an. Scherr Sch. 1, 220; Zinkgräf 1, 137; 2, 60 etc.
3) intr. oder ohne Obj.. im Imperat. [1a], vgl. andenken 1: Sieh ’mal oder doch an!; Seh mal Einer an! etc., die Aufmerksamkeit auf etwas Verwundrung Erregendes hinzulenken. 4) refl., s. 1a; ferner: Etwas sieht sich so und so an, erscheint so, sieht so aus (vgl. 1a; 2): Das sieht sich traurig an. Lenau A. 233; Ein fremder Geselle, | der sieht sich so lustig verwegen an | und singt. D Mus. 5, 1, 28; Die abenteuerlichsten Einfälle sehen sich darin ganz natürlich an. Prutz Mus. 2, 334; Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an, | wenn etc. Sch. 347a etc. Nam. oft bei Āltern unpers.: Es siehet sich an, als wenn etc. Luther 8, 14b; Schweinichen 3, 10; Ugw.: Es sieht sich bedenklich um den Fremden an [steht so]. Görres Ath. 138. 5) pass. Partic. (s. 1f):
a) als Ew., von Pers.: geachtet, in A. (s. 6d) oder Achtung stehnd: Sehr angesehen sein bei Allen, bei Hof; Angesehne Kaufleute, Häuser (s. d. 7); Die Vermöglichsten und Angesehensten [„Ansehnlichsten“ 58] von der Bürgerschaft. W. 14, 58 etc.; vereinzelt (s. eigen, Anm.): Die angesehen d sten Theologen. Bahrdt 3, 130; auch: Mit alledem war das Paar nicht unangesehen auf der Oberwelt. G. 7, 213; So steht er nun bedürftig im Gedränge, | von stolz Erwerbenden unangesehen. Platen 1, 306 etc.; Die Angesehenheit.
b) veraltend in der Art einer Präpos. oder Konjunktion: in Erwägung (s. 6d; ab-s.), z. B. mit voranstehndem Accus. Luther 6, 50a etc.; mit nachfolgendem Accus. 41a etc.; Genit. Simplicissimus 1, 449 etc.; mit daß Luther 6, 82a und ohne daß = da, insofern, z. B. Breitinger (Wackern. 4, 8²¹; 10³⁷); Claudius 1, 19; Kl. Gel. 128; L. 7, 410; IP. 3, 130; Zinkgräf 1, 264 etc.; so auch: Unangesehen (vgl. ungeachtet), ohne Rücksicht auf etc., z. B. mit vorstehndem Acc. Fischart B. 12b etc.; mit nachfolg. Acc. Luther SW. 64, 274 etc.; Genit.: JvMüller 24, 121; Stumpf 525b; Uhland 514 etc.; Unangesehen, daß. Fischart B. 12a; Luther 5, 234a; 256b; 470a etc.; ob. 1, 128a etc.; wie lange. Wackern. 2, 5473⁵ etc.; Unangesehen [obgleich] er ein Medikus war. Zinkgräf 2, 36 etc. 6) substant. Infin., z. B.:
a) (s. 1a) Das ist nicht des A–s werth, nicht werth, daß man es ansieht; Sie brauchen Nichts zu kaufen; das A. [der Waare] haben Sie umsonst; Die Nymphen wurden ihm alle vom ersten A. gut. W. 15, 231 etc. Veralt.: A–s [gleich beim ersten A.]. Philander 1, 229 (vgl.: zu-s.; Angesichts).
b) (s. 2; 4) die Art und Weise, wie Etwas sich dem A–den darstellt, der Anschein (s. aus-s. 3; her-s.) etc.: Dem oder allem A. nach; Es hat ganz das A.; A. dazu ist freilich da (Cronegk 1, 91 etc.); Ein schönes, gutes, vornehmes, unschuldiges A. haben od. sich geben, auch prägn. (vgl. d): Sich ein A. geben, ein Air (s. d.) etc.; Einen nur von A. kennen; Seine Gestalt und sein A. Jes. 52, 14; Klag. 4, 7; Hes. 1, 28; 3. Mos. 13, 3 ff.; Wodurch der Halm das A. erhält, als wenn etc. Burmeister gB. 2, 231; So hatte Alles ein gutes A., bis etc. G. 9, 260; Von Gelde entblößt, mit dem A. eines reichen Mannes. 19, 60; Er scheute sich vor dem schülerhaften A., in dem er erscheinen würde. 16, 320; Dein A. bürgt mir deinen hohen Muth. 35, 294; Sch. 992b etc.
c) (s. 1f) die erwägende Berücksichtigung, bes. (vgl.
d) unterscheidend: Im Recht gilt kein A. der Person; Nach (Ggstz. ohne) A. der Person richten, z. B. wortspielend mit a: Rückert Mak. 2, 52 etc.; Den Armen giebt er .. ganz .. sonder A. Jud und Christ . . ist ihm Eins. L. 2, 239 etc.; ferner: In A. [Anbetracht], z. B. mit daß. Simplicissimus 1, 131 etc., mit Genit. Hagedorn 1, 11 etc., häufiger so: In Ansehung mit Genit. z. B. L. 7, 218 (s. Betrachtung); 12, 517; In Ansehung Ihrer. Sch. 638b etc. d) (s. 5a) die Achtung, in der Jemand etc. steht, und die Stellung, aus der sie hervorgeht: In großem, geringem, keinem A. siehn bei Allen, beim Volk, bei Hof; Ein Mann von großem A.; Seines großen A–s willen. Sir. 11, 2; 37, 29; A., das der Mann seinem Amte verdankt, statt der Achtung, die seine Person nicht besitzt. LDiefenbach N. 1, 212; Die Fürstin, deren A. geschmälert werden soll. G. 10, 191; Gebrauch dein Ansehn, Terzky! heiß sie [deine Frau] gehn. Sch. 365a; Sein A. und Einfluß nahmen zusehends ab. W. 6, 85 etc.; Das Macht-A. seiner Staaten. Ense D. 5, 4; Namens-A. B. 3, 600 [A. durch einen berühmten Namen] etc. 7) Ansehung, s. 6, nam. 6c. 8) Nicht ein An- seher der Person, sondern ihrer Werke (s. 1f). Olearius Ros. 82b etc., heute selten.
Āūf-:
1) [6a].
2) intr.:
a) in die Höhe, empor-s.; die Augen aufschlagen: Jer. 31, 26; Sir. 13, 32; Luk. 13, 11; 19, 5; 21, 1; 28 etc.; Gen Himmel a. Matth. 14, 19 etc.; Da sie mit bethränten Augen zärtlich zu ihr aufsahen (s. b). Geßner 1, 216; Wenn er niedersieht und still ist in Sorgen. .. Der erste Blick, wenn er wieder aufsieht. G. 9, 377; Bestürzt, verwundert, neugierig a.; Die Schäflein sehen auf, was Das bedeute. Wackern. 2, 137920 etc. (s. 3a). Ferner: das Auge auf Etwas richten, halten, in versch. Nüancen, so:
b) Lasset uns a. [„hin-s.“ Eß] auf Jesum. Hebr. 12, 2, s. 3b.
c) gw.: ein achtsames Auge, Obacht auf Etwas haben, damit Alles gehörig und nichts Ungehöriges geschehe. Röm. 16, 17: Luther 1, 504b etc., s. 3c; 4; 5.
d) zuw.: auf Etwas, das kommen soll, hin-s.; es erwarten: Als sie schon drei Kinder geboren und auf das vierte jede Stunde aufsah. IP. 56, 6; Alte Jungfern, die noch immer auf ihren Mann a. 20, 131; 177; 57, 136 etc.
3) subst. Infin.:
a) (s. 2a) die Aufmerksamkeit, die etwas Ungewöhnliches, die Augen auf sich ziehnd, erregt (vgl. Eklat): Etwas oder Jemand macht, erregt A., großes A., viel A. oder A–s (W. 4, 109 etc.), auch: Mit einer Art, die A–s macht, | zu sterben. HB. 2, 243 (vgl. laufen 6); Alles A. vermeiden; Wie sie ohn’ A. [zu erregen] | Dürftige speist. V. 1, 160 etc.
b) (s. 2b) veralt.: Ein (groß) A. auf Jemand etc. haben, achtungsvoll zu ihm a. und sich nach ihm richten. LJud. Par. 68b [1. Mos. 3, 16]; Schaidenreißer 7a [2, 228]; Wackern. 3, 288⁸).
c) (s. 2b) veraltend (heute gw. Aufsicht): Hiob 10, 12 (Mühlpsorth Geistl. 20); Weish. 3, 9; Günther 342; Mahnte Solothurn zu treuem A. JvMüller 24, 325 etc.
4) Partic. Präs. zu 2c: A–de Beamte, Behörde; Der Reichsgewalt liegt es ob, die .. verbürgten Rechte ober-a–d zu wahren. Deutsche Reichsverf. (1849) § 53.
5) zu 2b: Aufseher (vgl. Inspektor). 1. Sam. 19, 20; 2. Chr. 2, 18; Jer. 29, 26 etc.; Bau-, Markt-, Schul-, Wege- etc.; Sitten- (Wackern. 4, 3527) etc.; Oberaufseher. Sch. 156b etc. Āūs-:
1) tr.:
a) zu Ende sehn: Das Lustspiel a. etc.; Lange, nicht aus-zu-s–de Weg’. Kl. M. 1, 202 etc.
b) sehnd auswählen: Hiervon [von den Schiffen] will ich dir nun eins aussehn, welches das beste. V. Od. 2, 295 = Davon denk’ ich denn eins zu ersehn [s. d. 1d] dir etc. Wiedasch; Die Jugend zu Geschäften a. Hippel Br. 13 74 etc. und bes. mit refler. Dat.: Sich Jemand zum Rächer a. Nicolai 6, 246; Sich ein Mädchen a. Burmann F. 141; Cronegk 1, 73; L. 1, 464 etc.
c) [3].
2) intr.:
a) [1a] Zum Fenster a. [hinaus-s.]. 1. Chr. 16, 29 etc.; Von hier kann man weit a. (s. 3b); auch: Nach Einem oder Etwas a. (versch. b), spähend und nam. ungeduldig wartend, harrend, z. B. L. 12, 281; Tieck GsN. 1, 204 etc.
b) [1c] auch für die leicht zu mehrenden Belege; wir erwähnen noch bes.: Einen Herrn, der nach etwas recht Vornehmem aussah. Sch. 659b etc. und iron.: Ihr seht mir danach aus! (G. 15, 18; Musäus M. 5, 124), grade so aus etc., von euch ist Das nicht zu erwarten etc.; Es sieht nach Regen aus etc.; Es sieht mit Etwas mißlich (G. 20, 158) etc.; um Etwas scheu (14, 254), windig (Forster Br. 2, 291) aus, steht so; „Wie wird es mit den Zinsen a.?“ Um Nichts schlimmer. G. 19, 279 etc., s. 3a.
3) substant. Infin.:
a) (s. 2b, vgl. an-s. 6b) Ein frisches, gesundes A. etc.; Das A. trügt; Psyche hatte nicht das A., eine Sklavin in diesem Hause vorzustellen. W. 6, 153 etc.
b) veralt. zu 2a: s. Aussicht. 4) adjekt. Partie. Präs., z. B. (2b): Ein wohl-a–der Pachter. König Kl. 2, 14 etc.; nam. aber s. 2a und [8]: Weit-a–d, weit reichend (s. d. 2b), sich in die ferne Zukunft erstreckend (wobei dann oft der Begriff des Prekären hervortritt, vergl.: in weitem Feld, s. d. 4): Verzweiflung, die den weit-a–dsten Projekten eine Farbe der Ausführbarkeit verlieh. Forster Br. 2, 580; Görres V. 117; L. 10, 260; W. 14, 63; 17, 89; 34, 242 etc., s. ausscheinen 2. Be-, tr.:
1) Etwas zum Ggstd. des Sehns machen, es genau an-s. (vgl. besichtigen, betrachten, rekognoscieren etc.): Etwas genau, sorgfältig, prüfend, bei Licht (s. d. 1b) b. etc., oft als absolutes Partic.: Genau b. waren es Phrasen. G. 17, 76 etc.; Den Schaden (s. d. 1e) b.; Einem Patienten das Wasser (s. d.) b., auch übertr. z. B. L. 8, 206 etc.; Sich [Acc.] im Spiegel b.; Sich [Dat.] die Merkwürdigkeiten, die Stadt etc. b.; Die Gestalt von Kopf bis Fuß, auf und nieder (B. 21b) b. etc.
a) Die Zeit mit Besehung der merkwürdigsten Dinge hinbringen. W. 16, 140, häufiger: Besichtigung, das B., vergl. (mundartl.): Die Besehende = Brautschau. Hausbl. (56) 1, 333; 358.
b) verneintes Partic.: Alles un-b. in einen Topf werfen. Sch. G. 1, 236 etc.; selten: Un-b. des Werks. 6, 263, ohne es zu b.; ohne weitre Prüfung, vgl. adv.: Un-b–s. Fouqué Dr. 1, 277; KlGroth Plattd. 34 oder: Un-b–ds. Claudius 4, 15; 6, 9 etc. (s. zu-s. 4).
2) (s. 1) Volksspr.: Etwas als das Einem Zugetheilte bekommen (vgl. dagegen nach-s. 1): Proceß .., bei dem Sie zehn Monate . Wasser und Brot b. können. Gutzkow R. 1, 183; Eine Rüge b. 5, 204; Was Andres b. Lenz 42; Wir b. noch Fröste. Holtei Lammf. 1, 296; Prügel b. Spielhagen Pr. 2, 203 etc.
3) veralt. statt des Grundw., z. B.: Die Gäste b. Matth. 22, 11 etc.; Einen b., besuchen (nam. sich nach dem Befinden um-s–d). 2. Sam. 13, 5 etc.; Ap. 7, 23 etc.; Ein Buch b., nachschlagen, z. B.: Besiehe Deß die Buchhändlerzeitung. JG Müller Lind. 3, 23; Opitz 2, 271 u. v.; auch Zsstzg. z. B.: Die Lage an-b. sansehn]. Monatbl. 2, 7a etc.
4) (veraltend) refl.: sehend sich umthun, sich um-s. (s. d. I 2 und er-s. 2c): Er sei | hier frei, könn’ überall sich hier b. L. Nath. 1, 5; Sich außerhalb des Schlosses b. Novalis 1, 50 etc., vgl. veralt. intr.: Wir sollen b. um einen geschickten Mann. Agricola 264 etc.
5) (östreich.) Beseherin, Kindbettwärterin. I. Dúrch-: 1) intr.: hindurch-s. durch Etwas, z. B. Durch einen Operngucker; durch den Nebel, die Nebelkappe (Bahrdt 3, 273) d., auch [1b]: Hosen, durch welche die Kniee d.; Wie ihre Säulen .. durch Gebüsch . . d. G. 18, 9 etc. (s. 2a). 2) tr.:
a) (s. 1) das Obj., durch etwas davor Befindliches hindurchdringend, sehn: Haut, welche so durchsichtig ist, daß man Herz etc. .. durchsieht. Lenz Nat. 3, 47; Jetzt muß man .. eine Art von Sonntagskind sein, um eine .. Menschengestalt durch eine von .. Unrath entstellte Oberhaut d. zu können. G. 32, 171; Als Schwärmer .., | doch seh ich nur den klugen Redner durch. 35, 175 etc.
b) das Obj. mit dem Blick durchdringen: Das Geheimnis, das .. schon längst durchzu-s. war. Ense T. 2, 337; Sch. 627b; Sturz 2, 99; Tieck NK. 2, 132 etc.; verstärkt: Ein ehrlicher Mensch sieht die Schelmerei durch und durch. G. 3, 183; 9, 197 etc., vgl. II.
c) das Obj. in seiner ganzen Ausdehnung prüfend, besichtigend etc., an-s.: Der Lehrer sieht die Arbeiten der Schüler; der Vf. den Korrekturbogen; die Behörde die eingereichten Rechnungen etc. durch oder nach, revidiert sie, vgl. II 2 und von flüchtiaer An- und Durchsicht: über-f. II 3. 3) subst. Infin.: (veralt.) Offnung zum Hindurch-S. Olearius Ros. 30b; Sebitz 472 (Mz.: Diopter). 4) Zur Durchsehung (s. 2c) und Verbesserung. Danzel 41 etc. II. Durch-, tr.:
1) = I 2b: Von dünnem Flore, den sie wohl d. mag. IGrob Vers. 1, 25; Erst jetzt durchsah H., was in ihr vorging. Meißner Sans. 2, 225; Er übersah und durchsah das Ganze einer Bühne. Schütze Hamb. 253 (Zelter 3, 462); Du bist leicht zu d., du hast das Herz auf der Zunge. Zedlitz Kab. 3, 2 etc.
2) = I 2c: Ich durchsehe, was ich Ihnen gestern geschrieben. Heinse K. 1, 250; 385; Durchsiehe alle Historien! Luther 6, 5b; 5, 40b etc. Eīn-:
1) intr.:
a) in Etwas hinein-s., z. B.: In die Loge (Gutzkow R. 4, 380), ins Zimmer (s. c), ins Buch (s. 2) etc. und (von geistigem Blick, s. 2b) in Satans List (ChGryphius Wäld. 2, 192) e. etc.
b) Auf Einen e., mit Blicken eindringen. HKleist Kr. 166.
c) (niederd.) Bei Jemand e., einsprechen (s. d., vgl. vorkommen), um sich nach ihm um-zu-s., besuchend ohne Förmlichkeit bei ihm eintreten. Höfer Hausbl. (57) 1, 23; 30; 33; Leb. 129 etc.
d) aufs–d einschreiten, s. [1b] drein sehen und 4.
2) tr. (s. 1a):
a) einen Blick ins Obj. thun, um sich dadurch zu instruieren: Eine Schrift; die Akten e.; Nach eingesehnem Brief. G. 16, 49 etc.
b) (s. a) ins Jnnre von Etwas eindringend, es begreifen, fassen, z. B.: Einen verhüllten Abgrund (Wackern. 2, 580¹³), die Menschen (Hagedorn 1, 116); eine Sache; ihren Grund; den Zusammenhang; die Nothwendigkeit e.; Der, weil er Manches einsah, Alles zu über-s. glaubte. G. 29, 326 etc., auch mit abhäng. Satz: E., warum Etwas geschieht; daß man Unrecht gehabt etc.; Wenn sie närrische Streiche gemacht zu haben e. Immermann M. 4, 283; Daß Sie können, | was Sie zu müssen eingesehn. Sch. 279a etc.
3) adjekt. Partic. Präs. zu 2b: E–de Pers.; e–d sein. Kant 2, 573: 3, 185; Rabner 1, 15; 3, 20; 51 etc., heute gw.: einsichtig etc.
4) subst. Infin., nam. zu 1d (vgl. bes. für 2b Einsicht): Es wird noch ein andres E. über sie kommen [Ahndung, Strafe]. Weish. 19, 14; Bei Vermeidung schärferen E–s. Börne 2, 411; 421; Ein E. nehmen (Gutzkow Liesli 80), haben (Hackländer Hdl. 1, 106), thun (Schlegel Sh. 8, 32), auch: Ein E–s haben. Ifland 3, 98 etc. Empōr-: auf-s. 1. Lewald W. 3, 282 etc. Ent-, refl.: sich scheuen, nam. mit Infin. und zu. Brockes 1, 470; B. 447a; Leibnitz 2, 284; Mendelssohn 5, 537; Niebuhr 2, 621; Schütze Hamb. 191; Winckelmann 5, 263; 293 etc., auch: Ich entsehe mich [es zu thun]. V. Od. 18, 12 etc.; Sich vor Einem e. Rachel 4, 38 etc.; Ich entsehe mich des vielen Bittens. Olearius Ros. 39, ich scheue mich, länger mich bitten zu lassen und gewähre es deßhalb und o. abhäng. Vh. etc. Entgêgen-: Einem Kommenden (L. 2, 262; 266), seinem Besuch; dem Tod (G. 35, 279) e. etc. Er-:
1) tr.:
a) sehnd gewahr werden, gewahren, in der heutigen gw. Prosa nam. mit aus zur Angabe Dessen, woher man Etwas erkennend schöpft, entnimmt: Aus dem Brief, aus diesem Umstand e. wir, daß etc.; aber auch in der ältern Spr. (z. B. Bibel), wie in der gehobnen (nam. der dichter.) auch außerdem häufig, so daß Belege nur für minder gw. Fügungen nöthig scheinen, z. B. für Acc. und Infin. [5]: Berlichingen 82; Als .. Gunther das heiße Blut ersah | in dem Schiffe schwimmen. Simrock N. 1507 etc., ferner [6]: Dich hab ich gerecht e. [befunden. Mendelssohn]. 1. Mos. 7, 1 = Dich habe ich e. als gerecht. Zunz; Niemand aber ersah Vreni so schön als Alban. Auerbach D. 4, 31; V. Od. 11, 522 etc. und für die prägn. Beschränkung auf den eig. Gesichtssinn: Nicht zu e. mit dem Auge, noch mit der Hand zu ertasten. Kosegarten D. 1, 103, s. nam. H. 11, 324.
b) (zuw.) mitansehend ertragen: Länger kann ich’s nicht e. Müllner 1, 218 etc.
c) abpassend erspähn und wahrnehmen (s. 2a): Seine Zeit (Sir. 20, 7 etc.); seinen Vortheil (G. 19, 159); sich den Vortheil (Sch. 379a), die Gelegenheit (G. 22, 315), den Augenblick e. etc., s. ver-s. 1h.
d) aus-s. 1b; auswählen: Sich Einen (1. Sam. 16, 1) oder Etwas (Pfeffel Po. 3, 66) e.; Einen zu Etwas (L. 2, 220), sich ein Schaf zum Brandopfer (1. Mos. 22, 8), sich einen Steinblock zum Ausrasten (Matthison E. 1, 6) e. etc., auch Doppelzsstzg.: Daß er mich zum vorzüglichsten Ggstde seines .. Hasses aus-e. G. 22, 190; JvMüller 13, 221; Sch. 452a etc.
e) durch das Sehn das Obj. erregen: An Etwas sich seinen Ekel e. Thümmel 2, 49, sich bis zum Ekel satt daran sehn.
2) refl.:
a) mit Genit. = 1c: Sich seines Vortheils (G. 9, 61; W. 18, 295), des Augenblicks (7, 33), der Gelegenheit (Luc. 4, 276) e. etc., ferner veralt.:
b) (s. 1a) Sich in einem Spiegel e. Stumpf V. 1b etc.
c) = bes. 4: Sich im Garten (Schaidenreißer 14a), in Büchern etc. (Wackern. 3, 756¹⁵; 626²⁰) etc.
d) von Schwangern: Sich e. [= ver-s., s. d.] an Etwas. SClara EfA. 2, 661. weg-s. nur noch alterthümelnd statt des Grundw. Görres H. 1, 169; 171 etc. Hêr- etc.:
Fórt-: Ge-:
1) intr.: s. [1a; b], ferner z. B.: Blandine sah her, Lenardo sah hin. B. 32b; Wirklich lässt sich über diese Nothwendigkeit auch hin- und her-s. Claudius 6, 20 (s. hin- und hermeinen); Ein besseres Her-s. gewinnen. Fallmerayer Or. 2, 358 (s. an-s. 6b). Mit Übermuth, Dünkel, geringschätzig herab-s. auf Jemand etc. G. 37, XVIII etc. Hinauf-s., z. B. an (G. 14, 223), nach (10, 78), zu Einem; zum, gen Himmel etc. Über Etwas hinaus-s. G. 15, 16 = weg-s.; Für uns weiter hinaus-zu-s. L. Samps. 1, 7, in die Zukunft; sorgen etc. Sie sehen so lange an der Sache herum, bis sie ihnen so erscheint. Börne 2, 324 etc. Hinweg-s., s. auch ab-s. 1 etc.
2) refl.: Sich herum-s. nach Etwas. W. 11, 161 etc., s. um-s. 3) tr. [3]: Die Fertigkeit, mitgebrachte Nimbuschen an die edelsten Kunstschöpfungen hinan-zu-s. D Mus. 1, 2, 135; Ich [Porträtmaler] kann nichts Anderes aus Ihnen heraus-s. GustvSee Eg. 1, 168 etc. 4) Dazu z. B.: Die Obendrüberhinseher. Diesterweg (Volksz. 9, 116). Nāch-:
1) Einem n., mit den Blicken folgen. 2. Mos. 33, 8; Ap. 1, 10 etc. Daher in Bezug auf das Einem Entgehnde, Entwischende: Das N. und den Schaden (Luther 5, 271b), nnd Spott zum Schaden (413b); das N. (Prutz Mus. 3, 71 etc.); Nichts als das N. (G. 20, 58), als das lange N. (Gutzkow 11, 17); das leere (Temme SchwM. 2, 28); das blinde (Gotthelf U. 2, 240); das bloße N. haben (vgl. dagegen: be-s. 2); Einem das leere, nüchterne N. (Tieck A. 2, 59), nur ein verspätetes N. (Möser Osn. 1, 352) lassen, vergl. zu-s. 3.
2) nach Etwas sehn, um zu erfahren, wie es damit steht, sich verhält etc.: Ich will n., ob ich es habe; wo es ist etc.; wieviel Uhr es ist etc.; Ich weiß es nicht, ich will in meinen Geschäftsbüchern n.; Etwas im Wörterbuch oder das Wörterbuch n. (s. nachschlagen 5) etc., ferner nam. tr. = revidieren (s. d. und durch-s. I 2c).
3) Einem Etwas n., es ihm, von dem nach aller Strenge zu Fordernden etc. nachlassend, so hingehn lassen (vgl. nachgeben 4c): Er über- sieht (s. d. II 1) keine Fehler seiner Diener, aber er sieht ihnen manche nach; Jungen Leuten Etwas nach-zu-s. wissen. G. 17, 254; 11, 129; Würden es die Gesetze euch n. 28, 233; Wir haben ihm bloß seine allgemeinen Unarten nachgesehen. Sch. 2, 14; Daß man ihm nachsah, was man einem Philosophen .. schwerlich zu Gute gehalten hätte. W. 13, 60; Sich Etwas n. etc. Hier kann nun theils das Obj., theils der persönl. Dat. fortfallen und mit leiser Nüance statt des Obj. auch der dies mehr oder minder verlebendigende Dat. stehn (s. vergeben 6), z. B.: Vergieb! .. sieh mir nach! G. 8, 86; Er hat zuerst den fremden Lehrern nachgesehen, hats so genau nicht genommen. 9, 154; Wenn er sich nicht .. nachsähe. 17, 318; 376; Ihm nicht 24 Stunden [mehr] n. L. 4, 419etc.; So mögen jetzt auch hierin einige Überschreitungen nachgesehen werden. DMus. 1, 1, 236 etc. (s. über-s. II 1); Dies Bewusstsein, womit man seinen Mängeln nachsieht. G. 39, 296; 17, 34; Dem Aberglauben kann doch nur so lange nachgesehen werden, als etc. W. 14, 176 etc. und im adjekt. Partic. Präs. (s. nachsichtig): Unerbittlich gegen uns selbst, n–d gegen Andere. L. 11, 28; Kein Verbrechen, welches unter n–deren Gesetzen begangen war, nach spätern geschärftern Gesetzen gerichtet. 10, 195; Abbt 1, 6; Kl. Gel. 265 etc. Nīēder-t hernieder-s., z. B.: Den Lorbeer männlich verdienen und n. Od. 1, 105, als Ausdruck bescheidnen Stolzes; häufiger: Schamroth n. Sch. 255b, auch [1b]: Ein Felsen, welcher in den Strom niedersah. B. 265b etc. I. Úber-: 1) intr.: hinüber-s. (über Etwas). 2) tr.: s. II 2c; 3. II. Über-, tr.:
1) über Etwas hinweg-s., so daß es der Blick nicht trifft, es unbeachtet lassen: Etwas aus Unachtsamkeit, unabsichtlich (s. a) oder mit Absicht, mit Wissen und Willen (s. b) ü. (vgl. nach-s. 3, auch in Bezug auf die Fügung), z. B.:
a) Nun gewahrt er, früher ü., | ein Kreuz. Cham. 4, 33; Sie haben eine Zeile ü.; ihn bei der Theilung ü.; Sie ü. dabei (den Umstand), daß etc.; Den Fuß übersieht sie [die bildende Natur bei den Römerinnen, sie schenkt ihm nicht die zur Hervorbringung des Schönen nöthige Sorgfalt]. Forster Jt. 1, 227, vgl. (s.b): Man muß den Fuß bei den Römerinnen ü., um sie schön zu finden etc.; Etwas macht (vgl. b: lässt) Einen das Obj. ü., alle Blicke auf sich ziehnd = man übersieht es über (s. d. †) mit Accus. und nam. bei Alteren (doch z. B. auch Sealssield Leg. 2, 241; Zw. Schwestern 1, 28) mit Dat., s.: Wenn wir den Künstler über dem Gemälde vernachlässigen. . . . Wenn meine Freude über sein Meisterstück mich ihn selbst ü. macht. Sch. 183b etc.; Ein Ü. berichtigen, vgl. ver-s. 5.
b) Daß ihre Wittwen ü. worden in der tägl. Handreichung. Ap. 6, 1, übergangen, „zurückgesetzt“ etc.; und nam. = nach-s., z. B.: Er übersieht sich Alles und nimmt es dafür mit mir so scharf. W. 21, 58 etc.; mit bloßem Obj.: Gott hat die Zeit der Unwissenheit ü. Ap. 17, 30 [hatte Nachsicht mit den Zeiten. Eß]; Lerne .. | kleine Fehler ü. Gotter 1, 58; Ü. Sie die schlechte Schreiberei! W. 11, 214; Die Schönheit des Ganzen lässt oder macht (s. a) mich kleinre Mängel ü.; Dgl. Kleinigkeiten kann ich leicht ü., verschmerzen, brauche sie nicht zu beachten etc.; veralt. mit Dat.: Ich will ihm nicht mehr ü. Am. 7, 8; 8, 1 [,nachs.“ Zunz] und absol.: Nicht schonen noch ü. Jer. 13, 14; Hes. 7, 4; 9, 5 etc.
2) von hohem Standpunkt aus mit einem das Obj. im ganzen Umfang umspannenden Blick Etwas sehen:
a) eig.: Von hier aus das ganze Banat ü. können. Kapper Chr. 2, 152; Forschend übersieht dein [Luna’s] Blick | eine großgemeßne Weite. G. 1, 41; Platen 2, 167 etc.
b) s. a und [1b]: Herrisch übersah das Schloß das weite Land. Spindler St. 1, 55 etc.
c) übertr.: Etwas in seinem ganzen Umfang ermessen, erkennen, einsehn: Eduard übersah das ganze Vh. recht deutlich und malte es recht scharf aus. G. 15, 21; Man steht vielleicht nicht sehr hoch und übersieht nun doch, daß etc. Gutzkow R. 2, 265; Pope hat .. die Sache nicht ü. Lichtenberg 4, 295; Er übersah und durchsah [s. d. II 1] das Ganze einer Bühne. Schütze Hamb. 253; Übersieh in ihrem ganzen Umfange die Folgen! W. 9, 124; Die Folgen lassen sich noch gar nicht ü. etc.
d) indem bes. hervorgehoben wird, daß das Subj. einen höhern Standpunkt als das Obj. einnimmt: ihm weit überlegen sein: Jedermann glaubte ihn zu ü., obschon Niemand es ihm gleichthun konnte. G. 22, 45; 13, 182; Junge Leute, die ihn durch- sehen (s. d. II 1), wo nicht ü. Zelter 3, 462; Einen in (oder an) Etwas weit ü.
e) adjekt. Partic. Präs.: Bei jeder Einrichtung menschlicher Dinge denkt man sich ein [sie] ü–des (s. c) Auge, eine allgemeine Vernunft. H. Ph. 10, 233; Ein gewisser Stolz .. entstehet .. aus einer vernünftigen Empfindung seiner eignen [die Andern] ü–den Größe (s. d). L. 4, 127 etc., auch (weil ohne Obj. und gleichsam intr., s. I, –⏑–⏑).
3) den Blick über Etwas nach seiner Oberfläche in der ganzen Ausdehnung hingehn lassen, wobei theils das nicht tiefre Eindringen des Blicks, theils das Umfassen des ganzen Umfangs mehr hervortritt, vgl. durch-s. I 2c; überlesen 1a (wie dies auch mit Betonung –⏑ ⏑): Sich seine Lektion nochmal ü.; Des Campani Buch, das .. Münsterus ü. und ausgestrichen hatte. Luther SW. 61, 6; Weidner 7 (in Betreff der Druckf.) etc.; Der Fürst der Scharen | übersah der Völker Zahl. Sch. 53a, musterte sie etc.; Sie übersah mich mit so großen Augen [sah mich von oben bis unten an], als ob ich nicht klug wäre. Thümmel 2, 169 etc.
4) War .. Dies das Gesicht, das soviel Thorheit sah, | bis endlich Bolingbroke es ü.? Schlegel Rich. II. 4, 1, es überglänzend etc. verdrängt (out-fac’d by B.).
5) refl. ugw.: Im Trinken sich ü. W. 10, 121, sich übernehmen (s. d. 6). I.
Um-: 1) refl.:
hinter sich sehn. Jer. 46, 5; Er sieht sich | oft nach euch um. Kl. M. 4, 630; Siehe dich nicht um! .. Als seine Frau hinter ihm zurücksah. Mendelssohn (1. Mos. 19, 17; 26; „Siehe nicht hinter dich!“ etc. Luther); Ehe man sich umsieht [im Nu]. Brentano Wehm. 86, dazu: Im (Klencke Gsp. 1, 40 etc.) oder: in einem (Schlegel Kaufm. 2, 2; Tieck NK. 4, 395) U., selten außerdem ohne sich oder intr. (s. 2): Das Weib sah um. PHeyse N. 72 etc. 2) refl.: ringsum im Kreise sehn; sich sehend umthun: Nicht genug kann sich ein Künstler unter den Volksmassen u. G. 29, 408; Er hatte sich in der Welt- und Menschengeschichte nach allen Zeiten und Gegenden umgesehen. 22, 70; Sich um Gehilfen u. W. 32, 268 (mund- artl.: sich auf Jemand u. Kompert Pfl. 2, 141). Selten intr. (vgl. 1): Umsonst sah ich um ein erklärendes Zeichen ..um. Fallmerayer 1, 233 etc., wie gw. [1b]: Einen weit u–den Hügel. Geßner 3, 62; 2, 172 etc., vgl.: Sieh dich umher in dieser ganzen Schar. Sch. 492b etc.; Wagst du’s umher-zu-s.? G. 13, 136 etc.; Sie war nicht ganz rein von allem Umher-S. 15, 89, spekulierendem Ausblicken nach Andern; Ein weit umher-s–der Geist. Zimmermann E. 3 etc. und mundartl.: Sich in der Welt ver-s. Kantzow 2, 246; be-s. (s. d. 4) etc. II.
Um-, tr.:
von allen Seiten be-s, (selten): Stieg auf ein .. Gebirg, umsahe die Gegend hin und her. Schaidenreißer 41b; Wir .. umsahn mit Bewunderung Alles. V. Od. 9, 218; Il. 11, 82 etc., s. Schaden 1e. Ver-:
1) tr.:
a) Ein sachl. oder persönl. Obj. mit Etwas v., machen, daß ihm dies nicht mangle (vgl. versorgen und d): Einen (oder sich, s. 2a) mit dem Nöthigen, z. B. mit Lebensmitteln, Schießbedarf, Kleidung, Holz, Geld, Truppen etc. v.; Den Stock oben mit einem Knopf, unten mit einer Zwinge v.; Den Brief mit, Kouvert, Adresse, Siegel v.; Mit Etwas ver-s. sein; „Nehmen Sie noch etwas Braten.“ Danke, ich bin [damit] v. etc.
b) (s. a) prägn.: Einen v., ihm die Sterbesakramente reichen. Schm.; Gutzkow Z. 3, 56.
c) (s. a) Etwas v., das dazu oder darin Nöthige besorgen, thun (vgl. verwalten): Unsre Wirthschaft ist nur klein | und doch will sie ver-s. sein. G. 11, 134; Diese [Herden] versehn theils Fremdling’ und theils leibeigene Hüter. V. Od. 14, 102; Die Küche, den Stall v. etc.; Seine Stelle wohl, gewissenhaft v.; Eines Andern Stelle, Amt, Dienst v. (vgl. verwesen); Die Dienste eines Schaffers v–d. Hausbl. (56) 1, 288; Vom gewissenhaften V. seines Amtes. Raumer Päd. 3, 2, 162 etc.; auch von Sachen: Die Decke versieht die Stelle eines Mantels etc.
d) von einer höhern waltenden Macht: erwählend und anordnend Etwas bestimmen (vgl. 7b; Vorsehung; prädestinieren; verhängen 1e etc.): Hes. 20, 6; Hebr. 11, 40 etc.; Eitelkeit . ., zu der unser Geschlecht recht ver-s. zu sein scheint. Gellert 4, 246; Ein armer Mann, ver-s. zum Graben. 1, 243; Der, zum Greis ver-s. [seiner Konstitution nach von der Natur bestimmt], vor Noth als Jüngling stirbt. 2, 7; Wenn es Gott doch so ver-s. hätte. Möser Ph. 3, 45; Weil es so ver-s. war, daß Troja ohne Herkules Pfeile nicht mochte gewonnen werden. Opitz 2, 166; Ramler F. 1, 252; Wackern. 2, 1768³; Weichmann 2, 133; W. 26, 176; 20, 104 und Anm. 354 etc. Bibl. prägn.: zur Seligkeit bestimmen, s. Luther SW. 60, 162 etc. und wortspielend (s. f): Wer christlich lebt .., Der ist ver-s.; wer dawider thut, Der hat’s ver-s. Weidner 178 etc.
e) Ein Obj. für Etwas v., irrthümlich dafür ansehn: Noch im 40sten Jahre .. versah man sie für eine ihrer Töchter. Kestner G. 305; König Kl. 3, 145; Zinkgräf 1, 170 etc.
f) (s. e) Etwas v., aus Unachtsamkeit Etwas, das man nicht sollte, thun, doch nur mit sächl. allgm. Fw. so nam. auch es, s. d. 8, z. B. 3. Mos. 5, 2; 22, 14 etc. oder Ew., nicht mit best. Hw. als Obj.: Etwas, Nichts, etwas Großes, Etwas im Amte v.; Es bei Jemand v.; Es. darin v., daß etc.; Der ein Einziges an der Beschwörung versieht. G. 39, 17; Er machte durch sein Herz gut, was sein Kopf versah. Seume“ Sp. 177 etc. Ugw.: Wenn sie sich’s versahen und zu nah dran vorbeistrichen. Sch. 107b, vgl. 2c.
g) (s. f) zuw.: durch Unachtsamkeit sich um Etwas bringen, es verscherzen: Eine Gelegenheit v. Adelung; Sein Glück und Heil v. Gryphius; ebd.; Das Spiel durch einen falschen Zug v.
h) vereinzelt = er-s. 1c: Der da hält hinterm Busch | bis er versieht seinen Husch. Rückert Mak. 1, 44 etc.
i) s. 2f.
2) refl.:
a) s. 1a.
b) s. um-s. I 2.
c) aus Unachtsamkeit ein Irrthum begehn, Etwas thun, was man nicht wollte: Du hast dich in der Rechnung v., zu deinem Nachtheil um 8 Groschen v.; „Jch habe mich v.; ich wollte eine andre Karte ausspielen.“ V. ist auch verspielt etc., s. 1f; g; 4.
d) selten, nach Analogie von vergaffen (s. d.): sich durch Sehen verlieben: Versah dein Herz an deinen Augen sich? | .. So ging Narciß der eignen Schöne nach. Freiligrath V. 16.
e) von Schwangern: Sich an Einem oder Etwas v., durch den Anblick desselben eine an der Leibesfrucht sich sichtbar machende Einwirkung erleiden: Man hat Muttermäler in Form von Sternen, Kreuzen, weil die Frau, die den Menschen trug, sich an einem großen Orden, an einem Kirchenzuge versah. Immermann M. 1, 351; G. 3, 118; Rabner 3, 25; Sch. 121a etc.
f) nach Dem, was man von den Vhen (Umständen) weiß, voraussehnd das Eintreffen von Etwas erwarten, in der gewöhnlichsten Fügung: Sich eines Dinges (zu Jemand) v., es (von ihm) mit einer Art Sicherheit erwarten (vgl. Zuversicht), oft in der Bibel, ferner z. B. Gutzkow R. 8, 431; Daß ich mich zu einem Professor .. Dessen nicht v. hätte. L. 13, 118; Ramler F. 2, 540; Wann hätte | er dieser seltsamen Verschlossenheit | zu seinem Freunde sich v.? Sch. 285b; 743a; Wessen soll man sich zu euch v.? 543b (894b); Wackern. 3, 458²⁵; Zu dem sie des Streichs sich nicht versah. W. 3, 223; 4, 157; 6, 82; Zwei Lauretten, deren keine der andern sich versah. 11, 202; 12, 57; 14, 113; 185; 20, 17; 27; 22, 246; 27, 271; 379; Luc. 3, 238 (auch: Von dir versehe ich mich Sanders, deutsches Wörterb. II. keiner andern als einer aufrichtigen Antwort. Att. 3, 2, 284). Statt des Genit. Dessen findet sich nun (s. Das 4; Es 9): Ehe du dich’s versiehst. FKMoser Schr. 2, 359; Wer hätte Das zu Ihnen sich v:? W. 11, 200; Eh sie sich’s zu ihm v. haben. 176; 12, 61 (vgl.: Zu seinem grauen Kopf sich Nichts dgl. ver-s. Luc. 1, 345 etc.) und bes. oft: Ehe man sich’s versieht etc. G. 15, 180; 135 etc. Hier wurde nun bald der Genit. es als Obj. und der Accus. sich als Dat. gefasst und demgemäß heißt es: Ehe ich mir’s versehe. Gutzkow R. 4, 317; Daß du dir die hohe Gnade nicht ver-s. hättest. Rabner 3, 34; Daß ich mir nichts Gutes zu ihnen versahe. 4, 71 und W. 13, 155; 17, 141; Ich hätte mir .. eher des Himmels Sturz ver-s. 10, 253 etc., s. einzelne Bsp. von Vermischung beider Fügung: Ich hätte mich des Himmels Fall ehe v. Berlichingen 134; Daß ich mich zum Dialogus eher alles Andere versehen hätte als daß etc. W. Luc. 6, 220; Daß ich mich nichts Böses zu ihm versah. LPHahn Hohn. 19, vgl.: Sich zu meiner Denkungs- art das Beste v. W. 2, 87; Sich von ihm Gewaltstreiche v. Kohl E. 2, 51 etc. Wir erwähnen noch abhäng. daß, z. B.: Non praesumitur etc. .. Man versiehet sich’s nicht, daß solches hohes Haupt irre. Luther 6, 497b; Sollen sich tröstlich zu uns Allen ver-s. in Christo, daß etc. 325b u. v.; ferner als seltne Fügung: Auf den Fall versieht man sich bei euch. Sch. M. 2, 243; Die Mörder, die sich .. auf keine Überraschung ver-s. hatten. 10, 201 (vgl.: gefasst, vorbereitet auf etc.) und in veralt. Bed.: Ich habe steif des Herren mich v. Opitz, auf ihn meine Zuversicht gesetzt.
3) intr. (veralt.): s. verhören 3a: Luther.
4) adjekt. Partic. pass., z. B. (s. 2c; 1f): Geflissenes oder v–es [unabsichtliches] Übergehen. Leibnitz 1, 386 etc. (s. u.: vgl.: Aus V–heit. Rockenphil. 2, 270 = aus V., s. 5), nam. aber: Un-v., zu 2f, unvorhergesehen, unvermuthet, unerwartet, plötzlich: Un-v–e Furcht. Weish. 17, 15; Nichts erfreut wie un-v–e Dinge. Schlegel Heinr. IV. 1, 1, 2; Zu diesem un-v–en Feierzug. Joh. 2, 2; W. 17, 94; Zinkgräf 1, 121; 2, 42 etc.; Un-v–er Weise; Ding (s. d. 3d). Schaidenreißer 14b etc.; Von einem un-v–lichen Windsturm. Stumpf 643a u. bes.: Un-v–lich. adv. 479b; 726a etc., und dafür heute gw.: Un-v–s. 4. Mos. 6, 9 etc.; Obgleich erwartet, doch un-v–s [überraschend etc.]. G. 23, 274; 2, 8; 15, 296; V. 1, 153; 158; Od. 5, 124; W. 11, 213; 215 u. o.; auch als Ggstz. zu geflissentlich (s. v.): ohne daß man es (eig.) wollte: Un-v–s einen Todtschlag begehen. 4. Mos. 35, 11; G. 19, 152; w. 9, 12.
5) subst. Infin. zum Obigen, s. 1c etc., aber auch als konkretes Hw. (mit Mz.) zu 2c und 1f: Etwas, das man aus Unachtsamkeit anders thut als man wollte und sollte: Ein V. ist leicht zu verzeihn; Es laufen manche V. mit unter; Berichtigung der Haupt-V. etc.
6) selten: Die Verseher des Sittenrichteramts. Börne 5, 275 (s. 1c).
7) Versehung:
a) eines Amts (s. 1c). Adelung.
b) (s. 1d) veralt.: Prädestination, Vorherbestimmung. Luther SW. 60, 160; Schaidenreißer 1b etc.
Vōr-:
1) Etwas v., voraus-, vorher-s.: Die Kunst, was uns die Wolken tragen, | im Spiegel der Natur vernünftig vorzusehn. Haller 36; Der die Folgen vorsieht und erwägt. Klinger Giaf. 334; Iv Müller 1, 256; 278; 6, 157; Pfeffel Pr. 9, 35 etc.
2) (s. 1) mit weiter reichendem Blick erwägen, bedenken: Hinten hätt’ er nicht vorgesehen, | daß da auch wieder Leute stehn. G. 2, 223; Möcht er wohl vorgesehen haben, | was drüber kämen für feine Knaben. 6, 65 etc.
3) (s. 1; 2) in Voraussicht für Etwas Sorge tragen, Vorkehrungen treffen: Es war auch schon von unserm Ahnherrn vorgesehen. 19, 74; Ottilie fand nun im Garten die Frucht ihres V–s: Alles keimte etc. 15, 229; Die im Testament vorgesehne Nachwahl. Prutz Mus. 2, 27 etc., auch mit Dat.: Jst somit dem Fünf der Sinne | vorgesehn im Paradiese. G. 4, 149 etc.
4) Sich v., fich vor Schaden hüten, in Acht nehmen. Mark. 13, 9 etc., vor Etwas. 8, 15 etc. oder vor Einem. 12, 38 etc. oder: daß nicht etc. 2. Joh. 8 etc.
5) Sich auf Etwas v., es voraus-s–d; sich darauf vorbereiten. G. 6, 329; 15, 175 etc.
6) Partic.:
a) Ihr seid zärtlicher als v–d. 9, 86, gw. vorsichtig (s. d.).
b) Vorgesehene Pfeile schaden desto weniger (s. 1). W. 14, 167; Soviele Schläge unvorgesehn auf einmal | zerschmettern mich. Sch. 619b; G. 4, 300 etc., vgl. (un)erwartet.
c) (s. 5) Der alte Herr, auf keine Überraschung vorgesehen, sollte etc. König Kl. 2, 345.
d) (s. 1) Auf eine nicht vor-zu-s–de Weise. G. 27, 440 etc.
7) Daß Gott ein „Fürseher“ sei seiner Diener. Wackern. 3, 65³³, s. 3.
8) Vorsehung:
a) (zu 3) Kanzleispr.: Wegen einer Sache Vorsehung thun. Adelung.
b) die alles Geschehnde durchwaltende höhere Macht und das Walten derselben. G. 22, 399; Vorsehung oder Zufall. Sch. 298b; Den Zufall giebt die Vorsehung. Zum Zwecke | muß ihn der Mensch gestalten .. In der Vorsicht [s. d.] Hand. 277a; Tell: Durch Gottes gnäd’ge „Fürsehung“. 540b; W. 33, 54 etc. s. voraus 3, vgl. vor-s. 1: Was daraus werden kann, sieht kein Mensch voraus. G. 15, 21; Die Folgen v. 39, 82; Alle Vorfallenheiten v. Heine Reis. 2, 57; V., daß. L. 8, 117 etc.; Sie war v–der. G. 22, 61; Frohsein mit V. 7 etc. Veralt. = sich hüten, z. B. mit Infin. und zu Mandelslo 119 (s. vor-s. 3). den Blick an Etwas vorbei gehn lassen. V. 2, 109. s. vorher und vor-s. 1. Kant Anthr. 100; Platen 4, 293 etc.; Unvorhergesehene Ereignisse etc.
Vorāūs-: Vorbēī-: Vorhêr-: Wég-:
1) [1a] Wie ich erröthete, wie ich wegsah! .. Daß du oft über dem Blatt wegsahst. G. 9, 347 etc.
2) [3] durch Sehn wegschaffen: Du wirst die Schlangen nicht w. Luther SW. 46, 361 etc. Wīēder-: Möcht’ ich den Menschen doch nie in dieser schnöden Ver- irrung | w.! G. 5, 55 etc.; Das W. ist froh, das Scheiden schwer, | das Wieder-W. beglückt noch mehr. 2, 93; Auf W.! Sch. 247aetc.; Auf Nimmer-W.! Prutz Mus. 2, 59. Zū-, intr.:
1) zugegen sein und auf etwas zu Sehndes hin-s. (s. zuschauen): Sie tanzen, wir sehn zu; Er sah dem Spiel | und sah dem Reihn der Dörferinnen zu. Hölty 1 etc., nam. auch (s. an-s. 1c): So zuzusehn der Tafelrunde Schmach | verdroß ihn. W. 11, 115; Dem Unwesen nicht länger z. können etc.; zuw. auch nur statt hin-s.: Hielt die Hand vors Auge, um vor der Abendblendung schärfer z. zu können. Kinkel E. 391 etc., s. 3; 4.
2) Etwas seine Sorge sein lassen (s. [4b] und [1b]: zu Etwas sehen): So seh er zu, mit Gott sich abzufinden. G. 4, 21; So siehe zu, | wie du der Söhne blut’gen Hader stillst. Sch. 490a; Da musst du allein wohl zusehn. Stets ja der beste | war dein Rath. V. Od. 23, 124; Sieh zu, daß du nicht fällst etc.
3) s. 1: Männer welche das Theater nur vom Z. kannten. Devrient 2, 170; Wir haben die Noth gehabt und Sie hatten das Z. Immermann M. 4, 286, waren bloße Zuschauer; nam. auch (hergenommen von einem Kartenspiel, s. Agricola 329): Das Z. gewinnen oder haben = das Nach-s. (s. d. 1).
4) (s. 1) Zusehen(d)s, adv. zur Bez. einer sichtl. Steigrung, die man z–d, während des Z–s gleichsam wahrnimmt: Schwillt zusehns (– –) ihr Kontour. W. 12, 13; Die Gasse wird z–s (––⏑) immer länger. 20, 88; Z–s ward | ihr Ansehn trüber. 11, 96; 246 etc.; [Sie bringt ihn] | dem abgeredten Ziel z–ds (––́⏑) immer näher. 3, 40; 29; 11, 170 u. o. (nach Adelung in gw. Ausspr. ⏑–⏑, dagegen heute wohl allgm. –⏑).
5) (s. 1) Dem Zuseher ist kein Spiel zu hoch. Sprchw. etc., seltner statt Zuschauer (s. d.) in Bezug auf ein Schauspiel. Börne Par. 5, 88; Gryphius Fr. 458 etc. Zurück-: s. um-s. I 1, z. B. V. 1, 56 etc., auch: Wenn ich das Blatt zurücksehe [das Geschriebne übersehe]. G. Stolb. 100 und bes. in Bezug auf die hinter Einem liegende Vergangenheit: In unsrer Väter Zeit (Wackern. 2, 894¹⁵), in die Blumensonne seines Mais (Sch. 10a) z.; Das heitere Z. in ein wohlgebrauchtes Leben. W. 7, 72 etc. Seltner (s. Rücksicht): Bei den meisten dieser Lieder hab ich auf Kirchenmelodien zurückgesehen. Gellert 2, 94, die vorliegenden im Auge gehabt etc. Zuvōr-: voraus-s. V. Il. 4, 12.