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Schweif schweifeln schweifen um-schweif um-schweif schweiferig schweifig Schweifling
Schwēīf, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
ein voller, großer Schwanz (s. d.), z. B.:
1) von Thieren: [Der Tiger] schlägt mit dem Sch. | einen furchtbaren Reif. Sch. 70a etc.; von Löwen etc.; Pferden etc.; Füchsen (Tschudi Th. 417 etc.); Hunden (König Kl. 1, 292; Laube Band. 1, 5) u. s. w., auch (s. Schwanz 1) vom Teufel (Thümmel 3, 31); ferner von Vögeln, nam. ein schöngefiederter Schwanz, z. B.: Lange farbig beaugte Sch–e wie von Pfauen oder seltnen Paradiesvögeln. . . Die langen bunten Feder-Sch–e. G. 23, 123 etc.
a) Prächtige Sch–e oft als Schmuck und Ehrenzier (wo der unedle Ausdruck
* Schwanz ugw.), z. B.:
Helm-Sch–e [-Büsche], flattert! Freiligrath SW. 1, 219 etc.; Vier Roß-Sch–e: Drei Stuten-Sch–e wehn. .. Im Bügel hebt sich .. der Pascha. .Ein Hengst-Sch. . . | weht flatternd vor dem Zelt des Dei’s. .. Vor mir .. | wehn lang und dicht vier Rappen- Sch–e etc. 137; Wo ich des Bassa Roß-Sch. kürzte. Hagedorn 3, 187 (s. Tug) und scherzh. analog: Ein Pascha von drei Fuchs-Sch–en. Börne Par. 5, 3. b) Zsstzg., s. a; Schwanz 1b und z. B.: Pfauen-, Roth-, Stumpfschwanz.
2) (s. 1)
a) zuw. Ggstz. von Kopf (s. d. 4a) und z. B.: Wenn wir den Sch. von diesem Haupt mehr furchtbar | besorgen als das Haupt. Tieck Cymb. 4, 2 (vgl. b), s. auch 3c; f.
b) etwas hinter dem Hauptsächl. drein Folgendes, Nachschleppendes, z. B. von begleitendem Gefolge: Kohl J. 1, 190; Die Knechte und Buben in unabsehbarem Sch–e. Mager 2, 161²²; Ramler F. 3, 287; Frau von Polignac mit ihrem ganzen Sch. Scherr Bl. 1, 258; Der .. einen langen Sch. von .. Taugenichtsen und Bettlern nach sich schleppte. W. 9, 215 etc.; ferner z. B.: Er geht, ihm folgt ein Sch. wohlriechender Pomade. Zachariä 1, 135; auch: Ohne jenen Sch. | von lächerlichem Wortgepränge. Bürde etc.
3) (s. 1; 2) techn. Anwend.:
a) Astron.: Sch. eines Kometen. Humboldt K. 1, 106; Tieck NK. 4, 15 etc., vgl.: Man behandelte mich nicht bloß als den Dunst-Sch. jener beiden großen Wandelsterne. G. 22, 215 etc.
b) Bauk.: Sch. eines Strebepfeilers, die hintre Seite; ferner z. B.: Oben werden beide Säulen mit einem Ober-Sch–e [s. Oberschwelle] fest zusammengemachet. .. Oben in dem Über-Sch–e etc. Döbel 2, 124b ff.
c) Bergb.: „das Ausgehende [s. d. 5] eines Gangs“’. Jablonsky 91b etc.; Der Gang führet einen Blei-Sch. 364b und 152a, als Name einer Bergart [s. Reißblei 1, vergl. Karmarsch 1, 242; Oken 1, 427], auch: „bleischweifig Erz“, vergl.: Blei-Sch. oder plumbago ist ein gelblich Metall voller Schwebels, darum es von Blei und Schwebel den Namen haben soll. Mathesius Sar. 101b; 31a und so: Bleischweblichte Gänge. 2a = bleischweifig (bei Spate Bleischweiß); ähnl.: Eisen- Sch., Eisenglanz; dazu: eisenschweifig etc.
d) Böttch.: die abgeschärften Enden der Dauben.
e) Hüttenw.: das hintre Ende des Scheiders [s. scheiden 7e] in einem Doppelbalg.
f) Kriegsk.: Brücken-Sch., das dem Brückenkopf (s. d.) gegenüberliegende Ende.
g) Naturgesch.: Sch. der Auster Bart (s. d. 4b).
h) Reitk. = Sch.-Bügel (s. d.). Schweinichen 1, 37.
i) Schmied.: eine als Handhabe an ein mit der Zange nicht zu regierendes großes Stück Eisen angeschweißte Eisenstange. k) Schneid. = Schlepp I (s. d.): Den Sch. seines Mantels. G. 29, 312; Kosegarten Rh. 3, 190; Nicolai 2, 36; Ihren Braut- Sch., so drei Ellen lang ist, trägt der Edelknabe. Freytag B. 2, 261etc. —l) Web.: Sch., An-Sch. = Kette (s. d. 9). Karmarsch 3, 588, s. schweifen 2e. m) Schmitze (s. d. 1) der Peitsche (niederd. swep). Zsstzg. mit Bstw., s. o., ferner mit Vors., vergl. die entsprechenden von schweifen, z. B.: Áb-: = Aus-Sch. 2. Campe (s. auch abschweifig). An- [3l].
Aūs-:
1) der ausgeschweifte, bogige Rand, z. B. einer Tresse etc.; ferner: Formieret mit einem A. wie ein Jagschifflein. Eppendorf 119.
2) eine Besprechung, in der man sich vom eig. Thema entfernt (Digression, Exkurs): Jch bin allezeit bei der Historien [gelblieben .. ohne A. Hammer RH. XII; L. 7, 333 etc. Über- [3b]. Um-:
1) ein nicht grade auf das Ziel losgehnder, sondern durch eine Biegung und Wendung darauf hinführender Weg und: diese Biegung und Wendung, eig. und nam. übertr.: Endlich nach langem U. ward auch der Tochter erwähnet. G. 5, 63; 15, 28; Ihn ohne U. tadeln. 22, 37; Ihn durch die U–e seines Lebensganges zu begleiten. 185; 242; Die kahlen U–e zu vermeiden und grade auf das Ziel loszugehen. FHJacobi 5, 179; Kant SW. 1, 226; L. 5, 105; Luther 6, 219b; 458b etc.
2) das umgebende Seitenblech eines Kastenschlosses. 3) der Theil des Siebrands, worauf der Wulst liegt etc.
~eln, intr. (haben):
schweifwedeln: Ich kann nicht sch. wie ein Hund. Spindler V. 1, 106 etc.
~en: 1) intr. (haben, sein, s. irren, Anm.):
ohne Ziel oder ohne Rücksicht auf die grade Richtung zum Ziel bald hierhin, bald dorthin sich bewegen, eig. und übertr.: In (durch, über) Gebirg und Thal, durch Feld und Wald; über Berg und Heide sch.; Wenn ich .. durch Thäler geschweift war. Wackern. 4, 1154³⁴ etc.; Den Blick, die Augen, den Sinn, die Gedanken wohin sch. lassen; Mit den Gedanken sch. (Wackern. 2, 532²¹) etc.; Drum ist mein Antrag, ohne weit zu sch.: | Lasst etc. Cham. 4, 77; Müde des irre sch–den Lebens. 5, 105; 4, 57; Seine irr sch–de Phantasie. Ense D. 5, 351; Ein Weisel, will ich sch. Freiligrath 1, 237; 160; Willst du immer weiter sch.? G. 1, 55; Auf seinen weit sch–den Spaziergängen. 22, 370; Aus dem formlosen Sch. sich zusammenziehen. 189; Alles Irrende, Sch–de | nützlich verbinden. 2, 68; Säume nicht, dich zu erdreisten, | wenn die Menge zaudernd schweift. 12, 5; 13, 14 etc.; Der Waldbach schweifte links ab nach P. zu. Gutzkow R. 7, 182; Wo verlornes Heulen schweift. Sch. 3a; In der blonden Locken loses Sch. 5a; Ewig aus der Wahrheit Schranken | schweift des Mannes wilde Kraft. 81a etc.; auch: Das Unvaterländische, Welt- Sch–de. Gervinus Lit. 5, 59 etc. 2) tr. (zuw. v. Obj.):
a) in den Umrissen bogen-, wellenförmig gestalten: Mit der Schweifsäge ein Brett sch., ab-, aus-, ein-sch.; Geschweifte Kommode (Gutzkow R. 5, 140); Schlüsselbärte, Schlüsselröhre (Karmarsch 3, 117), Augenbrauen (Scherr Gr. 1, 23); Wellenförmig geschweift. Kohl A. 1, 212 etc.
b) schwenken (s. d. 2a), spülen: Man schweift die geklotzte Waare im Fluß. Karmarsch 2, 375; 371 etc., s. Schm. 3, 525 und z. B.: Man „schwaibt“ das Geschirr aus. SClara (Wackern. 3, 921³⁵) etc.
c) mit einem Schweif versehn, gw. nur Partic. (s. be-sch.): Jeder geschweifte Komet. Kosegarten Rh. 3, 370; Feuergeschweifte Sterne. Schlegel Haml. 1, 1; Flammengeschweifte Raketen. TUlrich (Nat.-Z. 15, 466); Die langgeschweiften Pferde. Freiligrath SW. 1, 191 etc., s. schweifig.
d) Landw.: = fledern 2b.
e) Web.: = scheren (s. d. 4a), auch an-sch. (z. B. bei den Bortenmachern); ferner Seil.: auf-sch., s. scheren 4b etc.
3) refl.: (selten) Schau, wie im weiten Runde der Mönchspalast sich schweift. Reithard 79, sich in weitem Bogen ausdehnt.
4) Schweifung, z. B.:
a) (s. 1) Ihre [der Tanzenden] gleichförmige Schweifungen [Schwenkungen, Figuren]. Möser Ph. 2, 77 etc.
b) bes. [2a]. Karmarsch 3, 117; Körner Sch. 4, 379 etc. Zsstzg., vergl. zu die von irren, ziehn etc., z. B.: Ab-:
1) [2a].
2) [2b], auch bildl.: Allen Wust (Gryphius 2, 500), die Flecken der Sünde (Opitz W. 3, 221) a.
3) s. schwänzen 8.
4) [1]:
a) Die Augen auf- und a. lassen. W. 11, 127 etc.
b) sich schweifend von Etwas entfernen: G. 39, 264; Sobald die Vernunft von dem gesunden Menschenverstande abschweift. Mendelssohn Morg. 160; V. Il. 3, 215 etc.
5) Abschweifung, bes. zu 4b, z. B.:
a) Abirrung vom Wege des Rechten. Auerbach SchV. 137.
b) Ausflug vom Hause. G. 21, 134.
c) nam. = Ausschweif 2 (s. d. und aus-sch. 3b). W. 9, 134 u. o.; vgl.: Dieses A. G. 31, 342.
Án-:
1) [2e].
2) [1] Angeschweift kommen etc. Āūf-:
1) [2e].
2) s. schwänzen 8.
3) s. ab-sch. 4a. Āūs-:
1) [2a] G. 14, 177; 31, 223 etc.
2) [2b] Wackern. 2, 520² etc.
3) [1]:
a) sich schweifend ins Weite ergehn, z. B. (st. des Grundw.): Schweif aus mit deinen Blicken! Gotter 1, 9; Meine a–den Gedanken. Thümmel 2, 145 etc., zumeist (s. c) tadelnd: Was ins Weite ziellos ausschweift. Gervinus Lit. 5, 68; Weil, der die Quelle [der Vernunft] schuf, auch jeden Ausfluß .. so zu lenken wissen mußte, daß der a–dste Bach seinen Händen entrann. H. Ph. 3, 205.
b) Im Reden a., sich vom eig. Thema in einer Digression entfernen etc. Adelung, in untadelhaftem Sinne (vgl.
c) heute gew.: absch., s. 4b. c) aus dem als Schranke, Grenze, Maß etc. Innezuhaltenden schweifen, körperlich, geistig, sittlich etc., z. B.: a) Ein Perpendikel schweift aus, macht große Schwingungen, s. bildl. Heine B. 191 etc., vgl. ε. 8) Da wir . ., weil es schwer ist, den Pinsel .. fest... zu führen, oft rechts und links ausgeschweift sind, haben wir die Kontouren verwischt. Börne 2, 159 etc. γ) Die Umschreibung der Figur in graden und wenig a–den [ausgeschweiften, s. 8 und 1] Linien. Winckelmann 3, 77; 79.
d) (selten): Wahrheitliebende Männer, die .. einmal auf Lügen ausschweiften. Denis Vorber. § 7, von dem graden Weg abweichend geriethen; Wie schweif ich aus! [welcher Jrrthum]. Uz 1, 32 etc.
e) zu weit gehn, ins Ubermaß fallen, z. B.: Die Waden straff und voll ohne aus-zu-sch. Heinse A. 2, 214; Wenn er nicht in einer Tugend ausgeschweift hätte. HKleist E. 1, 2; Ihre Mildigkeit ist beinahe Verschwendung; allein, wenn doch Alle, die a., auf der guten Seite ausschweiften! L. 4, 223; Daß er dadurch auf der andern Seite ausgeschweift sei. 56; Nicht schweift die Gier in wilde Mißbewegung aus. Schwab 111; Das Schöne hat nothwendig ein bestimmtes Maß und was über solches ausschweift, entfernt sich ebenso davon wie Das, was unter ihm bleibt. W. 13, 38; Wer hätte je so weit im Argwohn ausgeschweift? 10, 299; HB. 1, 80 etc. Nam. oft im adjekt. Partic. Präs.: A–de Leidenschaften. Rabner 4, 161; Ein kühner .. beinahe a–der Entwurf. Sch. 865b (Wackern. 2, 1298 ¹³); Die a–de Forderung. W. 2, 58; Unwahrscheinlichere Dinge als der a–dste Kopf zu erdichten sich getrauen würde. 4, VII etc.; seltner (indem der Begriff des Übermaßes verschwindet): Es ist a–d [im höchsten Grade] lächerlich. Abbt 2, 141 etc. ́) (s. e) nam. vom Übermaß in sinnl. Genüssen, sowohl von Schwelgerei als auch nam. von Wollust (s. debauchieren, extravagieren): Schweift er aus, so ist kein Mensch Schuld daran als der Hofmeister. Rabner 4, 385; 253; Es muß reizender sein mit diesem Mädchen zu buhlen, als mit andern noch so himmlisch zu schwärmen. Wollte sie a., sie könnte den Werth der Seele herunterbringen. Sch. 202a etc., bes. oft im Partic.: Sind wir vielleicht weniger a–d .., weil wir mit mehr Geschmack und mit feinerer An- ordnung schwelgen? Wackern. 4, 1018²⁵; A–de Feste (G. 24, 246), Lustbarkeiten (W. 2, 89) etc.; Ein a–des Leben führen (s. 4d) etc.
4) Ausschweifung, z. B.:
a) zu 1: Karmarsch 2, 138.
b) zu 3b = Ausschweif 2, z. B. H. (Wackern. 4, 422¹); Klinger F. 247; L. 3, 141; 427; 4, 308 etc.; Sch. 1032b; V. Ländl. 1, 85, heute gw. (wenn nicht die Ungehörigkeit hervorgehoben werden soll vgl. c —): Abschweifung.
c) zu 3, z. B.: a) Etwas bis zur Ausschweifung [zum Übermaß] lieben. W. 1, 219; 6, 226 etc.; Mitten in den Ausschweifungen meiner Leidenschaft für sie. 17, 129; Die Ursache dieser Ausschweifungen [im Bösesreden]. Rabner 1, 5 etc. 8) Die Ausschweifungen und Auswüchse des Shakespear’schen Genies. G. 22, 58 etc. γ) Wo Harlekin 1000 Ausschweifungen [Albernheiten, Thorheiten] mit ihm begeht. L. 4, 346; Samps. 2, 8; Für diese Ausschweifungen so hartnäckig zu streiten. Mendelssohn Ph. 1, 64; G. 29, 139 etc.
d) nam. oft zu 3́, s. (vgl. α): Auch in den feinsten Vergnügungen giebt es ein Übermaß, das, wenn die Seele sich dazu gewöhnt, Ausschweifung (débauche) wird. H. 13, 357, bes. in Mz., hart tadelnd = Sünden eines a–den (d. h. ungebunden der Genußsucht sich hingebenden) Lebens: Reue über die Ausschweifungen seiner Jugend. Sch. 720b; L. 3, 239; W. 5, 190; 6, 74; 219 etc. Be- [2c]: Als Gehörnter und Beschweifter. Immermann M. 2, 144 etc.; Mit Feuer (EKleist 1, 142), feuer- (Kosegarten Po. 1, 141), flammen- (Matthisson 105), roß- (Nicolai 6, 149) beschweift etc. Durch- [1], tr.: schweifend durchziehn: Er durchschweifte das Heer wie ein Raubthier. B. 212a U. 0., vgl.: Mein Auge schweift | mit Graus die wankenden Ruinen durch. L. 2, 350. Eīn- [2a]: Eine sanfte eingeschweifte Berglehne. Hettner gR. 288 etc., auch: Aus- und Einschweifungen. Hippel 8, 229. Ent- [1]: Des Trauernden Gedanken | e. bang dem Schoß | der Alpenwelt. Matthisson 122. Fórt- [1]. Hêr- etc. [1]: Hinter Einem h. G. 33, 119; Nach einem Ziel etc. hin-sch. 11, 11; 15, 85; Hin- u. her-sch.; heran- sch. 13, 229; Über die Grenze hinaus-sch. 21, 124; W. 27, 306 etc.; Herum-sch. 31, 506; G. 30, 13; 39, 227 etc.; Ein Herumschweifer. Heinse A. 1, 65; L. 5, 51 etc.; Auf allen ihren Herumschweifungen in dem Lande. W. 21, 268 und scherzh.: Ohne .. Cirkumherumschweifung [Umschweif]. 1, 194 etc. Nāch- [1]: Dem Treulosen n. KFrenzel (Nat.-B. 15, 129) etc. s. ab-sch. 4a etc. I. Über- [1], intr.: hinüber-sch. G. 12, 32; Unstät von einem Vorsatz zum andern ü. Lewald Bfr. 2, 57. II. Über- [1], tr.: schweifend über Etwas schweben: Jetzt überschweift beflügelt | das ganze Thal sein [des Monds] Blick. Neuffer (Sch. Mus. 85). I.
Nīēder-:
Um- [1], intr.:
umher-sch.: Suchend bin ich umgeschweift. Kinkel 426; Ließ den Blick hinaus um-sch. in den Landen. Rückert Rost. 40a; V. 1, 165 etc., auch: U–de Worte etc. [s. Umschweif]. Ov. 1, 230; 2, 158; Georg. 2, 45; Gryphius Fr. VII. II.
Um-, tr. [1]:
um das Obj. herum-sch.: Der du die weite Welt umschweifst. G. 11, 24; Heine Lied. 26; Hölderlin H. 2, 39 etc. Umhêr- [1] (s. um-sch. I): Die durch das Land auf Abenteuer umherschweift. G. 5, 45; 12, 56; 18, 173 etc.; Umherschweifungen. Bahrdt 3, 8 etc. Ver- [1]: ugw., z. B. refl.: Ver-sch. auf Gebirge | möcht’ ich mich. Heinse (Matthisson A. 9, 270) mich schweifend verbergen, zurückziehn etc.; tr.: Eine Zeit v., schweifend verbringen, auch (Wackern. 2, 416¹⁶): mit schweifenden Tönen etc.
~erig, a.:
scherzh. in Zsstzg.: Blick-sch. [die Blicke schweifen lassend]. Immermann M. 1, 76.
~ig, a.:
in (meist vralt.) Zsstzg.: 1) =geschweift (s. d. 2c). 2) = schweifend. 3) s. Schweif 3c. —, z. B.: Áb- [2]: Haltaus 9, auch: abschweif. Schm. 3, 531. Āūs- [2]: fortschweifend statt zu bleiben, wo es recht wäre: Die a–den Gedanken im Gebet. SClara EfA. 2, 719; A–es Gesinde. HSachs 1, 441c etc. Blēī-, Eīsen- [3]. Fēūer-, Flámmen- [1]. Gemēīn- [2]: in Gemeinplätzen herumschweifend: In allzu g–en Reden bleiben. Leibnitz 2, 110. Láng-:
1) [1] L–e Rosse, ähnlich: kurz-, stumpf-, dick-sch. etc.
2) [2] Auf der l–en Heimreise [des Ulysses]. Schaidenreißer V. Wēīt- [2]: vgl. weitläufig 2a; b; e: weitschichtig:
1) von weitem Umfang, sich weit erstreckend: Dafür hat er ein w. Reich. Heinse A. 1, 302; Ein w–es [weitreichendes] Auge haben. König Kl. 3, 200; Im w–en Saale. V. 1, 149 (mit Anm. 202).
2) durch Umschweife, Windungen sich weit ausdehnend: Auf einem Hügel, dessen Zugang w. . . ist. W. Luc. 5, 165 etc. und so gw. übrtr. im Ggstz. zu präcis, kurzgefasst etc. Ense T. 5, 1; G. 21, 66; 82; Platen 4, 179; 401; Sch. 1107a etc.; Vermeiden .. die Knappheit und die W–keit. Rückert Mak. 1, 4; Hamann Sib. 228 etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
Zsstzg.: Āūs-: ein in Ausschweifungen Lebender: Engel 12, 207; Wüstlinge und A–e. Jahn V. 436; Scherr Hofgsch. 237; 262 etc.
Anm. S. als intr. goth. sveipan, ahd. suifan, mhd. swifen, und dazu faktitiv ahd. sueif(j)an, mhd. sweifen, vgl. ags. svëopan, engl. sweep, auch: kehrend fegen, peitschen etc. (vgl. Brem. W. 4, 1116). Dazu: Schweif, mhd. sweif (ahd. sueif, Fußbinde). S. Graff 6, 901; Schm. 3, 530 (und 520); Weinhold 89a.