Faksimile 0216 | Seite 1038
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Schwärmer Schwärmerei schwärmerisch schwärmern Schwärmling
Schwärmer, m., –s; uv.; -:
1) Jemand, der und insofern er schwärmt, weibl. Sch–in:
a) (s. schwärmen 1b) flatterhafter Liebhaber (vgl. 2d und Schmetterling). W. 15, 1.
b) (s. schwärmen 2) Euch Sch–n, die ihr .. alle Tage zu Gaste seid. L. 12, 247; Die Orgien dieser ungezügelten Sch. W. 23, 403 etc.; Nächtliche Gassen-Sch–in. 113 etc.; Trinkgesell, Mitternachts- Sch. 34, 276; Nacht-Sch. (vrsch. 2d).
c) (s. schwärmen 3, vgl.: Enthusiast etc.) Du liebewerther Sch., der noch an Duldung glaubt. Cham. 3, 331; Lavater’s unaufhaltsame Neigung, das Ideelleverwirklichen zu wollen, brachte ihn in den Ruf eines Sch–s. G. 22, 374; 35, 175; Leisewitz Jul. 8 etc.; Freiheits-Sch. W. 31, 477; 32, 154; Als sehnsüchtiger Jenseitigkeits-Sch. Schwegler (47) 531; Kunst-Sch. etc., Sch. für Freiheit etc.
d) (s. schwärmen 4) Jemand, der mit Andern Schwarm macht, Fanatiker: Viele der lautesten Sch. und Lärmer. B. 287a etc., s. nam. L. 11, 465; bes. = Sektierer. Luther SW. 30, 154 ff.; Sch. und Stille im Lande. FAWolf H. 10 etc., best.: Glaubens-, Religions-Sch. etc. Dazu: Einen verketzern, verschwärmern [für einen Sch. erklären]. Joh. Arndt, s. Mage 1, 159 etc. 2) (s. schwärmen 1a) von Thieren, z. B.: a)weidm.: schwärmender (s. d. 1c) Jagdhund; ferner Naturgesch.: b) Art Klippenfisch. Chaetodon vagabundus. Oken 6, 210. c) Nestspinnen oder Sch. 5, 679. d) nam.: Abendfalter oder Sch. 1368 (vgl. Schnurrer), auch: Abend-, Nacht-Sch. (vrsch. 1b), dazu nach den Pflanzen, worauf die Raupe lebt: Föhren-, Liguster-, Pappel-, Wein-, Wolfsmilch-Sch. etc.; nach der Ahnlichkeit: Bienen-, Hummel-, Mücken-Sch. etc., ferner z. B.: Bart-Sch., bärtig; Ganzband- und Halbband-Sch., mit Farbenbändern ganz oder halb um den Leib; Glas-Sch. mit durchsichtigen Flügeln (s. Taubenschwanz); Glatt-Sch., bartlos; Kreuz- oder Pappel-Sch.; Ringel-Sch., mit weißen Flügelflecken, Spitz-Sch., mit zugespitztem Hinterleib; Zacken-Sch., mit ausgezackten Flügeln etc. 3) (s. schwärmen 1) Feuerw.: kleine Raketen, entweder aus größern fallend oder mit der Hand geworfen (Hand-Sch.), z. B.: Sch. schlängelten und platzten. G. 15, 122; Thümmel 7, 156 etc.; Wasser-Sch., auf dem Wasser brennend (dazu Wasserschwarm, Wasserfeuerwerk in Form eines Bienenschwarms), vgl.: Luft-Sch. [Meteor]. Wackern. 4, 452⁷ etc.
~ēī, f.; –en:
Wesen und Treiben eines Schwärmers (1), z. B.:
1) schwärmendes Umherziehn: Attis schwärmte in diesem Aufzug in der ganzen Welt umher. .. Auf diesen seinen Sch–en kam er auch nach Syrien. W. Luc. 5, 305 etc., auch (s. schwärmen 2): Gassen-, Nacht- Sch–en etc.
2) (s. Schwärmer 1d) z. B.: Wahnsinn (ecstasis), Sch. oder Verzücktheit etc. Bock D. 303; G. 17, 368; Nebelhafte Sch–en. Gervinus Lit. 5, 607; Ein Kriterium, wo Enthusiasmus aufhöre und Sch. anfange. H. Ph. 13, 29; Sch–en am Frühlingsmorgen. Jris 7, 668; Kant Anthr. 33; SchE. 98; Ansatz zu trübsinniger Sch. L. Gal. 1, 4; Die Tugend handelt groß um des Gesetzes willen, die Sch. um ihres Jdeales willen. Sch. 771a; Sch. und Enthusiasmus berühren einander so nahe. 773b; Ein Enthusiast im erhabensten Sinne dieses Wortes, welches durch Vermengung mit Sch., Fanatismus und Magismus so häufig entheiligt wird. W. 17, 85; 158; Diese Sch., diese schöne Seelentrunkenheit. 27, 408; 20, 7 etc.; Die Freiheits-, Kunst-Sch.; Seine Lieblings-Sch. Sch. 720aetc.
3) (vgl. 2; s. Schwärmer 1d) Fanatismus, s. nam. L. 11, 464 ff.; Glaubens-, Religions-Sch. etc.; vrkl. (jüdelnd): Mit einigen Sch–chen, die eine Religion durchaus nöthig hat. Heine Reis. 3, 311.
~isch, a.:
schwärmend, in dem Wesen eines Schwärmers (s. d. 1c; d), in Schwärmerei (s. d. 2; 3) gegründet: Das für Recht und Ordnung trocken sch–e Wesen. Ense T. 2, 76; Der sanft-sch–e Hölty. Matthisson E. 1, 291; Luther 6, 189a [sektiererisch]; Weil das Volk sie sch. verehrte. Sch. 787a; Der sch–en und schwarmmachenden Weltdame so gerecht wie dem un-sch–en Wahrheitsforscher. V. Ant. 1, 348; W. 9, 73; 14, 144 etc., vgl.: Aus diesem Grunde wagt W. das Wort schwärmerlich: „Gewiß, nicht ich! rief Idris schwärmerlich“, d. h. gleich einem liebenswürdigen Schwärmer; sch. wäre hier zu verächtlich gewesen. Beitr. z. d. Spr. 1, 173 (Ramler).
~n, tr.:
s. Schwärmer 1d.
Schwärmling, m., –(e)s; –e:
Einer, der schwärmelt.