Faksimile 0207 | Seite 1029
Faksimile 0207 | Seite 1029
Schütz
II. Schütz, m., –en; –en; –chen, lein; –en-:
(in Dat. und Accus. auch vereinzelt uv. und im Nomin. häufig Schütze): 1) Jemand, der und insofern er mit Schießwaffen schießt (s. d. 2; 2a), vgl. Zsstzgn., st. deren oft das Grundw. genügt, z. B.:
a) [Die Lüge] kehrt, | ein losgedruckter Pfeil.. zurück | und trifft den Sch–en. G. 13, 57; Die Kugel .. trifft .. den Sch. Hebel 3, 63; Vom Sch. Amor. Immermann Card. 11; Er ist teufelmäßig mit dem Pistol bei der Hand und ist ein Sch., wie er selten zu finden. Mügge Ad. 251; Sch. 419a; V. Od. 22, 6; Die Sch–in der Jagd, Artemis. Ar. 3, 73; Der Zufall ist ein blinder Sch–e. W. Luc. 5, 38 etc.
b) Sch–en im Heer, z. B. bei den Alten = Bogen-Sch–en, häufig in der Bibel etc.; heute als eine auf scharfes, sichres Schießen (mit Büchse oder Gewehr) bes. einge- übte Truppengattung (vgl. Jäger 4; Tirailleur etc.): Er war Sch–e und bald darauf Signalist geworden. Auerbach Gv. 227; Drei scharfe Sch–en. Sch. 320a, gw.: Scharf-Sch. etc.
c) weidm.: ein Jäger in Bezug auf seine Schießfertigkeit.
d) Theilnehmer an einem Lust-, Scheibenschießen (s. Brant N. 75; Luther 5, 246a etc.) und nam.: Genoß einer Sch–n-Gilde (s. d.). 2) (s. 1) ein Sternbild, eins der 12 Zeichen im Thierkreis. Littrow 80; G. 1, 45 etc. 3) (s. 1) Name von Fischen, die mit ausgespritztem Wasser Insekten her- unterschießen, so: Chaetodon rostratus (Spritz-), Toxotes jaculator (Sch–en-Fisch), s. Oken 6, 215; 226. 4) in manchen Gegenden ein obrigkeitlich bestellter Wächter; Polizei-Aufseher, -Diener, wohl zu 1, nach der urspr. Bewaffnung, vgl. Jäger 5; Gendarm etc. —: Klingle dem Sch., er soll sie ins Narrenhäusle stecken. Auerbach B. 160; Was der Dorf-Sch. ausschellt. 148; Der Dorf-Sch. mit dem Bannert (s. d.). D. 1, 123; Das löbl. Amt ließ durch den Flecken-Sch–en ausschellen etc. Kurz Sonn. 88 etc.; Land- und Thor-Sch–en (in Nürnberg). Frisch etc. und als Bez. des Deich-, Feldhüters: Deich-, Feld-, Flur-Sch. (s. d.; pfänden 1d; schütten 4; Heger 2). 5) (s. 1; 4) Schachsp.: Zwei Läufer [s. d. 3q], früher Sch–en genannt. Bilguet 6a. 6) (scherzh.) Jemand, der Etwas „schießt“ (s. d. 41), stibitzt, z. B.: Der Löffel-Sch. Hebel 3, 112 etc. 7) in der ältern Schulspr.: die den Bacchanten (s. d.) untergebnen jüngern Schüler, s. nam. ThPlater 16 ff. und danach Freytag B. 1, 93 ff.; Ich und meine Mit- Sch–en. 97; Er [als Schüler] wollte sich von den andern Sch utzen nichts überpochen lassen. Kantzow 2, 157; Ein Schützichen, so .. nach der Schule läuft. Mich. Neander (Bedenk, wie ein Knabe zu leiten, 1581) 8 etc. und z. B. noch vrächtl.: Den lateinischen Sch–en [Studenten]. König Kl. 1, 7 etc., am häufigsten in Zsstzg.: Abece-, Fibel-, Schul- Sch. oder -Knabe etc., vgl. als spöttische Bez. für (schülerhafte) ,,Vf. eines Amadis“ (s. d.): Die Amadis- Sch–en. W. 15, 319. Urspr. insofern die Sch–en für ihre Bacchanten den Bauern Gänse etc. „schießen“ mußten (s. 6), vgl. Schm.’s Vermuthung von der Umdeutung des lat. tiro (Anfänger) auf roman. tirare (schießen). 8) in best. Anwendung: Etwas, das man „schießt“ (s. d. 4), in raschem Zuge bewegt, häufig: Schütze, f.; –n:
a) Schutzbrett (s. d.) und verallgemeint ähnl. Vorrichtungen: Das Wasser staut sich hinter dieser Sch–e. Bucher (Nat.-Z. 15, 157); Vier kleine Schleusen oder Sch–en lassen .. die Masse [des Ganzzeugs] .. abfließen. .. Unter der großen Sch–e etc. Karmarsch. 2, 809; Jenachdem man das Brett, welches man den Sch–en nennt, höher oder tiefer stellt, fließt mehr oder weniger Wasser auf das Rad. Mitscherlich 2, 2, 111; Scheuchenstuel 220 etc.; Die Grund-Sch–en | der Mühle. Fouquí Dr. 1, 194 (s. Grund-, Grieswerk, was auch kollekt.: das Geschütz heißt); Frei-Sch–e, s. Frei-Gerinne, Arche. Nbnf.: Der Schutz, Mz.: Schütze, Adelung, so auch z. B. verallgemeint: Wobei z. B. auch Eisschütze lokale Verbreiterungen der Wassermasse verursachen. Grube 3, 161, Stauungen durch sich vorschiebendes Eis; ferner: Einen Fluß.. mit einem kleinen Damm oder Schützel hemmen. Olearius Ros. 4a etc., niedrd.: Das Schott, Schütt (s. Brem. W. 4, 680), z.B. übrtr.: Das Schütt der Thränen aufzuziehen. Göckingk Lieb. 80.
b) Web.: (s. schießen 4h) = Schiff (s. d. 3g): Der Sch. Adelung; Die Schütze ist entweder eine Hand-Sch–e, welche frei mit einer Hand geworfen und mit der andern aufgefangen wird oder eine Schnell-Sch–e, welche mit 2 auf ihrer untern Seite befindl. Rollen gleich einem kleinen Wagen mit seinen Rädern durch die Kette läuft. Karmarsch 3, 600; Eine eigth. Sch. [zur Haarweberei] etc. 2, 200; Kleine Spulchen und Sch–chen. Krünitz 9, 497; Zu den s. g. Seelen der Weber-Sch–en. 7, 405; Mit Wolle und Sch–en umgangen. Mathesius Pr. 45.
Zsstzg. nam. zu1 (s. Schwäb. W. 484), leicht zu mehren und zu verstehn: Abecē- [7]: Abeceschüler, eig. und übrtr. G. 39, 122; Platen 4, 158 etc.; scherzh. von Oranien, der mit einem „Abece (s. d. 4) von Geschütz“ Nimwegen nahm. Hungari 2, 100 (vgl. Zinkgräf 1, 125). Āmadis- [7]. Armbrust-. Bérg- [1c]: Bergjäger (Gemsen-Sch.). Reithard 34.
Bōgen-: Speer-Sch–en, B–en und Schleuder-Sch–en. Rüstow gK. 129 u. o.
Brāten-: Ein Maulheld oder ein B–e. Keller gH. 4, 463, der nur bei Tisch sich tapfer zeigt (s. einhauen 1).
Büchsen-: nam. [1b]. G. 28, 111; Sch. 1095b etc.
Bútter-: (vralt.) Schmetterling. Fischart Garg. 128b etc., s. [6] u. Milch-, Molkendieb. Dēīch- [4]: auch „Deichschütter“. Dórf- [4]. Enten- [1c]: Döbel 3, 164b. Fêder- [1c]: F., Flug-Sch. [s. d.]: der nur Federwild schießt. Laube Br. 252; Döbel 3, 107a; 4, 58b etc.
Fêhl-: der fehlschießt. Immermann 1, 452.
Féld-:
1) [1d] Schütz nach der Feldscheibe (s. d.): Der Schießstand der „Stand-Sch–en“ .., jener der F–en. Hausbl. (60) 1, 170 etc.
2) [4] Feldhüter und F–en. Möser Ph. 3, 204; Hebel 3, 466 etc., „Feldschütter“. Grube 3, 78. Fībel- [7]: eig. und übrtr., z. B.: Gartenl. 10, 158b; Gutzkow R. 8, 289. Flámmen- [1a]: als Bez. für Amor. Logau 3, 84. Flécken- [4]. (Flēūgen-), Flīēgen-: (in Ostreich spöttisch) Frachtfuhrmann. Flūg- [1c]: Vögel im Flug wie Lauf-Sch., Wild im Laufen schießend, auch Feder- Sch.“. Heppe Leith. 168. Flūr- [4]: Arnim 114; HKöster L. 39; Sch. 545a etc. (s. I Flur, Anm.). Furīēr- [1b]: heute: ein einem Officier zur persönl. Bedienung beigegebner Soldat, s. Schm. Frēī-:
1) [1b] Art Bogen-Sch–n des 15. Jahrh. JvMüler 24, 233.
2) [1c etc.] s. Freischuß 2, bes. oft als Titel einer bekannten Oper: Den „Jungfernkranz“ aus dem F. Heine Lut. 1, 148.
3) [8a]. Gílden- [1d]. Grúnd- [8a]. Hāken- [1b]: s. Arkebusier, auch: Hacken- (Schweinichen 3, 81), Hocken- (1, 328), Hacke- (Luther SW. 60, 21) Sch.; scherzh. [7] H–n, die Letzten in einer Schule. Schm. Hánd- [8b]. Hōf- [1c]: Hofjäger, vgl. Leib-Sch. (s. Hof, Anm.). Kanōnen-: Kanonier. Kêgel-: Kegelschieber (s. schießen 4a). KErnst B. 235; Spielhagen Pr. 4, 170 etc. Lánd- [4]. Lāūf-: s. Flug-Sch. Lēīb-:
1) [1b] Schütz der Leibwache. Jversen 141a.
2) s. Hof-Sch. Löffel- [6]. Mít-: Kamerad der Schützenschaft, z. B. [1d; 7]. Lȫwen-: (vralt.) Bäckerknecht (vgl. Löwe 2c). Pfēīl-: Zunz (1. Mos. 49, 23). Pistōlen-: Heinse Hild. 1, 322. Rāūb- [1c]: Wilddieb. Laube Br. 280; Lenau 2, 185 etc. Schēīben- [1d]. Schlēūder-: s. Bogen-Sch. Meißner Gd. 70 etc. Schnéll- [8b]. Schūl- [7]. Garzoni 135b. Sélbst-: s. Selbstmörder; Werther’sche S–en. JP. Fat. 2, 263. Spêêr-: s. Bogen-Sch. Stánd-: s. Feld-Sch. Strāūch-: Wegelagrer (vgl. Strauchdieb etc.). König Jer. 2, 81. Thōr- [4]. Tráppen- [1c]: Moser Ph. 3, 237. Wêber- [8b]. Wíld- [1c]: Jäger. WhMüller 1, 206 etc., nam. aber = Raub-Sch. Spindler V. 2, 63 etc. Wúrf- [1b]: z. B. = Bombardier. Pyrker 81. Zīēl- [1d]: Scheiben-Sch. Berlichingen 97 (vgl. Bogen-Sch. G. 9, 18) etc.