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Schritt schrittig Schrittler schrittlich schrittlings Schrittnen
Schritt, m., –(e)s; –e (uv., s. 3); –chen, lein; -:
1) die schreitende Bewegung und Gangart (gw. in Ez., vgl. 2):
a) Langsamer, schneller; wuchtiger, schwerer, leichter, leiser; fester, wankender, (un)sichrer Sch. eines Gehnden; Schwankenden Sch–es | entgleitet der Fuß. Cham. 4, 195; Er steigert fast den Sch. zum Lauf. 3, 286; Felix verkürzte sich den beschwerlichen Pfad durch lebhaften Sch. und Sprung. G. 18, 45; Sie gehen ihren stillen Sch. 11, 37 etc.
b) auch von Thieren; nam. von Pferden: die Gangart, wobei sie gleichmäßig einen Fuß nach dem andern fortbewegen: In Sch. (Immermann M. 3, 319) oder: Sch. fahren; Sch. reiten. Münchhausen 41; Kaum ist’s in Sch. und nie in Trott zu bringen. Streckfuß Rol. 8, 31 etc.
c) übrtr.: Wenn das Werk mehr als Sch. gehen [einigermaßen aus der Stelle rücken] sollte. G. 29, 35; Das Leben, bes. das sittliche, hat Flug, dann Sprung, dann Sch., endlich Stand. IP. 36, 26 etc., s. d.
d) in Bezug auf gemeinsam Einherziehnde, Marschierende: Der Sch. eines Feier-, Fest-, Leichen-, Trauerzugs (Feier- etc. Sch.), bes. beim Militär: Nahmen sie das Tempo ganz langsam dem schleichenden Sch. gemäß, den sie ritten (s. b). G. 25, 252; Er ging an meiner Seite | in gleichem Sch. und Tritt. Uhland 291; Im Sch. (Marsch-, Takt-Sch.) bleiben; Aus dem Sch. kommen; Sch. halten (s. d. 3). Cham. 4, 107 etc., oft übrtr. (s. c): G. 36, 19; Haltet Sch. mit dem Allgemeinen! Gutzkow R. 8, 379; Mit der callmählichen Vergeistigung des Menschengeschlechts halten auch die Künste ebenmäßig Sch. Heine Lut. 1, 238; Ein Roß mit meinem Muth Sch. haltend. Rückert Rost. 13a etc. Viele Zsstzg. vgl. die von Marsch. 2) das einmalige Schreiten, d. h. das Auseinanderspreiten der Füße, durch dessen gleichmäßige Wiederholung sich der Sch. (1) erzeugt:
a) Mit fliegendem Sch. (1), mit fliegenden Sch–en (z. B. Werner Osts. 1, 41) nahen etc.; Mit 2 Sch–en war er hinaus; „Geht es zu des Bösen Haus, | das Weib hat 1000 Sch. (s. 3) voraus.“ .. Mit 1000 Sch–en macht’s die Frau, | mit einem Sprunge macht’s der Mann. G. 11, 174; Ohne einen Sch. aus meinem Zimmer zu thun. 20, 258; Freigebig ist Der mit seinen Sch–en, | der kommt, von der Katze Speck zu erbitten. 3, 14; Er that einen Sch., den man einen Satz nennen konnte. Immermann M. 2, 66 etc.; Einen Sch. vor-, rück-, seitwärts thun; Große, weite Sch–e machen, nehmen etc. Bildl.: Mit raschen (oder Riesen-)Sch–en sich (dem Ziel), der Vollendung, dem Untergang, der Auflösung etc. nähern; Wenn man, statt Sch–e, Sprünge thun und die Reife übereilen will. WHumboldt Sch. 214; Große Genies erreichen das Ziel mit einem Sch., wohin sich gemeine Geister durch eine lange Reihe von Schlüssen müssen leiten lassen. Mendelssohn 4, 1, 9 etc.
b) (s. a) Eig. und bildl.: Nicht Sch. vor Sch., sondern mit Sprüngen. G. 37, 347; 2, 13; 3, 329 etc.; Riefen die Springer: Woher, Herr Sch. vor Sch.? [Bauer im Schach]. L. 1, 141; 116 etc.; Ging seines Weges, Sch. vor Sch. Uhland 379 u. o., daneben (heute fast vorwiegend): Sch. für Sch. G. 22, 260; 33, 212; H. 13, 358; R. 9, 466 etc.; L. 12, 484 etc., s. nam. Matthisson A. 9, 52, wo „vor“ nach dem Druckf.-Verz. in „für“ zu verbessern ist etc., und als seltnere Fügung: Sch. bei (Woltmann Westf. 2, 44); um (Volks-Z. 9, 232) Sch.
c) übrtr.: ein Thun, wodurch man zu etwas ins Werk zu Setzendem schreitet (s. d.), an dasselbe herangeht: Nur der erste Sch. ist’s, der da kostet (s. d. II 1). Fichte 7, 57; Schreib ihm, daß keine Sch–e geschehen. G. 15, 278; Sch. 118b; Ihr macht ihm alle Sch–e schwer. 336b; Extreme Sch–e sind nicht deine Sache. 367a; Welche jeden seiner Sch–e mit Augen der Eifersucht bewachten. 713b; 816b; Entschließt er sich endlich zu dem lange vermiedenen sauren Sch. 984b; 1000aetc.; Einen Sch. zu thun, den er nie wieder zurückthun konnte. Spielhagen Pr. 7, 393.
d) zu a und c oft die Verbind.: Auf Schritt und Tritt Einem folgen (Kohl A. 2, 337), uns umlauern (Mundt Rob. 1, 27), des Nachbarn gaffen (G. 11, 139); Auf jedem Sch. und Tritt, den sie thun. DMus. 1, 2, 516 etc.
e) Tanzk.: Pas (s. d.). Düringer 990; G. 11, 181; 21, 216; 220 etc.; best.: Tanz- und z. B. Ballett-, Menuett-Sch. etc. Bildl.: Daß der Sch., den er heute Morgen .. gethan (s. d) .., nicht in den Tanz gehörte. L. Gal. 4, 1 etc. 3) (s. 2a) als (wechselndes) Maß nach der Entfernung der schreitend ausgespreiteten Füße, z. B.: Das Theater ist 18 Schritt e breit . ., in seiner Länge hat es 76 Sch. G. 26, 65. Korrekt ist hier (s. Fuß 4) die uv. Mz., s. 2a: G. 11, 174 u. o.; doch auch sehr oft flektiert, s. o.; 22, 328; Sch. 537a; 866b; W. 15, 10 etc. (vralt.: Bei 35000 italiänischer Sch–en lang. Stumpf 391a) etc.
a) Der geometrische Sch. hat 5etc.; Daß ein Wald-Sch... 3“ gerechnet ist. Döbel 2, 18b etc.
b) bildl.: Es ist nur ein Sch. zw. mir und dem Tode. 1. Sam. 20, 3; Die Rangsucht . ., wie sie aufpassen, einander ein Sch–chen abzugewinnen. G. 14, 75; Wann ich den Schlaf bis auf wenige Sch–e herangekörnt. IP. 3, 12; Sch. 103b etc. Zsstzg. z. B. mit Bstw., leicht zu verstehn und zu mehren (nam. nach dem schreitenden Subj. oder der Art des Sch–s): Āūster-Sch. [langsamer]. JP. Fat. 2, 248; Ballétt-Sch. [2e]; Es fehlt um einen Bauern-Sch. [weit], z. B. Franck Weltb. 37a, s. [3] und Bauernschuh; Im Deployier-Sch. [1d], Marsch! Fouqué Dr. 1, 344, vgl.: Eil-, Geschwind-Sch.; Mit Donner-Sch–en [donnernden] nahn; Doppel-Sch., mit verdoppelter Eile etc. G. 12, 142; Pfeffel Po. 3, 129; Zschokke 8, 46 etc.; Im Eil-Sch. ritt er. Pyrker 215 etc., vgl. Deployier-Sch.; Sie schwebt dahin mit leisem Feeen-Sch. Salis; Im Feier- Sch. [1d]; In des Siegs Fest-Sch. [1d]. Platen 4, 190; Mit Flügel-Sch–en [geflügelten]. W. 20, 124; Alle Folge-Sch. [2c]. G. 25, 212, alle folgenden Ereignisse etc.; Mit großen Freude-Sch–en [von der Freude beflügelten etc.]. Hebel 3, 403; Geschwind-Sch., s. Eil- Sch.; Mit des Krieges Gewalt-Sch. Sonnenberg; Den Gleich-Sch. [1d] mit Jemand halten. Auerbach Ed. 26; Die Tage nehmen schon um einen Hahnen-Sch. [3b] zu. Campe (gw.: Hahnenschrei); Ein Haupt-Sch. [2] zur Kultur. G. 32, 134; Der Deutsche [in seiner Sprache] schreitet Helden-Sch. B. 176b; Mit festen Helden-Sch–en. Sch. 269b; Sie lenkt die Herrscher-Sch–e | durch des Feldes weiten Plan. 56a; Aus ihren [der Sittengeschichte] Irr-Sch–en. G. 22, 381; Bald Kuh-Sch. und bald Hundetrott. Seume Gd. 228, s. Ochsen-Sch.; Der zum Lauf-Sch. gehobene Fuß. Stahr Par. 1, 149; [Wenn die Kunst] in einem erfreulichen Lebens-Sch. vorwärts gehen sollte. G. Nun bewegten wir uns mit Leichen-Sch. [1d]. 25, 107; Wie gehst du einher so sicheren Manns-Sch.! Kosegarten; Marsch-Sch. [1d]; Menuett-Sch. [2e]; Mittel-Sch., von mittlerer Größe; Mit einem kühnen Monarchen- Sch–e trat er den künstlichen Bau einer Würmerwelt nieder. Sch. 784a; Den Natur-Sch., z. B. G. 39, 20 die Art, wie Etwas naturgemäß fortschreitet etc.; Den alten Ochsen-Sch. fortgehen. Hartmann E. 314; Du kannst dich nicht wieder ins Bauernleben gewöhnen, musst den Parade- Sch. verlernen und den Ochsen-Sch. einexercieren. Auerbach D. 4, 185; Reu-Sch–e [2c]. G. 30, 39, durch Reue über Etwas (zur Verbeßrung desselben) veranlasst; Riesen-Sch. [2a], eig. und übrtr. G. 13, 286; Sch. 264b; Schlegel Dr. 2, 2, 377 etc.; Der Könige Schat- ten-Sch. | vom Stamme Banko’s. G. 33, 149 (vgl. Sch. 573b); Seiten-Sch. [2a]; Scheuer Sklaven-Sch. Uhland 445; Einfache Wahrheit bloß gefällt, kein Stel- zen-Sch. Platen 4, 189; Durch Stufen-Sch–e [allmählich]. G. 13, 319; Sturm-Sch. [1d] beim Militär und verallgemeint: stürmender Sch.: Ense B. 3, 518; Freiligrath 2, 86; Platen 4, 320 etc.; Takt-Sch. [1d]; Tanz-Sch. [2e]; Mit Taumel-Sch. Sonnenberg; Wald- Sch. [3a]; Ein freudiger dem Wander-Sch. angemessener Zweigesang. G. 19, 6; Mit Zephyr-Sch. Matthisson 54 etc.; ferner mit Vors. (vgl. Zsstzg. von schreiten), z. B.: Än-: Feste Wälle fielen .. vor dem bloßen A. des Er- oberers. Scherr Bl. 2, 262. Sein A. zu seiner weltgeschichtl. Rolle. 1, 89; Sein A. wurde langsamer. IP. 21, 127; 121; 3, 49 etc. In weitem A. etc. Eīn- (selten): Die Exposition [des Romans] .. vielversprechend, der E. gefällig; das Interesse nimmt zu. G. 32, 134 etc. Mit dem drallen E. Kosegarten Po. 1, 146. Ein sinnlich auffallender F. Pestalozzi 6, 241. Mehr einen Stillstand als einen F. G. 19, 164; 30, 283 etc.; Seine reißenden F–e im untern Jtalien Sch. 1039a etc.; Daß ich einige F–e in den Wissenschaften gemacht. W. Luc. 5, 75 u. v.
Āūf-: Āūs-: Einhêr-: Fêhl-: Fórt-:
a) Geistes- (G. 40, 6); Kultur- (Kapp Aufr. 9); Welt- (Ense D. 5, 275; JKinkel Ib. 2, 266) F. etc.
b) Die Parteien des F–s und des Rück-Sch–s [der Reaktion]; dazu: Fortschrittler. Kladderadatsch 15, 148b; Volksz. 10, 77 etc.; Rückschrittler; Fortschrittlich wühlerhafte Schwindelforderung. Kladderadatsch 15, 88betc.; Rückschrittlich. Nat.-Zeit. 12, 220 etc., auch (allgm.): Gedankenlosigkeit und Mangel an Fortschrittlichkeit. 15, 402 (Bucher) etc. Erhaben dein H. Kosegarten Po. 1, 241. Im Vor- oder R. begriffen. G. 22, 122; 25, 152; R. in jenes alte Wesen. 32, 122 u. o. Den Ü. von der Nacht zum Tage. Kant SW. 1, 203 etc.; Zwingli 3, 4. Weit entfernt, ein V. zur Wahrheit zu sein, lediglich ein Rück-Sch. [s. d.] zu dem alten Irrthum. Fichte 6, 364; Einen großen V. zu thun. G. 22, 49; Ein Panier, unter dessen V. etc. 155; Den V. meiner Reise. 25, 182; Jeder V. aus einem .. künstl. Zustand in die .. Naturwahrheit. 26, 333; Der Heere V. macht die Erde dröhnen. Uhland 185; Die Aufklärung, die .. so große V–e gemacht. W. 32, 198 etc., s. Fort-Sch.; Kultur-V. Scherr Bl. 1, IX etc.
Hêr-: Rück-: Úber-: Vōr-:
~ig, a.:
z. B.: Weit-sch., mit weiten Schritten. L. 8, 295 (Scultetus) etc.
~ler, m., ~lich, a.:
s. Fortschritt b.
~lings, adv.:
1) reitlings (s. d.), mit ausgespreiteten Beinen. Gotthelf G. 54; Musäus Ph. 4, 13; Stelle dich sch. über mich. Schlegel Sh. 6, 158; Sitzt sch. Tieck A. 1, 268; Okt. 289 etc. 2) Schritt vor Schritt; im Schritt. Adelung.
~nen: s. abschreiten.