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Schreiber Schreiberei schreiberisch schreibern Schreiberschaft
Schrēīber, m., –s; uv.; -:
1) Jemand, der und insofern er schreibt, mit versch. Nüancen:
a) Verfasser, gw. mit abhäng. Genit.: Sch. Dieses. W. 14, 181 etc., im Accus. u. Dat. auch: Sch–n Dieses, s. Herrig 16, 424; Der Sch. des Briefs, Buchs, Romans etc. und so in vielen Zsstzgn., z. B.: Almanach-Sch.; Brief-Sch. FAWolf H. XI (s. Briefsteller und Creuz 1, 220); Buch- (Luther 3, 338a), Bücher- (Butschky Patm. 569); Chroniken- (G. 14, 81); Gespräch- (19, 356); Geschicht(s)- (WHumboldt 1, 3; JvMüller 1, 386, s. Historiker), vrsch.: Geschichten-; Kalender-Sch.; Moses ist ein Gesetz-Sch. Luther SW. 63, 113; Komödien- Sch. Platen 4, 87; Der System- oder Kompendien-Sch. Engel 7, 297; Noten-Sch., Noten, d. h. Anmerkungen etc. schreibend (vrsch. c); Prosa- oder Prose- (Zimmermann Nat. 36); Roman-; Satiren- (Rabner 1, 4; 116); Schutz- (Luther 8, 212a, Apologet); System- (Wackern. 4, 394 ¹⁶ etc.); Tragödien- (Sch. 106b); Viel- (vgl. 2); Zeitungs-Sch. Fichte 6, 26, vgl.: Ein potziger Hof- und Staatszeitungs- Sch. Demokr. Stud. 176 etc.; selten in Zsstzg. mit Ew. zur Bez. des Stils: Schön-Sch. (versch. b). L. 12, 223; Mendelssohn 4, 1, 232, ferner verächtl.: Die Lumpenprediger und Puppen-Sch. Luther SW. 63, 25, schlechte Schriftsteller und vralt. o. Zsstzg.: Bei den alten Sch–n [Schriftstellern, Autoren]. Zinkgräf 1, 303, vgl. die verächtlichen Vrkl.: Schreibler. Kurz 3, 75a (Chr. Stolberg), gw.: Skribler.
b) in Bezug auf die Art, wie die Worte auf dem Papier etc. durch die Schrift fixiert werden, zuw. mit Ew.: Ein rascher, flinker, guter Sch. etc. und nam. Zsstzgn.: Geschwind- (G. 29, 386) oder Schnell-Sch., s. Stenograph; Klein-Sch. (vgl. 2); Schön-Sch., Kalligraph (vrsch.
a) etc. c) Kopist, best. Ab-Sch.: Sich einen Sch. halten (s. d) etc., so auch: Noten-Sch., Musikalien abschreibend, vrsch. a. d) ein Angestellter oder Beamter, dessen Hauptthätigkeit das Schreiben, wo das Wort, nam. in Zsstzgn., theils eine ganz unselbständige (s. c), theils eine mehr selbständige Thätigkeit bez., im letztern Fall häufig durch das fremde Sekretär (s. d.) ersetzt: Da rief man die Sch. des Königs .. und ward geschrieben, wie Haman befahl, an die Fürsten etc. Esth. 3, 12; Rehum, der Kanzler, und Simsaī, der Sch., schrieben diesen Brief .. dem Könige etc. Esr. 4, 8 etc., s. Gesenius s. v. ֶ; Richard, Egmont’s Geheim-Sch. ..; Vansen, ein Sch: G. 9, 138, vgl.: „Ist es nicht der Sch. beim Doktor Wiets?“ .. Erst war er Sch. und, wie ihn ein Patron nach dem andern wegjagte, pfuscht er jetzt Notaren und Advokaten ins Handwerk. 164; Eginhardus, Kaiser Karoli Sch. oder Sekretarius. Zinkgräf 1, 10 etc. Zsstzgn. s. die vrsch. Staatskalender etc. und z. B. SClara EfA. 1, 217; Spate etc., als Titel auch für die Frau (s. d., Zsstzg.
a) geltend, nam. nach dem angewiesenen Bezirk der Thätigkeit etc., nach Ort u. Zeit versch., z. B.: Amt- (G. 26, 118 etc.), Amts- (Hebel 3, 243 etc.) Sch., s. Amt 3; Bank-Sch., Buchhalter in einer Bank; Bau-Sch. (Schütze Hamb. 57), beim Bauamt; Bergbeamte . .: Berg-Sch., Berg- Gegen-Sch. etc. Jablonsky 123b; Boletten-Sch. Hebel 3, 55, s. Billett 2; Brücken-Sch., den Brückenzoll erhebend etc.; Deich-Sch., beim Deichgericht; Feld- Sch., Regiment-Sch.; Floß-Sch., bêi der Holzflöße; Forst-Sch., in Forstsachen; Gegen-Sch., Kontroleur, s. Berg-Sch.; Geheim-Sch. G. 9, 205 etc., Sekretär (s. d.); Gerichts-Sch. Zinkgräf 2, 69 ff., Aktuar; Hammer-Sch., Hilfsbeamter eines Hammerschaffers (s. d.). Scheuchenstuel 122; Hütten-Sch., in einem Hüttenwerk und Hüttenamt; Kammer-Sch., s. Kammer 24; Kassen-Sch., s. Kassier; Kasten-Sch., s. Kasten 3; Korn-Sch. Pfeffel Pr. 1, 39; Rabner 3, 23, Rechnung über die Getreideeinkünfte etc. führend; Küchen-Sch. Moscherosch Gs. 1, 369, die Rechnung im Küchenwesen eines Hofs etc. führend; Land-Sch., bei einem Land- oder auch bei einem ländlichen Gericht; Mühlen-Sch. Erbvgl. Beil. 62 etc., zur Beaufsichtigung, der Mahlsteuer etc.; Munster- (Jversen 141b), gw.: Muster-Sch., die Musterrolle (s. d.) führend; Ober-, Ggstz. Unter-Sch.; Poll-Sch., s. Poll 2; Post-Sch., im Postfach; Privat-Sch., bei einer Privatpers. im Ggstz. der eig. Beamten; Regiments-Sch., s. Regiment 2; Rent(ei)-Sch., bei der Rentei; Schiff- Sch., auf einem Kriegsschiff, s. Bobrik 484; 612 (vgl. Muster-Sch.); [Demosthenes] ruft dem Staats- Sch. das kurze Wort: „Jetzt lies“! zu. Dieser tritt vor, um das Aktenstück mitzutheilen etc. Kriegk 2, 298; Stadt-Sch., beim Stadtrath etc.; Stein-Sch., in Nürnberg etc. das Verzeichnis über die Grabsteine führend; Steuer- Sch., beim Steueramt, ähnl.: Zoll-Sch.; Thor-Sch. Tieck N. 5, 215 etc., die Verzeichnisse über das im Thor Ein- und Ausgehnde, nam. in Bezug auf Steuer etc., führend; ünter-Sch., s. Ober-Sch., vrsch.: Der Unterschrēīber (s. e) des Wechsels; Zeug- Sch., in einem Zeughaus; Zoll-Sch., s. Steuer-Sch. u. ä. m. e) entsprechend den Zsstzg. von schreiben (s. d. und d: Unter-Sch.). 2) übrtr. als Bez. von Thieren (s. Nemnich), z. B.: Sch. = Cyprinus nasus (s. Nase 2t) nach der Schwärze des Bauchfells (s. Oken 6, 303); Klein-Sch., Dermestes micographus; Viel-Sch., D. polygraphus (s. Buchdrucker) etc.
~ēī, f.; –en:
das Schreiben (s. d.) mit vrsch. Nüancen; das Erzeugnis des Schreibens (das Geschriebne); die Thätigkeit oder Stelle eines Schreibers etc.: Selten eine Sch. [etwas Geschriebnes] ohne Sau. SClara EfA. 1, 47; Nachdem ich einige nothwendige Sch–en abgemacht. Ense T. 3, 292; Hätte er sich vor aller eigenen Sch. [schriftstellerischen Thätigkeit] .. gehütet. Fichte N. 53; Die Herren von der Sch. [die Büreaukraten]. Immermann M. 4, 237; Ich dächte, Sie ließen die ganze Sch. L. Barnh. 2, 2; Sie haben uns verdammt tief hineingeritten mit ihren Kongressen und Sch–en. Lewald Ferd. 3, 187; Lag das Schreibspind voll Bücher und Sch–en. JGMüller Lind. 2, 194; IP. Fat. 2, 138; Thümmel 3, 3; Übersehen Sie die schlechte Sch. [Handschrift]. W. 11, 214 etc.; Die Advokaten-Sch. laß bleiben. Jffland 9, 4, 33; Geheim-Sch. [Kanzlei]. Adelung; Zu Schaffhausen die Stadt-Sch. oder das Archivariat für mich zu begehren. JvMüller 5, 212; Viel-Sch. in mehrerern Sprachen. G. 27, 3 etc., s. die Zsstzg. von schreiben.
~isch, a.:
in der Weise eines Schreibers (s. d.): Sch–e [schriftstellerische] Eitelkeit. Hagedorn 3, 163 (vgl. Beitr. z. d. Spr. 1, 174); Mit Brief(en)-Schreiben und- Lesen in der Kanzlei umgehen, Das ist sch. Luther 6, 162b etc.
~n: 1) intr.:
als Schreiber thätig sein, auch refl. mit Angabe des Erfolgs: Sich hinauf-sch. Jahn M. 223. 2) Mich schreibert gar selten. Pröhle J. 302, ich empfinde selten Schreiblust.
~schaft, f.; –en:
eine Gesammtheit von Schreibern. Jahn M. XV.