Faksimile 0186 | Seite 1008
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Schrei
I. Schrēī, m., –(e)s; –e:
1) der Ton, den ein schreiendes Wesen hören lässt (ausstößt), vgl. II 1: Einen (hellen, lauten, gellenden, schrillenden) Sch. ausstoßen (Kompert NGsch. 1, 56 etc.), thun (G. 18, 22; Sch. 722a; 723a), seltner: lassen (Pfeffel Pr. 1, 96); Ein lauter Sch. entfuhr ihr. W. 12, 30 etc.; Zwei gellende Sch–e wurden gehört. Freytag Soll 3, 133 etc.; „Vorwärts, Kossuth, mein Streiter!“ | so klingt der Donau Sch. Freiligrath SW. 6, 283; Der Kinder Sch. nach Brot. 210; 215 etc.
a) auch von Thieren, z. B.: Die Ente, welche einen starken und lauten Sch. hat. Döbel 1, 71a; 3, 175b etc.
b) Biegt man eine Zinnstange, so bemerkt man einen eignen Ton (Sch. des Zinnes). Mitscherlich 2, 2, 173 („,das Schreien“. Karmarsch 3, 682).
c) selten übertr. (s. schreien 1c): Die du . . | zu gefälligem Einklang den Sch. der Farben verschmelzest. Kosegarten Po. 1, 3 etc.
d) Leicht zu mehrende und zu verstehnde Zsstzgn, s. die von II. Ruf und schreien, z. B.: Dessen An-Sch. | weckt den Tag. Rückert 6, 105; Seine Angst-Sch–e über die bedrohte Zukunft .. erheben. Vogt Köhl. 84 u. o.; Den Auf-Sch. des Schreckens. IP. Fat. 2, 105; Ihre poetischen Auf-Sch–e. Steub DTr. 1, 54; Schnatternder Auf-Sch. [der Enten]. Tschudi Th. 70 etc.; Ein Gegensatz von Lispeln und Aus-Sch. G. 27, 200; Ein donnernder Beifalls-Sch. Ruppius GG. 179; Eulen-Sch. Reithard 260; Bleibt trotz allem Freiheits-Sch. taub. Grabbe Herm. 65; Dem Freuden-Sch. auf dem Fuße folgte ein Angst- und Schreckens-Sch. Kürnberger N. 1, 95; Bis zum ersten Hahnen-Sch. Freytag DW. 5; W. 10, 49 etc.; Den Sch. der Noth, | den Hunger-Sch., den Sterbe-Sch. Freiligrath SW. 6, 215; Mit dem üblichen Wald- oder Jagd-Sch.: Jo, hoho etc. Gartenl. 9, 237b; Ein Lallen der Leidenschaft, ein roher Natur-Sch. Prutz GschTh. 321; Das wird in Petersburg Noth-Sch–e geben. Ense T. 3, 6; Münch- hausen 43; Mit Orgel-Sch. [lautem Orgelklang]. Spee (Wackern. 2, 285¹⁰); Schmerzens-Sch. Stahr (Nat.–Z. 12, 283); Schreckens-: s. Freuden-Sch.; Der Spatzen- oder Sperlings-Sch. Ickelsamer B. 7b; Sterbe-: s. Hunger-Sch., vgl.: Die Todes-Sch–e niedergemetzelter Weiber. Scherr Pilg. 2, 36; So erhuben die kräftigen Romantiker einen Ur-Sch. V. Ant. 1, 354; Die Verzweiflungs-Sch–e der Verhungernden. Schwegler (47) 242; Wald-: s. Jagd-Sch.; Ein Wehe-Sch. gegen die verrotteten Zustände. Stahr (Nat.–Z. 12, 525); Wuth-Sch. Scherr Bl. 2, 349; Zeter-Sch. Scheffel Tr. 195 etc.
2) Der [bei der Bereitung aus Roheisen] gewonnene Stahlklumpen (Stahl-Sch.). Karmarsch 3, 341.