Faksimile 0180 | Seite 1002
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Schoß
Schōß, m., –es; Schöße; Schößchen, lein; -:
1) der beim Sitzen entstehnde Bug des menschl. Leibs, gebildet durch Schenkel und Unterleib, und die genannten, diesen Bug bildenden Theile: Auf oder in Jemandes Sch. sitzen, z. B. sprchw.: in Abraham’s Sch. G. 6, 47 (s. Luk. 16, 22 ff., von den Seligen); dem Glück im Sch. (W. 12, 103, s. Sch.-Kind) etc.; Die Hände in den Sch. legen, müßig etc.; Gab Einem zur Linken in den Sch. | mit seinem Hintern einen derben Stoß. G. 2, 223 etc.; bes. oft von dem das Kind in sich tragenden Mutterleib: Noch eh der Mutter Sch. uns an das Licht gebiert. Nicolai 1, 200; Im Sch–e das Knäblein, | welches die Schwangere trägt. V. Il. 6, 58 = Das zarte Kind im Mutter- Sch. B. 170a etc.; danach ungemein oft bildl., übertr. zur Bez. des Jnnern, Etwas in sich Bergenden, Umfangenden (vgl. Busen etc.), z. B.: Fliegt .. ein Stein aus dieser Schleuder Sch. Alxinger D. 265; Schöner Jliaden mag der Sch. der Möglichkeit (s. d.) .. noch genug enthalten. B. 183a; In der Särge Sch. Cham. 4, 26; 3, 265; Des fruchtbarn Chaos Sch. gebiert. Creuz 1, 81; 96; G. 2, 291; Er wohnt in unserm Sch. [Mitte]. 6, 23; Ich barg es tief in schwerer Nächte Sch. ebd.; 12, 197; Christ ist erstanden aus der Verwesung Sch. 11, 35; So trat aus dem Sch–e der Allmutter Natur einst Psyche hervor. Pfeffel Pr. 10, 113; Der Erde Sch., erwühlt vom Ackerpflug. Rückert BE. 159; Mak. 1, 57; In seinen [des Grabes] Sch. Salis 39; Warf ich mich in seinen [des Flusses] Sch. Sch. 48a; [Es muß] fallen | aus der Götter Sch. das Glück. 49b (s. Knie 1d; Spr. 16, 33); 469b; Noch liegen die Loose | dunkel verhüllt in der Zukunft Sch–e. 492a etc.; In dem Sch. der Städte. 79b; 83a; 1154b; In den Sch. | der heil’gen Kirche reuend wiederkehren. 481a etc.; Im Sch–e der Natur. W. 3, 17; Der Wolken schwarzer Sch. | gießt Feuerströme aus. 20, 183; Seiné Bekümmernis in den Sch. seines Freundes ausschütten. Luc. 4, 32 etc. Zsstzg. z. B.: Im Äther- [oder Himmels-] Sch–e. Daumer 1, 304; Die Erde nimmt uns sanft auf ihren Blumen-Sch. Tiedge Ur. 4; Ein Grab im Erden-Sch. Platen 6, 29; Wackern. 2, 282¹⁴; Senket mich hinab | in eures tiefen Friedens Gra- bes-Sch. G. 13, 342; Umfängt mich nicht der weite Him- mels-Sch.? Sch. 425b; Der baltische Meer-Sch. [gw. Meerbusen]. V. 3, 31; Ihren Sohn, den sie im Mutter- Sch. getragen. Sch. 450b; Die Kirche wird euch .. in ihren Mutter-Sch. aufnehmen. 123a; Keime, | hold in den Mutter-Sch. schwellender Früchte gehüllt. G. 2, 292; In des Teiches Ufer-Sch. W. 33, 303; Ihrer [der Nacht] Tiefe Wunder-Sch. 12, 169; Ihm ruhen noch im Zeiten- Sch–e | die schwarzen und die heitern Loose. Sch. 77b etc. 2) die den Sch. (1) umhüllenden Theile der Kleidung: Durch ein Kamisol mit kurzen Schößen drückte sich der schönste Wuchs [der Frau] aus. Möser Ph. 1, 6 (s. schößeln: die Schöße des Weiberkorsetts im Gehn in Bewegung setzen. Schm.; niederd.: (an)schöteln, ein Kleid durch angesetztes Tuch bauschig verlängern. Brem. W.); Thetis barg im Gewand-Sch. ihn. V. Il. 6, 136 etc. und nam.: die Schlagfittige (Schlippen) am Mannsrock: Ich seh die Schöße noch vom Rocke wehn. HKleist Kr. 73 etc.; Mit den bauschig abstehenden Rock- schößen. Immermann M. 1, 287; Engel 12, 7 etc. 3) Fleischer.: das bei Rindern unter den Lappen (s. d. 8) hangende lappige Fleisch. 4) Wappenk.: s. Kegel 7n. Dazu: Beschoßte Schilde.
Anm. Goth. skaut, m.; n.; ahd. scó, m.; scóza, f.; mhd. schóz, m.; f., wohl mit der Grundbed. des Bugs, Winkels, vgl. ahd. drî-, fior-scóz, drei-, viereckig. Heute allgm. hochd. m.; früher oft fem., z. B. bei Brockes, Geßner, Haller; Lohenstein; Opitz etc. und selbst noch Kosegarten Po. 1, 46; 2, 222 (m. ebd.); Dies England, | die Amm’ und schwangre Sch. erhabner Fürsten. Schlegel Rich. II. 2, 2. Selten Mz. ohne Uml.: Sch oße. Immermann M. 3, 373. Schwankende Schreibw.: Schooß, Schoos zur Untersch. v. Schoß (s. Sanders Orth. 88).