schöpfen
Schöpfen, tr. und o. Obj. (s. Schaff, Anm.):
1) aus einer Flüssigkeit etc. Etwas in einen hineingetauchten hohlen Raum (Behältnis, Gefäß) fassen und herausnehmen: Wasser etc. — mit der Hand, mit der Gelte, Kelle, dem Eimer etc.; aus dem Fluß, Bach etc.; aus einem großen Gefäß in ein kleineres etc.; jenes leer, dieses voll sch. etc.; Tief oder aus der Tiefe; seicht oder an, von der Oberfläche sch. etc.; Sie „schepfften“ des Wassers aus dem Brunn. 2. 23, 16; Er schöpft [die Milch] auf den Teller., er schöpft. 10, 137; Ritt auf den Haferhaufen zu .., schöpfte das Gefäß übervoll. 20, 245; 3, 96; Lechzer, schöpfe tief und hell. Po. 2, 171; Was leicht wie den Schaum von der Fläche sie sch. 4, 109; Schöpft in den etrurischen Krug! 83b; Aus der Schale| sch. wir die trübe Fluth. 52b etc., s. d. Folg. (Ugw.: Schöpfte sie Wasser in eine m Krystallbecher. 4, 393 etc.; Ein Knabe wollte Wasser sch., aber das Wasser .. schöpfte den Knaben und ging mit ihm durch. Ros. 52a etc.) — Techn., z. B.:
a) Gießerei durch Sch., s. Kelle 2b. —
b) Papierm.: das flüssige Ganzzeug mit der Bütte (s. d. 3f) auf die Form zu einer dünnen gleichförmigen Schicht ausbreiten, s. 2, 799. Geschöpftes [oder Bütten-]Papier. Bchdr. 145. —
c) Meteorol.: Die Sonne [einigermaßen person.] schöpft (oder zieht) Wasser, man sieht in den Wolken (s. Regenwand) Streifen, die auf Regen deuten. —
d) weidm.: Der Habicht, Falke schöpft [trinkt], s. 8. —
e) Schiff.: Den Wind in die Segel sch. [fassen]. —
2) (s. 1) oft bildl. und übrtr.: Aus einer Quelle (s. d. 7 und die Bsp. dort) sch.; „Tiefer zu sch., habe ihm seine Zeit nicht verstattet.“ Eig. also hat er gar nicht geschöpfet, denn Hilfsmittel sind keine Quellen. Ph. 13, 327; Meine Kenntnis .. ist nicht weit her; denn ich habe sie .. nicht tiefer als aus 1001 Nacht geschöpft. 19, 163 etc.; „Was schöpfst du, Kind, so sinnig?“ | Das Meer in hohlen Sand! — | „Was? Knab’, in diese Höhle | das Meer?“ — Und du, o Thor, | schöpfst Gott in deine Seele! 3, 217 Sch. 1, 23; 18, 239 etc.); Steffens las nie vom Blatte; was er im Augenblicke geschöpft, reichte er frisch und hell. 2, 15; Wenn du .. Viel aus dir selbst geschöpft. 24, 4; Von Allem mußte geschöpft, Alles, wenn es auch nicht zu er-sch. war, oberflächlich gekostet werden. 39, 321; Nie schöpfte tief das Frohe der lachichte | .. Zeitvertreib. Od. 2, 28; Hier an einem der Lichtquelle unserer Insel Weisheit und Kenntnisse sch. I. 2, 74; Die Natur schöpft aus ewigen Meeren und erschöpft sich nicht. 22, 147; Daß .. ein Engel .. das Rechte mir .. schöpfte | am reinen Lichtquell mit der reinen Hand! 385b etc. (s. d. Folg.). —
a) Zuw. nach frz. Weise mit in st. aus, z. B.: Das usurpierte im Stumpfsinn und im Aberglauben des Volkes geschöpfte Recht. A. 2, 41; Daß ich .. in ihren Büchern gefährliche Geheimnisse geschöpft. gH. 1, 257 etc. —
b) selten: So schöpften [wählten] sie einige weise Männer aus ihrem Mittel etc. . ., „Schöpfen“. Osn. 1, 39 (s. 5). —
3) (s. 2) sehr häufig vom Athmen (eig., — insofern dadurch der Brustkasten mit deutsches Wörterb. II. Luft gefüllt wird — und übrtr.): Athem (s. d. 1b), (frische) Luft (s. d. 1b) sch.; Wir sch. und athmen den Morgen mit Wonne. 27, 486; Beliebte Luft auf väterlichen Hügeln, | wer weiß, ob ich dich einst nicht sch. kann. 6; Wahrheit sch. (2) ist soviel als Luft sch. 13, 614 etc., vgl. auch: Ein geschöpfter [tief aus der Brust heraufgeholter] Ruheseufzer. R. 9, 67 etc. —
4) (s. 2) mit abstr. Hw. als Obj. (alphab.), z. B.: Aus, von 9, 124), über (Luc. 6, 216) Etwas Argwohn sch., fassen; Geduld sch. SW. 26, 71 etc.; Schöpfte Hoffnung von diesem Umstand. 711a; Lust aus Etwas sch. 11, 159; Schöpfet Muth in eure Brust! 164b; Keinen andern Muth und Sinn „schepffen“. 5, 429b; Aus Etwas Trost sch. M. 3, 103; DM. 3, 55; Verdacht sch. 9, 270; Vergnügen, Wonne aus Etwas sch. etc.; obrd. auch in andern Verbind., z. B.: Unwillen B. 224a; 381a), eine Begierde, Eifersucht sch. etc. —
5) (vralt., s. 6) Rechtsspr.: Ein Urtheil etc. sch. 3, 378 etc., vgl. finden 3 und Schöff. —
6) (s. 5) Ward diesem neuen Monarchen .. ein neuer Titel und Namen geschöpft [gefunden, gegeben]. 311b; Die Schenken von Schenkenberg haben einen erblichen Titel .. von dem Amt .. geschöpft [erhalten]. 314a; Ein Spitzname, welchen Aristophanes seinen Mitbürgern .. geschöpft. 21, 338; Einen Sohn, bei dem der Herzog und die Herzogin .. Pathen gewesen und ihm den Namen Wilhelm August geschöpft haben. Denkw. 1, 166; Luc. 3, 186; 263; Merck 1, 196 etc., vrsch. 7. —
7) vralt. st. schaffen, s. d. 1a am Schluß und Anm. und Zsstzg., z. B. anschaffen 1; Mit dem Pinsel in der Hand.. Bilder sch. Br. 1, 244 etc., so auch: Dadurch schöpften [machten] sie sich in der ganzen Welt einen großen Namen (vrsch. 6). B. 1, 310. —
8) weidm.: faktit. (s. 1d) Einen Habicht sch., ihm Wasser geben, zum Trinken oder Baden. —
9) (vgl.
1) nicht wasserdicht (leck) sein und so Wasser eindringen lassen: Der Kahn schöpfte schon Wasser. 1, 103; Wann sch–de Bretter | kaum hemmen den Tod. 79 etc.; Die Schuhe sch. Wasser. — 10) (vgl. 9 und empfangen) von Pflanzen: befruchtet werden, Frucht ansetzen. scherzh. auch von Frauen: koncipieren. — 11) Dazu (s. u.) Schöpf-er, -ung.
Zsstzg. nam. zu 1 (und 2), vgl. füllen etc., z. B.: Áb-:
1) eig. und übertr.: Etwas von der Oberfläche 6, 11) oder oben 10, 152; HB. 2, 256) a., vgl. oberflächlich; Das beste Fett (s. d.), den Rahm Luc. 5, 161), die obersten Spitzen oder den Rahm Stein 1, 313), die Blüthe (252) a. —
2) meton.: Die Milch a. [abrahmen]; Bis sie an der Quelle der Gewalt sitzen. Dann schöpfen sie diese Quelle rasch ab. R. 1, 221; Mit strengen Bußkasteiungen allmählich | a–d eine ew’ge Schuld. 514b, durch Schöpfen abnehmen machen, vgl. aus-, er-sch. — Án- [7]. — Āūf-: Aus dem Quell verklungner Sagen | schöpft er tiefe Wahrheit auf. 2, 120; Suppe a. etc. — Aūs-: Das Wasser a. (aus dem Kahn). 25, 149 etc.; Den Wein a. (aus dem Faß etc.). Od. 16, 110 etc.; meton.: Den Kahn, das Faß, den Brunnen a. etc.; Liebeslieder, die ein ganzes Herz bis zum Grund a. 4, 1190³¹); Den Geist der Schrift ganz a. 1, 3a; Das Interesse bis auf den letzten Tropfen a. G. 1, 164 etc. Veralt.: Dürr, mager und ausgeschöpft. 525b, entkräftet etc., vergl. er-sch. — Eīn-: Wasser e. 4, 346 etc.; Eine „eingeschepffte“ oder geborgte Liebe. 6, 36b, Ggstz.: eine von innen quellende. 21, 93; Fat. 1, 111 (s. Glücksrad) etc. — Empōr-: s. auf-sch. — Ent-: Den Fässern Wein Od. 23, 204); dem Krug Nektar (Il. 1, 598; 149a), dem Quell Trinkwasser M. 14, 739), dem Meer einige Tropfen (9, 214) e.; Wasser, l das die Pumpen nicht dem Boden [des Schiffs] zu e. | gnügten. Span. 2, 21 etc.; Tiefem Sinn entschöpfte Worte. 4, 383 etc. — Er-:
1) (selten) Dieser erschöpft [schöpft] sich | wieder getrübete Fluth. H. 2, 12 etc. —
2) aus-sch., leer schöpfen etc., zumeist übertr., z. B. ineinandergreifend:
a) Einen Brunnen (s. d. 7), eine goldne Ader (s. d. 3) e.; [Diese Ausgaben] erschöpften endlich seine so unermeßlich scheinenden Schätze. 776a; Nachdem er alle .. Gemein- örter der Schmeichelei erschöpft. Luc. 3, 333 etc., s. d. Folg. —
b) Jemandes Kraft oder ihn e., ihn ganz matt und kraftlos machen etc.; Anfechtungen, die mich an meinem Leibe so erschöpften, daß ich kaum lechzen .. konnte. SW. 60, 108; Nachdem er .. seine Zunge erschöpft. 10, 40 etc., vgl. (körperl.): Der Odem, den Laokoon an sich zieht, erschöpft den Unterleib und macht die Seiten hohl. M. 1, 412a etc. —
c) Ein Thema etc. e., so vollständig behandeln, daß Nichts mehr darüber zu sagen bleibt etc.: Wenn die Ausführung den Gedanken erschöpfte. 15, 27; 39, 321; 102a; 277b etc., auch ohne Obj.: Sie soll nicht e., nur die Richte angeben. M. 307 etc., bes. im adjekt. Partic. Präs.: Eine e–de Behandlung, Darstellung etc.; Nur aus jenem Princip e–d und vollkommen hinreichend zu erklären. N. 7. —
d) (Chem.) 67 Gran Mais wurden mit Äther erschöpft. Th. 314, s. sättigen 2c. —
e) refl. namentl. zu a und b: Die beste Lunge erschöpft sich (b). Gal. 3, 6; Die Natur schöpft aus ewigen Meeren und erschöpft sich nicht (a). 22, 147; 278a; 776b etc., auch (c): Dies Thema erschöpft sich nicht so leicht. —
f) im pass. Partic., z. B. zu a: Wenn ihr Latein erschöpft [zu Ende] ist. M. 3, 271 etc.; 1013 und nam. zu b: 5, 321; 4, 53; 80; R. 5, 108; 523b; DB. 2, 250 etc., dazu: Aus kampf- erschöpften Gliedern. Sh. 7, 307; Durch Krankheit | lebenerschöpft. etc.; Soviel meine gänzliche Erschöpftheit es erlaubt. Rh. 2, 110 etc. und als Ggstz. zu a: Unerschöpft. D. 2, 338; 67b; 73b; 3, 645¹; Wie unerschöpft die Deutschen sowohl an Mannschaft als an Begierde zum Kampf .. gewesen. 1047²¹ etc.; selten: Weil man den unerschöpften [vom Nachahmer nicht erreichten?] Meistern | die Lorbern nur umsonst begeizt. 1, 57 etc. — Hêr- etc.: Wein aus dem Faß heraus-, in den Becher hinein- sch.; Sein innrer Schlamm hinweggeschöpft. Maß 3, 1 etc. — Weil noch nicht alles Fett abgeschöpft ist, n. etc. — (s. überfüllen I 1) 2, 153. — s. umfüllen. —— Wég-: Nur das Bedeutende .. oben w. G. 3, 270, s. ab-sch. — hinzu-sch. — schöpfend zurücknehmen etc.
Nāch-: Über-: Um-: Zū-: Zurück-: Work in progress
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