Faksimile 0162 | Seite 984
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schnapp Schnappe Schnappeln schnappen Sprachen Schnapper schnapperhast schnappern Schnappisch
Schnápp: 1) interj.:
im Hui; im raschen Zug wie beim gierigen Zuhappen nach Etwas (s. 2 und schnaps), auch: Schnipp (s. d. 1), Sch., Schnurr! z. B. Name eines Kartenspiels. 2) m., –s; –e: eine kurze schnell zufahrende Bewegung; Etwas mit dem durch die Interj. (1) bez. raschen Zug und Laut, z. B.:
a) Happ: Sie muß gleich den letzten Sch. thun [sterbend]. ORuppius Volksl. 2, 151 etc.; Die Guillotine .Mit einem Sch. sind Hundert abgethan. Gotter Sch. 129 etc.
b) Einschnitt mit raschem Zug der schnippenden (schnappenden) Schere etc.: Gekerbt wie Apfelkuchen | mit Flippen, Schnipp und Sch., gezickt, gezackt. Shakespeare 5, 312 = Geschnippt, geschnappt, gezähnelt, Zick und Zack. V. Sh. 3, 424 (vergl. Schneppe).
c) Schneller, z. B.: Nasen-Sch. (Nasenschnappe f), Nasenstüber etc. und nam. bei Altern übertr.: Einen (guten) Sch. nehmen, z. B. Berlichingen 175; Luther SW. 60, 348; 61, 351 etc. = eine gute Schnappen kriegen. Rollenhagen Fr. 646 etc. = Schlappe (s. d., vgl. Schnalle, Schnalke. Schweinichen 2, 111).
~e, f.; –n:
1) s. Schnapp 2c.
2) Peitschenschmicke (s. d.): Flocht sich eine neue Sch. an der Peitsche. HGrimm Nov. 293.
3) weidm.: Falltuch (s. d.). Laube Br. 283.
4) das schnappende Maul. Campe; Schm., vgl. Schnabel 3 und Anm.
~eln: s. schnabeln 1; schnäbeln 3. ~en, intr. und zuw. (s. 3b; c) tr.:
einen Schnapp hören lassen; Etwas oder sich im Schnapp bewegen (vergl. Schnabel, Anm.), z. B.:
1) (mit haben) Der Auerhahn schnappt oder schnalzt, s. d. 1 und 4: Ich schnappe [häufiger: schnippe] mit den Fingern. Heine Reis. 2, 206 etc.
2) (mit sein; haben) Ein Brett schnappt [schnellt, fährt] in die Höhe. Adelung, vgl.: Den Deckel am Bierkrug auf-, nieder-, zu-sch. lassen. Schm. etc.; Da schnappten sie wieder hinter sich. Berlichingen 152, fuhren retirierend zurück; Eh sie vom Schemmel schnappte. Blumauer 2, 78; Wie ein Taschenmesser schnappt. G. 1, 27, zufallend sich schließt, im Schnapp (s. Sch.-Messer) etc., vgl. veralt. refl.: Werfen das Fleisch in die Schalen, daß sich das Gewicht über sich schnapfet. Garzoni 177a etc.
3) (mit haben) Nach Etwas sch., gierig zufahrend greifen, z. B.:
a) zuw. von der Hand: Wenn die Hand zornig nach uns [Fliegen] schnappt. Sternberg BrM. 40; Nahm er Abschied und schnappte nach dem Zipfel des Schlafrocks. Thümmel 7, 160 etc.
b) zumeist vom Mund etc., eig. und übertr.: Nach einem Bissen etc. sch.; Ewig nach Jdealen zu sch. Auerbach Ab. 147; Das Jappen | der Rachen, welche nach ihm sch. B. 71b; [Der Hengst] schnappt nach den Fliegen. Freiligrath Ven. 24; Die Ehrsucht .. schnappt nach Wind und Rauche. Günther 421; Deutsche Fürsten standen jagdhundisch umher und schnappten bei Fremden nach ausgeworfenen Länderbrocken. Jahn M. 67; Luther 5, 271a; Stachelschriften, die nach uns Menschen beißen und sch. IP. Fat. 2, 6; Sch. 333a; Schlegel Sh. 6, 297; W. 13, 242; 34, 42 etc. Auch zuw. ohne nach, z. B.: Ein Fischlein .schnappt [nach dem Angel]. G. 1, 27; Sch–der Strauchhahn. V. 1, 47 (s. Schnapphahn); Skylla .. schnappet umher und fischt sich .. | Meerhund’ etc. Od. 12, 95; Mit weitoffnen Schnäbeln in die leere Luft sch. W. 23, 260 etc. und tr. = er-sch.: Reineke .. lief nach Hühnern .. und schnappte sich eins. G. 5, 142; Einen Haifisch, der dich schnappt. Platen 4, 114 etc.
c) (s. b) Nach Luft (G. 14, 66; W. 10, 37; 79; 11, 187 u. v.), nach Odem (14, 184) sch., beklemmt im Gefühl der knappen Luft den Mund Athem schöpfend weit und hörbar öffnen etc., ähnl.: Er schnappte wieder nach dem Tone, | sein Schimpfslied vollends auszuschrein. JBMichaelis 66 etc.; Luft sch. etc.; [Der Geier,] der noch immer schnappte und jappte. Immermann M. 2, 119 etc., auch nam. von Sterbenden, z. B. König Kl. 1, 369, ähnl.: auf-sch. Schm. (auch: „gantmäßig bankerott werden“).
4) Schnapper, s. u. Zsstzg. s. Schm.; Schwäb. W. etc., z. B.: Áb-: (s. zu-sch.) 1) intr.:
a) [2] Die Feder z. B. an einem Schloß, das Schloß, z. B. am Gewehr (Spindler V. 2, 72), an der Thür, die Thür, der Hahn des Gewehrs, das Gewehr schnappt ab, geht schnappend ab oder los, s. 2 und: Das Schloß war doch nicht abgeschnappt. Müllner 5, 62.
b) plötzlich abbrechen, aufhören: In einem Nu schnappten die [springenden] Wasser ab. G. 20, 71; Daß ihm plötzlich die Rede abschnappte. Paalzow Th. 3, 506; Spate 2, 18 etc. und mit pers. Subj.: im Reden oder Schreiben abbrechen. IP. 3, 41; Lev. 289; HVoß 2, 48 etc. 2) tr.: (s. 1a) Ein Schloß a. Auerbach D. 2, 418; Dyk 8, 69 etc., schnappend abschließen.
Āūf-:
1) tr. [3b]: Etwas schnappend auffangen, z. B.: Ein Wort (W. 18, 115; HB. 1, 257; G. 39, 377 etc.), eine Überzeugung (38, 17) a. etc.; Schnapp auf! Gutzkow R. 2, 286 etc.; Aufpasser und Aufschnapper. G. Zelt. 4, 341 etc.
2) [2].
3) [3c]. Eīn-: vgl. ab-sch.: 1) [2]
a) Drückte die Thüre zu, die so leise einschnappte [schnappend sich schloß etc.]. G. 20, 61; Die Feder gedrückt und das Schloß e. lassen. Waldau N. 1, 199 etc.
b) Messer zum E. Gutzkow R. 6, 92, s. Schnappmesser; Seine Kniee .., im Begriff ein-zusch. [einzuknicken]. Hackländer Tag. 2, 30 etc. 2) tr.:
a) (s. 1a) Das Schloß e. etc.
b) [3b] schnappend einschlingen etc.: Luft e. Er- [3b etc.]: Daß dieser Fisch die Menschen lebendig erschnappt. Andersen 49a; B. 22a; Ehr und Ruhm e. SClara EfA. 1, 167; Die Schergen ihn e. HSachs G. 1, 161; Einzelne Worte e. W. 27, 162; 35, 147 etc.; Erschnapfen. Rollenhagen Fr. 324. Fórt- [3b etc.]. Hêr- etc.: z. B.:
1) intr.: Und wutsch dich! schnappt [2: fahrt sch–d etc.] ihr hinüber in die Ewigkeit. Scherr Nem. 1, 35; Der Haifisch und der Roche, | die sch. hervor [3c] aus der See. Heine Sal. 1, 155 etc.
2) tr. [3b] Etwas zu sich hinein- (WhMüller 1, 94); hinweg- (Sch. 643a) sch. etc. I. Ǖber- [2]: schnappend über das Ziel, die best. Grenze etc. hinausfahren: Der Riegel des Schlosses, das Schloß schnappt über, über die Zuhaltung; Die Stimme schnappt über, ins Falsett etc.; Die ü–den Tenore. JWiggers Unt. 54; Ü. = überköten. Falke Th. 2, 384 (s. Köte 2); Einem schnappt der Sinn (G. 11, 196), der Witz (W. 10, 196), die Weisheit (Wes Dian. 3, 1) über, ins Gebiet des Wahnsinns, so auch: Jemand schnappt über (Immermann M. 1, 70; Wackern. 4, 1142¹³ etc.), ist übergeschnappt (Fichte N. 58; Platen 4, 186; Tieck 5, 518 etc.); es hat bei (Dyk 8, 391 etc.) oder mit (Musäus Ph. 1, 175 etc.) ihm übergeschnappt, vgl. scherzh. von einem Hofnarren: Daß ich .. | schon fast zur Weisheit überschnappe. Roquette W. 19; ferner:
Sprachen, die keiner Volksfaßlichkeit fähig sind, haben übergeschnappt. Jahn V. 385; Auerbach Tag. 50 etc. II. Über-:
vereinzelt statt I: Seine Stimme überschnappte. Kurz Sonn. 257; Er überschnappt. Sealsfield Leg. 3, 90; „Der Kerl ist überschnappt.“ Und ihr überschnapst [besoffen]. WWolssohn DrW. 2, 49. Ver-:
1) tr. [3b]: schnappend verzehren: Der Schnabel .. verschnappte .. die Fliege. Hungari 2, 503 etc., dagegen wohl nur Drckf. statt er-sch. Wackern. 2, 33³, vgl. Uhland V. 617.
2) refl.:
a) [3b] Sich in Etwas mit den Zähnen v. (s. verbeißen 2), hinein-sch., so daß man nicht loskann. Reithard 83 etc.
b) bes. oft: in über- eilten Reden Etwas sagen, was man verschweigen wollte oder sollte: Arnim 156; Immermann M. 1, 431; L. 4, 406; 12, 196; 547 etc. Wég- [3b]: Hunde (G. 26, 219; Weise Mas. 28), Vögel (Oken 5, 1469; Tschudi Th. 103 etc.) schnappen Etwas weg; Einem Etwas w. (G. 22, 190; Sch. 196b), vor der Nase (G. 8, 235), vor dem Munde (Prutz GschTh. 293), vor dem Maul (Weiße Kom. Op. 3, 299) w. etc. s. ab-sch.: 1) [2] sich schnappend schließen: Es schnappt das Schloß (G. 15, 291; Thümmel 7, 45), der Riegel (Mügge NLeb. 1, 212) etc., übertr.: der Dialog beim ersten Nein und Ja (W. 3, 176) zu etc. 2) [3b] Dem z–den Lindwurm. Kosegarten Rh. 2, 58; L. 13, 173 etc.
Zū-:
3) tr.: (s. 1) Den Kasten (Rockenphil. 2, 317), die Dose (Zachariä 1, 177) z. etc. und ohne Obj.: Mit der Lichtschere über den Wachslichtern z. JP. 22, 169. Zurück- [2]: Zurückeschnappt der Riegel. Alxinger D. 102; [Da] schnappten .. die .. schon ausgestreckten Finger zurück. W. 10, 219 etc.
~er, m., –s; uv.:
1) ein lebendes Wesen, das und insofern es schnappt (s. d. 3b und Zsstzg.), z. B.:
a) von Pers.: Ämter-Sch. Scherr Gr. 1, 21 etc. Dazu: Schnapperei.
b) von Thieren, vgl. (scherzh.): Schnabber, der Hecht. Rollenhagen Fr. 88 etc. und nam.: eine Zunft Vögel: Die Mückenfresser, Sch. Oken 7, 18; 70, auch mit Uml., und dazu z. B.: Fliegen- (Muscicapa. 71), Gabel- (M. tyrannus. 78), Raupen- (Ceblepyris. ebd.), Vogel- (Iyrannus. 76) Schnäpper.
2) schnappender Laut: Daß das Gebrüll .. sich mit einem langen Sch. endigte. Kerner 274; Wie das Schloß .. mit einem lauten Sch. aufging. Schwab V. 1, 206 etc.
3) gw. mit Uml.: schnappende Federn, Werkzeuge etc., z. B.:
a) zum Aderlassen, wobei die Fliete durch eine Feder bewegt wird: Schnepper und Lancette. Gotter 1, 162; König Kl. 2, 202 etc.; Aderlaß-, Schröpf- schnäpper.
b) kleine Armbrust, z. B.: Froschschnepper [zum Frösche schießen]. Jp. 7, 266; Fat. 2, 263 etc., s. schießen 9.
c) Hüttenw.: Schnepper, beim Treibherd ein vor der Blaseform aufgehängtes Blech (s. Schneppe). Karmarsch 1, 259 u. ä. m.
~erhast, a., ~ern, intr.:
s. schnabeln 1.
~isch: s. schnippisch.