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Schmier Schmiere schmieren Schmierer Schmiererei schmierig Schmiersal Schmilzen
Schmīēr, n., –(e)s; –e:
1) = Schmer (s. d.) in Zsstzg. Wagen-Sch. etc. Ubrtr.:
a) (s. schmieren 1l) = Bestechung: Sch. anwenden. Zinkgräf 2, 65, scherzh. (vgl. Buckel, Anm.): Schmierāli-en.
b) in Mz. (s. Schmiere 1c): Prügel, Schläge: Da kann er die schönsten Sch–e kriegen. Ense B. 3, 593.
2) in Zsstzg.: Ge-: das Schmieren (Schmiererei), nam. in der Bed. des Sudelns und so auch: hingesudelte Schrift etc., Sudelei, z. B.: Sein G–e von Münzen habe ich nicht gelesen. L. 12, 204 etc., auch hier mit fremder Endung: Statt eines Jdeals ein Schmierial hervorgebracht. Tieck N. 1, 132 (Sudelgemälde); Schmierālien, Schmierāge (s. Kleidage), vgl. auch Schmiere 2b.
~e, f.; –n:
1) eine fettig-klebrige, zur Schmeidigung dienende Masse, z. B.:
a) womit zur Vermindrung der Reibung Theile von Maschinen (Zapfen, Pfannen etc.), Achsen von Wagenrädern etc. bestrichen werden: Ma- schinen-, Zapfen-Sch.; Die gewöhnliche Wagen- Sch. ist Theer; Patent-Sch. für Eisenbahnwagen. Ubrtr., s. salben 7a, Ense.
b) von Substanzen im thierischen Körper, nam.: Haut-Sch. . ., welche in den Talgdrüsen abgesondert wird. Bock Diagn. 128; An. 656 etc.; Gelenk- Sch. (vgl.
a) 645, übrtr. JP. 7, 89; Fat. 2, 60 etc. c) zur Schmeidigung ledernen Schuhzeugs: Schuh-, Stiefel-Sch. Ubrtr. (vgl. Wichse) = Prügel, zunächst insofern der Geschlagne dadurch geschmeidigfügsam gemacht wird: Sch. (oder Wichse) kriegen etc., wo dann der Stoffname (vgl. Prügel 2 u. Schmier 1b) auch als Mz. aufgefasst wird. 2) auch ohne den Begriff der Schmeidigung, z. B.:
a) eine sehr weiche (schmierige) Salbe, nam. bei den Schäfern für räudiges (oder Schmier-) Vieh etc.
b) etwas unangenehm Beschmutzendes, nam.: In der Sch. (vgl. Patsche 4; Tinte etc.) sitzen etc. und verallgemeint, nam. burschik. (s. Volmann 413) wie Geschichte (s. d. 2), auch von einer Gesellschaft Personen, mit verächtl. Nebensinn: Was kostet die ganze Sch.?; Die ganze Sch. [saubre Gesellschaft] war da; Es dürfte natürlich nichts Gewöhnliches sein, keine kleine Sch. [Kunstreitergesellschaft], sondern ein ordentliches, honettes Unternehmen. Prutz Mus. 2, 282; Soll untersucht werden, die saubere Sch. Scherr Hofgsch. 50 etc., auch: Mach kein so Schmierale [unnöthigen Geschichten etc., vgl. Brei 1b] drum ’rum. Auerbach D. 2, 550.
~en, tr., zuw. (s. 1i) auch o. Obj. (s. Schm. 3, 474):
1) Etwas mehr oder minder von der Konsistenz der Schmiere wohin streichen, und: einen Ggstd. damit bestreichen:
a) eig.: Theer auf die Wagen- achse, die Achse (mit Theer) sch.; Butter, Schmalz, Honig etc. aufs Brot sch. [streichen], Brot (mit Butter etc.) sch.; Lehm in die Fugen des Ofens sch., die Fugen sch. (zu-, ver-, aus-sch.), den Ofen sch. (ver-, aus-sch.); Den Tiegel mit Fett (aus-)sch. etc.; Er schmierete den Koth auf des Blinden Augen. .. Er schmierete meine Augen. Joh. 9, 6; 12 etc.; Die Thüren sch., daß sie nicht quieken. Auerbach Ed. 222; Gequietsch eines ungeschmierten Rades. Winkel 1, 311 etc. Dazu, nam. der Volksspr. angehörig, besonders folgende theilw. ineinandergreifende Anwendungen:
b) verächtlich statt salben (s. d. 3) oft bei Luther: Daß allein der „geschmirte“ und beschorene Hauf Priester heißt. 1, 396a; SW. 60, 246 etc.; Beschmiert. 204 etc., vgl.: Wohlriechende Profumen oder Salben und Schmiersal. Garzoni 704a.
c) mit dem Nebenbegriff des Besudelns, Verunreinigens etc.: Daß sie ihren Unflath daran „schmiren“. Luther 5, 397a; 372a etc., s. e; i.
d) Einem einen Brei (s. d. 1a; b) etc. ins Maul (G. 34, 315), in den Mund (L. 10, 176) sch., einsch., eig. und übrtr.: ihn in Bezug auf geistige Kost (vgl. Milch 1f) wie ein kleines Kind behandelnd, dem man kein selbständiges Denken zutraun darf.
e) Einem das Maul (s. d. 1a) sch.; Lässt sich die Krankheit nicht kurieren, | muß man sie eben mit Hoffnung sch. G. 7, 115, trügliche Hoffnung statt der Heilmittel geben; Geschmierte [glatte, falsche] Worte geben. Rachel 7, 35; Wackern. 3, 773⁴ etc., s. f.
f) (s. e; c) Den Wein sch., an-, ver-sch., durch schädliche Zusätze verkäuflicher machen (s. rennen 3d; verschneiden; anmachen 2), Ggstz. rebrecht.
g) Man schmiert’s nicht Jedem aufs Brot, wer man ist. Auerbach Gv. 405 = man hängt’s nicht Jedem auf die Nase (s. d. 1m), wie denn das aufs Brot Geschmierte offen vor Augen liegt.
h) Wie man schmiert, so fährt man. Klinger F. 94 etc.; Etwas geht, wie geschmiert (Niebuhr Nachg. 260), als obs geschmiert wäre (L. 3, 44), ohne alle Hindernisse, glatt und schnell etc.; Wir sch. unsre Sohlen. Sch. 133a, machen uns rasch auf den Weg etc.
i) (s. h; c) von Malern, Schriftst. etc.: in Hast, ohne Sorgfalt sudeln (vgl. klecken, klecksen), z. B.: Das heißt nicht malen, sondern Farben auf die Leinwand sch.; Den .. ein Dorfkleckser mit Leimfarben geschmiert. Waldau N. 1, 109; Durch Sch. und Unfleiß .. schadet das Sudelgeschlecht. Platen 2, 270; Er [Kotzebue] schmierte, wie man Stiefel schmiert. 4, 37 etc., auch in Bezug auf die Handschrift: Einen Wisch .., der so geschmiert war. Gotter Sch. 242. k) Eier .., um die Stimme .. damit zu sch. [schmeidigen] und abzuklaren. Lichtenberg Hog. 1, 63; Die Gurgel sch., scherzh. statt saufen, zechen (vgl. l).
1) Einem die Hände sch. oder salben (s. d. 5, vergl. Schmier 1a; Guldenöl), ihn durch Bestechung geschmeidig machen, s.: Geschmiert müssen die Leute dort werden, mit Geld oder (s. m) mit dem Kantschu. Temme Schw. M. 2, 30; Der Vogt ist geschmiert [bestochen]. Klencke Gsp. 1, 13 und wortspielend (s. h): Wer gut schmiert, Der gut fährt, auch: Du hättest dem Kerl die Kehle tüchtig sch. [ihn durch Speis’ u. Trank bestechen] sollen. W. Luc. 3, 385. m) Einem den Buckel, den Nacken etc., ihn sch. (Ber- lichingen 83; Suder Altpr. 53), ihn prügeln, s. 1: Temme; Schmiere 1c etc. n) s. schmeicheln, Anm.
2) Dazu:
a) Schmierung, selten außer v. Zsstzg., z. B. (s. 1b) verächtlich statt Salbung. Fischart B. 15b etc.
b) Schmierer, s. u. Zsstzg., vergl. die von ölen, salben, streichen etc.; zu 1c schmutzen; zu 1i sudeln, schreiben etc., zu 1m schlagen, prügeln etc., z. B.: Ab-:
1) intr.: schmierend abschmutzen.
2) tr.:
a) [1i] Wenn Schüler ihre Exercitien a. etc.
b) [1m] Die Karbatsche erwischen und sie a. Tieck 5, 492; Zimmermann Nat. 262; Fischart B. 124a; 194a etc.
Án-:
1) [1c] Er .. schmiert als wohlständig an dem Purpur und der Seide, | was Woll’ und Haar verstellt. Lohenstein Ibr. S. 13 etc.; Ihre Zusätz . ., Anschmierung. Fischart B. 11betc., s. [1f]; auch: Dem schmiert [schmitzt] er Aufruhr an. Gryphius 1, 78, durch falsche Beschuldigung. 2) [1e] Wie seid ihr von den Spitzbuben angeschmiert! [betrogen]. Hebel 3, 339; 172 etc.; Einem Etwas a. 3) Der sich damit an-zu-sch. [zu insinuieren] gedenkt. Zelter 1, 438 etc., dazu: Anschmierig. Droysen A. 2428; 3, 87. Āūf-:
1) Butter etc. a., aufs Brot, seltner: Aufgeschmierte Butterbröde. Kohl E. 1, 97; auch: Die Butter etc. a., schmierend aufbrauchen (ver-sch.). 2) [1i] schmierend aufschreiben etc. Āūs-:
1) [1].
2) [1i] von Plagiatoren etc. L. 8, 140. c) [1m] aus-haun. Gotthelf Obramtm. 64; Göckingk 3, 31 etc., auch beim Duell. Benedir 3, 305. Be-: z.B. [1]: Stiefel mit Ol b. Fischart B. 271a; Sirup- beschmiertes Brot etc. Reuter Sch. 185, gew. [s. 1c] besudelnd etc.: Sich das Gesicht mit Leim b. W. 16, 10 etc., so auch [1i]: Papier b. [schreibend]. Ip. 15, IX; Bänk und Tische b. [malend]. G. 2, 185 etc., ferner (s. ansch. 2): Marktschreier, der mit seiner Salbe Manche .. beschmierte [betrog etc.]. 28, 309. Dúrch-: z. B. [1m], auch: Bis dahin werd’ ich mich schon d. [durchwinden, durchschlagen]. Auerbach Ed. 184. Eīn-:
1) [1d].
2) schmierend einreiben, z. B.: Salben, 123* sich mit Salben; Öl ins Thürschloß, das Schloß mit Öl e. etc., auch [1m]: Einem die Prügel recht e. und einbläuen. Alexis H. 1, 1, 307. Hín-: z.B. [1i] w. Merck 2, 195 etc. Nāch-: z.B. [1a]. [1i] etc. Über-: Mit Hl und nassem Thon überschmiert. W. Luc. 4, 356 etc., auch [1i] Merck 1, 120 etc. Um-: rings be-sch. Ver-:
1) schmierend verbrauchen, s. auf-sch. 1; auch [1f] und [1i]: Tinte und Papier v.; Viel Gold verschmiert an Decken und an Wänden. W. 11, 28 etc.
2) s. [1a] Die Löcher seiner Kleider mit Tinte v. Gutzkow R. 8, 351, schmierend verdecken etc.; (Bergb.) aufgefundne Erzgänge betrüglich verbergen. Zū-:
1) [1a].
2) [1i] sudelnd hinzufügen. Zusámmen- [1i]: Seine prosaīschen Zusammenschmierungen. G. 32, 51.
~er, m., –s; uv.:
s. schmieren, worauf die Hinweise in [] gehn:
1) [1a] Sch. der Eisenbahnwagen. Hackländer Tag. 2, 167 etc.; Schäfer, der Schmiervieh (s. d.) hat etc.
2) [1i] Sudler, z. B.:
a) schlechter Maler. G. 30, 182 etc.
b) Skribler. 6, 159; Platen 7, 17 etc.; Nachtgedanken- (Wackern. 4, 3371²), Vers- (3, 786⁵) Sch. etc.
3) [1e] Welche nur sind Worte-Sch., | greifen das Werk nicht an. 2, 250 ²⁵ etc.
4) [1f] Wein-Sch. etc.
~erēī, f.; –en:
das Schmieren und etwas Schmieriges, s. Geschmier, z. B.:
1) Mit den Öllampen ist Das eine ewige Sch.
2) s. Schmierer 2a: Die handwerksmäßigste Veduten-Sch. Schwegler (46) 283.
3) s. Schmierer 2b: Die letzten Sch–en des Staatsministeriums. Ense T. 5, 19 etc.
4) s. Schmierer 4: Keine Wein-Sch., sondern eine Weinveredlung. Gartenl. 4, 525a etc.
~ig, a.. voller Schmier oder wie Schmier, klebrig und besudelndschmutzig, eig. und übrtr.:
Reines Jungfernöl . .; sch–es. Börne 2, 248; Sch–er Stiefel. Ense D. 2, 386; Von Blut sch. Platen 6, 39; Sch–e Geschäfte etc.; Sch–keit. Vischer Ästh. 2, 121; An-sch., s. anschmieren 3.
~sal, n.:
s. schmieren 1b.
Schmilzen: s. schmelzen.