Faksimile 0156 | Seite 978
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schmiedbar Schmiede schmieden Um-Schmied Um-Schmied Schmieder Schmiederei
Schmīēd~bar, a.:
was geschmiedet (s. d. u. Zsstzg.) werden kann: H. Ph. 10, 146; Sch–es Eisen (Karmarsch 1, 582), Platin (855) etc.
~e, f.; –n; -:
1) Werkstatt des Schmieds (s. d. 1a), gw. des Grobschmieds und so auch z. B.: Anker-, Waffen-Sch. etc. (dagegen gw. nicht: Blech-, Gold-, Kupfer-Sch. etc., sondern: Werkstatt des Blechetc. Schmieds): Gutzkow R. 1, 323; Zur Sch. ging ein junger Held, | er hatt’ ein gutes Schwert bestellt. Uhland 382; 383 etc.; In der Dorf-Sch.; In einer Eisen-Sch. G. 37, 25; Des Feindes Lazarethanstalten, seine Feld-Sch–n. Ense B. 3, 222; Aus der Waffen- Sch. zu Landau (s. Pulver 2a) etc. Nbnf.: In der „Schmidten“. SClara EfA. 1, 299 etc.; In den „schmitten“. Eppendorf 88; Murner Ul. 61 etc.
a) Sprchw.: Gleich vor der rechten Sch. anklopfen (Jris 7, 555); vor die rechte Sch. gehen (G. 9, 33; L. 13, 551 etc.), Einen weisen (11, 184 etc.), da, wo man Das findet, was man braucht etc., vgl. Küche 1f und: Besser zum Schmied als zum Schmiedel. Schm.
b) übertr.: Sonst hämmr’ ich gar Manches durch in meiner einsamen Sch. [Dichterwerkstatt]. G. Zelt. 3, 288; Aus der Dichtkunst güldnen Sch. | als ein Lied hervorgegangen. Heine Rom. 241; In der Rei- men-Sch. Logau (L. 5, 163) etc.; Ehe-Sch., s. Eheschmied etc.; Es kommen diese Dämpfe | aus unsres Glückes Flammen-Sch. Lenau A. 227 etc.
2) in Zsstzg.: die Manipulation des Eisenfrischens, z. B.: Von der deutschen Frisch-Sch. mehr oder weniger abweichend sind .. die Sulu-Sch. in Schweden üblich, die But- oder Klump- Sch., ebenfalls in Schweden ..; die Halbwallonen- Sch. in Schweden und Frankreich .., die Wallonen-Sch. an der Niederlahn und in der Eiffel ..; die Löschfeuer- Sch. im Hennebergischen und im Thüringer Walde .., die Osemund-Sch. in der Grafschaft Mark; die Bratfrisch- Sch.; die Müglafrisch-Sch. in Kärnthen und Frankreich; die Brech-Sch. in Böhmen etc. Karmarsch 1, 590; An- laufschmidte. Scheuchenstuel 10 (s. Anlaufkolben) etc. Vgl. Osemundschmied; Einmalschmelzerei etc.
~en, tr., auch ohne Obj.:
1) eig.: Metalle hämmernd bearbeiten: Das Eisen sch., zum Schwert etc. sch.; Schwerter, Ketten etc. (aus Eisen) sch.; An dem Schwert etc. sch.; Geschmiedet ihm Pokale, Krüge, Schilde. Cham. 4, 140; Schmiedete, ründete | Kronen dem Haupt. G. 10, 275; Zur Pflugschar sch. [um-sch.] blankes Kriegsgeräthe. Kinkel 338; Nachdem er die Platten aus dem Gröbsten geschmiedet. L. 6, 481; .Er schmiedete der Perl’ ein Muschelbette. Rückert 1, 177 etc. Sprchw.: Das Eisen (s. d. 1) sch., weil es warm ist; Zwei Nägel in einer Hitze sch. (vgl.: Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen etc.), s. auch Schwäb. W. 474.
2) (s. 1) oft bildl. und übertr.: Etwas fertigend zu Stande bringen oder zu bringen suchen, z. B.:
a) Brüder durch | ein edler Band (s. d. 6), als die Natur es schmiedet. Sch. 301b etc.; Hört den Rath an, | den geschmiedet euer Meister. Cham. 3, 320 etc.
b) nam. mit Bezug auf die Mühe und Anstrengung, die das Hervorbringen kostet (s. c), z. B.: Hat nicht mich zum Manne geschmiedet | die allmächtige Zeit? G. 2, 63; Sich mit regen Kräften zurecht zu sch. zum tüchtigen .. Mann. Keller gH. 4, 465 etc.; Willst in weiter Welt ein Glück dir sch. [vgl. zimmern]. Uhland 489 etc.; Sein Sekretär schmiedete die heißesten Liebesbriefe. G. 22, 137; Den Vers recht mühsam sch. Günther 386; Wenn ich zum bescheidnen Liede | die harten Silben mühsam schmiede. Nicolai 1, 161; Ein Schmähgedicht zu sch. Rückert Morg. 1, 121 etc.
c) (s. b) Etwas, das nicht vorhanden ist und deßhalb vermisst wird, künstlich oder künstelnd hervorbringen: Er schmiedete sich irgend einen Zusammenhang. FSchlegel Fl. 1, 211; Veraltete Wörter ohne Noth zu brauchen und neue zu sch. W. HB. 1, 14; Luc. 6, 432; Daß er Orakel hinterdrein schmiedete. 3, 195 etc.
d) von künstlich angelegten Unternehmungen etc., nam. von arglistigen, gegen Jemand gerichteten, vgl. spinnen, anzetteln etc., z. B. (al-. phab. nach dem Obj.): Anschläge (gegen Jemand etc.) sch. G. 16, 235; Sch. 414a; 419a; 707b; W. 24, 239; Die Werkstätte, in der die Bosheit ihre Anschläge schmiedete. Pfeffel Pr. 10, 52 etc.; Deine Zunge schmiedet Arglist. Mendelssohn Ps. 50, 19 etc.; Falsche Beschuldigungen wider Einen sch. L. 3, 277 etc.; Es wird ein heimlicher Betrug geschmiedet. G. 13, 79 etc.; Bubenstücke sch. Mendelssohn Ps. 58, 3; Intrigen, Kabalen gegen Jemand (Sch. 918b; Schütze Hamb. 237), lügenhafte Klagartikel (G. 9, 119), eine Lüge (13, 57), Plane (Platen 1, 291; Sch. 104b), Ränke (635b), Unternehmungen (819b), zwischen Eheleuten Uneinigkeiten (KLessing ReichFr. 15), Verrath sch., auch: Musst du immer sch. am Verrath, | um deinen Gatten und dich selbst zu stürzen? Schlegel Sh. 8, 20 etc.
3) Etwas wohin sch., sch–d befestigen, eig. und übertr., z. B.: Galerensklaven, | die, eng an eine Bank geschmiedet, keuchen. G. 13, 222; Warum an den Schandgesellen mich sch., der etc.? 11, 196; Wie an den Grund mit Ketten | geschmiedet, stand ich. W. 20, 87 etc.; Einen auf die Galere sch. etc.; Laß in die goldnen Ketten erst dich sch. Cham. 4, 166; Wie mit Eisenbanden bleibt die Seele | ins Innerste des Busens dir geschmiedet. G. 13, 5; Du musst dich in ein festes Lebensjoch sch. Gutzkow R. 6, 214; W. 29, 197 etc.; Es schmiedete | der Gott um ihre Stirn ein ehern Band. G. 13, 16 etc., auch (s. binden 3f): Einen aus der Kette sch., ihn aus-, los- sch., s. Zsstzg.
4) Dazu:
a) Schmieder, zuw. zu 2, obgleich auch hier wie zu 1 fast ausschließlich Schmied (s. d., Zsstzg., z. B. Fabel-, Ränkeschmied): Der orphische Shmbolschmieder. V. Ant. 1, 190 etc.
b) ebenfalls nam. zu 2: Zu Schmiedung neuer Greuel. HKleist E. 1, 151; In Schmiedung neuer Wörter. W. Luc. 6, 92 etc.,vgl.: Zum Ränke-Sch. W. 7, 109 etc. Zsstzg. z. B.: An- [3]: Galere, auf der ich angeschmiedet bin. G. 14, 75; Angeschmiedet an das Laster mit eisernen Banden. Sch. 125b etc. Āūf- [3]: Es haben die Übermächtigen | der Heldenbrust .. Qualen | mit eh’rnen Ketten fest aufgeschmiedet. G. 13, 53 etc.
Āūs-:
1) [1] schmiedend ausdehnen, strecken etc. (s. durch-sch. 1): Das A. des Deuls... Zu Stäben ausgeschmiedet. Mitscherlich 2, 2, 103; Karmarsch 2, 78 etc.
2) [2] Dies alte Gesang | neu aus-zu-sch. Weckherlin 577.
3) [3]. Be-: (selten) schmiedend beschlagen: Den Kasten b. Waldis Es. 4, 62. Dúrch-:
1) [1] schmiedend durcharbeiten: Das Eisen d. oder gärben (s. d. 2). Krünitz 9, 482 etc.
2) schmiedend durchlöchern etc. Eīn- [3]: Die Kette .., in die du eingeschmiedet bist. Klinger Giaf. 579; L. Samps. 4, 2; Zachariä 2, 307 etc. Ent-: los-sch.: Einen der Fesseln e. Haugwitz Sol. 4, 37. Hín- [3]: Hingeschmiedet zum Gesang | stehn .. lauschende Naturen stille. Sch. 3a. Lōs- [3]. Über- [1]: schmiedend überarbeiten: Man überschmiedet die Stäbe nun wieder. Karmarsch 1, 445 etc. I.
Um-: schmiedend umformen, eig. [1] und übertr. [2]:
Die Bischofsmütze | zur Krone um-zu-sch. Geibel Rod. 17; Mich hat das Leben .. umgeschmiedet auf seinem feurigen Amboß. Rahel 2, 60 etc. II.
Um- [3]:
mit etwas Geschmiedetem umgeben (s. be-sch.): Umschmiedete Räder. V. Georg. 3, 361. Ver-:
1) schmiedend brauchen, verbrauchen: Die Schlosser werden mehr Eisen ver-sch. dann Silbers. Wackern. 3, 468¹¹ etc.
2) schmiedend verderben, z. B. [2]: Da Dichter die Religion schmiedeten und verschmiedeten. H. 9, 390 etc. Vōr- [1]: Etwas vorbereitend (aus dem Groben, Rohen) schmieden. Karmarsch 1, 240; 2, 631 etc. (vgl. Zuschläger, Vorschmied). Zū-: durch Schmieden zurichten, auch z. B. [2]: Dann schmied’ ich meinen Katecheten durch sokratisches Fragen zum Weiterfragen zu. IP. Zusámmen- [3]: Beide Liebende zu einem Wesen z. Engel 7, 308; Sch. 327b etc.
~er, m., –s; uv.:
s. schmieden 4a.
~erēī, f.; –en:
1) das Schmieden, Schmiedehandwerk. Gartenl. 10, 310a.
2) in Zsstzg.: Lügen-, Ränke-Sch. (vgl. Ränkeschneider).