Faksimile 0152 | Seite 974
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schmeißen
II. Schmēīßen, schmiß; geschmissen; tr., zuw. ohne Obj.:
1) schlagen, hauen: Er hätt’ dir ins Gesicht geschmissen und ein Schrämmchen über die Nase gehauen. G. 34, 265 etc.; Daß er mich mit einer Ruthe auf die Hände schmiß. Schweinichen 1, 42; Zinkgräf 1, 219 etc.; Von hinten her will er Männer zu Schanden sch. Sch. 133b; Hinterwärtlich und schelmisch kann der beste Kerl geschmissen werden. Weise Is. 36 etc. Vralt.: Daß er in Person mit dem Pilatus schmisse [sich schlüge]. Scultetus (L. 8. 292), s. 2; Schmiß, Schmisser, Schmitz. 2) mit heftigraschem Wurf (wie schleudernd) werfen, nicht bloß „in den niedrigen Sprecharten“ (Adelung), sondern als kräftig derber Ausdr. auch in der gehobnen statt werfen (s. d., vgl. schmettern, bei Spate schmittern): Du keckes Bild .., | frisch aus der Seele aufs Papier geschmissen. Freiligrath SW. 1, 439; 6, 229; Günther 386; 422; HKleist E. 1, 16; Wenn die vordern Treffen geschmissen (s. 1) waren. L. 8, 121; In Trümmer sch. Möricke N. 514; Die Poeterei ganz auf die Seite geschmissen. FMüller F. 47; Derweil ein Hufschlag Zwei zu Boden hinten schmiß (s. 1). Rückert Rost. 2a; Ein panischer Schreck schmeißt Alle zu Boden. Sch. 120a; Das riß uns wie der Sturmwind fort | und schmiß uns tief in Blut und Mord. 12a; 117b; 327a; Schlegel Gd. 1, 124; Thümmel 7, 149; Von unsichtbarer Hand wird .. | im Wirbelwind die Nymphe fortgerissen | und in die Fluth . . geschmissen. W. 20, 76 etc.; Blüthen (s. d. 1k) sch. etc. Vralt.: Schmeiß denn dreimal Wasser auf dein Angesicht [dich waschend]. Olearius Baumg. 78b etc.; ferner intr. (vgl. Schm.): heftig, rasch sich bewegen: Wenn .. der Adler .. über alle Berg’ hin in die Wolken schmeißet. Opitz 1, 168 etc. Zsstzg., s. die von schlagen u. nam. werfen (vgl. auch I), wonach wenige Belege genügen: Sie hat .. ein Eisen (s. d. 2a) abgeschmissen. Logau 2, 19 etc.; Daß du bereits den Mauren abgeschmissen [vom Pferd]. Nicolai 6, 128 etc.; Einem eine Klette an-sch. Spate; Jemand mit Koth (Adelung), mit Schneebällen etc. be-sch.; ungw.: Damit der Flora Schmuck den edlen Leib beschmeiße [darauf geworfen bedecke]. Günther 622 etc.; Die Thüre (G. 14, 253), Fenster (11, 86) ein-sch.; Daß das Gewölbe von den Bomben eingeschmissen sei. Rabner Br. 294; Eine erschmissene [1] Maus. JP. 7, 93; Statt’s Feuer zu werfen über Bord | .. schmissen sie das Pulver fort. Lichtenberg 4, 398; Weichmann 1, 35 etc.; Er schmeißt die .. Lanze | weit auf den Haufen hin. Nicolai 1, 277; Zimmermann Nat. 117 etc.; Steine herab- (L. 4, 50), Jemand die Treppen hinab- (Sch. 156); zum Tempel (Mügge NLeb. 1, 21), zur Thüre (G. 16, 164) hinaus-; die Leier herunter- (Baggesen 3, 231) sch. etc.; Bis .. ich .. | das Herz ihm ausgerissen | und das dir nachgeschmissen. B. 52b (s. u.: vor-sch.); Heine Verm. 1, 40 etc.; Der so die Tapfern niederschmeißt. Alxinger D. 8, 27 (spätre Lesart: „niederschlägt.“ 272); Des gelben Tiber’s rückgeschmißne Wellen. L. 3, 434; Umgeschmissen. Nicolai 1, 55; 214 etc.; Das verschmißne [verschleuderte] Geld. Gellert 2, 9; ugw.: Nichts aufnehmen, was aus einem Grunde könnte billig verschmissen [als der Aufnahme unwerth verworfen] werden. Cham. 5, 71; Bis .. er .. | das Herz dir ausgerissen | und das mir vorgeschmissen. B. 53b (s. o. nach-sch.); Etwas weg-sch. Blumauer 2, 35; G. 24, 101; W. Luc. 1, 66 etc.; Sich die Köpfe (Gottsched Krit. D. 203), Einem den Hirnschädel (L. 3, 56), die Knochen (Immermann M. 3, 7) zer-sch.; Zerschmeiße sie gleich irdenem Geschirr. Mendelssohn Ps. 2, 9; Eine Welt zu Staub zer-sch. W. 11, 9; Zelter 1, 436 etc.; seltner: Die zerschmißne [1, durch das Schlagen abgenutzte etc.] Ruthe. Günther 202 etc.; Die Thür (Arnim 259), das Fenster (G. 9, 89) zu-sch.; Da schmeiß [1] ich gewiß zu. 8, 210, schlag ich drein etc.; Etwas etc. zusammen-sch. [auf einen oder übern Haufen]. G. 11, 159; Sch. 169b etc.