schmecken
Schmécken, intr. (haben), tr.:
1) obrd.: Sch. anstatt riechen [s. d.], wie es bei einigen Teutschen gebraucht wird, von denen man deßwegen sagt, sie haben nur vier Sinne. 3, 1018 ¹¹), sehr gw. in ältern und mundartl. Schriften, s. etc. (auch in Zsstzg.), im heutigen Hochd. nur ver- einzelt:
a) (s. riechen 2) dem Geruchssinn sich bemerklich machen: G. 264 etc.; A. 2, 47; Mit Maien bestecken, | daß es wird lustig und wohl sch. 2, 63²³; 61³); Daß hier des Himmels Athem lieblich schmeckt. 561a etc. Jm Partic.: Die Butter wäre sch–d geworden. Kl. 2, 176 [stinkend]; Die stark-sch–den Meerkälber. 16b [4, 406]; Mit wohl-sch–dem Wasser gesalbet. 43b [10, 364]; Ein wohlsch–d Rosenhag. G. 1, 87; Findet die Assa fötida wohl-sch–d und die Rose wird ihm ein Gegenstand des Ekels. 1, 276 etc.; Nach Etwas sch.; s. 2c. —
b) (s. riechen 3) Etwas durch den Geruchssinn wahrnehmen etc.: Die Weihen sch. baß [riechen schärfer]. 94; Ehe sie anbeißen, so sch. sie daran. Der Löw schmeckt aus dem Geruch des Pardi den Ehebruch der Löwin 50 etc.; Der Wolf „schmö cket“ .. ein Aas eine halbe Meile. 607b; übrtr.: Den Braten (s. d. II) sch. 18; B. 3a; 6, 359b etc.; Ich hätt’s sch. [merken] sollen. Seid. 94 etc.; Die Bauern . .. schmogen [schmiegten] sich in die Ecken, | dachten, der Pfarrer könnt sie sch. [merken]. G. 1, 186 etc., auch (s. riechen 4b): Eh so ein vertrakter Tausendsasa in meine Stube geschmeckt. 182a etc. —
2) (vgl. 1a; riechen 2) das Geschmacksorgan, die Zunge afsicieren: Etwas schmeckt (Einem) süß, bitter, sauer, herb, salzig etc.; gut, wohl, schlecht, widerlich, (un)angenehm etc.; Der Wein schmeckt wie Essig [so sauer] etc.; Die Suppe schmeckt abgeschmackt. 191; Unser Gläschen schmeckt uns ja so wohl. 11, 449; Mein Pfeifle Toback schmeckt mir gut. Sh. 1, 51 etc.; Sich Etwas wohl sch. lassen. Br. 1, 224 etc.; Wohl-, schlecht-, übel-sch–de Speisen, Arzeneien etc. —
a) oft übrtr.: Kein Wunder, wenn meine Briefe wie gehacktes Stroh schmeckten und weder Kraft noch Saft drin war. Merck 2, 146 etc.; Der Tod schmeckt immer bitter. 20, 38 etc.; Wie schmeckt’s? 3, 232; 123a etc., wie behagt euch Das, was ihr erfahrt etc.?, s. b; Unversucht schmeckt nicht. Sprchw., z. B. 3, 195, über Das, was man nicht durchgemacht, erfahren etc., hat man kein Urtheil. —
b) oft prägn. = wohl, gut sch., z. B. eig.: Ein Schluck darauf wird sch. 3, 191; Der Champagner schmeckt uns nicht mehr. R. 8, 130; Schmeckt das Pfeifchen? 6, 318 etc. u. (s. b): Noch schmecket . . | der Kuß. 104; Äußerungen, die ihm wohl nicht sch. [behagen] dürften. 12, 511; 112; N. 62; [Dann] schmeckt’s meinem guten Schlucker freilich, einmal auf süß Wasser zu graben. 181b etc. —
c) Nach Etwas sch., das Vorhandensein oder Einwirken desselben spüren lassen, verrathen, — eig. durch den Geschmack, z. B.: Die Speise schmeckt nach Zitronen etc.; der Wein nach dem Faß; die Suppe nach Rauch etc.; (scherzh.: Die Speise schmeckt nach Mehr, so daß man mehr davon wünscht). Sehr oft verallgemeint (s. 1a; riechen 2d): Eine Bewegung, die noch nach dem Amboß schmeckte. H. 2, 1, 143; 1, 342; Haß gegen Alles, was nach schönen Wissenschaften schmeckte. 21, 37; 16, 34; 39, 271; Leider schmeckte Dies nicht nach süßem Honig [nicht süß, s. b]. 5, 139; Wörter, die stark nach der Schule sch. Bel. 70; 10, 53; Daß ihr zu sehr nach eurer Jugend schmeckt. Sh. 7, 26 u. o.; selten: Schmeckt aus seines Vaters Schule. Sh. 2, 235 etc.; Auch das mehrer Theil [nach] eitel Geiz und Hoffahrt schmeckt. 1, 311a etc. —
3) vgl. 1b; riechen 3: Etwas durch den Geschmacksinn wahrnehmen, unwillkürlich oder absichtlich (vgl. III kosten): Prüfet nicht das Ohr die Rede und der Mund schmecket die Speise? 12, 11; 2. 19, 35; Da er es schmeckte, wollte er nicht trinken. 27, 34 etc.; Die Jugend verschlingt nur . ., ich kost’ und ich schmecke beim Essen. 1, 101; Wir sch. nur flüssige oder auflösliche Körper etc. 4, 271; „Schmeckt [2] der Wein nicht nach dem Kork?“ Ich schmeck Nichts; Sch. Sie mal, wie Das schmeckt [2] etc.; refl. mit Angabe der Wirkung: Jch hätte mich .. | bald satt gehört, geschmeckt, gerochen und gesehn. 15, 173 etc. Vielfach übrtr. und verallgemeint, z. B. — theilweis ineinandergreifend:
a) Einen nicht sch. [leiden, s. d. II 6] können, z. B.: Br. 1, 503; Gr. 1, 66; 2, 84 etc., eine Antipathie gegen ihn haben, s. (auch: an-sch.).
b) Der Geschmack [s. d. 3] ist eine Sache, die sich .. ohne eine gewisse Feinheit des Seelenorgans, womit man sch. soll, durch keine Kunst .. erlangen lässt. 13, 174 etc. —
c) etwas Unangenehmes, empfindlich Treffendes erdulden etc.: Den Tod sch. [sterben]. 2, 9; 16, 28; Das Gefängnis 28, 230), eine Ohrfeige von Einem GG. 12) sch.; Wir schmeckten des Elends volle Genüge. Od. 23, 350 etc. —
d) erproben: Nimm einen Löffel und schmeck selbst, was du sagst. 1, 372a; Man muß mehr als einen [Brief von ihr] lesen, wenn man ihre Schreiben sch. [beurtheilen, kennen lernen etc.] will. Br. 90. —
e) Etwas erfahren, genießend empfinden etc.: So ihr anders „geschmackt“ habt, daß der Herr freundlich ist. 1. 2, 3 etc.; 6, 4 ff.; Nie schmeckt ein niedrigs Herz ein wirkliches Vergnügen. 2, 113; Jch schmecke Fried und Ruhe. 2, 148; Ein Eindruck, den .. ich wohl sch. und genießen, keineswegs aber erkennen .. konnte. 31, 8; 26, 12 etc. — t) Etwas genießend benutzen: Lasst den kurzen Mai | .. uns .. mit einander sch. Lieb. 58.
Anm. S. Schmack, Anm. Mit „a“ nicht bloß im vralt. Impf.: schm ackte 1, 185; 2, 43 etc., selbst noch 2, 252); Partic.: geschm ackt. B. 33a; 160a etc., sondern auch Infin.: schmacken. 33a; 54a; Präs.: schmackt. 1, 245; 3, 227 etc.; ferner (schwzr.) schmöcken, vergl. schmauchen niedrd. smöken (ähnl. wie rauchen zu riechen).
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [3] einem Ggstd. durch den Geschmack Etwas abmerken oder ihm Geschmack abgewinnen. —
2) [2] (s. abgeschmackt) A–d, fade etc., eig. z. B. Kochk. 127; 160 etc. und übrtr.: Seine gewöhnliche Gesellschaft war ihm etwas a–d *geworden. M. 3, 346; 2, 7; Die a–dsten Gleichnisse. Sh. 6, 17; 4, 218 etc. — Än-: z. B. [3a], s. ferner etc. — Āūs- [3] schmeckend ausproben. V. 443; 2, 119 etc., auch [3e]: Das Vergnügen bis auf den letzten Tropfen a. [zu Ende genießen]. 12, 538. — Bēī- [2]: B–de Tünche. H. 2, 34, einen Beischmack gebend etc. — Dúrch-:
1) [3] schmeckend durchproben: Nachdem ich alle [Kelche] durchgeschmeckt. 6, 144 etc. —
2) hindurch-sch.:
a) [2] Nicht ohne d–e Bitterkeit. DFam. 1, 118; M. 59 etc. —
b) [3] Wie ich den Jubel meiner Frau .. schon voraus durchschmecke. 3, 45. — Während Einer, der auf diese Feinheiten nicht eingeschmeckt [schmeckend eingeübt, daran gewöhnt] ist, Beides .. widerlich findet. I. 2, 432. — veralt. statt des Grundw. [1b; 3]. B. 38b; 189a etc. — Hín- etc., z. B. [1b]: Da schmeckt kein hungriger Franzmann hin. 2, 406 etc., ferner [2]: Das Gewürz schmeckt — und [3]: Man schmeckt es — in der Speise heraus, hindurch, hervor etc. — Míß- [2]: gw.: M–d, Ggstz. wohl-sch–d. —
Eīn-: Er-: Nāch-: 1) [2] einen Nachschmack geben: Daß der Beisatz nicht zu herbe weder vornoch nachschmecke. 2, 190. —
2) [3] Jeden Bissen, den er schluckte, schmeckte sie ihm in ihrem leeren Munde nach. D. 1, 25 etc. u. [3e]: Damit ich den Ärger ja recht n. kann. Empf. 1, 111, nach- empfinden, s. 1. — Ver- [3]: Den Wein etc. v., kosten. Ab. 280 etc.; Wenn sie erst die Früchte verschmeckt [genießt etc.]. 166a und [3e]: mit Bewusstsein u. Behagen genießen (frz. savourer): Die schöne Gegend habe ich heute erst, und in welchem Sonnenschein, verschmeckt. 17, 581. — Vōr-:
1) hervor-sch. (s. d.):
a) [2] Weil das Ingrediens nicht vorschmeckt. 8, 14, s. nach-sch. 1. —
b) [3]Das —
2) [3] einen Vorschmackv. Etwas haben: [So] schmeck ich die Qualen der Hölle alle vor. 34, 145. —
3) [3] vorkosten etc.: Die Geschmacksgimpelei .. versteht Nichts zu kochen und zu schmecken, als was ihr vorgekocht und vorgeschmeckt worden. 351a etc.
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