Faksimile 0145 | Seite 967
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Schlüssel schlüsselig schlüssellich
Schlüssel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) das Werkzeug zum Schließen und Offnen eines Schlosses: Bart, Röhre, Ohr eines Sch–s; Der Sch. steckt. Gutzkow R. 8, 342 etc.; Den Sch. abziehn. W. 11, 213 etc.; Etwas unter seinem Sch. [Verschluß] haben. 9, 269; Zu Kist und Kasten hast du ja die Sch. HKleist Kr. 95 etc., s. e; Der Sch. zum Schrank, Keller etc.; der Sch. vom Haus etc.; die Sch. der Festung etc.; Festungs-, Garten-, Haus-, Kassen-, Keller-, Laden-, Schrank-, Stuben-, Thor-, Thür-, Zuchthaus-Sch. etc.; ferner z. B.: Lauter Auf- und keine Zumach-Sch. Zinkgräf 1, 274 etc.; Schrauben-Sch. (versch. 2), mit Schraubengängen statt des Barts; Haupt-Sch. G. 19, 61 (s. e), der hauptsächlichste Sch. eines Hauses etc., die wichtigsten Schlösser desselben schließend etc.; Haken-, Diebs- Sch., Dietrich (s. d.), vgl.: Nach-, Bei-Sch., zum diebischen Offnen eines Schlosses; Jene überaus kleinen an Fingerringen befestigten Sch. (Ring-Sch.). Guhl 1, 146; 2, 207 etc.; Erb-Sch. (ererbte) dienen zu abergläubischem Gebrauch etc.
a) Der goldne (Göckingk Lieb. 144) oder Kammerherrn-Sch. (Droysen Y. 1, 67) als Symbol der Würde eines Kammerherrn (s. d.). Ferner übertr.:
b) Der Sch. zu Etwas etc., Das, wodurch Einem das sonst Verschloßne aufgeschlossen, das Geheime offenbar, das Dunkle klar wird etc.: Der Sch. zu diesen Geheimnissen (W. 14, 205 etc.), des Geheimnisses (18, 108 etc.), zur Aufschließung des geheimen Sinns (13, 167); Den Sch. zu finden, der mir das Außerordentliche in deinem Leben aufzuschließen schien. 16, 30; 29, 199; HB. 2, 178; Die Sch., Gottes Rathschlüsse zu eröffnen hat kein Mensch. Olea- rius Baumg. 94 etc.; Finden wirst du sogleich zu aller Bildung den Sch. G. 2, 295; 33, 324; Platen 1, 301; Der die Sch. meines Herzens führte [dem es offen lag; vor dem ich kein Geheimnis hatte]. 4, 326; Ich stehe | vor einem zauberisch verschloßnen Schrank, | wo alle meine Sch. mich betrügen. Sch. 262b; 704a; 788b; 1016b etc.; Zu den übrigen Büchern habe er einen Universal-Sch. G. 14, 264 (s. o.: Haupt-Sch.); Der herrlichste Löse-Sch. (s. f) zum Werk etc. IP. Hesp. 87; Den Zauber-Sch. eines Räthsels, welches nie ausgesprochen ist. Monatbl. 2, 231b (vgl. e).
c) (s. b) Der Sch. einer Geheim-, Chifferschrift, wodurch man sie dechiffriert etc., ähnl.: Mus.: Sch., Noten-Sch., ein Zeichen, durch dessen Stand auf dem Notensystem die Bedeutung der Noten best. wird, z. B.: Der C-Sch., der, je nachdem er auf der ersten, dritten oder vierten Linie steht (jedesmal hier das eingestrichne c bezeichnend) Diskant-, Alt-, Tenor- Sch. heißt; ferner: G- oder Violin-; F- oder Baß- Sch.
d) zuw. in Bezug aufs Verschließen, z. B.: Daß sie . .die Sch. ihres Herzens umgedreht und abgezogen, so daß sie verschlossen geblieben. Gotthelf G. 99; Weit offen ließ ich des Gedankens Thore | und warf die Sch. weiser Vorsicht weg. Sch. 383b etc.
e) Sch. als Das, was zur freien Schaltung über Etwas Macht und Gewalt giebt: Unterworfen ist Alles unterm Sch. eines Weibes. Sch. 424a; Der Kassen-Sch. sei der Sch. zu dem Herzen. W. 10, 73; Daß dieser Mann den Sch. zu meinem Kopf und Herzen bei sich trug. 17, 75; Gewaltige Wundermänner, die den Sch. zur Geisterwelt gefunden. 13, 112 etc.; Geld, das ist der Haupt-Sch. etc. Arnim 92; Zauber-Sch. (s. b), der die geheimnisvollen Thore der höhern Welt mir öffnet. Wackern. 4, 1197⁴ etc.
f) (s. e) auch bibl., s. Of. 1, 18; 3, 7; 9, 1; 20, 1 und bes.: Petrus . ., ich will dir des Himmelreichs Sch. geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und Alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein. Matth. 16, 19, s. Luther 5, 217 ff. und z. B.: Heute „Feil-Sch.“ [Fehl-Sch.], morgen Treff-Sch. 227a (in Bezug auf das bald ,,Fehlende“, bald „Zutreffende“ der päpstl. Schlüssel); Binde- und Löse- Sch. ebd.; Am Beichtstuhl fünf Löse-Sch. erstehen. IP. Fat. 2, 151; Die Kirche, die den Löse-Sch. hat | für jede Schuld, der Himmel hat vergeben. Sch. 408a, s. 428a; S. Peter mit dem Doppel- Sch. W. 27, 343; Himmels-Sch. Grimm M. 8 etc., s. i.
g) (s. e) Kriegsk.: ein strategisch wichtiger Ort, dessen Vesitz Einem ein Land, eine Gegend öffnet und in Gewalt giebt: Genf, den Sch. der Schweiz zu besetzen. JvMüller 24, 190; Der Sch. und eiserne Pforte zu dem Königreich. Olearius Reis. 377a; Sch. 1000a; 1081b; Stumpf 674b etc.
h) Kuh- Sch., (veralt.) in Zünften Zwangsmittel gegen die sog. Kuhschwänze, d. h. Solche, die als Burschen ausgelernt haben und nicht Gesellen werden wollen.
i) Bot.: Sch–chen (H. 15, 90), Unsrer Frauen (Fischart B. III), S. Peters- (ebd.), Himmel(s)-Sch. (Bettine 1, 324); Freytag Soll 3, 40), Name von Pflanzen, bes. Primula veris (s. Sch.-Blume). 2) (s. 1) sch.-ähnliche Hebel, durch deren Drehung man eine best. Wirkung hervorbringt, z. B.: Sch., durch dessen Drehung zur Rechten oder Linken der Telegraphist die Drahtverbindungen [beim Nadeltelegraphen] .. umkehrt. Karmarsch 1, 691 etc., ferner z. B. Zsstzgn (statt deren oft das Grundw. genügt): Bohr- Sch., zum Drehen des Bergbohrers. Scheuchenstuel 25; Harfen-, Klavier-Sch. (versch. 1c), die Saiten durch Drehn der Stifte zu stimmen; Mutter-Sch., zum Aufdrehn einer Schraubenmutter, ähnl.: Schrauben-Sch. (s. 1), z. B. auch: Werkzeug, die Bruchstücke des Gesteins aus dem Bohrloch zu bringen; Uhr-Sch., zum Aufziehn von Taschenuhren; Zahn- Sch., zum Zahnausziehn etc. 3) Orgelb.: s. Schloß 2. 4) Schuhmach.: in den Richtleisten (s. d.) eingetriebne Keile.
~ig, a.:
nam. in den Verbind.: Sch. sein (Musäus Ph. 1, 148; W. 15, 161; 231; 20, 177 etc.), werden (Engel 12, 202; Pseffel Pr. 1, 23; Ramler F. 3, 180 etc.), Etwas zu thun, entschlossen sein; beschließen; auch: Nur kann ich noch nicht sch. werden [zum Entschluß kommen], wovon es handeln soll. Rabner 1, 65; Bis die Räthe sich über das Anliegen sch. gemacht. Steub DTr. 2, 57 etc.; Den sch–en Plan entwerfen. EWagner 9, 42, endgültig etc. und: Wenn diese Consequentia und Folge gültig und sch. [bündig] wäre [= schlösse]. Luther SW. 61, 65 etc. Häufiger im Ggstz.: Un-sch., unentschlossen, schwankend etc. W. 3, 26; 80 u. o., selten mit Genit.: Nun ward ich wieder meines Raths un-sch. Rückert 1, 156; 126; Mak. 1, 123 etc.; dazu: Unschlüssigkeit, Unentschlossenheit. Rabner 4, 48; W. 8, 125 etc., auch in Mz.: unentschloßne Schwankung etc. Hackländer Tag. 1, 72; Holtei Mensch 1, 219; Wackern. 4, 817³⁵ etc. Ahnlich: Ent-sch. Jacobi Jr. 3, 224; JBMichaelis 74 etc.; Un-ent-sch. L. 4, 267; Samps. 2, 6; Nicolai 4, 81 etc.; Die Unentschlüssigkeit. Schlegel Dr. 2, 2, 195 („Unentschließigkeit“ L. 12, 6). Andre Zsstzg. z. B.: Ein-sch., s. einschließlich 2; Rück-sch., s. Rückschluß etc.
~lich, a.:
s. schließlich und Trugschluß.